Nett zum Hintergrund-Enträtseln
Ich war in der Erwartung eines Mysterythrillers, der womöglich paranormale Elemente beinhalten könne, an das Lesen dieses Buchs gegangen: Tatsächlich habe ich „Das Hotel“ nun aber eher als Drama empfunden, ...
Ich war in der Erwartung eines Mysterythrillers, der womöglich paranormale Elemente beinhalten könne, an das Lesen dieses Buchs gegangen: Tatsächlich habe ich „Das Hotel“ nun aber eher als Drama empfunden, bei dem bis zur Auflösung unklar blieb, ob es sich nun eher im Bereich Spiritualität oder SciFi abspielte.
Die als Ich-Erzählerin auftretende Protagonistin erwacht regelmäßig aufs Neue mit dem Gedanken „Endlich Urlaub!“ in einem Hotelzimmer und erlebt in dieser Ferienanlage, in der alles perfekt zu sein scheint, dennoch sehr diffuse Tage, die von Gedankenfetzen und Erinnerungsfragmenten, nicht greifbaren Flashbacks, durchdrungen sind. Mit einer Geschichte wie sie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ erzählt kann „Das Hotel“ aber nicht verglichen werden, denn die Hauptfigur Alice ist sich nicht bewusst, dass sie diese Dinge schon einmal erlebt hat, dass sie Personen bereits kennengelernt hat etc., sie hat lediglich stets so ein vages Déjà-vu-Empfinden. Mit jedem Neubeginn ihres Urlaubs haben sich auch kleine Details verändert und wer hier nicht wirklich aufmerksam liest, den dürfte die Geschichte vermutlich bald langweilen, denn die Tage sind eben doch sehr gleich. Für mich bestand die hauptsächliche Spannung eigentlich nur darin, was sich quasi von einem Tag zum anderen geändert hatte, und zu rätseln, warum das so sein könnte. Zudem erlebt Alice immer mal wieder „weiße Bilder“, ganz so, als befinde sich ihre Urlaubsumgebung in einer Art Matrix.
Ohne zu spoilern: Nach dem ersten Zehntel des Romans, also quasi mit dem Ende der gängigen Leseprobe, war ich mir sehr sicher, dass „Das Hotel“ eine gegenwärtige Nahtoderfahrung berichtet und Alice tatsächlich um ihr Leben kämpfend auf einer Intensivstation läge. Von diesem Glauben habe ich nie wirklich abgelassen, aber so ab der Hälfte gab es immer wieder Momente in der Geschichte, die mich mit dieser Theorie doch auch haben hadern lassen; aber da fühlte ich mich dann auch sehr an „Im nächsten Leben wird alles besser“ von Hans Rath erinnert – die Auflösung hat mich tatsächlich auch ein wenig überrascht, obschon sie weitgehend einer der vier Szenarien entsprach, die ich mir bis dahin zurechtgelegt hatte; zugleich war sie mir aber auch ein bisschen zu kaputterklärt. Denn während die Geschichte zuvor sehr viel auf Empfindungen, Stimmungen und Wahrnehmungen basierte, wurde sie letztlich eher eiskalt und nüchtern, fast schon technisch, erklärt und Alice schilderte plötzlich, grade im Vergleich zuvor, kaum noch, was sie fühlte und das passte für mich nicht so recht, da sie es schließlich war, die sich hier plötzlich mit diesem ganz großen Knall konfrontiert sah.
Ich habe „Das Hotel“ zwar gerne gelesen, aber es war nun auch keines dieser Bücher, die ich gar nicht aus der Hand legen konnte: Durch die ganzen ständig wiederholten Tagesabläufe fand ich die Geschichte, trotz der veränderten Nuancen in der Handlung, mitunter ebenfalls ermüdend, da hätte mir der Schluss auch ruhig bereits zu einem etwas früheren Zeitpunkt erfolgen können. Aber grad wer „Matrix“, das täglich grüßende Murmeltier und eben den erwähnten Rath-Titel mochte, dem würde ich „Das Hotel“ dennoch auch als Lektüre nahelegen.