Der König von Amerika
So viel Schönes und viel Trauriges haben sich in diesem kleinen, aber großartigen Buch vereint! "Der Inselmann" erzählt die Geschichte eines Jungen, der zum Inseljungen wird, dann zum Mann und schließlich ...
So viel Schönes und viel Trauriges haben sich in diesem kleinen, aber großartigen Buch vereint! "Der Inselmann" erzählt die Geschichte eines Jungen, der zum Inseljungen wird, dann zum Mann und schließlich zum Inselmann. Hans ist elf Jahre alt, als seine Eltern mit ihm die Stadt verlassen und sich auf den Weg machen - über's Wasser, über den See um genau zu sein, auf eine kleine, abgelegene Insel, die in Mitten dieses Sees liegt. Dort sind sie die einzigen Bewohner und Hans wird Stück für Stück eins mit der Natur. Er ist der selbstgekrönte König seiner Insel, findet Geborgenheit in der Einsamkeit und Stille, die ihn von nun an umgeben. Fremde Menschen werden ihm immer fremder, bis er allmählich und dann ganz plötzlich aus seinem Paradies verbannt wird. Dieses Paradies, das ihn Zeit seines Lebens nicht mehr loslassen wird.
Dirk Gieselmann erzählt mit klarer Sprache von Inseln, von Jungen, von Walen, von Menschen, vom Erwachsenwerden und von Einsamkeit. Der Text liest sich sehr lyrisch, manchmal wie eine Ballade - Die Ballade vom Inselmann. Es handelt sich um eine Art Hybrid aus Gedicht, Roman, Sage, dunklem Märchen, eindringlich und einnehmend. Die Atmosphäre ist düster. Man hat es hier mit einer traurigen Geschichte zu tun. Vor allem aber ist es eine schöne Geschichte. Der Text selbst spricht mehrfach von diesem Gegensatz und es stimmt wirklich. Diese Geschichte ätherisch und voller Melancholie. Der Spannungsbogen wird eng gespannt und durchweg aufrecht erhalten. Der Text bildet von der Einstiegsszene bis zum Schluss ein stimmiges Gesamtbild. Erzählt wird nicht nur von Hans, sondern auch in kurzen Einschüben von den Menschen, die er trifft. Seinen matten Eltern, seinem besten Freund Kalle, seinem Widersacher Manne. Außerdem erzählt das Buch Geschichten über Inseln, ihre Bewohner und das Wasser, das sie umschließt.
Der Roman ist dünn. Es liest sich leicht an einem Tag oder in einer Nacht. Erst einmal begonnen, wollte ich am liebsten gar nicht mehr aufhören ihn zu lesen. Das Buch hat mich begeistert. Es hat mir unwahrscheinlich gut gefallen.
"Der Inselmann" ist mein erstes Highlight im Jahr 2023.