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Veröffentlicht am 04.06.2023

Schattenseiten im Spotlight

If This Gets Out
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Wer sich bereits mit dem Thema Boygroups oder Boybands beschäftigt hat, weiß sicherlich Bescheid über die wilden Theorien, die sich manche Fans gerne ausdenken. Mithilfe verschiedener Shipnames entstehen ...

Wer sich bereits mit dem Thema Boygroups oder Boybands beschäftigt hat, weiß sicherlich Bescheid über die wilden Theorien, die sich manche Fans gerne ausdenken. Mithilfe verschiedener Shipnames entstehen komplette Untergruppen von Fangemeinschaften, in denen es darum geht, die womöglich romantischen Gefühle zwischen zwei Bandmitgliedern zu supporten. Und eigentlich ist es doch gar nicht so weit hergeholt, bei der immensen Anzahl von weltberühmten Boygroups – wieso sollte da kein queerer Musiker dabei sein?
Ebendieses Thema wird in IF THIS GETS OUT aufgegriffen. Zusammen mit der Frage „was wäre, wenn…?“
Was wäre, wenn Ruben sich outen würde?
Ruben bildet zusammen mit seinen besten Freunden Angel, Jon und Zach die Band SATURDAY. Sie sind eine der erfolgreichsten Boygroups aus den USA und haben weltweit eine gigantische Fan-Gemeinde. Mit jedem neuen Song, mit jedem weiteren Konzert wächst ihr Erfolg weiter.
Aber was wäre, wenn dieser Erfolg am Ende gar nicht ist, was die vier Jungs wollen? Als Saturday sich auf ihre Erste Europa-Tournee begeben müssen die Jungs sich zunehmend fragen, wie viel sie bereit sind für den Erfolg zu opfern.
Und noch etwas verändert sich auf der Europa-Tournee ...
Ruben spürt bereits seit längerer Zeit, dass Zachs Nähe sich für ihn intensiver anfühlt als es unter besten Freunden gewöhnlich ist. Allerdings weiß Ruben, dass Zach hetero ist. Und das ist okay. Zumindest solange, bis Zach ihn küsst.
Was wäre, wenn dieser Kuss etwas bedeutet?
Was wäre, wenn Saturday die erste Boyband mit zwei queeren Mitgliedern ist?
Was wäre, wenn Ruben und Zach mehr sein wollen, als beste Freunde?

Bereits lange vor dem Erscheinungstermin habe ich auf IF THIS GETS OUT hingefiebert. Mir war absolut klar, dass dies ein Buch ist, das ich mir nicht entgehen lassen darf. Nicht entgehen lassen kann. Tatsächlich bin ich selbst großer Fan von diversen Boybands – besonders von einer: One Direction. Vermutlich muss man kein Directioner sein, um bereits von den Gerüchten rund um Larry Stylinson gehört zu haben. Und auch ich habe mich bereits oft dieses „was wäre, wenn“ gefragt. Nun IF THIS GETS OUT zu lesen, hat sich angefühlt wie der wahrgewordene Traum vieler Larries und zugleich ist Zach und Rubens Geschichte doch ganz anders – schlichtweg ihre eigene Geschichte.
Das Buch wird abwechselnd aus Zach und Rubens Perspektive erzählt. Ich hatte beide Jungs zu gleichen Teilen gerne, aber es dauerte ein wenig, bis ich ganz mit ihnen warmgeworden bin. Stellenweise waren die beiden sich sehr ähnlich, was mir das Kennenlernen erschwert hat. Doch nach ein paar Kapiteln waren diese Anfangsschwierigkeiten vergessen. Die beiden mögen sich zwar in ihrer sehr angenehmen, geerdeten Art ähneln, haben aber mit komplett anderen Situationen zu kämpfen. Ruben weiß, wer er ist und was er will – doch ist es ein einziger Kampf, für seine Person akzeptiert zu werden. Zach dagegen kämpft dafür, frei herausfinden zu können, wer er sein will.

