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Veröffentlicht am 13.03.2023

Fatmanurs fabelhafte Backwelt - tolle Backrezepte 'zum Anfassen'!

Fatmanurs fabelhafte Backwelt
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Die gelernte Konditorin Fatmanur Kilic, sehr vielen bekannt durch ihre sympathischen Back-Videos auf YouTube, Instagram und TikTok, präsentiert hier ihr 1. Backbuch mit Rezepten "zum Anfassen" (bebildert ...

Die gelernte Konditorin Fatmanur Kilic, sehr vielen bekannt durch ihre sympathischen Back-Videos auf YouTube, Instagram und TikTok, präsentiert hier ihr 1. Backbuch mit Rezepten "zum Anfassen" (bebildert mit sehr gelungenen Fotos der jeweiligen Backwaren). So liefert "Fatmanurs Fabelhafte Backwelt" allen HobbybäckerInnen detaillierte un sehr gut beschriebene sowie in Einzelschritten erklärte Lieblingsrezepte, die sie uns in diesem tollen Backbuch (erschienen bei Gräfe & Unzer, geb., 160 S., 2023) verrät:


Im Vorwort erzählt die Autorin mit türkischen Wurzeln, wie Backen für sie zur Leidenschaft wurde und gibt ein sympathisches Interview zu ihrer Person. Das Backbuch ist sehr gut strukturiert und beginnt mit Basics & Grundrezepten wie den Grundteigen Mürbe-, Hefe-, Rühr- und Biskuitteig. Die einzelnen Backkapitel lauten


- Klassiker à la Fatmanur

- Easypeasy & megalecker

- Schönes für besondere Anlässe

- Kleine Köstlichkeiten & leckere Desserts

- Brot, Brötchen & Herzhaftes


Der erste Kuchen, der mich alsbald zum Nachbacken verlocken wird, ist der 'Rhabarber-Cheesecake mit Streuseln'; auch 'Käsesahne-Schnitten mit Mandarinen' mögen wir sehr und da Hefeteig mein Lieblingsteig ist, sind auch 'Streuseltaler mit Johannisbeeren' im Juni fällig - und im Herbst gerne mit Zwetschgen. Für Festivitäten gibt es eine putzige und sicher äußerst leckere Ostertorte und von der 'Hochzeitstorte' bin ich ebenfalls sehr begeistert; sehr edel und wunderschön verziert, ohne zu "üppig" zu sein! Auch ausgefallene Backwerke wie Macarons sind im Programm und das Zitronen-Tiramisu ist eine Köstlichkeit, die besonders im Sommer gut ankommen wird! Alle Anleitungen sind per QR-Code auf den entsprechenden Seiten auch als Video anzusehen: Ein dickes PLUS dieses Backbuchs, das ich so noch nicht entdeckt habe.


Bei den herzhaften Backwerken schlägt unser Herz besonders für Fladenbrot mit Sesam sowie für Pide mit Hackfleisch und/oder Sucuk-Käse; daran werde ich mich auf jeden Fall versuchen!

Einen Einblick in ihr persönliches Umfeld, ihre Familie gewährt Fatmanur am Ende des Backbuchs und ein Register erlaubt ein schnelles Zugreifen auf das gesuchte Rezept im Buch - perfekt und eine gelungene Einladung zum Nachbacken ist garantiert! Dafür gibt es von mir für Inhalt, Rezepte und Aufmachung des sehr ansprechenden Backbuchs 5* - und eine (Back)-empfehlung obendrein!

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Veröffentlicht am 06.03.2023

Deutschenmädchen - die unerzählte Geschichte einer starken jungen Norwegerin

Als Großmutter im Regen tanzte
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"Als Großmutter im Regen tanzte" von Trude Teige (erschienen 2023 im S. Fischerverlag, Frankfurt/M.; HC, geb., 380 S.) erzählt zum einen die Geschichte von Tekla, einer jungen Norwegerin, die sich in den ...

