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Veröffentlicht am 03.03.2023

Fesselnder und brillant ausgearbeiteter Krimi mit einem liebenswerten Protagonisten

Der Unbekannte
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Nathaniel ist endlich bereit sich seiner Vergangenheit zu stellen. Als er 11 Jahre alt war, soll sein Vater seine Familie angegriffen haben, bei der alle ums Leben kamen und Nathaniel durch eine Verletzung ...

Nathaniel ist endlich bereit sich seiner Vergangenheit zu stellen. Als er 11 Jahre alt war, soll sein Vater seine Familie angegriffen haben, bei der alle ums Leben kamen und Nathaniel durch eine Verletzung erblindet ist. Doch er hat keine Erinnerungen mehr daran und zweifelt immer mehr an der Tat seines Vaters. Deshalb fragt Nathaniel bei der Polizei nach Akteneinsicht – doch die ist merkwürdigerweise verschwunden. Die befreundete Reporterin Milla kann ihm zunächst nicht behilflich sein, hat sie momentan doch selbst Probleme und dazu noch ihre Mutter und deren toten Liebhaber.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, hauptsächlich durch Nathaniel und Milla. Aber es kommen einige Charaktere zu Wort, die beide Fälle bereichern. Geschickt hat die Autorin hier vielschichtige Fälle konstruiert, die erst langsam ihre Geheimnisse preisgeben. Ich mag Nathaniel und seine Blindenhündin Alisha von erstem Band der Reihe an und hab seine Recherche gerne mit verfolgt. Ich habe gebangt, ich war erleichtert und fasziniert.

Das Buch ist ein richtiger Pageturner, absolut spannend die beiden Fälle zu verfolgen und total fesselnd, die Auflösung am Ende zu lesen. Alle Details fallen schlussendlich wie ein Puzzle zusammen und bilden ein detailliertes Gesamtbild. Dabei hat die Autorin sogar tatsächliche Begebenheiten aus der Schweizer Vergangenheit eingeflochten, was ich sehr interessant finde. Vor allem der Epilog hat vielem noch einmal eine Wendung geben und mich total überrascht! Da ist Christine Brand neben den spannenden kriminalistischen Ermittlungen noch ein genialer Geniestreich geglückt.

Ich hab bisher nur den ersten Teil „Blind“ aus der Reihe gelesen, was mich überhaupt nicht gestört hat. Dank des tollen Schreibstils und der ausgearbeiteten Geschichte konnte mich die Autorin direkt wieder abholen. Nur private Dinge haben sich bei Nathaniel weiterentwickelt, was mir aber nicht das Gefühl gegeben hat etwas verpasst zu haben, sondern mich einfach gefreut hat.



Fazit:
Mit „Der Unbekannte“ hat die Autorin eine weitere tolle Geschichte rund um den Blinden Nathaniel, und hier insbesondere seine Familiengeschichte, geschaffen. Das Buch ist ein spannender und fesselnder Pageturner und ich habe es sehr genossen, die beiden Kriminalfälle mit den Protagonisten aufzudecken.

Veröffentlicht am 03.03.2023

Gefühlvoller Krebs-Roman

In unserem Universum sind wir unendlich
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Ansel absolviert ein Praktikum auf der Intensivstation, wo er auf den nahezu gleichaltrigen Emil trifft. Dieser ist ein Patient, der einen schlimmen Gehirntumor hat, der aber leider nicht mehr bekämpft ...

Ansel absolviert ein Praktikum auf der Intensivstation, wo er auf den nahezu gleichaltrigen Emil trifft. Dieser ist ein Patient, der einen schlimmen Gehirntumor hat, der aber leider nicht mehr bekämpft werden kann. Trotz der schweren Situation entwickeln die beiden Gefühle für einander und gerade deshalb, versuchen sie ihre Liebe zu genießen und so intensiv wie möglich zu erleben. Nachdem Emil nach der Operation entlassen wird, bittet er Ansel mit ihm einen Roadtrip zu unternehmen. Und so fahren die beiden gemeinsam nach Schottland, immer weiter in den Norden, bis sie den nördlichsten Zipfel Schottlands erreicht haben. Bis dahin erleben sie allerhand tolle Begegnungen und wunderschöne Landschaften und Orte. Doch ob sie es bis zu Emils letztem Ziel noch schaffen werden?