Zach und Ruben stehen sich als Freunde bereits sehr nahe und am Anfang scheint das noch ein Weilchen so zu bleiben. Doch was als Slow-Burn beginnt, nimmt stellenweise enorm an Fahrt auf. Was mir auf den ersten zweihundert Seiten daher zu schnell ging, wurde auf den darauffolgenden zweihundert Seiten manchmal langatmig. Versteht mich nicht falsch – die Dynamik zwischen Ruben und Zach hat mir total gut gefallen – auch dann, wenn es ruhiger wurde. Aber ich hatte einfach das Gefühl, dass in ihrer Liebesgeschichte noch mehr Potential gesteckt hat, welches die Story intensiver gestaltet hätte.
Die anderen beiden Jungs, Angel und Jon, haben es mir zu Beginn noch schwerer gemacht. Ich konnte sie sehr, sehr lange nicht einschätzen. Erst in der zweiten Hälfte des Romans habe ich sie lieben gelernt. Am Ende fand ich ihre Rollen im Buch sehr bereichernd und sie waren wundervolle Nebenfiguren. Doch das hätten sie sicherlich von Anfang an sein können.

Die bisherigen Aspekte waren für mich eher kleine Kritikpunkte. Sie haben das Leseerlebnis sicherlich beeinflusst, aber nicht unbedingt verschlechtert. Was mich dagegen gestört hat, war der Schreibstil. Er bestand eigentlich aus zwei Extremen. Entweder super einfache Alltagssprache, die spannender hätte sein können. Oder aber ein Erzählstil, der mich mit seinen ungewöhnlichen Begriffen eher an ein Fachbuch erinnert hat. Ein Mittelweg gab es leider selten. Plus: Die Übersetzung der Songtext und Titel ins Deutsche fand ich ziemlich schräg. Saturday ist eine US-Amerikanische Boygroup und singt aus diesem Grund natürlich auf Englisch. Die deutsche Übersetzung der Titel hat hier nicht nur weniger cool, sondern auch weniger authentisch gewirkt.

Mein Fazit:
Vielleicht mag das bei meinen zahlreichen Kritikpünktchen anders gewirkt habe, aber IF THIS GETS OUT hat mir sehr gefallen.
Es wäre nur falsch zu sagen, dass der Roman meine Erwartungen voll erfüllt hat. Vielleicht lag es an mir und ich hatte einfach das falsche Bild von dieser Geschichte im Kopf. Jedenfalls hat sich die Geschichte sehr anders entwickelt als erwartet. Am zentralsten ist hier, dass deutlich stärker auf das Thema Musikbranche und Schattenseiten des Erfolgs eingegangen wurde, als ich erwartet hatte – und deutlich anders. Es ging um so viel mehr, als nur Ruben und Zach. Das war sehr schön, weil die Geschichte deutlich vielseitiger war. Andererseits sind mir persönlich die Gefühle einer jungen, frischen Liebe zu kurz gekommen. IF THIS GETS OUT ist folglich diese Art Geschichte, die man am Ende nicht mit einem verträumten Lächeln, sondern mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck schließt. Das Buch hat definitiv die Macht, die beruhigende Illusion vieler (Boygroup-)Fans zu enttarnen.
Meine Leseempfehlung richtet sich daher nicht an diejenigen, die nach einer süßen Geschichte im Fanfiction-Stil suchen. Sondern an Leser, die damit klarkommen, wenn die Idealvorstellung von Popstars, die ihren Traum leben, ins Wanken gerät.

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Veröffentlicht am 22.05.2023

Glitter und Glamour ist gut, Natürlichkeit ist besser

When it's Real – Wahre Liebe überwindet alles
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WHEN IT’S REAL ist wohl eine der klassischsten Lovestorys. Zumindest was die Thematik betrifft: Das arme Mädchen und der reiche „Prinz“. Es sind also durchaus einige Klischees vorprogrammiert und ich möchte ...

WHEN IT’S REAL ist wohl eine der klassischsten Lovestorys. Zumindest was die Thematik betrifft: Das arme Mädchen und der reiche „Prinz“. Es sind also durchaus einige Klischees vorprogrammiert und ich möchte auch gar nicht bestreiten, dass es diese gibt. Stattdessen möchte ich direkt sicherstellen, dass man keine falschen Erwartungen an das Buch hat.
Ob man sich nun trotz oder wegen der leichten Hervorsehbarkeit für die Geschichte interessiert - darum geht’s:

