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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.02.2023

Ein bisschen gemächlich, der Einstieg

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel (Die Mordclub-Serie 3)
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Dies ist ein sehr altergerechter Einstieg in den Krimi - als ob man sich mit einem Menschen der Generation Ü80 unterhält. Die fangen ein Gespräch auch häufig so an, als ob man sich schon bestens ...

Dies ist ein sehr altergerechter Einstieg in den Krimi - als ob man sich mit einem Menschen der Generation Ü80 unterhält. Die fangen ein Gespräch auch häufig so an, als ob man sich schon bestens in ihrem Leben auskennen müsste.

So kommt es mir auch vor, obwohl ich bisher noch keinen Band dieser Reihe gelesen habe.

Andererseits - selbst schuld, ich hätte mich auch vorher schon drum kümmern können. Aber wie auch immer, ich habe mich auf eben diese generationengerechte Art - ich bin zwar jünger, gehöre aber auch schon zum älteren Eisen - den vier zentralen Charakteren Elizabeth, Joyce, Ron und Ibrahim genähert und würde sie jetzt definitiv zu meinem Freundeskreis zählen.

Zumal der Fall - ein Cold Case, in dem der Todesfall von Journalistin Bethany neu aufgewärmt wird - ziemlich bald deutlich an Fahrt aufnimmt und man rasch merkt, dass alte Besen gut kehren. Diese hier auf jeden Fall! Jetzt bin ich richtig froh, dass mir noch zwei ungelesene Fälle bevorstehen.

Veröffentlicht am 13.02.2023

Nach Jurek

Spinnennetz
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Aber Jurek Walter, die Nemesis aller Mörder, ist doch tot! Joona Linna höchstpersönlich hat ihm das Leben genommen - dafür gab es zig Gründe. Und es gibt auch Beweise, dass er nicht mehr unter den Lebenden ...

Aber Jurek Walter, die Nemesis aller Mörder, ist doch tot! Joona Linna höchstpersönlich hat ihm das Leben genommen - dafür gab es zig Gründe. Und es gibt auch Beweise, dass er nicht mehr unter den Lebenden weilt.

Warum bloß wird immer wieder an ihn angeknüpft - auf die eine oder andere Art. Joonas Kollegin Saga Bauer hat vor langer Zeit eine Botschaft mit neun Kugeln erhalten. Die letzte soll Joona gelten, die vorher eingeplanten Todeskandidaten werden nicht benannt. Dabei ist Saga gerade erst aus der Reha raus und arbeitet gegenwärtig gar nicht im Kommissariat.

Doch Joona weiß: ohne Saga bekommt er mit dem Team, das ihm zur Verfügung steht, es nicht hin, die Totgeweihten, von denen man zunächst nicht weiß, wer sie sein wollen, zu retten. Sein Team sträubt sich zunehmend gegen ihre Einbindung, teilweise wird sie gar verdächtigt.

Zu Recht? Soweit kann ich schonmal gehen, dass ich verrate, dass es sehr, sehr blutig und ebenso erbarmungslos sind. Und dass manche der Opfer sehr überraschen, vielleicht sogar alle.

Lars Kepler, bzw. das Team, das hinter diesem Pseudonym steht, verfährt nach seinem üblichen Schema: Gewalt und viel Aktion, aber auf die originelle Art. Dennoch, diesmal gab es aus meiner Sicht zu viele Redundanzen zu früheren Ereignissen, zu brutal ging es zu. Dennoch macht es immer wieder Spaß, einen Fall mit Joona und Saga zu lesen. Wenn sie auch ein wenig andere Rollen einnehmen als zuvor - das ist sicher einer der spannenden Aspekte an diesem 11. Fall.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 29.01.2023

Unterwegs mit einer Vergessenden

Wildes Vergessen
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Steph Jagger hatte es ihr Leben lang nicht leicht mit ihrer Mutter - und nun steht etwas anderes im Vordergrund: die Mutter ist dabei, alles zu vergessen, auch ihre Tochter und nicht zuletzt sich selbst. ...

Steph Jagger hatte es ihr Leben lang nicht leicht mit ihrer Mutter - und nun steht etwas anderes im Vordergrund: die Mutter ist dabei, alles zu vergessen, auch ihre Tochter und nicht zuletzt sich selbst.

Steph fasst einen ebenso mutigen wie impulsiven Entschluss: sie wird sich mit ihrer Mutter auf eine letzte Reise begeben und nicht auf irgendeine - nein, es wird ein Campingtrip in die Rocky Mountains, wo die Frauen der Natur und einander vollkommen ausgeliefert sind.

