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Veröffentlicht am 17.03.2023

Unterhaltsamer Krimi im Kleingartenmilieu

Hochmut kommt vor dem Farn
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"Hochmut kommt vor dem Farn" ist der dritte Band der Schrebergarten-Krimi-Reihe von Mona Nikolay (Eva Siegmund) aus dem Droemer Verlag.

Manne Nowak (Ex-Polizist) ist stocksauer, denn trotz aller Proteste ...

"Hochmut kommt vor dem Farn" ist der dritte Band der Schrebergarten-Krimi-Reihe von Mona Nikolay (Eva Siegmund) aus dem Droemer Verlag.

Manne Nowak (Ex-Polizist) ist stocksauer, denn trotz aller Proteste der Laubenpieper soll das ganze Gelände der Gartenkolonie Harmonie in Berlin jetzt platt gemacht werden. Besonders makaber ist der Umstand, dass auf dem Koloniegelände ausgerechnet eine Fabrik für Indoor-Gardening-Systeme entstehen soll. Manne wird also seinen schönen Garten räumen müssen, doch dann weckt ein Todesfall seine und Detektei-Partnerin Caro von Ribbeks Aufmerksamkeit. Die Tote ist ausgerechnet die Senatorin, die sich von politischer Seite für den Neubau eingesetzt hat. Ist vielleicht der Mörder bei den vergrellten Laubenpiepern zu finden? Manne und Caro machen sich auf die Tätersuche!

Auch in ihrem dritten Fall sorgt das ungleiche Detektivpaar Manne und Caro für unterhaltsame Aufklärungsarbeit. Bei einem Mordfall dürfen Caro und Manne die Ermittlungen von Kommissar Carsten Blume begleiten. Und wie gewohnt hat Caro intuitiv den richtigen Riecher und zieht am Ende die entscheidenden Schlüsse. Die umfangreichen Befragungen führen nicht nur zu den Kleingärtnern, deshalb kann man gut mitraten und bekommt immer einige Informationen, die aber dann doch nicht zum Ziel führen. Diese Wendungen machen den eigentlichen Spannungseffekt im Buch aus. Als die Ermittlungen dann von Erfolg gekrönt sind und der Fall abgeschlossen ist, reist Manne mit seiner Frau endlich zur indischen Hochzeit seines Sohns nach London.

Der lockere Erzählstil ist sehr flüssig, die Figuren wirken lebendig und der Krimi liest sich unterhaltsam weg. Für kurzweilige Spannung sorgen mit humorvollen Dialoge der beiden Detektive auch die vielseitigen Ermittlungswege.

Auch der dritte Band der Reihe ist ein angenehmer Krimi zum entspannten Weglesen!

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Veröffentlicht am 23.01.2023

Gefangen zwischen Tradition und Liebe

Bissle Spätzle, Habibi?
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Im Ullstein Verlag erscheint der Roman "Bissle Spätzle, Habibi?" von Abla Alaoui.

Amaya ist dreißigjährige Singlefrau, Schauspielerin und wuchs als Tochter von marokkanischen Eltern in Deutschland ...


Im Ullstein Verlag erscheint der Roman "Bissle Spätzle, Habibi?" von Abla Alaoui.

Amaya ist dreißigjährige Singlefrau, Schauspielerin und wuchs als Tochter von marokkanischen Eltern in Deutschland auf. Die Familie ist integriert und lebt nach den üblichen Traditionen und muslimischen Werten. Das macht es Amaya schwer, weil sie ihre persönliche Freiheit ausleben möchte, gleichzeitig aber bei ihrer Familie nicht in Ungnade fallen will. Denn in ihrem Alter erwarten ihre Eltern von ihr, dass sie heiratet. Sie meldet sich bei der muslimischen Dating App Minder an, wo sie Ismael kennenlernt. Aber ihre Wahl fällt nicht auf Ismael, wie sie ihren Eltern erzählt, sie verliebt sich in dessen schwäbischen Freund Daniel. Und das ist auch für Amaya ein Kulturschock, es beginnt eine chaotische Zeit ...