>>Es ist nie der richtige Moment, wenn du dich nicht traust.<<, Emil, 50%

Viel mehr als die Liebesgeschichte und der Roadtrip passiert gar nicht in dem Buch, aber das ist schon mehr als genug, denn es wird sowieso durch die Emotionen getragen. Seit ich das erste Mal ein Buch von Sarah Sprinz gelesen habe, bin ich von ihrem besonderen Schreibstil eingenommen. Sie erzählt hier sehr feinfühlig die Liebe zwischen den zwei jungen Leuten, die keine (lange) gemeinsame Zukunft haben werden. Genauso sensibel nähert sich die Autorin auch dem Thema Krebs, wo ihr bestimmt ihr absolviertes Medizinstudium zu Hilfe kam. Die Geschichte verläuft sehr ruhig und vermittelt doch sehr intensive Emotionen. Von Liebe, Angst, Unsicherheit bis hin zu Trauer ist alles dabei. Die Liebe zwischen Ansel und Emil hat mich genauso berührt und uns Herz getroffen, wie der unheilbare Krebs von Emil. Besonders im weiteren Verlauf des Roadtrips nehmen der drohende Tod und die körperlichen Einschränkungen durch den Krebs auch in den Empfindungen der beiden Protagonisten mehr Raum ein. Am Ende hatte ich schon einige Tränen in den Augen, wegen einer privaten Nervensäge konnte ich die letzten Seiten aber leider nicht am Stück lesen, sonst hätte ich hemmungslos geschluchzt. Besonders ein raffinierter Kniff am Schluss hat mein Herz vor unzähligen Emotionen überlaufen lassen. Ich muss gestehen, ich weine gerne beim Lesen, denn ich liebe Geschichten, die mich bis ins Innerste berühren. Und genau das hat „In unserem Universum sind wir unendlich“ auch geschafft: Mein Herz war gleichzeitig voller glücklicher Freude und tiefster Trauer.

>>Verflucht noch mal, ich heulte nur noch und wegen jeder Kleinigkeit. Genau genommen stimmte es nicht. Das hier, das alles, war keine Kleinigkeit. Es war jeden Tag aufs Neue wunderschön und das Unerträglichste, was ich je erlebt hatte.<<, 81 %



Fazit:
„In unserem Universum sind wir unendlich“ ist eine unendlich schöne und ruhige Liebegeschichte zwischen Ansel und Emil. Ihre Liebe, aber auch Emils bevorstehender Tod haben mich unendlich berührt. Die Geschichte wird durch die Emotionen der beiden getragen und hat mich mitten ins Herz getroffen, wo mich so viel Liebe und gleichzeitig Trauer an die wunderschöne Geschichte erinnert.

Veröffentlicht am 15.01.2023

Magischer Pageturner

Elias & Laia - Die Herrschaft der Masken
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Elias steht kurz vor dem Abschluss der Militärakademie Schwarzkliff. Seit seiner Kindheit wurde er in effizienten und brutalen Kämpfen geschult um eine „Maske“ zu werden, doch er fühlt sich unter der silbernen ...

Elias steht kurz vor dem Abschluss der Militärakademie Schwarzkliff. Seit seiner Kindheit wurde er in effizienten und brutalen Kämpfen geschult um eine „Maske“ zu werden, doch er fühlt sich unter der silbernen Maske nicht wohl. Masken sind die grausamsten aller Kämpfer des Imperiums. Als eines Nachts Masken in Laias Heim eindringen, ihre Großeltern ermorden und ihren Bruder gefangen nehmen, bittet sie den Widerstand um Hilfe um ihren Bruder zu befreien. Doch dafür muss sie im Gegenzug undercover als Sklavin in Schwarzkliff arbeiten. Die beiden Protagonisten stehen auf völlig unterschiedlichen Seiten der Gesellschaft, doch beide kämpfen insgeheim für ein Leben, in dem sie frei und sie selbst sein können.

>>Der Tod verdrängt alles. [...] Die guten Erinnerungen, die ich an diese Männer habe - an Lachen ohne Ende, an gewonnene Wetten und ausgeheckte Streiche - stehlen sich davon. Alles, woran ich noch denken kann, sind die schlimmsten Dinge, die dunkelsten Dinge.<<, Elias, S. 391