Wenn Vaughn sich selbst beschreiben müsste, dann würde sie drei Dinge nennen.
1. Sie ist 17 Jahre alt.
2. Sie hat im letzten Jahr ihren Highschool-Abschluss (frühzeitig) gemacht, um ihrer großen Schwester finanziell unter die Arme zu greifen.
3. Ihre Eltern sind tot. Vaughns Leben ist also manchmal etwas trauriger, als das von anderen. Aber generell ist sie einfach normal und bodenständig.
Und damit ganz anders als Rockstar Oakley Ford.
Genau aus diesem Grund erhält sie von Oakleys Agentur ein ganz spezielles Angebot. Für ein Jahr Fake-Beziehung mit dem skandalösen Musiker winkt eine ordentliche Summe, mit der sie ihrer Schwester endlich etwas von dem zurückgeben könnte, was sie für die Familie geleistet hat.
Obwohl Vaughn noch in einer Beziehung ist, nimmt sie das Angebot also an. Schließlich ist es nur ein Job. Und Oakley ist zu arrogant, als dass Gefühle ins Spiel kommen könnten, die Vaughns Leben auf den Kopf stellen.
Doch ganz so einfach ist die Sache dann doch nicht. Denn wenn man im Rampenlicht steht, ist Chaos praktisch vorprogrammiert.

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir enorm einfach – ebenso das Lesen der gesamten Geschichte. Der Roman liest sich flüssig und zügig. Einerseits, weil der vertraute Schreibstil mit der recht einfachen Sprache es einem sehr leicht macht. Andererseits, weil Vaughn und Oakley einfach so tolle Charaktere sind, dass die Zeit mit ihnen im Flug verfliegt.
Das Buch ist von Anfang an sehr ereignisreich und doch ist die Lovestory an sich ziemlich Slow-Burn. Diese Kombi fand ich sehr erfrischend und ich habe es geliebt mitzuerleben, wie sich die Gefühle ganz langsam und ganz natürlich entwickeln. Was mir anfangs noch etwas Sorgen bereitet hat, war die Tatsache, dass Vaughn eigentlich einen Freund hat. Dreiecksbeziehungen sind einfach gar nicht mein Thema in Büchern, aber ich wurde positiv überrascht. Meiner Meinung nach hat Erin Watt diese Thematik nicht nur gut gelöst, sondern auch so geschickt in die Geschichte miteingewogen, dass die Story noch vielschichtiger wurde. Sehr gefallen hat mir zudem, dass es eine Nebenhandlung zu Vaughns Schwester gab. Diese wurde zwar eher nur am Rande geschildert, war aber einfach eine süße Ergänzung.
Generell würde ich WHEN IT’S REAL als eine perfekte Teenie-Lovestory beschreiben. Es geht darum, Erfahrungen zu machen und den eigenen Platz in der Welt zu finden. Auch das Thema erste Liebe wurde sehr facettenreich behandelt, sodass die Geschichte zugleich realistisch ist und zum Träumen einlädt. Die Sprache ist sehr jugendlich – manchmal fühlte ich mich selbst (obwohl ich noch gar nicht so alt bin :D) schon fast zu alt dafür. Die Wortwahl ist daher etwas, was ich kritisieren würde. Denn manchmal wirkte es einfach gewollt, wenn Frauen immer nur Chicks, Schnitten oder das Babe waren. Und es passte oft einfach nicht in die Situation und hat die Emotionen niedergetrampelt.
Allgemein konnte mich die Geschichte aber überzeugen. Die Perspektive wird abwechselnd aus Oaks und Vaughns Perspektive geschildert. Direkt zu Beginn war ich begeistert, wie erwachsen sich beide verhalten. Vaughn ist 17 und Oak 19. In Büchern werden Charakteren in diesem Alter oft noch sehr naiv dargestellt, was mich dann immer etwas stört. Das war bei Oak und Vaughn zum Glück (fast) nicht der Fall.

Mein Fazit:
Ich habe WHEN IT’S REAL lesen wollen, um eine süße Liebesgeschichte zum Abschalten zu erleben. Bei solchen Geschichten sind Klischees und Kitsch nicht unüblich, doch ich war überrascht, wie natürlich die Geschichte tatsächlich war. Ich fand es schön, dass sich die Handlung Zeit gelassen hat und zugleich immer spannend und lesenswert war. Ich würde sagen, dass ich genau die Geschichte lesen durfte, die ich mir gewünscht habe zu lesen. Ein paar kleine Kritikpunkte hatte ich zwar, aber allgemein ist die Geschichte eindeutig zu empfehlen. Es ist eine nette Lektüre zum Abschalten, im Urlaub oder für Teenager. Von mir gibt es sehr gute 4 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 30.01.2023

Glaubst du an Schicksal?

