Profilbild von Wacaha

Wacaha

Lesejury Star
online

Wacaha ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Wacaha über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.01.2023

Tolles Buch, enttäuschender Schluss

Verschwiegen
0

Nach einigen Jahren in der Landeshauptstadt Reykjavik kehrt Polizistin Elma zurück in ihre ländliche Heimatstadt Akranes. Hier kennt jeder jeden und auf den ersten Blick scheint hier eine heile Welt zu ...

Nach einigen Jahren in der Landeshauptstadt Reykjavik kehrt Polizistin Elma zurück in ihre ländliche Heimatstadt Akranes. Hier kennt jeder jeden und auf den ersten Blick scheint hier eine heile Welt zu herrschen. Doch dann passiert, was hier eigentlich nie passiert: Es geschieht ein Mord. Elma und ihre neuen Kollegen werden zum alten Leuchtturm gerufen, eine unbekannte Frau treibt tot im Wasser. Elma beginnt nachzuforschen und deckt die Identität der Toten auf. Eine Suche nach dem Mordmotiv und Schuldigen beginnt, der die Polizisten von Akranes tief in die Vergangenheit führt und Geheimnisse der verschwiegenen Gemeinschaft des Örtchens ans Licht holt.

„Verschwiegen“ ist das Roman-Debüt der isländischen Autorin Eva Björg Ægisdóttir, welcher direkt auf den Bestseller-Listen landete und mit dem Blackbird-Award ausgezeichnet wurde. Der Titel des Buches passt sehr gut zum Inhalt der Geschichte und auch die auf dem Cover abgebildeten Leuchttürme spielen dort eine zentrale Rolle. Mir gefällt das Schwarz-Weiß des Titelbildes vor der blutroten Schrift sehr gut, es lässt sofort auf einen Kriminalroman schließen. Ebenfalls toll an der Aufmachung fand ich die Karten von Island in den inneren Buchdeckeln. So konnte ich die Geschehnisse auch gleich räumlich verorten und mir ein Bild der Geographie machen.

Der Schreibstil der Autorin lässt sich gut verfolgen, die Geschichte hat es nach und nach geschafft mich mit ihrer düsteren Atmosphäre und dem durchdachten Plot zu fesseln. Leider war der Anfang für mich etwas beschwerlich, da sehr schnell sehr viele Personen ohne scheinbaren Zusammenhang zueinander aufgetaucht sind und ich auch Schwierigkeiten mit den unbekannten isländischen Namen hatte. Dies war zu Beginn sehr verwirrend, hat sich aber mit Fortlauf der Geschichte geändert. Spannend fand ich die zwischengeschobenen Rückblicke in die Vergangenheit, die mit der Geschichte immer mehr an Brisanz gewinnen. Authentisch beschrieben fand ich auch die Landschaften vor Ort, die sehr mühselige und kleinteilige Polizeiarbeit und das soziale Gefüge der Gesellschaft einer Kleinstadt mit all seinen Vor- und Nachteilen. Für mich hätte es an manchen Stellen etwas schneller voran gehen können, die Polizei tappte doch recht lange im Dunkeln. Gegen Ende nimmt die Story hingegen an Fahrt auf, die losen Fäden führen zusammen und die Ereignisse sowie Erkenntnisse überschlagen sich. Leider war ich mit dem Ende überhaupt nicht konform, es hat sich für mich einfach nicht wie das Ende angefühlt. Es kam sehr überraschend und wurde schnell abgehandelt. Zahlreiche Andeutungen lassen vermuten, dass der Schuldige es doch nicht gewesen sein könnte und andere Personen auch noch mit involviert sind, aber davonkommen. Ich fand das Ende unglaubwürdig und unbefriedigend, was mir im Nachhinein ein wenig das ansonsten spannende Buch ruiniert hat.

Insgesamt finde ich „Verschwiegen“ einen spannenden Nordic Noir voller authentischer Charaktere und Lokalkolorit, das offene (oder nicht offene?) Ende hat mich leider aber sehr gestört.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.01.2023

Vilmas skurrile Welt

Vilma zählt die Liebe rückwärts
0

Klavierlehrerin Vilma lebt zurückgezogen und hat nur Angst vor den kleinen Micromorts des Alltags. Aus den Fugen gerät ihr Leben, als plötzlich ein Pfarrer und ein Pathologe bei ihr klingeln und ihr die ...