Und ausgerechnet hier lernt Steph ihre Mutter neu kennen. Und nicht zuletzt auch sich selbst!

Veröffentlicht am 22.01.2023

Reformpädagogik in der Praxis

Die Kinder von Schönbrunn (Die Schönbrunn-Saga 2)
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1924: Greta führt ein durchaus erfülltes, wenn auch häufig trauriges Leben, denn ihr Mann Gustav wird nach dem Großen Krieg immer noch vermisst, was quasi gleichbedeutend ist mit gefallen. Greta, ...

1924: Greta führt ein durchaus erfülltes, wenn auch häufig trauriges Leben, denn ihr Mann Gustav wird nach dem Großen Krieg immer noch vermisst, was quasi gleichbedeutend ist mit gefallen. Greta, die mit Schwester Emma und Schwager Julius auf engem Raum zusammenlebt, erzieht ihre Tochter Gisi, mittlerweile im Vorschulalter und sieht keine Notwendigkeit, ihr Leben zu ändern, auch wenn Emma und Julius, die beide als Tierärzte tätig sind,

Hier steht neben der Romanhandlung um die Schwestern Greta und Emma Winter diesmal die Reformpädagogik der frühen Jahre im Vordergrund. Ein Thema, das mich sehr fasziniert, haben doch Geschichte und Berufspädagogik in meinem eigenen Arbeitsleben bzw. in der Ausbildung immer wieder eine Rolle gespielt.

Durch Zufall stößt Greta auf einen reformpädagogischen Ausbildungsgang, der so tatsächlich damals stattfand. Sehr gut gefällt mir die Darstellung der Diskrepanz zwischen den vermittelten Inhalten und dem Umgang mit den Zöglingen in den Kinderheimen.

Ein faszinierender Roman über Menschen im Wien in den 1920er Jahren - die Autorin hat verstanden, sowohl historische Fakten als auch die Atmosphäre dieser Zeit zu vermitteln, was ich sehr zu schätzen wusste, zumal mich auch Gretas Geschichte gepackt hat. Ein wenig wurde das durch die Sprache, die - so fand - desöfteren aktuelle Redewendungen, Ausdrücke und Wörter beinhaltete, deren Gebrauch ich mir Jahre vor der Eskalation der Weltwirtschaftskrise (allem voran "macht Sinn", das gefühlt in jede zweite Redewendung einfließt) nur schwerlich vorstellen kann, geschmälert. Außerdem folgt die Autorin dem Schema des ersten Bandes, indem Greta durch die Aufnahme ihrer Ausbildung und Berufstätigkeit einen Verehrer findet - das hätte so direkt aus meiner Sicht nicht wiederholt werden müssen. Aber das stört andere Leser möglicherweise weniger als mich und auch ich habe den Roman dennoch gern gelesen!

Veröffentlicht am 18.01.2023

Von der Schuld

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Ich liebe die Romane von Mechthild Borrmann, auch wenn sie mir jedes Mal das Herz schwer werden lassen und eigentlich immer ein trauriges Ende haben - zumindest für die meisten Protagonisten.

Denn ...

Ich liebe die Romane von Mechthild Borrmann, auch wenn sie mir jedes Mal das Herz schwer werden lassen und eigentlich immer ein trauriges Ende haben - zumindest für die meisten Protagonisten.

Denn die Autorin schreibt immer über Ungerechtigkeiten in schweren Zeiten, also in solchen, in denen sie noch schwerer wiegen. Meistens - wie auch diesmal - spielt die Handlung in oder um den Zweiten Weltkrieg.

Diesmal geht es um zwei befreundete Familien, jeweils Eltern mit Sohn und Tochter, deren Lebenswege sich mit Beginn der Naziherrschaft trennen: während der eine Vater nichts Eiligeres zu tun hat, als der NSDAP beizutreten, macht der andere keinen Hehl daraus, was er von Hitler so hält: nämlich überhaupt nichts.

Die Jungs und die Mädels sind jeweils untereinander befreundet, wenn auch auf völlig unterschiedliche Art und Weise.

Hier geht es um Treue - bzw. nicht vorhandene Treue - und um die Schuld der ersten Familie: sie nutzt die missliche Situation der anderen aus und das zunächst nicht unbedingt vorsätzlich.

Dass man aber auch Schuld auf sich laden kann, wenn man eigentlich Gutes bezweckt, diese schmerzliche Erfahrung muss ein Mitglied der zweiten Familie machen.

Ein Buch, das weh tut, das aber auch sehr, sehr wichtig ist, finde ich. Gerade in der unsicheren Lage, in der wir uns gerade befinden.