Back To Us
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Fleur glaubt nicht so recht an Schicksal – zumindest nicht, bis das Schicksal sie zurück zu Aaron führt. Dass muss doch einfach Schicksal sein, oder? Dass sie ihn nach all den Jahren findet – zusammen ...

Fleur glaubt nicht so recht an Schicksal – zumindest nicht, bis das Schicksal sie zurück zu Aaron führt. Dass muss doch einfach Schicksal sein, oder? Dass sie ihn nach all den Jahren findet – zusammen mit dem lang ersehnten Job!
Schnell wird Fleur jedoch klar, dass dieses Schicksal es nicht gut mit ihr meint. Ihr bester Freund aus Kindertagen scheint sie nicht mehr zu erkennen – und sie kennt ihn nicht mehr. Aaron war schon immer anderes gewesen als alle andere. Schon immer wusste er seine eigene Gesellschaft am meisten zu schätzen, schon immer verschenkte er sein Vertrauen nur langsam, schon immer sprach er nur das Nötigste. Aber der Aaron heute ist in all dem so viel extremer – plus, er scheint Fleur das Leben auf der Arbeit zur Hölle machen zu wollen.
Aber so schnell gibt Fleur nicht auf. Denn irgendwo in Aaron schlummert noch der kleine Junge von damals – zusammen mit tief vergrabenen Geheimnissen, die nie ans Licht kommen dürfen…
„Ich glaube nicht an Schicksal. Das wäre mir zu einfach. Leben ist das, was man daraus macht.“

BACK TO US ist ein in sich abgeschlossener Einzelband. Es war nicht der erste Roman den ich von der Autorin gelesen habe – und er wird auch nicht der letzte sein ;) Ich habe bereits BAD AT LOVE von Morgane Moncomble gelesen und mich total in die Geschichte verliebt. Ganz besonders sind mir der ergreifende Tiefgang, der dunkle Humor und der bezaubernde Schreibstil in Erinnerung geblieben. Aus diesem Grund muss ich zugeben, dass ich bereits gewisse Erwartungen an BACK TO US hatte. Ob sie erfüllt wurden?

Was die Handlung betrifft…
Die Geschichte handelt von Fleur, die nach langer Unsicherheit endlich einen Job antritt. Bisher hat sie davon geträumt, vom Schreiben und Zeichnen leben zu können. Doch nun hat sie einen Job in der Gaming-Branche. Zusammen mit Fleur taucht der Leser in diese ganz eigene Welt vom Gaming ein. Für mich persönlich war dies großes Neuland – entsprechend spannend fand ich die vielen Infos dazu. Am liebsten hätte ich noch viel mehr darüber gelesen – etwas schade war daher, dass dieses Thema in der zweiten Hälfte ziemlich in den Hintergrund rückt.
Im Gegenzug beginnt dort aber die Liebesgeschichte so richtig. Ja, bei BACK TO US handelt es sich um eine Art Slow-Burn-Romance. Zumindest am Anfang. Später geht manches dann ziemlich schnell. Und für meinen Geschmack ein bisschen zu schnell. Kurzum hat mir die Handlung gut gefallen. Dennoch sind die anfänglich langatmigen Szenen und die später zu raschen Wandungen meiner Meinung nach ausbaufähig.

Was die Figuren betrifft…
Die Geschichte wird abwechselnd aus Aaron und Fleurs Sicht erzählt. Beide Figuren sind sehr unkonventionelle Charaktere, was ihre Dynamik sehr ungewöhnlich gestaltet. Die Beziehung der beiden ist unvergleichlich. Sowohl Aaron, als auch Fleur machen eine Entwicklung durch, welche super authentisch zu verfolgen ist. An sich habe ich beide Figuren gerne gehabt – durch Fleur wurde mein Interesse für K-Dramen geweckt und an Aaron mochte ich, dass er beweist, dass man nicht in irgendeine Form passen muss, um geliebt zu werden.
„Man betrachtet es als Fehler, Einzelgänger zu sein, aber ich glaube, die eigene Gesellschaft genießen zu können, ist etwa unglaublich Wichtiges.“ (S. 438)
Ganz viel Liebe geht ebenso raus an die zahlreichen, schrulligen Nebenfiguren. Eigensinnige Familien, liebvolle Mitbewohner und schräge Kollegen runden die Geschichte nicht nur unterhaltsam ab, sondern liefern die ein oder andere süße, witzige, realistische Nebenhandlung.