Klavierlehrerin Vilma lebt zurückgezogen und hat nur Angst vor den kleinen Micromorts des Alltags. Aus den Fugen gerät ihr Leben, als plötzlich ein Pfarrer und ein Pathologe bei ihr klingeln und ihr die Nachricht vom Tod ihres Vaters überbringen. Vilma ist verwirrt, hat sie doch ihren Vater nie kennengelernt. Doch er hat ihr Briefe hinterlassen, die nach und nach Vilmas Vergangenheit aufklären und sie dazu ermuntern, auch die Gegenwart zu verändern.

Bereits der Titel „Vilma zählt die Liebe rückwärts“ klingt lustig und schräg zugleich. Passend dazu ist das Cover in ansprechenden Farben, es wirkt sympathisch und macht aufgrund der vielen abgebildeten Einzelbilder neugierig. Vom Inhalt verrät es nicht viel und erst beim Lesen klärt sich die Bedeutung einzelner Bestandteile, z.B. des Klaviers und der Briefe, nach und nach auf. Allerdings hätte ich es mit der Vorweihnachtszeit, in der die Geschichte spielt, rein äußerlich nicht assoziiert. Ich mag auch das Lesebändchen, wobei ich eine andere Farbe als gelb gewählt hätte, da diese nicht zur Farbgebung des restlichen Covers passt.
Die Autorin Gudrun Skretting hat einen sehr besonderen Schreibstil, der insbesondere durch den schwarzen Humor besticht. Ansonsten schreibt sie sowohl locker, als auch mit trockenem Witz. Dies passt gut zur ebenfalls etwas sonderbaren, aber erfrischenden Geschichte, die alles andere als alltäglich ist.
Dies liegt vor allem an der sehr speziellen Denk- und Handlungsweise von Protagonistin Vilma, die mich abwechselnd schmunzeln und augenrollen ließ. Sie macht im Laufe des Buches eine große Entwicklung durch und es ist schön zu sehen, wie sich die skurrile, verschlossene Person immer weiter öffnet. Ich habe etwas gebraucht, um mit ihrer Art warm zu werden, aber obwohl sie verschroben ist habe ich sie dann doch ins Herz geschlossen und über vieles musste ich wirklich lachen. Aber auch die Nebencharaktere wie Amdi und Robert sind toll und individuell gezeichnet. Insgesamt gibt es aber sehr viele überzeichnete, skurrile Figuren im Buch. Insbesondere die bewusst überspitzte Darstellung von klischeehaften Verhaltensweisen macht die Geschichte unterhaltsam, ist aber nicht sehr realitätsgetreu.

Die Handlung an sich beginnt überraschend, verliert dann aber etwas an Fahrt. Gerade der Mittelteil hat sich für meinen Geschmack etwas gezogen. Gut gefallen haben mir die Briefe des Vaters, die ich sehr berührend fand. Es machte mich sehr traurig, dass Vilma diesen Mann nie kennengelernt hat und auch die Liebesgeschichte der Eltern insgesamt war emotional. Leider hat sich der Fokus im Laufe des Buches dann auch sehr auf diese gelegt und die Gegenwart, Vilmas Einsamkeit und ihr Liebesleben, etwas in den Hintergrund gedrängt. Insgesamt war das Buch auch durch sehr viele scheinbare „Zufälle“ geprägt, welche die Story vorangetrieben haben und in großen Teilen war es sehr vorhersehbar. Das offene Ende war schön und passend und hat mich trotz einiger nicht gelöster Fragen zufrieden hinterlassen.

Insgesamt ist es der Autorin gut gelungen, das Buch trotz der eigentlich traurigen Geschichte und gelegentlich düsteren Untertönen nicht ins Deprimierende abrutschen zu lassen. Durch die Skurrilität und Kreativität der Geschichte und der Figuren war er in erster Linie unterhaltsam, ohne an Tiefe der Gedanken zu verlieren. Insgesamt ein schöner, leichter Roman für zwischendurch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.12.2021

Ein goldenes Kleid in den Wirren des Krieges

Die Kleider der Frauen
0

Die junge Estella träumt davon, eines Tages großartige Haute-Couture-Mode zu entwerfen. Aktuell arbeitet sie gemeinsam mit ihrer Mutter in einem Pariser Modestudio und verbringt ihre Freizeit mit Freundinnen ...