"Als Großmutter im Regen tanzte" von Trude Teige (erschienen 2023 im S. Fischerverlag, Frankfurt/M.; HC, geb., 380 S.) erzählt zum einen die Geschichte von Tekla, einer jungen Norwegerin, die sich in den deutschen Soldaten Otto verliebt und ihm nach Deutschland folgt; von ihrer Tochter Lilla und als zweite Hauptfigur neben Tekla von ihrer Enkelin Juni, die sich 60 Jahre später ins Haus der Großeltern begibt, um dort vor ihrem gewalttätigen Mann eine Auszeit zu finden, um in Ruhe zu überlegen, wie sie sich ihr weiteres Leben vorstellt.


Norwegen, Ende des 2. Weltkrieges:


Zum Entsetzen der Familie verliebt sich die junge Tekla in Otto, der ein wahrer "Pferdeflüsterer" ist und ihrem Pferd gut zuzureden vermag; obwohl ihr verboten ist, weiteren Kontakt mit ihm zu haben ("Deutschenhure"), treffen sich die beiden heimlich und Tekla kann nicht von dem schmucken jungen Deutschen lassen. Beide heiraten und Tekla beschließt, mit ihm in seine deutsche Heimatstadt Demmin zu reisen; trotz aller Warnungen, dass in Deutschland kein Stein mehr auf dem anderen stehen soll. Eine schwierige Reise, die über ein Lager führt, in dem beide eine ganze Weile ausharren müssen, beginnt und Otto beschreibt Tekla das Haus seiner Eltern so gut, dass sie sich alles bildhaft vorstellen kann (ein Gut mit Stallungen, einem schönen und großen Gutshaus, Stallungen (beide wollen mit den Pferden ausreiten und Otto ihr die schöne Umgebung zeigen, sobald sie angekommen sind); eine Mamsell und viele Diener, die alle "Heinz" heißen, da sich der Vater von Otto ihre Namen nie merken kann.... Nach einer zermürbenden Reise, in der Tekla auch viele Gesichter sieht, die an Verzweiflung und Kümmernissen den Krieg widerspiegeln, gibt ihr dieses Bild des Gutshauses Hoffnung und Kraft: Bis beide - nun getrennt von dem befreundeten deutsch-norwegischen Paar Sonja und Stephan, die in Hannover eine Bleibe finden wollen - in Demmin ankommen und Tekla erkennt, dass sie nichts bereuen darf, da sie dann schwach wird: Sie muss stark sein. Auch für Otto, der sich angesichts der russischen Soldaten, die nun das elterliche Gut bewohnen, gedemütigt fühlt - wie lange wird er diese für ihn unerträgliche Situation noch aushalten können? Beide beschließen, im Frühling Richtung Westen aufzubrechen, da sie für sich keine Zukunft mehr im Bleiben sehen.....


60 Jahre später:


Juni, Enkelin von Tekla, flieht während eines Segeltörns vor ihrem immer gewalttätigeren, trinkenden Ehemanns auf die kleine Insel, auf der einst die Großeltern (Tekla und Konrad) lebten und auf der sie gerne als Kind gewesen ist, wenn sie mit Lilla, ihrer Mutter, zu Besuch war: Sie braucht Ruhe und eine Auszeit, um eine Entscheidung treffen zu können, wie ihr Leben fortan verlaufen sollte und trifft Georg, der ebenso wie sie nach einer zermürbenden Scheidung eine Auszeit benötigt und das Haus seines Onkels instandsetzen will: Auch seine Doktorarbeit will der Historiker auf der Insel schreiben, als die beiden sich anfreunden, nachdem Jahn, der Ehemann Junis, plötzlich auftaucht....


Juni beginnt Georg ihre Familiengeschichte zu erzählen; dass sie als Kind nie verstanden hat, weshalb sich Lilla, ihre Mutter stets mit Tekla stritt - und schließlich in die Stadt zog, sich mehr und mehr von den Eltern entfremdete: Juni liebte ihre Großmutter sehr; sie war eine energiegeladene und immer bunt angezogene Frau, die es liebte, im Garten im Regen zu tanzen ("Regen ist der Applaus des Lebens"). Eines Tages findet sie ein Bild von Tekla und einem deutschen Soldaten: Wer ist dieser Mann, der ihre Großmutter verliebt anlächelt? Um dies herauszufinden, beschließt Juni gemeinsam mit Georg, die Reise nach Deutschland anzutreten, die ihre Großmutter ganz kurz nach dem Krieg unternommen hat.