Abla Alaoui hat marokkanische Wurzeln und bringt ihr Wissen bei den Schilderungen der Familie Baysan authentisch ein. Ihr Debüt handelt von einer Liebesgeschichte, die sich zwischen zwei Kulturen entwickelt und zeigt, welche speziellen Hürden sich daraus ergeben.

Durch den authentischen, humorvollen und leichten Erzählstil kann man der Geschichte gut folgen und bekommt hautnah mit, was in Amayas Leben abläuft. Viele Dinge sind von den Erwartungen ihrer Eltern geprägt, ihnen ist schon allein die Arbeit als Schauspielerin ein Dorn im Auge. Aber Amaya setzt sich durch, auch wenn es den Bruch mit ihren Eltern bedeuten könnte. Die Szenen mit Amayas bester Freundin Klara, mit ihren Geschwistern und mit Daniel zeigen, dass Amaya versucht, mit allen gut auszukommen und dennoch ihren eigenen Weg zu gehen. Allerdings muss ihr Doppelleben und ihre Lügen auch mächtig an ihrem Gewissen rühren. Das konnte ich nicht nachfühlen, denn es wurde nicht groß zur Sprache gebracht, was für mich den Hauptkritikpunkt ausmacht.

In Rückblenden erfährt man nähere Einzelheiten aus Amayas Kindheit und Jugend in Deutschland, erkennt die Probleme als fremdländisches Kind und erfährt welche muslimischen Werte die Eltern ihren Kindern mitgeben. Die Traditionen erfordern eine Ehe mit einem Moslem, das macht Amayas späteres Verhalten verständlich.
Ich habe die Geschichte interessiert gelesen, habe Amayas Zwiespalt geahnt, habe mitgelitten, als sich ihre Eltern von ihr abgewandt haben und musste lachen, als sie mit der schwäbischen Sprache und Kultur in Kontakt kam.
Amayas Erlebnisse als Schauspielerin finde ich ziemlich nebensächlich und mir fehlt leider insgesamt die glaubhafte Romantik in der Liebesbeziehung zwischen ihr und Daniel. Auch stört es mich, dass er weiß, dass sie nicht offen zu ihm steht, ihre Eltern seinetwegen belügt und scheint sich damit abgefunden zu haben.

Diese Kulturclash-Geschichte ist auf humorvolle und nachdenkliche Weise unterhaltsam und etwas für Zwischendurch.

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Veröffentlicht am 17.01.2023

Kurzweilige Unterhaltung mit Einblick in die Zwanziger Jahre

Glück des Augenblicks
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"Glück des Augenblicks" ist der zweite Band der Reihe von Ellin Carsta "Die Kinder der Hansens". Die Reihe erscheint bei Tinte & Feder.

Hamburg 1925: Amala Hansen fühlt sich in der Villa bei Onkel Georg ...

"Glück des Augenblicks" ist der zweite Band der Reihe von Ellin Carsta "Die Kinder der Hansens". Die Reihe erscheint bei Tinte & Feder.

Hamburg 1925: Amala Hansen fühlt sich in der Villa bei Onkel Georg richtig wohl. Ihren Traum konnte sie mit einem ersten Erfolg am Theater feiern und hat es nun auf eine Rolle im Film abgesehen. Georg unterstützt sie, doch es gibt auch Familienmitglieder, die Amala den Erfolg und die Zuneigung des Onkels neiden. Immerhin hält Auguste zu ihr, dabei hat sie selbst gerade eigene Probleme, denn sie erwartet ein uneheliches Kind. 

Nachdem ich die Figuren im ersten Band kennengelernt habe, habe ich mich gefreut, sie nun wieder zu treffen. Es geht weiter hinein ins Leben der Zwanziger Jahre. Und Ellin Carsta entwickelt ihre Figuren weiter und lässt im Hintergrund immer wieder den politischen und gesellschaftlichen Zeitgeist durchblitzen. In der Familie gibt es so einige Baustellen und jeder Charaktere hat seine persönlichen Sorgen und Nöte. Amala kämpft wegen ihrer Hautfarbe um Anerkennung am Theater und kann sich nur schwer durchsetzen. Franz hat als Soldat den Krieg zwar überlebt, aber die seelischen Wunden sind noch lange nicht geheilt und er kommt an die Grenzen des Erträglichen. In Berlin boomt das Geschäft mit den Drogen, dort versucht Eduard es nach dem Spirituosengeschäft mit dem Kokainhandel und bekommt es nun mit den dunklen Seiten der Unterwelt zu tun.