Die junge Estella träumt davon, eines Tages großartige Haute-Couture-Mode zu entwerfen. Aktuell arbeitet sie gemeinsam mit ihrer Mutter in einem Pariser Modestudio und verbringt ihre Freizeit mit Freundinnen im Pariser Nachtleben. Doch das Unheil des zweiten Weltkrieges zieht auf und in Paris bildet sich die Gegenbewegung der Résistance. Estella wird unbewusst in deren Dunstkreis verwickelt und begegnet dem mysteriösen Alex, zu dem sie sich sofort hingezogen fühlt. Doch die Lage spitzt sich zu und Estellas Mutter gelingt es, die Tochter kurz vor Kriegsausbruch auf ein Schiff nach New York in Sicherheit zu bringen. Mit nicht mehr als ihrem goldenen Kleid in der Tasche stürzt sich Estella in den Neuanfang, bei dem sie nicht nur Alex wiederbegegnet, sondern auch einer geheimnisvollen jungen reichen Frau, die ihr zum Verwechseln ähnlich sieht…

Was mich an „Die Kleider der Frauen“ direkt angesprochen hat, war das optisch attraktive Cover: Zwei junge Damen in hübscher Kleidung vor dem Pariser Eifelturm, welcher in Nebel gehüllt ist. Ich habe mir von dem Buch Pariser Flair, historische Fakten und jede Menge Liebe zur Mode erhofft und dies auch gefunden. Was ich aber auch gefunden habe war die Beschreibung schwieriger Kriegsjahre, eine verwirrende Familiengeschichte, etwas Geheimagenten-Story, Liebesgeschichte, Trauer und Schmerz um eine zerstörte Heimat.

Die Geschichte an sich ließ sich gut lesen, mir haben insbesondere die Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart sowie die Perspektiven von Estella und Enkelin Fabienne gut gefallen. Wie sich die Familiengeschichte nach und nach erklärt hat war passend und nachvollziehbar. Des Weiteren fand ich das Buch flüssig geschrieben, der Plot war an sich stimmig. Jedoch fand ich manche Stellen etwas zu ausgeschmückt, während ich mir an anderen mehr Informationen gewünscht hätte. Das Familiengeheimnis um die Schwestern und die doppelten Häuser fand ich etwas verwirrend und nicht unbedingt überzeugend, auch Alex Rolle hat mich mehr und mehr genervt. Der Tod einer Protagonistin hätte für mich nicht bzw. erst später im Buch vorkommen können, diese Stelle hat für mich einen logischen Bruch bedeutet und auch der Umgang mit diesem Todesfall fand ich etwas schnell abgehandelt. Insgesamt war mir persönlich das Buch etwas zu überfrachtet.

Insgesamt hat mir Estella als selbstbewusste und starke Protagonistin gut gefallen, ihre Liebe zur Mode war spürbar und konnte mich durchaus mitreißen – sämtliche Szenen in Richtung Mode waren meine Lieblingsstellen, egal ob als junge Frau im Schneideratelier, die Modenschau in Lenas Haus oder die Gegenwart im Modeimperium. Ein historischer Roman mit kleinen inhaltlichen Schwächen, den ich aber trotzdem sehr gerne gelesen habe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.11.2021

Wiedersehen mit Familie Messina, das aber nicht an Teil 1 herankommt

10 Wahrheiten und ein Happy End
0

Olivia hat es geschafft: Die High School-Prüfungen sind vorüber und sie kann es kaum erwarten, es in der folgenden Party-Woche noch einmal richtig mit ihren Freunden krachen zu lassen, bevor sich alle ...