Der bildhafte Erzählstil von Trude Teige lässt den Leser zweifach in die Geschichte der Liebe eines norwegischen Mädchens zu einem deutschen Soldaten - und dem Nachzeichnen dieser Reise durch ihre Enkelin Juni auf sehr emotionale, oftmals sehr bewegende und auch schmerzhafte Weise eintauchen: Es handelt sich um ein Stück Zeitgeschichte, die bisher unerzählt blieb und auch wenn die Romanfiguren fiktiv sind, so glaube ich mit Sicherheit, dass es authentische Geschichten dazu gibt und gegeben hat: Ebenso wie in Frankreich war es für Mädchen und Frauen eine Schande (Verrat), sich mit einem "Feind", einem deutschen Soldaten einzulassen: Oft wurde diesen Frauen die Haare geschoren (als Symbol für den Verrat und die Schande, die sie über sich selbst und ihre Familien brachten) und sie wurden in Frankreich auch durch die Städte gefahren, wo sie bespuckt und beschimpft wurden. Ebenso wie Tekla mag es einigen jungen Norwegerinnen ergangen sein, dass sie selbst in Kriegszeiten den Menschen in der Uniform sahen - und sich verliebten (Die Liebe macht bekanntlich vor nichts Halt, auch nicht im Krieg). Es zeugt von viel Mut, sich zu dieser Liebe zu stellen - und die betreffenden Frauen konnten weder mit Verständnis noch mit Unterstützung rechnen, wie im Falle von Tekla geschehen: Die Familie ließ sie offensichtlich fallen, was erst viel später geklärt werden konnte.


Tekla malte in ihrem Atelier meist farbenfrohe Bilder - und Juni fällt erst nach deren Tod auf, dass dort auch einige Bilder Teklas stehen, die eher düster und grau sind; brennende Häuser sind auch auf einem Bild zu sehen: Was hat die Großmutter auf ihrem Weg nach Demmin erlebt? Warum hat sie sich fast immer mit Lilla, ihrer Tochter, gestritten? Was führte dazu, dass sich nicht nur Tekla und Lilla, sondern auch Lilla und Juni mehr und mehr fremd wurden? Weshalb blieben Fragen offen, die hätten beantwortet werden können?


All' dies fragt man sich beim Lesen und versucht zu verstehen, nachzuempfinden, weshalb zuweilen großes "Schweigen" einsetzt, das von Traumatas stammt, die nie aufgearbeitet wurden: Genau diese Thematik behandelt dieser sehr einfühlsame und wundervoll geschriebene Roman, dessen "Heldinnen" (und Helden: Der Großvater war mir absolut symphatisch, ebenso wie Alfred, der Nachbar Junis, der Tekla und Konrad gut kannte - Junis Großeltern) man auf ihren jeweiligen Lebenswegen nachspürt: Ein literarisches Stück Zeitgeschichte, das so gut wie unerzählt blieb bisher, das von einer jungen Norwegerin und deren NachfahrInnen handelt, die zwar fiktiv sind, jedoch inspiriert von sehr realer Kriegs- und Nachkriegsgeschichte des 2. Weltkriegs, in dem Nazideutschland auch Norwegen besetzte. Wem in diesem Zusammenhang die Geschichte Demmins unbekannt ist, sollte unbedingt googlen: Auch hier wurde lange geschwiegen, bis zum Fall der Mauer 1989, was mich bis heute entsetzt ist hierbei die Tatsache, wie sich Geschichte oft wiederholt oder es auch Parallelen gibt (z.B. mussten sich auch die letzten 110.000 Deutschen, die aus Königsberg in die DDR "umgesiedelt" wurden, in Schweigen hüllen, die Vergangenheit ihrer einstigen Heimatstadt betreffend).


Fazit:


Eine Geschichte über die heilende Kraft der Liebe in dunklen Zeiten, die es absolut lohnt, sie zu lesen: Ich empfehle sie auf jeden Fall weiter und danke der Autorin dafür, dass sie ein Stück unerzählte Zeitgeschichte aus dem Dunkel hervorholte; norwegischen (und anderen) Frauen damit eine Stimme gibt. Auch wenn die Zeichen heute wiederum auf "Sturm" stehen, so sollte die Zeit des Schweigens - und der Traumata - durchbrochen werden! Absolute Leseempfehlung und 5*


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Veröffentlicht am 19.02.2023

Historisch berührende Chronik eines kleinen Eifeldorfes

Ginsterhöhe
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"Ginsterhöhe" stammt aus der Feder von Anna-Maria Caspari, deren Autorinnenname ich mir ab sofort merken werde, da sie es im vorliegenden Roman sehr verstanden hat, das Schicksal der Bewohner (und des ...