Bei diesem Buch sollte man unbedingt den Vorgängerband gelesen haben, um die zahlreichen Personen schon etwas zu kennen. Auch dieses Mal gibt es wieder einige Bösewichte und ein paar gute Charaktere, die für Sympathie oder Abneigung sorgen. Gerade Amalie und Georg wirken immer wie ein Herz und eine Seele, manchmal war mir das etwas zuviel des Guten.

Mir gefällt besonders der leichte Erzählstil von Ellin Carsta, sie bringt unterhaltsame und zeitbeschreibende Themen in ihrem Roman unter und bringt durch ihre Figuren lebensnah die 20er Jahre näher. Durch die Nachkriegszeit sind die Menschen ausgehungert nach Mode, Theater, Tanzveranstaltungen und Lebenslust, gleichzeitig sorgt die wirtschaftliche und politische Situration für Veränderungen und neue Sorgen, die die Menschen umtreiben. 

Das Wirken der Charaktere erweckt diese Zeit zum Leben und es ist spannend zu verfolgen, ob die Hansen-Kinder ihre Träume verwirklichen können. 

Insgesamt eine kurzweilige Weiterführung der Familiensaga!

 

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Veröffentlicht am 27.12.2022

Ein Weihnachtsgrinch erlebt den Weihnachtszauber

Die Weihnachtsfamilie
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Im Blanvalet Verlag erscheint Angelika Schwarzhubers Weihnachtsroman "Die Weihnachtsfamilie". 

Personenschützerin Emily bekommt von Valentin den Auftrag, seine Zwillinge Stella und Joshua von Hamburg ...

Im Blanvalet Verlag erscheint Angelika Schwarzhubers Weihnachtsroman "Die Weihnachtsfamilie". 

Personenschützerin Emily bekommt von Valentin den Auftrag, seine Zwillinge Stella und Joshua von Hamburg zu ihrer Mutter Hannah in die verschneiten Berge Berchtesgardens zu bringen. Dort dreht die Ex-Frau gerade einen Kinofilm. Eigentlich wollen sich die Zwillinge gar nicht gern von ihrem Vater trennen und überlegen sich einige Tricks, um ihre geschiedenen Eltern wieder zusammenzubringen. Doch irgendwie gelingt es Emily, die Kinder pünktlich zu Weihnachten abzuliefern. Als sie schliesslich wegen eines Schneechaos in den Bergen eingeschneit festsitzen, kommen in Emily die Gedanken an ihre eigene Kindheit wieder hoch und sie denkt über ein unglückliches Weihnachtsfest nach, dass ihr das Fest für immer verleidet hat.

Angelika Schwarzhuber hat für ihren Weihnachtsroman eine wunderbare Location ausgesucht, es geht in das verschneiten Voralpenland und wir bekommen eine Geschichte erzählt, die sich um Trennungskinder, Familienzusammenhalt und weihnachtliche Wunder dreht. Ich hatte mich auf eine stimmungsvolle Story gefreut und habe mit den liebenswerten Charakteren ihre Probleme und Emotionen mitfühlen können. Dabei hat mich das Vorhaben von Stella und Joshua, ihre Eltern beide zu Weihnachten für sich zu haben, auf gefällige Weise unterhalten. Auch Emily ist ein Scheidungskind, was in ihrer Familie vor vielen Jahren an Weihnachten vorgefallen ist, bekommt man in einigen Rückblenden mitgeteilt und kann nun auch ihre Abneigung zum Fest besser verstehen. Gleichzeitig versucht sie bei den Zwillingen zu vermitteln und erlebt bei Valentin und Hannah, dass man sich auch auf freundliche Weise begegnen kann. Das ist ihren Eltern nicht gelungen.

Schnell wird klar, dass die Kinder zu Weihnachten mit beiden Eltern feiern möchten. Und die Familie macht das Beste aus der Situation. Die Zusammenführung der Patchwork-Geschwister läuft wohl nicht immer so harmonisch ab. Für das Weihnachtsgefühl war diese Lösung natürlich sehr passend. Und am Ende ist auch Emily mit Weihnachten versöhnt und findet das eigene Glück.

