London, 2011. Die olympischen Spiel im eigenen Land rücken näher, doch für die Langstreckenläuferin Jennifer sieht es nicht so aus, als könnte ihr lebenslanger Traum einer Olympiateilnahme in Erfüllung gehen. Immer wieder versagen ihr bei Wettkämpfen die Nerven und so ist ihr Trainer nicht gewillt, sie zu nominieren.
Eines Tages tritt ein Fremder in ihr Leben und bringt sie dazu, ihre Vergangenheit besser kennenzulernen, um sich so ihrer Zukunft stellen zu können. Jennifer war immer nur von ihrem Sport besessen, ihr war nicht einmal wirklich bewusst, dass ihre eigene Urgroßmutter in ihrer Jugend eine Goldmedaille gewonnen hat und später die Mitbegründerin der Paralympics wurde.
Als Alberta ihr ihre Geschichte erzählt, ändert sich vieles für Jennifer.
Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen. Einmal im Jahr 2011/2012 und in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Alberta ist eine lebenslustige junge Frau, sportlich, intelligent, mutig und unkonventionell. Als Töchter eines Radiosprechers erhalten sie und ihre Schwester Auguste die einmalige Chance, mit zu den Olympischen Spielen nach Los Angeles zu fahren. Auf der Reise lernt Alberta zwei sehr unterschiedliche Männer kennen, den Deutschen Hannes und den Briten James, die als Springreiter gegeneinander antreten werden. Zwischen den vier jungen Menschen entwickelt sich in dieser unbeschwerten Zeit in Amerika eine Freundschaft und auch tiefere Gefühle. Doch um herauszufinden, wer zu wem gehört, werden sie noch lange brauchen – und die Zeiten ändern sich. Doch das wollen sie lange nicht wahrhaben, denn das Wichtigste scheint ihnen der Sport zu sein. Alberta ist fest entschlossen, 1936 als Bogenschützin bei Olympia in Berlin anzutreten und auch Hannes und James werden erneut in den Wettkampf gehen.
Ich habe mit großer Spannung auf dieses Buch gewartet. "Als wir unsterblich waren" war 2014 eins meiner absoluten Highlights, ein Buch, das mich mitgenommen und am Ende völlig fertig wieder ausgespuckt hat, ein Buch, bei dem ich gelacht, geliebt und geheult habe, wie es mir als relativ rationaler Leserin selten passiert.
Dementsprechend hoch waren natürlich die Erwartungen an diesen Nachfolger von Charlotte Roth, vielen besser bekannt als Charlotte Lyne.
Das Thema Sport und Olympia ließ mich schon etwas skeptisch an die Geschichte herangehen, da ich mit diesen Themen wenig bis gar nichts verbinde. Die Rahmenhandlung um Jennifer konnte mich letztlich dann auch nicht völlig überzeugen, hier war ich emotional einfach nicht sonderlich berührt.
Umso mehr habe ich mich auf die Kapitel mit Albertas Geschichte gefreut, meist finde ich in solchen Romanen mit zwei Zeitebenen den historischen Teil interessanter, so auch hier. Dieser nimmt eher langsam Schwung auf, entführt den Leser zuerst ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten und dann zurück in ein Land, in dem die Begrenzungen immer mehr zunehmen – zumindest für Juden und alle anderen, die dem NS-Regime ein Dorn im Auge waren, während andere als "arische Idole" herausgeputzt und vorgezeigt werden. Die Autorin stellt in ihrer Geschichte die Frage, inwieweit Sportereignisse wie Olympia unpolitisch sein können und dürfen, ob Sportler sich nur für Sport interessieren und sonstiges Geschehen um sich herum ignorieren dürfen. Bei der Olympiade 1936 hat Deutschland der Welt ein gut geschminktes Gesicht gezeigt, viele haben mitgespielt oder die Augen verschlossen.
Die Geschichte von Alberta, Hannes und James war fesselnd zu lesen, einen richtigen Sog hat das Buch für mich aber erst im letzten Drittel entwickeln können.
Und dann geht am Ende plötzlich alles sehr schnell und schon ist die Geschichte dann auch wieder vorbei, da hatte ich dann schon fast das Gefühl, es geht zu schnell.
Insgesamt wieder ein tolles Buch, das für mich aber nicht ganz den Zauber seines Vorgängers erreicht hat.