"Ginsterhöhe" stammt aus der Feder von Anna-Maria Caspari, deren Autorinnenname ich mir ab sofort merken werde, da sie es im vorliegenden Roman sehr verstanden hat, das Schicksal der Bewohner (und des Dorfes Wollseifen selbst) im teils unseligen 20. Jahrhundert auf spannende, gut recherchierte und mit historischen Fakten versehene Weise nachzuzeichnen.

Erschienen ist der Roman im Ullstein-Verlag (400 Seiten, brosch., 2022) und sehr empfehlenswert ist es m.E. für alle, die gerne Romane lesen, in denen sich reale historische Fakten mit Fiktion auf spannende und gut lesbare Art mischen.


Wollseifen, Nordeifel, 1919:


Albert Lintermann kehrt aus den Schützengräben des 1. Weltkrieges zurück; am Leben, jedoch versehrt und im Gesicht schwer gezeichnet. Sein Freund Hennes konnte die Rückkehr nicht mehr erleben: Er fiel im Krieg und hinterlässt Leni, seine Verlobte und eine Tochter, deren Bekanntschaft er niemals wird machen können...

Vom Vater abgeholt, ist Albert kaum zu Hause, als er bereits die Erstarrung von Bertha, seiner jungen Frau, erleben muss, die sich fortan für längere Zeit von ihm abwendet. Er überbringt Leni, der Verlobten von Hennes, die ihn ganz normal behandelt und froh ist, dass der Freund wenigstens überlebte, die bittere Nachricht vom Tode Hennes.


Der Roman ist in Teil I bis III zeitlich gegliedert und die dunklen Wolken (Inflation, hohe Arbeitslosigkeit, Erstarken des Nationalsozialismus) fühlt man zum einen bereits heraufkommen, zum anderen werden sie von der Autorin sehr gut beschrieben: Wollseifen ist ein traditionelles Eifeldorf, in dem die Einwohner gerne leben, es viel Gemeinschaftssinn gibt und die Bewohner mit ihrem Auskommen und Leben zufrieden sind, auch wenn der Boden karg und das Klima rau ist. Ein Mann, der ein großes Gut übernommen hat und fortan "dazu gehören" will; wohlhabend ist, ist Meller - allerdings macht er sich von Beginn an gemein mit den Nationalsozialisten, ist antisemitisch eingestellt und trotz all seiner Bemühungen wird er mit Vorsicht genossen, da er auch als unberechenbar und skrupellos gilt.

Im Verlauf des Romans wirft er ein Auge auf Leni - und will ihr Ja zu einer Heirat erzwingen, indem er um sie wirbt: Nach der Hochzeit wird sie einen wenig sie umschmeichelnden, sondern eher einen widerwärtigen Nazi zum Manne haben.


Man erfährt im Roman, wie sich das Dorfleben gestaltet, wie schwer die Arbeit ist mit Land und Vieh; aber auch von Festen und Brauchtum, das sicher noch heute in den Dörfern der landschaftlich schönen Eifel gepflegt wird. Ich hatte beim Lesen besonderes Interesse an der Beschreibung der Arbeit in der Landwirtschaft (damals noch mit einfacheren Mitteln als heute), da mein Großvater ebenfalls Landwirt in derselben Zeitspanne gewesen ist. So habe ich "von Haus aus" (ohne ihn leider kennengelernt zu haben) großen Respekt vor dieser Arbeit, die auch den Kindern vieles abverlangte (z.B. die Kühe auf die Weide zu bringen, bevor sie in die Schule gehen durften, so hat es mir meine Mutter erzählt).


Mit Silvio, Kneipenwirt und bester Freund von Albert, gehen wir auf Schmuggeltour nach Belgien, um z.B. dem Lehrer des Dorfes, Faßbender, seinen Café und seinen Tabak mitbringen zu können. Es werden Feste gefeiert und Hochzeiten, und nachdem Albert sich in Bonn von einem hervorragenden Chirurgen operieren lässt und wieder "ansehnlicher" aussieht, nähert sich ihm auch Bertha wieder an; die Familie wächst: Zu Anne-Marie, der ältesten Tochter, gesellen sich zwei Söhne...