Die Schneeballschlacht in der verschneiten, idyllischen Berglandschaft, das leckere Essen und die Atmosphäre im Haus haben in mir weihnachtliche Gefühle ausgelöst. Und der bildhafte Schreibstil mit den lebendig geschilderten Vorgängen bringen mit etwas Humor auch gute Unterhaltung in die Geschichte. Man bekommt eine angenehm zu lesende Geschichte geboten, bei der ich noch viel mehr Weihnachtsstimmung erwartet hätte. 


Eine passende Lektüre für die Adventszeit, die die Probleme von Trennungskindern aufzeigt und die Gründe für weihnachtliche Abneigung näher erklärt.

 

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Veröffentlicht am 06.12.2022

Wendungsreicher Thriller, der mir zu undurchsichtig wurde

NIGHT – Nacht der Angst
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Der Thriller "NIGHT Nacht der Angst" von Riley Sager erscheint bei DTV.  

November 1991: Der Campuskiller hat zugeschlagen, die Studentin Maddy wurde brutal ermordet. Ihre Mitbewohnerin Charly ist geschockt ...

Der Thriller "NIGHT Nacht der Angst" von Riley Sager erscheint bei DTV.  

November 1991: Der Campuskiller hat zugeschlagen, die Studentin Maddy wurde brutal ermordet. Ihre Mitbewohnerin Charly ist geschockt und fühlt sich im Campus nicht mehr wohl. Sie will einfach nur weg vom Tatort und sucht eine Mitfahrgelegenheit, durch die sie Josh kennenlernt. Während der gemeinsamen Fahrt verhält sich Josh merkwürdig und so kommt Charlie der Verdacht, dass er womöglich der Killer sein könnte. Doch was soll sie jetzt tun, sie ist ihm ausgeliefert. 

Dieser Thriller ist wie ein Drehbuch geschrieben, die Protagonistin Charly ist filmbegeistert und man hat das Gefühl, hier einen Film über ein Road Movie ablaufen zu sehen.

Die Ausgangslage mit einem fremden Mann im Auto lässt beim Lesen Ängste entstehen und ich habe mit Charlie mitgefiebert, ob es Josh auch auf sie abgesehen hat und die Mitfahrgelegenheit nur eine Finte war. Doch schon bald sorgen unerwartete Wendungen und auftauchende Personen dafür, dass mich das Buch gepackt, aber auch verwirrt hat.   

Ich habe mich mehrfach gefragt, ob das alles überhaupt in einer einzigen Nacht geschehen sein kann und ob dort in Charly Gedanken nicht irgendein Film abläuft. Denn die vielen Vorgänge und Ereignisse sind für eine Nacht doch recht umfangreich. Lange Zeit war ich nicht sicher, wie alles zusammenhängt, was nun wirklich passiert ist und wie Charlie darin verstrickt ist. Generell unschuldig kam sie mir nicht vor. Einige Vorgänge konnte ich nicht richtig einordnen. Doch dann nahm die Geschichte Fahrt auf und es geschehen unvorhergesehene Dinge, die alles bisher Geglaubte auf den Kopf stellen.  

Die Charaktere kann man in Bezug auf gut und böse nur schlecht einschätzen, alle könnten kranke Psychosen haben oder einfach nur in einem falschen Licht gezeigt werden. Charly vertraut sich einem fremden Mann als Mitfahrerin an, als gerade zuvor ihre Freundin ermordet wurde. Das finde ich unglaubwürdig und ihr Freund Robbie ist ihr auch keine Stütze.

Zwischendrin werden immer mal wieder Filmfiguren und Filmtitel in den Gesprächen erwähnt, die ich zum größten Teil nicht gut genug kenne, ums sie richtig einordnen zu können. Das hat mich gestört, denn darüber hätte man auch einiges über die Vorgänge und Personen erfahren können. 

Wendungsreicher Thriller, der mir zu undurchsichtig wurde, aber am Ende logisch aufgeklärt wird. Auch wenn mich einzelne fesselnde Szenen gepackt haben, hat es mich leider nicht in Gänze überzeugen können. Thriller-Leser:innen werden es sicher mehr feiern als ich. 

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