Was den Schreibstil betrifft…
Wie bereits erwähnt, hatte ich an den Schreibstil ziemlich hohe Erwartungen. Wenn ich zurück an BAD AT LOVE denke, dann erinnere ich mich daran, wie ich kaum mehr aufhören konnte, emotionale, schöne, lyrische Stellen zu markieren. Zugegeben ist das bei BACH TO US mein größtes Manko – der Schreibstil war hier eher durchschnittlich. Natürlich war die Geschichte flüssig und spannend zu lesen, deshalb könnte man mir durchaus vorwerfen, dass ich hier auf hohem Niveau meckere – grundsätzlich hatte ich aber einfach ein wenig mehr erwartet.

Alles in allem…
Ich habe BACK TO US sehr, sehr gerne gelesen. Nach einem eher durchschnittlichen Start wurde der Roman enorm emotional und total packend. Die hier behandelten Themen findet man so in keinem anderen Buch – zumindest habe ich noch kein Buch über diese Thematiken in diesem Genre gelesen. Leider war die Verteilung von langatmigen und überhasteten Szenen zu unharmonisch für mich und (aufgrund meiner hohen Erwartungen) hätte ich mir an manchen Stellen „mehr“ gewünscht.
Trotzdem möchte ich nochmal betonen, dass der Roman wirklich zu Tränen rührend und lesenswert ist. Ich hoffe, meine Bewertung mit 4 Sternen spiegelt das wider :)

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Veröffentlicht am 15.01.2023

Über die Notwendigkeit, hinter die Fassade zu blicken

Du bist der Sturm, du bist das Licht
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Was braucht es, um das eigene Verhalten zu ändern? Neue Erfahrungen? Einen Schubser in die richtige Richtung? Zeit?
Tegan hat sich bisher nicht viele Gedanken dazu gemacht. Sie ist eine gute Beobachterin ...

Was braucht es, um das eigene Verhalten zu ändern? Neue Erfahrungen? Einen Schubser in die richtige Richtung? Zeit?
Tegan hat sich bisher nicht viele Gedanken dazu gemacht. Sie ist eine gute Beobachterin und sieht, wenn andere sich falsch verhalten. Auch sie selbst hat sich bei einer Sache gewaltig falsch verhalten. Bisher konnte sie das vor sich selbst rechtfertigen. Bis zu jener Nacht, in der sie nicht die Einzige ist, die sich im Museum vor der Realität versteckt. Die Nacht, in der sie Mac Durant, die scheinbar menschgewordene Perfektion, kennenlernt. Richtig kennenlernt, hinsieht und hinhört. Und was sie dabei erfährt, stellt so einiges auf den Kopf: Ihre Definition von Fairness, ihre Sicht auf ihre Mitmenschen, ihr Verhalten diesen gegenüber – und ihre Gefühlswelt. Aber was wird Tegan mit all diesen neuen Erkenntnissen tun?

Ich habe vor DU BIST DER STURM, DU BIST DAS LICHT noch keine Bücher von dem Autor gelesen. Aber durch alles, was ich von DEAR EVAN HANSEN gehört habe, war mir klar, dass der Autor nicht an Tiefgang und Konfrontationen sparen würde. Diese Grundannahme finde ich wichtig, wenn man das Buch zu lesen beginnt. Es ist zwar ein Winterbuch, aber keines, das durchweg sweet und cozy ist.
Die Geschichte beginnt sehr handlungsreich. Tegan ist bereits im Museum und Mac stößt direkt hinzu. Die Erzählung bleibt stets spannungsvoll, denn sie ist eine clevere Mischung aus verschiedenen Erzählweisen und -stilen. Wechsel zwischen der Nacht und dem Tag zuvor. Wechsel zwischen personalem und allwissendem Erzähler. Wechsel zwischen Erzählung und Mails. Nach und nach fügen sich die Puzzlestücke zusammen.