Die historischen Fakten (wie die Bücherverbrennung, Reichskristallnacht, Einmarsch in Polen am 1. September 1939 wie auch der Anschluss Österreichs etc.) entnehmen wir den Tagebucheinträgen des Dorflehrers Faßbender, der sich zunehmend sorgt und sich fragt, "wo dies enden solle" - ein Freigeist, der mir sehr sympathisch war (zum Glück für ihn blieb es ihm durch seine Pensionierung erspart, die fragwürdigen Unterrichtspläne der Nazis umzusetzen).


Wir lernen einige starke Persönlichkeiten und deren Schicksale kennen; allen voran Leni, aber auch "die Gräfin", die alleine mit einigen Bediensteten und einer behinderten Tochter ein großes Gut bewirtschaftet und sich mit Pferdezucht erfolgreich über Wasser hält - bis zum Zeitpunkt zumindest, als die Nazis aufmarschieren - und den Untergang eines Landes herbeiführten. Lenis Tochter Hildegard, die Tochter von Hennes, hat mich sehr fasziniert, da sie Trost und Kraft durch "Handauflegen" Mensch und Tier spenden konnte: Solche Menschen mit 'heilenden Händen' gibt es in der Tat.

Brutalität und Grausamkeit sowie Verblendung der Nazi-Propaganda wird im Roman von Meller personifiziert; ein hintertriebener, schwacher und unheilvoller Charakter, der selbst seinen Sohn Siegfried ins Verderben stürzt...


So verfolgt man die jeweiligen Schicksale der Dorfbewohner und erlebt die Evakuierung mit, die mit dem Bau der Schulungsanlage "Vogelsang" - eine Burg, die die Nazis einen Steinwurf von Wollseifen entfernt errichteten, nach dem Kriege mit (auch im Krieg fielen etliche Bewohner des Dorfes den Bombardements zum Opfer). Die Dorfbewohner müssen ihren Ort zurücklassen - und hoffen, wiederkommen zu können. Was niemals mehr der Fall sein wird, da das Gelände zum Truppenübungsplatz der Briten und dann der Belgier als Sperrgebiet ausgewiesen wird: Erst seit 2006 ist es möglich, die kläglichen Überreste von Wollseifen, einem einst blühenden Dorf in der Nordeifel, erwandern zu können. Lediglich eine kleine Kapelle und ein Trafohäuschen sind davon geblieben.


Fazit:


Mich hat dieser Roman aus den genannten Gründen heraus (und da ich mich ohnehin für Zeitgeschichte sehr interessiere) sehr berührt; ich kannte die Geschichte bisher nicht und spreche der Autorin meinen Dank für diesen sehr gelungenen Roman aus, der historische Fakten mit fiktiven BewohnerInnen verwebt und Wollseifen für einige Lesestunden, die sich lohnen, sozusagen wiederauferstehen lässt. Ein Dorf, dem die Geschichte des 20. Jahrhunderts mit zwei Weltkriegen übel mitspielte - und am übelsten seinen tapferen BewohnerInnen! Eine absolute Leseempfehlung und 5 * gibt es von mir für diese historisch interessante und auf Fakten basierende berührende Geschichte!

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Veröffentlicht am 15.01.2023

Ein wunderschöner Winterroman, der meine Erwartungen übertroffen hat!

Der Duft von Tee und Winter
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"Der Duft von Tee und Winter" von Hannah Luis zog mich durch das wirklich schöne Cover magisch an; wähnte ich darin einen Wohlfühlroman, der an stürmisch-regnerischen Wintertagen einfach schöne Lesestunden ...

"Der Duft von Tee und Winter" von Hannah Luis zog mich durch das wirklich schöne Cover magisch an; wähnte ich darin einen Wohlfühlroman, der an stürmisch-regnerischen Wintertagen einfach schöne Lesestunden garantiert: Hier wurde diese Erwartung noch übertroffen, da die Handlung wie auch die HauptprotagonistInnen wirklich sehr sympathisch (und authentisch) 'rüberkommen'.