Das Buch stand schon lange auf meiner Wunschliste, weil alle so begeistert davon sind und ich kann mich dem nur anschließen! Sabaa Tahir hat eine grandiose Fantasywelt geschaffen. Durch die Masken ist sie einerseits total grausam und brutal, andererseits gibt es aber auch einige magische Elemente. Es ist nicht nur eine einfache Geschichte, in der das eine Volk herrscht und dabei das andere unterdrückt. Durch die Struktur der Herrschenden und die Geschichte des Landes wird die Situation im Buch vielschichtiger. Die Autorin hat dadurch eine extrem spannende Erzählung geschaffen, die mich oft überrascht und vor allem sehr viele Fragen aufgeworfen hat. Sabaa Tahir beschreibt Gefühle sehr bildhaft, besonders und so passend, dass ich die Worte, trotz ihrer oftmals schmerzhaften Bedeutung, einfach wunderschön finde. Ich will unbedingt mehr erfahren, Beziehungen besser begreifen und erneut in die Geschichte eintauchen. Auch die Charaktere sind sehr unterschiedlich, wobei es natürlich die eine Figur gibt, die von Grund auf böse ist, aber sonst sind es viele Persönlichkeiten, von denen man nicht alle durchschauen kann oder endlich mehr über ihr Leben erfahren möchte, wie zB bei Köchin. Ihre angedeutete Vergangenheit oder die undurchschaubaren Charaktere im Widerstand geben dem Geschehen viel mehr Spannung. Mehr noch als actiongeladene Szenen oder Kämpfe.

Die Kapitel werden immer abwechselnd aus Elias‘ und Laias Ich-Perspektive geschildert, deren beide Gefühle nachvollziehbar sind und die Protagonisten sympathisch machen. So vieles ist miteinander verwoben und durch die wechselnde Erzählperspektive schafft Sabaa Tahir ein umfassendes Bild von der Entbehrung und Gewalt in diesem Land. Laia hat anfangs nur ihre Fehler gesehen, ist im Laufe der Geschichte aber über sich hinausgewachsen. Elias hingegen erschien mir trotz seiner Empathie manchmal sehr naiv, was mich überrascht hat. Die Liebe der beiden entwickelt sich sehr langsam, ohne die fesselnden Ereignisse zu verdrängen, was mir gut gefällt. Teilweise handelt es sich um ein Liebesviereck, aber das hat sich glücklicherweise schrittweise gelöst.

>>Alle Schönheit der Sterne bedeutet nichts, wenn das Leben hier auf der Erde so hässlich ist.<<, S. 257


Fazit:
„Elias & Laia – Die Herrschaft der Masken“ ist ein großartiger Auftakt der Tetralogie! Eine Geschichte voller Spannung, Brutalität, Fragezeichen und Wendungen. Auch wenn ich über Kleinigkeiten gestolpert bin, gaben diese der Geschichte noch mehr Spannung und ich will unbedingt wissen, wie alles ausgeht, wie Personen zusammenhängen und was bestimmte Figuren in der Vergangenheit erlebt haben. Ich bin begeistert von der fantasievollen und bildhaft geschriebenen Geschichte!

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Veröffentlicht am 02.01.2023

Jahreshighlight, das sich in mein Herz geschlichen hat

Die Bücher, der Junge und die Nacht
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Die Geschichte beginnt mit einer spektakulären Flucht, als ein Großteil von Leipzig 1943 in Flammen aufgeht. Ein kleiner Junge, Robert, entkommt seinem Gefängnis inmitten von Büchern und flüchtet mit einem ...

Die Geschichte beginnt mit einer spektakulären Flucht, als ein Großteil von Leipzig 1943 in Flammen aufgeht. Ein kleiner Junge, Robert, entkommt seinem Gefängnis inmitten von Büchern und flüchtet mit einem sonderbaren Mann. Jahre später ist Robert Bibliothekar und stößt durch seine Kollegin auf besondere Bücher, die ihm mehr über seine Kindheit und Herkunft verraten könnten. Somit folgen wir im Jahr 1971 Robert und Marie, die sich auf die Suche der Bücher und der Wahrheit begeben. Hauptsächlich befinden wir uns in dieser Zeit und 1933 wieder. In diesem Jahr begleiten die Leser/innen Jakob, der mit Leidenschaft Bücher bindet, sich in der aufkommenden Naziherrschaft zurechtfinden muss und die Liebe findet, um sie kurz darauf wieder zu verlieren.