Trotz der Spannung hat die Geschichte etwas sehr Erdendes an sich. Auf dem Cover wird die Liebesgeschichte als leise bezeichnet, aber das würde ich gar nicht unbedingt so sagen. Die Tatsache, dass dreihundert Seiten an einem einzigen Tag spielen, setzt das Erzähltempo herunter und entspannt beim Lesen. Man liest weiter und weiter, die Zeit um einen herum scheint stillzustehen. Auch der zu gleichen Teilen kunstvolle und schlichte Schreibstil mag daran Anteil haben. Aber wie gesagt – Wohlfühlroman ist etwas anderes.
Die Themen sind sehr authentisch. Es geht um Familie. Zwei ganz unterschiedliche Familien mit ganz unterschiedlichen Problemen und Zukunftsaussichten. Es geht ums Erwachsenwerden und darum, die Person zu werden, die man wirklich sein will. Es geht auch um die sozialen Medien – und so manche Risiken, die sie bergen. Aber das ist nur ein Teil der Themen. Das gesamte Buch ist um Thomas Edison, den Erfinder der Glühbirne, herum aufgebaut. Seine Erfindungen und seine Person sind geschickt mit der Handlung verknüpft und verleihen dem Roman ein unverkennbares Etwas.

Eine Geschichte steigt und fällt mit ihren Figuren heißt es – oder so ähnlich. Jedenfalls wird die Geschichte nie aus Macs, sondern immer aus Tegans Sichtweise erzählt. Tegan hat etwas von einer Pessimistin, zumindest den Großteil der Geschichte über. Sie legt eine Entwicklung hin, die mir gut gefallen hat, aber die ersten zwei Drittel hatte ich so meine Zweifel an ihr. Tegan schien mir manchmal sehr naiv für ihr Alter. Sehr unsensibel in Anbetracht der Erfahrungen, die sie selbst gemacht hat. Zu vorschnell dafür, dass sie eigentlich die ruhige Beobachterin sein soll. Sie war nicht immer authentisch. Oder besser gesagt: Sie war authentisch im Rahmen ihrer ganz eigenen Welt. Nur konnte ich nicht zu jedem Zeitpunkt der Geschichte gleichermaßen verstehen, wie Tegans Welt funktioniert. Einer der zentralsten Konflikte im Buch entsteht durch Tegan. Der Konflikt bahnt sich lange an, man sieht ihn kommen. Es ist, als würde man den Eisberg sehen und dennoch darauf zusteuern – im Schneckentempo. Diese Art von Konflikt trifft einfach nicht meinen Geschmack.
Mac dagegen - obwohl Tegan ihn etwas verkehrt wahrnimmt - schien deutlich authentischer. Auf Tegan wirkt er wie ein weltfremder Optimist, doch für mich war Mac durchweg Realist. Ich hatte ihn sehr gern.

Mein Fazit:
DU BIST DER STURM, DU BIST DAS LICHT ist zweifelsohne ein besonderer Roman. Er besitzt Tiefgang und Alleinstellungsmerkmale. Es ist ein Roman, der nicht in der Menge untergeht. Obwohl ich den Konflikt und Tegan als Auslöser nicht so mochte, konnte mich die Geschichte berühren. Ich mochte die Entwicklungen und die Realitätsnähe. DU BIST DER STURM, DU BIST DAS LICHT ist kein vollkommen rundes Buch – und genau diese Kanten machen die Geschichte aus. Ich habe das Buch (zum Großteil) gerne gelesen und kann es weiterempfehlen – bevorzugt an LeserInnen zwischen 12 und 18 Jahren. Von mir gibt es 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 01.11.2022

Eine Liebe zwischen Dunkelheit und Licht

Maple-Creek-Reihe, Band 1: Meet Me in Maple Creek (der SPIEGEL-Bestseller-Erfolg von Alexandra Flint)
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Gibt es für euch schon dieses eine Buch, das ihr mit dem Herbst verbindet? Eine Geschichte, die ebenso die cozy Stimmung bei Pumpkin Spice, sowie auch den spannungsvollen Gruselfaktor von düsteren Nebelnächten ...

