hatte mir mehr erwartet
Allein im OzeanSarah kann den frühen Tod ihres Vaters nicht verwinden, doch die Biologiestudentin findet Halt in einem waghalsigen Plan: sie will als erste Frau rudernd den Indischen Ozean von Australien aus nach Mauritius ...
Sarah kann den frühen Tod ihres Vaters nicht verwinden, doch die Biologiestudentin findet Halt in einem waghalsigen Plan: sie will als erste Frau rudernd den Indischen Ozean von Australien aus nach Mauritius überqueren.
Die erste Hälfte des Romans beschäftigt sich (zu) lange mit der Vorgeschichte, mit Sarahs Jugend und ihrer Familie, mit dem Tod ihres Vaters, mit der Trauer. Danach wird erzählt, wie man Sponsoren findet, andere von seinem Plan überzeugt, wie man einen Plan aufstellt, ein Boot findet, bauen lässt und endlich: der Aufbruch. Der erste Versuch scheitert nach kurzer Zeit, weil Sarah durch eine unerwartete Abdrift zu sehr nach Süden kommt, sie kehrt noch einmal nach Freemantle zurück und startet erneut.
Der geneigte Leser erhält einen intensiven Eindruck von den mehr als 100 Tagen auf See, die die Autorin erlebte. Sowohl psychische wie physische Energie sind vonnöten, um das Unternehmen durchzustehen. Aus Leiden und Freuden, aus Schmerz und Schönheit, besteht die Reise. Das Wetter ist das Wichtigste, natürlich das Boot, danach spielen Nahrung und Wasser eine Rolle und die Kommunikation mit der Außwelt mittels modernster Technik.
Immer wieder beschreibt Sarah dieselben Dinge, mal mehr, mal weniger literarisch gelungen. Doch viele Fragen, die der Leser gehabt hätte, werden nicht beantwortet, zum Beispiel wie das genau funktioniert mit dem Lotsen von Land aus, warum sie bei den Nahrungsmitteln nicht vorher probiert hat, ob sie ihr schmecken und dergleichen mehr. Die Autorin ist auch nicht so gut darin, über-schwängliche Gefühle in Worte zu fassen. Literarisch wirkt der Bericht oft unstrukturiert, läßt Wichtiges offen, wiederholt sich häufig.
Interessiert hätte es den Leser sehr, zu erfahren, warum Sarah kurz nach der Ankunft ein weiteres Abenteuer ins Auge fasst, ist sie doch mindestens zweimal während der Reise dem Tod nur knapp von der Schippe gesprungen. Sie fühlte sich so lebendig. Ist das die Antwort? Oder der Adrenalinausstoß, wenn man lebend eine Wetterkatastrophe übersteht? Die Befriedigung etwas geschafft zu haben? Sicher ist: Sarah hat außerordentliche Naturerlebnisse für sich verbuchen können.
Extremsportler müssen natürlich daran glauben, dass sie es schaffen, eine gewisse Hybris ist ihnen allen eigen, doch letztlich ist ihr Überleben nicht nur von ihrer Geschicklichkeit abhängig,nicht nur ihrem Mut und ihrer Besonnenheit geschuldet, sondern ist oft vom Zufall und von viel Glück abhängig. Die Zahl der Toten, die es nicht geschafft haben, macht leider selten Schlagzeilen.
Einer der lustigen Höhepunkt der Reise ist es, als die Ruderin vierzehn vakuumverpackte sauber-reine Schlüpfer auspackt, die ihr die Mama in einem Überraschungspäckchen mitgegeben hat. Was doch saubere und trockene Klamotten wert sein können!
Fazit: So richtig rund ist dieser Reisebericht nicht. Dennoch begleitet man die junge Frau mit Bewunderung und Empathie durch den Indischen Ozean.