Olivia hat es geschafft: Die High School-Prüfungen sind vorüber und sie kann es kaum erwarten, es in der folgenden Party-Woche noch einmal richtig mit ihren Freunden krachen zu lassen, bevor sich alle auf verschiedene Colleges verteilen. Doch dann erreicht sie die Nachricht des Rektors, dass ihr ein halber Credit-Punkt zum Erreichen des Abschlusses fehlt: Ihr Golf-Kurs wurde nicht anerkannt. Olivia ist außer sich und überredet den Golf-Trainer, ihr eine zweite Chance zu geben. Für diese muss sie – ausgerechnet in der Prüfungswoche – bei einem Golf-Turnier aushelfen, um den Nachweis des Kurses und somit ihren High-School-Abschluss doch noch zu bekommen. Ein Versteckspiel beginnt, denn Olivia möchte auf keinen Fall, dass ihre Familie von dem Vorfall erfährt – gar nicht so einfach bei der großen, gut vernetzten Familie Messina. Zum Glück kann sie sich voll auf die Unterstützung ihrer besten Freunde Charly, Wes und Sophie verlassen. Und dann taucht auch noch Leo auf, der die Strafarbeit auf dem Golfplatz plötzlich gar nicht mehr als solche erscheinen lässt…

„10 Wahrheiten und ein Happy End“ ist der Nachfolgeband zu Ashley Elstons „10 Blind Dates und die große Liebe“, ein Buch, das mir ausgesprochen gut gefallen hat. Durch das süße, etwas kitschige Cover in Pastellfarben passt Band 2 sehr gut zum ersten Band, die Einleitung der einzelnen Kapitel in Form von passend gestalteten Party-Einladungen finde ich kreativ. Lediglich die jeweils zugehörigen und dem Buch seinen Namen gebenden „Wahrheiten“ hätte ich nicht unbedingt gebraucht, da sie für mich keinen Mehrwert hatten.

Das Buch selbst ist locker-leicht geschrieben, so dass der Leser regelrecht durch die Seiten fliegt. Es gibt humorvolle Szenen, bei denen ich Schmunzeln musste, insbesondere sehr witzige Dialoge. Als Olivias Ich-Perspektive plötzlich in die von Charly wechselt war ich etwas verwirrt, da dieses Stilmittel anschließend aber häufiger und auch bei den anderen „Handyhütern“ verwendet wurde habe ich mich dann daran gewöhnt und fand es ganz lustig. Gut gefallen haben mir hier wieder die Chat-Verläufe, welche den Textflus gut aufgelockert haben.

Auch das Wiedersehen mit der Messina-Familie und insbesondere Nonna fand ich herzerwärmend, da mir die bunte Truppe im ersten Band sehr ans Herz gewachsen ist. Für Quereinsteiger könnte es hier aufgrund der vielen Familienmitglieder allerdings etwas verwirrend werden, ich war mir bei einigen Personen auch nicht mehr sicher. Insgesamt schafft es die Autorin, eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen, die kurzweilig und unterhaltsam, wenn auch nicht besonders tiefgründig ist. Und genau dies hat mir in Bezug auf die Emotionen der Protagonisten leider gefehlt: Mir persönlich ging die Annäherung der beiden etwas schnell, so dass sich für mich keine nachvollziehbare Bindung entwickeln konnte. Ich hätte mir mehr romantische Momente mit echten Gefühlen gewünscht. Auch war die Handlung leider sehr vorhersehbar und hat mit keinen überraschenden Wendungen überzeugt. Das Ende wirkte für mich etwas unausgereift, da es für Olivia einfach zu perfekt lief und absolute Friede-Freude-Eierkuchen-Atmosphäre herrscht, was die Protagonistin teilweise nicht verdient hat. Mir haben auch Reaktionen der Familie auf Olivias Geständnis und eine Auflösung bzw. zumindest eine Ansprache des Konflikts mit den Bösen Jo´s gefehlt. Dieser wurde so häufig erwähnt, dass ich zumindest eine Reaktion erwartet hätte – so blieb dieser Handlungsstrang einfach unausgesprochen offen. Für mich hat sich das perfekte Happy End etwas erzwungen angefühlt.