Witney/England in den späten 40er Jahren:

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen: Agatha besucht mit ihrem Vater als 7jährige einen Zirkus und lernt dort einen jungen Inder kennen, der sich um die Elefanten kümmert: Jeevan Raye. Agatha und Jeevan haben eine seltene und besondere Verbindung: Es sind Seelenfreunde, wie sich in den nächsten Jahren durch brieflichen und auch persönlichen Kontakt herausstellen sollte: Allerdings entstammt Agatha einer wohlhabenden Familie, während Jeevan und seine Schwester nach dem Tod der Eltern alleine im Zirkus ihre Existenz sichern müssen.... Da für den Vater Agathas eine freundschaftliche oder gar Liebesbeziehung seiner Tochter zu Jeevan gänzlich gesellschaftlich ausgeschlossen wird, werden durch diesen Standesunterschied die beiden alsbald getrennt werden - fast zeitlebens....

Wiesbaden/Hamburg in unserer Zeit:

Laura und Oliver, beide workaholics und immer an dem nächsten step der Karriereleiter in der Werbebranche interessiert, wollen zusammen nach Hamburg ziehen, wo auch Laura ein neuer Job erwartet. Bevor Laura nach Hamburg fährt, sucht sie noch ein Buch in einem offenen Bücherschrank, um im Zug etwas zu lesen: Es ist ein Teebuch, das von indischen Teeplantagen handelt. Heraus fällt ein Foto, das Jeevan Raye als jungen Mann in den 50er Jahren zeigt. Ein exlibri weist die Besitzerin aus: Agatha Sperlich, die in Wiesbaden wohnt... interessiert liest Laura in dem Buch, da sie selbst es liebt, Kräuter- und exquisite Teemischungen herzustellen... 

In Hamburg angekommen, die neue Wohnung inspizierend, kommt alles anders als geplant..... Laura fährt zurück nach Wiesbaden und besucht Agatha, um ihr das Foto aus dem Teebuch wieder zurückzugeben: Agatha, eine beeindruckende Persönlichkeit, ist 'not amused' und möchte weder Buch noch Foto zurückhaben: Wollte sie wirklich für alle Zeiten ihre Vergangenheit hinter sich lassen?

Meine Meinung:

Dies herauszufinden, überlasse ich sehr gerne dem geneigten Leser/der geneigten Leserin und empfand das Buch wirklich als eine Wohltat für die Seele: Hannah Luis hat es wunderbar verstanden, Spannung aufzubauen und sehr sympathische Charaktere zu schaffen, die dieses Buch bevölkern. Angefangen von Laura, die sich nichts sehnlicher wünscht, als ihr Leben positiv zu verändern - und auch ein empathisches Gespür für ihre Mitmenschen aufweist, so dass sie Agatha zu schätzen weiß, obgleich diese (vorerst) äußerst schroff daherkommt. Steigt man jedoch in die Lebensgeschichte der alten Dame ein, weiß man auch, woher dieser "äußere Panzer", mit dem sie sich umgeben hat, stammt! Laura merkt, dass Agatha ihr etwas Wichtiges auf ihren Lebensweg mitgeben möchte und damit zu verhindern sucht, dass Laura den gleichen Fehler begeht, wie sie es einst tat. So tritt Laura eine Reise nach Kent an, die nicht ohne (posititive) Folgen bleibt und ihr zeigt, was wirklich wichtig im Leben ist: Auch auf sein Herz, seine innere Stimme zu hören!

So fiebert der Leser mit, wenn es um Liebe, Missverständnisse, Sturheit und Abneigung; aber auch um Zuneigung, Familiengeheimnisse und eine Schuld geht, für die niemand der noch lebenden Beteiligten einstehen muss. Es fehlt wundersamerweise absolut an Klischees und Trivialem, so dass mir das Lesen dieses Romans wahrlich großes Vergnügen bereitet hat: Man geht mit Laura (und auch mit Agatha) durch Höhen und Tiefen ihres Lebens; kämpft sich voran - und stellt fest, dass sich viele wahren Lebensweisheiten im Buch verbergen; die Figuren Tiefgang besitzen, was mir sehr gut gefallen hat!