Gibt es für euch schon dieses eine Buch, das ihr mit dem Herbst verbindet? Eine Geschichte, die ebenso die cozy Stimmung bei Pumpkin Spice, sowie auch den spannungsvollen Gruselfaktor von düsteren Nebelnächten einfängt? Ich persönlich habe eine solche Geschichte bisher noch nicht gefunden – weshalb ich mich besonders auf MEET ME IN MAPLE CREEK gefreut habe. Das wunderschöne Cover verspricht Herbststimmung pur – idyllische Atmosphäre. Der Klappentext dagegen erzählt von einer spannungsvollen Lovestory mit Nervenkitzel. Und zugleich ist da Buch noch ganz viel mehr:

Mira lebt schon immer in Maple Creek, der wohl gemütlichsten Kleinstadt der Welt. Sie hat alles, was sie braucht – einen Dad, mit dem sie sich super versteht. Ihren Hund Flex, mit dem sie gerne lange Spaziergänge und Wanderungen durch die Natur unternimmt. Und ihre besten Freunde Tami und Eli, die zu ihr halten, egal was passiert. Mira ist glücklich – obwohl da eine kleine Stimme in ihr sagt, dass mehr auf sie wartet.
Dass dieses „mehr“ aber ausgerechnet ein Zwillingsbruder sein soll, der in New York und völlig gegensätzlich zu ihr selbst aufgewachsen ist, damit hätte sie nicht gerechnet. Und erst recht nicht damit, dass Lilac nicht allein in Maple Creek auftaucht, sondern einen Freund – Joshka – mitbringt, der Lilacs düsteren Blick um Welten übertrifft.
Die Situation ist völlig verworren und fremd – aber noch lange nicht kompliziert genug. Die Dunkelheit, welche die beiden New Yorker mit in Miras Heimatstadt gebracht haben, klopft schon bald sehr dringlich an…

Das Buch ist extrem vielschichtig. Das sieht man allein schon an meiner nicht gerade knappen Beschreibung des Inhalts, die noch lange nicht vollständig ist. Was ich etwa noch gar nicht erwähnt habe, ist die Lovestory, die sich mit der Zeit zwischen Mira und Joshka anbahnt. Ich sage bewusst mit der Zeit, denn MEET ME IN MAPLE CREEK ist Slow-Burn pur. Mira ist lange hin und hergerissen zwischen der Furcht vor Joshkas durchdringendem Blick und dem behüteten Gefühl in seiner Nähe. Außerdem ist da noch die Tatsache, dass Joshka nicht für immer in Maple bleiben wird – er gehört durch und durch nach New York.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Mira und Josh erzählt. Plus, es gibt das ein oder andere Kapitel aus Lilacs Sicht. Welcher Sinn dahinter steckt, werdet ihr wohl selbst herausfinden müssen. Nur so viel: Alle drei Geschichten haben ihre eigenen Töne und zusammen ergeben sie eine ganz besondere Melodie.
Joshkas Geschichte verspricht hierbei besonderen Nervenkitzel und ist der perfekte Gegenpart zur Idylle und den leisen Gefühlen.

Thematisch hat mich das Buch von der ersten bis zur letzten Seite – sowie darüber hinaus – gefesselt. Es geht um viel verschiedenes und vieles bleibt lange als Rätsel verpackt. Es gab zwar nicht allzu viele Plottwists, aber besonders der Schluss hatte es in sich. Meine Empfehlung daher: Wenn ihr die Geschichte lesen möchtet, dann holt euch Band zwei gleich dazu ;)
Generell würde ich sagen, die Geschichte hat mich sehr gut unterhalten. Der Schreibstil war sehr angenehm, die Handlung interessant. Manchmal hätte ich mir gewünscht, dass das Tempo etwas zurückgeschraubt wird. Oder dass die Handlung das Setting nicht übertrumpft.
Joshka hatte ich trotz seiner dunklen Seite schnell sehr gern. Zwar war in seiner Geschichte nicht jede Wendung ganz Stimmung, aber ich bin schon jetzt gespannt, wie sie in Band zwei weitergeht. Mira hat es mir nicht immer leicht gemacht. Sie unterschätzt die Situation und überschätz sich selbst gerne mal – das hat mich ein wenig gestört.

Mein Fazit:
MEET ME IN MAPLE CREEK bereitet sehr aufregende Lesestunden. Es geht um sehr viel mehr als um eine Liebesgeschichte – und doch ist das Buch eines der Sorte, die einem das Herz brechen kann. Nicht alle Passagen waren gleich stark, lesenswert ist das Buch jedoch allemal. Daher vergebe ich 4 von 5 Sterne und klemme mich nun direkt hinter Band zwei ;)

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