Leider konnte mich auch Olivia nicht überzeugen, die ich in Band 1 als Sophies coole, taffe beste Freundin-Cousine anders in Erinnerung hatte. Ihre im Buch beschriebenen Charaktereigenschaften passen irgendwie nicht zusammen und ihr Verhalten ist ebenfalls an vielen Stellen konträr zu den Dingen, die ihr angeblich sehr wichtig sind und die sie mit Ehrgeiz verfolgt. Durch diese Widersprüchlichkeiten erschien mir Olivia leider nicht wirklich authentisch und meine Sympathie schwankte auch des Öfteren. Ich hatte sie irgendwie empathischer, zuverlässiger und ehrlicher in Erinnerung. Schön war das Wiedersehen mit Sophie, Wes, Charly und Nonna und dass insbesondere die Freunde sehr stark in die Geschichte mit eingebunden wurden. Insgesamt war die verrückte, aber herzliche Messina-Familie mit all ihren Traditionen und Festgelagen und Nonna als ihr Bindeglied wieder mein Highlight des Buches.

Insgesamt war das Buch einfach, aber unterhaltsam. Leider reicht es für mich bei weitem nicht an seinen Vorgängerband heran, was insbesondere an der vorhersehbaren Handlung und widersprüchlichen Protagonistin liegt. Ich habe es trotzdem gerne gelesen und empfehle es als leichte Lektüre für kurzweilige Stunden.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 04.09.2021

Drama, Baby!

April & Storm - Stärker als die Nacht
1

April hat eine schwere Zeit hinter sich und wagt den Neuanfang: Sie zieht zu ihrer Tante nach San Francisco, um dort ihr Studium zu beenden und erste Arbeitserfahrungen zu sammeln. Dieses Abenteuer wollte ...

April hat eine schwere Zeit hinter sich und wagt den Neuanfang: Sie zieht zu ihrer Tante nach San Francisco, um dort ihr Studium zu beenden und erste Arbeitserfahrungen zu sammeln. Dieses Abenteuer wollte sie eigentlich gemeinsam mit ihrem Freund Jan erleben, der sie aber überraschenderweise wenige Wochen nach der Ankunft verlässt. Da die gemeinsame Wohnung nun zu groß und teuer für April alleine ist, muss ein Mitbewohner her. Dieses Unterfangen stellt sich als nicht ganz so einfach heraus, bis er an ihre Tür klingelt: Storm. Sofort spürt April das Knistern in der Luft, als der optisch gezeichnete Sänger bei ihr einzieht. Doch Storm hat ein Geheimnis, dass er April trotz aller Anziehungskraft verschweigt… und auch April ist nicht ganz ehrlich zu ihm… Haben die Gefühle der beiden trotzdem eine Chance?

„Stärker als die Nacht“ ist Karen Ashleys Auftaktband zur „April & Storm“-Trilogie, die sich mit der entstehenden Beziehung der gleichnamigen Protagonisten befasst. Das Cover in seinen Rosé-Farbtönen gefällt mir unheimlich gut und insbesondere der kunstvoll-geschickte Einbau der San Francisco-typischen painted ladies lässt mich das Cover lieben. Die anderen beiden Bände sind ähnlich gestaltet und zeigen andere Wahrzeichen dieser tollen Stadt und somit wird das Setting perfekt graphisch umgesetzt.

„Stärker als die Nacht“ ist in einem flüssigen, teilweise fast poetischen Schreibstil verfasst, den ich unheimlich gerne gelesen habe. Der Autorin ist es sehr gelungen, bildhaft und szenisch zu beschreiben, in einigen Situationen hatte ich das Gefühl, direkt neben den Protagonisten zu stehen. Trotz der vielen ernsthaften Themen kommt auch der Humor nicht zu kurz und ich musste an vielen Stellen schmunzeln. Die Kapitel sind abwechselnd aus Aprils und Storms Sichtweise geschrieben. An sich mag ich derartige Perspektivwechsel sehr gerne, da ich mich so in die Gefühle und Gedanken beider Protagonisten hineinversetzen kann. Das ist hier leider nicht ganz so gut gelungen, da Aprils Sicht in erster Person, Storms hingegen in distanziert wirkender, dritter geschrieben wurde. Dieses Ungleichgewicht hat mich etwas gestört und im Lesefluss stocken lassen.