"Magie ist nichts anderes als das richtige Wort zur rechten Zeit.", Mercurio, S. 155

Am besten an dem Buch hat mir der Schreibstil von Kai Meyer gefallen. Ich hab schon Geschichten von ihm gelesen, aber hier ist mir seine Erzählweise besonders aufgefallen. Der Autor nutzt so unfassbar schöne Beschreibungen für Dinge und Situationen. Sein Schreibstil ist vielleicht ein wenig poetisch, auf jeden Fall aber sehr bildhaft und anschaulich. Die Gassen des Graphischen Viertels in Leipzig mit den Buchbindereien wurden dadurch zum Leben erweckt. Mit Jakob und seinem Freund durch die Gassen zu streifen hatte etwas Fantastisches und Surreales, sodass ich es schade finde, dass ich den beiden auf vielen dieser Wege der Bücherstadt Leipzig nicht mehr in der heutigen Zeit nachfolgen kann. Die Geschichte verströmt nicht nur die Liebe zu Büchern und Geschichten, sondern hat auch oft eine besondere, fast schon magische Atmosphäre. Ferner ist es sehr spannend die Geheimnisse in der Vergangenheit Stück für Stück aufzudecken.

"Manchmal sehnte er sich dorthin zurück, in die Geborgenheit seines Gefängnisses, wo die Fenster zur Außenwelt zwischen Buchdeckeln lagen und Gefahren durch das Umblättern einer Seite bezwungen wurden. Rettung war dort immer gewiss, ganz anders als hier draußen.", S. 258


Fazit:
Ich kann die besondere Geschichte und mein Leseerlebnis kaum in Worte fassen. Wenn du Bücher liebst, gerne Familiengeheimnisse aufdeckst, in historischen Städten wandelst und Geschichten mit einer traumhaften Atmosphäre genießt, dann ist dieses Buch genau das richtige für dich. Kai Meyer hat diese Geschichte mitten in mein Herz geschrieben.

Veröffentlicht am 11.12.2022

Verstörend, überwältigend und eklig: Eine absolut faszinierende und geniale Geschichte!

Der mexikanische Fluch
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Noemí ist lebenslustig und klug, neben ihrem Studium genießt sie das Leben mit Partys und die angenehme Gesellschaft von ihrem derzeitigen Freund. Ihre Cousine Catalina ist seit kurzem verheiratet und ...

Noemí ist lebenslustig und klug, neben ihrem Studium genießt sie das Leben mit Partys und die angenehme Gesellschaft von ihrem derzeitigen Freund. Ihre Cousine Catalina ist seit kurzem verheiratet und lebt mit ihrem Mann bei dessen Familie. Doch Noemís Vater erhält einen verstörenden Brief von Catalina, dass ihr Mann sie zu vergiften versucht, und Noemí soll sie nun besuchen um dies zu klären. Also reist sie von Mexico City in das große Haus der englischen Familie Doyle mitten auf dem Land und merkt bald, dass die kranke Catalina mehr Hilfe benötigt, als die eingeschworene Gemeinschaft der Doyles in ihrem düsteren Herrenhaus zugeben wollen.

Die Geschichte beginnt langsam und ruhig, aber man merkt doch, dass die Familie Doyle merkwürdig ist. Zudem waren mir alle außer Francis sehr unsympathisch. Den Älteste Howard finde ich im Umgang mit Noemí total unangenehm, der Mann ihrer Cousine ist hochnäsig und Florence führt das Haus mit festem Regiment, sieht Noemí nur als Eindringling. Ich war gespannt auf das erste Aufeinandertreffen von Noemí und ihrer Cousine Catalina, die in den Gesprächen mit Noemí völlig normal ist, dann aber wieder kurze Momente hat, wo sie seltsame Dinge behauptet. Das Haus ist heruntergekommen, liegt stets im Nebel und die Familie mahnt ständig zur Stille. Zunächst gibt es eher eine unangenehme und rätselhafte Grundstimmung, die sich mit der Zeit steigert. Im zweiten Drittel wird die Geschichte dann verstörend, faszinierend und zeitweise eklig. Ich bin kein Fan von Horrorgeschichten und –filmen oder zu unappetitlich gemachten Thrillern, deswegen finde ich es gut, dass die paar ekligen Stellen punktiert auftreten und die Erzählung sonst nur überwältigend und gruselig ist. Irgendwann weiß man gar nicht mehr, was Wirklichkeit ist und das Grauen nimmt zu. Die Auflösung ist total faszinierend und verstörend, aber alles so logisch darauf aufgebaut, dass alle seltsamen und gruseligen Details perfekt zusammenpassen. Das Ende ist passend dazu sehr fesselnd und abstoßend, ich hab bis zur letzten Seite mitgefiebert.


Fazit:
„Der mexikanische Fluch“ ist ein toller Schauerroman, der mich fasziniert und gefesselt hat. Die Geschichte startet erst sehr nebulös, das Grauen nimmt immer mehr zu und es wird sehr verstörend, eklig und überwältigend. Ich bin kein großer Fan von Horror, aber dieser Schauerroman hat mich begeistert!

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