Ganz besonders mochte ich ausser Laura und Joshua, dem Großneffen von Jeevan auch Agatha sowie die wahren Freundinnen von Laura: Besonders fasziniert hat mich hier die Rahmenhandlung, die sehr real wirkt: Eine Frau findet ein Buch in einem offenen Bücherschrank, aus dem ein Foto fällt - und versucht, dieses vermutlich verlorengegangene Relikt der Eigentümerin wiederzubringen..... (Ich selbst besuche ebenfalls des öfteren offene Bücherschränke, daher habe ich einen engen Bezug zu diesem Umstand: 

Fazit:

Eine sehr tolle Buchidee, die überhaupt nicht unecht oder aufgesetzt wirkt. Hannah Luis hat auch sehr viel Atmosphäre (Wiesbaden, Hamburg und vor allem die Grafschaft Kent!) in ihren Roman einfließen lassen; was ich sehr schätze. Auch die flüssige und gut zu lesende, jedoch nicht triviale Sprache der Autorin gefiel mir sehr ("Mädels-WG" ;) Hinter diesem traumhaften Cover hätte ich eine so authentische Geschichte (fast) nicht vermutet und freue mich sehr, dass ich sie lesen durfte! Vielen Dank an die Autorin - und gerne "mehr davon" - Potential für diese - oder eine andere Geschichte sehe ich auf jeden Fall!

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Veröffentlicht am 05.12.2022

Zauberhafte Einstimmung und viele Inspirationen zur Adventszeit

Dezember Journal
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Das Dezember Journal von Theresa Baumgärtner erschien in schmucker Gestalt (Halbleinen, HC, gebunden, 192 Seiten) 2022 im Brandstätter Verlag, Wien.


Der Advent bietet die Bühne dieses sehr gestalteten ...

Das Dezember Journal von Theresa Baumgärtner erschien in schmucker Gestalt (Halbleinen, HC, gebunden, 192 Seiten) 2022 im Brandstätter Verlag, Wien.


Der Advent bietet die Bühne dieses sehr gestalteten und kreativen Begleiters in der Vorweihnachtszeit. Die Autorin (inzwischen sehr bekannt auch durch viele andere wundervollen Bücher!) lädt dazu ein, glanzvolle Streiflichter und unvergessliche Momente des Dezembers im Herzen weiterzutragen: Das Journal bietet hierzu Inspirationen und Anregungen, auf der weihnachtlichen Bühne ein ganz persönliches "Stück" aufzuführen; sei es mit der Freude an kreativer Gestaltung; dem Erzählen von Winterreisen oder Weihnachtsmärkten, von Lieblingsfilmen oder weihnachtlichen Buchklassikern; seien es Familienrezepte oder festlichen Schmuck, für jeden findet sich hier im Journal etwas!


Die Gestaltungsmöglichkeiten sind sehr vielfältig und für persönliche Eintragungen jede Menge Platz! Auch eine Playlist gibt es, in der man die Lieblingssongs zur "christmas time" festhalten kann, so entstehen einzigartige weihnachtliche Emotionen. Theresa Baumgärtner, deren "Frühlingserwachen" ich auch bezaubernd fand, gibt hier Tipps zum Schreibatelier und zum kreativen Gestalten, zu Utensilien, die zum Schreiben und Zeichnen sowie zum Basteln unerlässlich sind.


Besonders gefallen haben mir persönlich die folgenden Inspirationen:

- festliches Schmücken (Kränze z.B.)

- tanzende Papierfiguren (Scherenschnitt)

- geliebte Bücher für lange Winterabende (selbst auszuwählen)

- Übungsblatt Kalligrafie (ABC....)

- Rezepte wie Mariniertes Wintergemüse; Kartoffel-Kichererbsen-Curry z.B.)

- Weihnachtspost schön gestaltung 

- Unterwegs in der Natur und

- Poesie (weihnachtliche Gedichte und Wintergeschichten).


Fazit:

Ein kreativer, inspirierender Begleiter durch den Dezember mit vielen Vorschlägen, Ideen, Rezepten und Geschichten, die dazu einladen, sich ganz persönlich auf das Weihnachtsfest vorzubereiten und viel Platz für Eintragungen sehr persönlicher Art bietet! Sowohl zum 'sich selbst' schenken als auch zum Verschenken hervorragend geeignet.


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