Die Geschichte der beiden Protagonisten startet mitten in Aprils Aufräumaktion, um ihren Ex-Freund aus der gemeinsamen Wohnung zu verbannen. Wir lernen April, ihr Leben und ihre verrückte Tante Maggie kennen und befinden uns schnell mitten im Geschehen. Auch Hund Sky, der in vielen lebensnahen Szenen eingebaut wurde und sofort mein Herz erobert hat, ist von Anfang an dabei. Mit Storms Auftauchen wird die Geschichte aber immer dichter und April mir zunehmend unsympathischer. Ein dramatisches Ereignis jagt das nächste, gefühlt befinden sich die beiden permanent im Panikmodus, tausend Geheimnisse stehen zwischen ihnen und etliche traurige Schicksalsschläge inklusive der bis in die Gegenwart andauernden Probleme und Konsequenzen stehen zwischen ihnen. Mir als Leserin wurde es irgendwann zu viel (teilweise auch für diesen Band unnötiges) Drama, mir haben die stillen, emotionalen und auch alltäglichen Momente zwischen den beiden Gefehlt, in denen ich die Annäherung und die tiefen Gefühle der beiden miterleben und nachvollziehen lernen konnte. Hier ist schon genug für die ganze Trilogie passiert! Vor lauter actionreichen Ereignissen hatte ich das Gefühl, die beiden haben gar keinen Alltag – ob wohl genau dieser im Fall einer deutschen Auswanderin in San Francisco auch sehr relevant und interessant ist. Auch scheint mir ihr Englisch an vielen Stellen etwas zu perfekt, ihre spontanen und flüssigen Ausdrücke in der Fremdsprache sind zwar für den Lesefluss natürlich förderlicher, aber leider unglaubwürdig. Auch andere Szenen und Gegebenheiten erschienen mir leider nicht schlüssig. Das Ende kam dann doch überraschend, auch wenn ich mit einem offenen Ende gerechnet hätte. Auch hier fand ich aber Aprils Reaktion übertrieben und hätte mir gewünscht, dass die beiden endlich einmal richtig miteinander reden – wie eigentlich im ganzen Buch. Generell hat mir aber gefallen, dass das Buch keine klassische Happyend-Lovestory ist, sondern auch ernste Themen vertieft behandelt – und dabei auf den Leser nicht bedrückend wirkt.

Hinsichtlich der Personen bin ich auch nicht komplett glücklich. Absolut herausraugend waren hier tatsächlich die Nebenfiguren, die unheimlich gut gestaltet waren: Egal ob Sky, Miss Wolowitz, Maggie oder Luigi, hier spürt man die Liebe zum Detail der Autorin, die jedem einen eigenen facettenreichen Charakter einhauchen konnte. Mit Storm bin ich nach und nach warm geworden, finde es aber unglaubwürdig, dass er nicht erkannt wurde und kann auch nicht nachvollziehen, wie er sich innerhalb so kurzer Zeit charakterlich so „umentwickeln“ konnte. Ihn fand ich am Ende aber sehr sympathisch und interessant, ich konnte gut mit ihm mitfiebern und war wahnsinnig neugierig auf seine Geschichte. Wer sich für mich zum Negativen gewandelt hat war allerdings April: Anfangs fand ich sie noch sehr nett und bewundernswert, hat sich dieser Eindruck mit Storms Auftauchen geändert und sie hat mich zunehmend genervt. Sie hat ihn absolut unfair behandelt, war biestig und teilweise sogar richtig gemein. Ihr Verhalten war kindisch und unreif, an vielen Stellen für mich nicht nachvollziehbar und kalt. Das war irgendwann nur noch anstrengend zu lesen.

Insgesamt stehe ich der Trilogie somit etwas zwiespältig gegenüber. Der Schreibstil hat mir gut gefallen und es gab viele humorvolle und authentische Szenen. Andererseits inhaltlich diese Ausnahmesituationen am laufenden Band, so dass ich irgendwann richtig außer Puste war. Dann noch Aprils unangebrachter Umgang mit Storm. Die Geschichte hat durchaus Potenzial, hätte für meinen Geschmack aber etwas gestreckt werden können. Dennoch würde ich die Folgebände lesen, um mehr von Storm, Sky und den tollen Nebencharakteren zu erfahren.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl