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Veröffentlicht am 29.01.2023

Bezaubernd

T wie Tessa (Band 1) - Plötzlich Geheimagentin!
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Die schüchterne Tessa ist so unscheinbar, dass sogar ihre Klassenlehrerin immer wieder ihren Namen vergisst. Das zehrt am Selbstbewusstsein. Dabei hat Tessa ein wunderbares Talent, sie kann richtig gut ...

Die schüchterne Tessa ist so unscheinbar, dass sogar ihre Klassenlehrerin immer wieder ihren Namen vergisst. Das zehrt am Selbstbewusstsein. Dabei hat Tessa ein wunderbares Talent, sie kann richtig gut Gitarre spielen. Als die megaberümte Schülerband Gimme Four eine neue Gitarristin braucht und Tessa tatsächlich eine Einladung zum Vorspielen bekommt, kann sie ihr Glück kaum fassen.

Allerdings verhindert ein kleiner Unfall, dass Tessa ihre große Chance überhaupt wahrnehmen kann, woran die kleine mongolische Rennmaus Hector nicht ganz unschuldig ist. Doch mit Hector‘s Hilfe wird Tessa letztendlich tatsächlich zu einem Mitglied der Girlsgroup und befindet sich kurze Zeit später schon im Tourbus nach Hamburg zu einem Videodreh. Der vorwitzige Hector ist immer dabei, und schnell finden die beiden heraus, dass mit der Band irgendetwas nicht stimmt.

Wer hätte gedacht, dass Tessa es plötzlich mit zwielichtigen Gangstern zu tun bekommt und ihr detektivischer Spürsinn auf einmal gefragt ist. Den nervigen Hector schließt sie immer mehr in ihr Herz und zusammen sind die beiden ein sehr liebenswertes Team. Wie es sich für einen Krimi gehört , steigert sich die Spannung immer mehr bis zu einem spektakulären Showdown am Ende, an dem das Gute natürlich siegt.

Da diese Geschichte für Kinder ab 11 Jahren Band 1 der Geheimagentenreihe rund um Tessa war, geht es im nächsten Band hoffentlich genauso spannend weiter. Man kann nur hoffen, dass dann auch Hector wieder mitmischt, der ein bisschen wie das Salz in der Suppe war. Die Geschichte war wirklich nett und spannend,. Es gab witzige altersgerechte Dialoge, eine sympathische leicht verpeilte aber umso liebenswertere Protagonistin und unverzichtbar für den Esprit der Story, die putzige Rennmaus Hector. Ich kann diesen Kinderkrimi nur wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 16.01.2023

Das richtige Leben leben

Die Liebe an miesen Tagen
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Kann man mitten im Leben, mit einem Gepäck von jeder Menge Lebenserfahrung und Ballast auf der Seele und einem in Gedanken doch schon vorgezeichneten Weg, noch die große Liebe finden und dann nochmal „auf ...

Kann man mitten im Leben, mit einem Gepäck von jeder Menge Lebenserfahrung und Ballast auf der Seele und einem in Gedanken doch schon vorgezeichneten Weg, noch die große Liebe finden und dann nochmal „auf Anfang“ gehen? Mit dieser spannenden Thematik beschäftigt sich Ewald Arenz in seinem neuen Roman.


Es ist einer dieser Zufälle, die Clara und Elias zusammenführen, doch in dem Moment , in dem sie sich begegnen, wissen beide augenblicklich, dass sie für einander bestimmt sind. Im Roman wird dieser Augenblick ganz spielerisch und federleicht in dem für den Autor typischen poetischen Schreibstil erzählt, kitschfrei und wunderschön.


Elias merkt man, auch wenn er nicht auf der Theaterbühne steht, seine Spielfreude und seine Lust an der Sprache an. Genau wie Clara strahlt er pure Lebensfreude aus, aber anders als mit seiner Freundin Vera hat er das Gefühl, dass Clara ihn tatsächlich versteht und das sie beide ähnlich denken. Außerdem kann sie seine Späße ganz wunderbar parieren. Er ist noch jung und hat dennoch schon eine Vorgeschichte, ist früh Vater geworden, verliebt sich gern und oft und entliebt sich genau so schnell auch wieder. Trotzdem ist er überzeugt, dass es mit Clara anders sein wird.


Clara ist Fotografin und ein ganzes Stück älter als Elias. Kann diese Liebe wirklich gutgehen? Sie ist in einem Alter, in dem sie keine Kompromisse mehr will. Ängste und Zweifel kämpfen gegen ihre Gefühle. Das Leben aber hat seine eigenen Spielregeln. Ob es zu spät ist für das richtige Leben, das muß man als Leser natürlich selber herausfinden.


Der warmherzige Erzählstil, sowie die spritzigen, intelligenten Dialoge haben mir großen Spaß gemacht. Ich habe mich mit den Protagonisten gefreut und auch mit ihnen gelitten. Die Leserschaft wird mit Clara und Elias wirklich auf eine Achterbahn der Gefühle geschickt, und insbesondere der 2. Teil des Buches war sehr aufwühlend. Man konnte sich kaum mehr von der Geschichte losreißen.


Die Sprachfertigkeit von Ewald Arenz begeistert mich erneut auch in diesem Roman. Die Geschichte zeichnet sich durch das große Einfühlungsvermögen des Autors aus, war tiefgründig aber auch unterhaltsam und hat mir viele vergnügliche Lesestunden beschert.





Große Empfehlung!

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Veröffentlicht am 04.01.2023

Unterhaltsamer Dark Academia Spannungsroman

Das College
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Das Setting ist schon mal wunderbar. Mit Protagonistin Hannah dürfen wir Oxford erkunden, wo sie jung und lebenslustig ihr Studium im elitären Pelham College beginnt. Doch ihre Unbeschwertheit endet abrupt, ...

Das Setting ist schon mal wunderbar. Mit Protagonistin Hannah dürfen wir Oxford erkunden, wo sie jung und lebenslustig ihr Studium im elitären Pelham College beginnt. Doch ihre Unbeschwertheit endet abrupt, als ihre Mitbewohnerin und inzwischen beste Freundin, April in der gemeinsamen Wohnung ermordet aufgefunden wird. Leider ist auch sie selbst, die Erste am Tatort und dass traumatisiert sie für ihr weiteres Leben, das fortan immer in ein „Davor“ und „Danach“ unterteilt ist.

Folgerichtig springt die Autorin aus Hannah‘s Perspektive zwischen der Studienzeit und der Jetztzeit hin und her bis zu dem Zeitpunkt, wo April ermordet worden ist. Ab diesem Zeitpunkt gibt es nur noch „Danach - Kapitel“ und Hannah hat inzwischen Zweifel, dass der offensichtliche Täter, der damals verhaftet wurde und inzwischen im Gefängnis gestorben ist, die Tat auch tatsächlich begangen hat.

Ich mag den Schreibstil von Ruth Ware sehr gerne. Bei ihr baut sich die Spannung zwar nur recht langsam auf, aber an irgendeinem Punkt ist fast jeder ihrer Figuren verdächtig. Typisch „Dark Academia“ gibt es eine Freundesclique mit sehr unterschiedlichen Charakteren. Sie scheinen sich zu mögen und gehen recht freundschaftlich miteinander um, aber man entdeckt ihre Eigenheiten auch die Unschönen erst mit der Zeit. Und natürlich gibt es auch einen Dozenten, der sich nicht ganz an die Normen hält. Die Autorin bedient durchaus das ein oder andere Klischee, das muß man auch sagen, aber mich hat es nicht gestört. Ich habe mich wirklich hervorragend unterhalten gefühlt und habe mich gerne mit der hochschwangeren Hannah auf Tätersuche begeben. Auch das Ende habe ich wirklich nicht kommen sehen.
Was will man mehr?!

Erwähnenswert wäre, dass es sich nach meinem Eindruck um einen Spannungsroman handelt. Wer einen actionreichen Thriller erwartet, der könnte hier enttäuscht werden. Leider wird das Etikett Thriller nur zu häufig auf ein Cover gedruckt und damit eine falsche Erwartungshaltung erzeugt.

Ich habe aber bekommen, was ich mir erhofft hatte, und deshalb gibt es von mir auch eine ganz klare Leseempfehlung. Gerne werde ich wieder zu Büchern der Autorin greifen.

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Veröffentlicht am 08.12.2022

Beeindruckend

Loyalitäten
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Delphine de Vigan haut mich mit ihrem Roman „Loyalitäten“ einfach um.

Nicht nur sprachlich ist das Buch außergewöhnlich, auch erstaunt mich, wie man in noch nicht einmal 200 Seiten soviel Inhalt packen ...

Delphine de Vigan haut mich mit ihrem Roman „Loyalitäten“ einfach um.

Nicht nur sprachlich ist das Buch außergewöhnlich, auch erstaunt mich, wie man in noch nicht einmal 200 Seiten soviel Inhalt packen kann. Jeder Satz sitzt und trifft den Punkt. Der Titel könnte ebenfalls nicht besser gewählt sein.

Im Zentrum der Geschichte steht der 12 jährige Theo. Die Eltern sind geschieden. Die Trennung war sehr unschön, die Wunden wurden nie aufgearbeitet und der Junge steht zwischen den Fronten. Er entdeckt in seinen jungen Jahren den Alkohol als Seelentröster. Es ist herzzerreißend.

Das Buch ist aus mehreren Perspektiven geschrieben. Neben Theo‘s Sicht gibt es noch die Perspektive des besten Freundes, Mathis. Außerdem kommt dessen Mutter Cécile zu Wort, die sich Sorgen macht und befürchtet, dass Theo der falsche Umgang für ihren Sohn ist. Und zu guter Letzt wird die Innenansicht von Hélène gespiegelt. Sie ist die Lehrerin von Mathis, hat selbst eine schwierige Kindheit hinter sich und pocht immer wieder darauf, dass mit Theo irgendetwas nicht stimmt.

Die beiden Frauen werden jeweils in der Ichperspektive geschrieben, was sie einem noch etwas näher bringt. Durch den schnellen Personen und Perspektivwechsel wird eine unheimliche Sogwirkung erzeugt, so dass man das Buch kaum zur Seite legen kann. Jede der Charaktere kämpft mit ihren Loyalitäten und will doch nur das Richtige tun. Der Roman ist wirklich sehr eindringlich, das Thema unendlich traurig und doch ist diese schwere Thematik mit einer gewissen Leichtigkeit geschrieben, die ich kaum beschreiben kann. Der Roman ist natürlich auch ein Appell nicht wegzusehen, auf sein Bauchgefühl zu hören und achtsam zu sein. Das offene Ende fand ich sehr gelungen. Es hat sich wunderbar in die Geschichte eingefügt.


Ich kann den Roman nur wärmstens empfehlen. Für mich ist er eines meiner Jahreshighlights.

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Veröffentlicht am 16.11.2022

Ein ganz besonderer Briefroman

Die Farbe Lila (ungekürzt)
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Die Farbe Lila“ ist 1983 erstmals erschienen, erhielt den Pulitzer Preis und ist vielen wahrscheinlich bekannt durch die Verfilmung von Steven Spielberg mit Whoopi Goldberg in der Hauptrolle.

Der Roman ...

Die Farbe Lila“ ist 1983 erstmals erschienen, erhielt den Pulitzer Preis und ist vielen wahrscheinlich bekannt durch die Verfilmung von Steven Spielberg mit Whoopi Goldberg in der Hauptrolle.

Der Roman wurde 2021 neu übersetzt und errang so erneut Aufmerksamkeit.

Zum Inhalt:

Die Geschichte spielt im Süden der USA, Anfang des 20. Jahrhundert.

Die junge afroamerikanische Celie, wächst im ländlichen Georgia in einer dysfunktionalen Familie auf. Vom Vater schon im Alter von 13 Jahren missbraucht, werden ihr ihre 2 Babies weggenommen und verkauft, und sie selbst wird zwangsverheiratet an einen Witwer, der einen Babysitter für seine Kinder benötigt. Die einzige Liebe, die Celie erfährt ist die Liebe zu ihrer jüngeren Schwester Nettie, die sie nach Kräften vor ihrem Vater zu schützen versucht. Die Schwester flieht zu der verheirateten Celie, doch ihr Ehemann Albert vertreibt sie alsbald. Nach der Hochzeit geht es Celie nicht viel besser als zu Hause, denn ihr Ehemann, den sie nur Mr. nennt, schlägt sie und behandelt sie furchtbar. Das ändert sich erst, als er seine ehemalige Geliebte, die Sängerin Shug ins Haus holt. Durch Shug lernt Celie erstmals Selbstliebe und gewinnt an Selbstbewusstsein.



Besonders an diesem Roman ist auch, dass es sich um einen Briefroman handelt. Zunächst schreibt Celie verzweifelte Briefe an Gott, dem sie ihren trostlosen und furchtbaren Alltag schildert. Später nachdem sie erfahren hat, was aus ihrer Schwester geworden ist, und Briefe an sie von ihrer geliebten Nettie zu ihr gelangen, schreibt Celie auch an ihre Schwester.

Der Roman ist berührend und eindrücklich zeigt deutlich auf, wie im Süden der USA auf dem Papier die Abschaffung der Sklaverei zwar beschlossen war, eine wirkliche Gleichberechtigung aber eigentlich bis heute nicht erreicht werden konnte. Neben Rassismus geht es in dem Buch um Inzest, Geschlechterrollen, gleichgeschlechtliche Liebe, den Sinn von Missionierung und unser Gottesbild.

Ich kenne die ursprüngliche Übersetzung nicht, fand die Neuübersetzung von Cornelia Holfelder-von der Tann aber auf jeden Fall überzeugend. Das Hörbuch ist toll vertont von Menck, Sithembile.


Große Empfehlung!

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