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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.01.2023

Hat alles, was ein historischer Roman braucht

Die Welt im Nebel
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Wie der Titel schon andeutet, spielt dieser Roman in einer Zeit, in der sich das Heilige Römische Reich durch den Tod des Königs in einer Art Schwebezustand befindet. Die Zukunft des Reiches und auch seiner ...

Wie der Titel schon andeutet, spielt dieser Roman in einer Zeit, in der sich das Heilige Römische Reich durch den Tod des Königs in einer Art Schwebezustand befindet. Die Zukunft des Reiches und auch seiner Bewohner liegt im dichten Nebel.
Der österreichische Herzog Premysl Ottokar setzt alles daran, als Nachfolger in Betracht gezogen zu werden und spannt das ganze Land mit ein, um sein Ziel zu erreichen. Intrigen werden gesponnen, Eheversprechen werden abgegeben und der ein oder andere muss sogar mit dem Leben bezahlen.

Doch nicht nur die politische Umbruchphase, sondern vor allem die persönlichen Lebenssituationen verschiedenster Menschen sind es, die dieses Buch so lesenswert machen. Die widrigen Lebensumstände von Knechten und Mägden werden genauso beleuchtet wie der sicher komfortablere, aber darum nicht unbedingt weniger sorgenvolle Alltag der höhergestellten bzw. adligen Bevölkerung.

Im Mittelpunkt steht hier der sehr fortschrittlich denkende Knecht Claus, der nach vielen Jahren die Frau wiedersieht, die er nie vergessen konnte: Ännlin, eine junge Magd, die einige Jahre alleine im Wald lebte bevor sie in den Dienst der Edeldame Euphemia trat.
Euphemia wiederum, klug und wissbegierig, ist ziemlich unglücklich verheiratet mit Dietmar von Losenstein. Doch statt sich ihrem Schicksal zu ergeben, verfolgt sie mutig und geschickt ihre Interessen.

„Die Welt im Nebel“ ist der zweite Teil der „Österreich-Saga“ von Ana Pawlik ,und obwohl ich den ersten Band nicht kannte, fiel es mir leicht, in die Geschichte einzusteigen und mich mit den Begebenheiten des 13. Jahrhunderts im Herzogtum Österreich vertraut zu machen.
Die Charaktere sind durchwegs wunderbar herausgearbeitet, sodass sie sehr greifbar und lebendig sind.
Historische Fakten werden geschickt in die Handlung eingebaut, genauso wie ich es mir für einen guten historischen Roman wünsche - Wissen erweitern, ohne es zu merken.

Fazit:
Ein wirklich toller historischer Roman, atmosphärisch, informativ und durch interessante Charaktere sehr lebendig.

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Veröffentlicht am 01.02.2023

Beste Unterhaltung für schöne Lesestunden

Von Spaß war nie die Rede
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Das Buch hat genau das getan, was es sollte, nämlich mich bestens unterhalten. Es war der erste Roman, den ich von Ellen Berg gelesen habe und deshalb hatte ich keine Ahnung, was mich erwartet. Nach ein ...

Das Buch hat genau das getan, was es sollte, nämlich mich bestens unterhalten. Es war der erste Roman, den ich von Ellen Berg gelesen habe und deshalb hatte ich keine Ahnung, was mich erwartet. Nach ein paar tollen aber eher düster traurigen Büchern zuvor und trübem Januarwetter war ich auf der Suche nach einer Geschichte, die mich zum Lachen bringen konnte.
Was hätte da besser passen können als ein Roman über eine Frau in den besten Jahren, die sich in ihrem vollgeladenen Alltag fragt, was eigentlich aus ihren Träumen geworden ist.

Fee ist eine engagierte Ehefrau, Mutter, Arzthelferin und Freundin, die versucht es jedem Recht zu machen und dabei sich selbst vergisst. Eine Frau also, in der sich wohl viele ein wenig wiederfinden. Fee dabei zu begleiten, wie sie aus dieser vermeintlichen Vorzeigeidylle ausbricht, hat mir wirklich großen Spaß gemacht.
Auch viele andere Charaktere hatte ich bildlich vor Augen. Z.B. den attraktiven und einfühlsamen Zumbatrainer Felix oder den Ehemann Christian, der mich schon beim Lesen einige Nerven gekostet hat. Schön fand ich, dass das Verhältnis zu den pubertierenden Kindern Fees immer wieder aufgenommen wurde.

Witzige Dialoge und Sprüche gepaart mit einem natürlichen, flotten Schreibstil haben mich durch die Seiten fliegen lassen.

Fazit
Ein sehr kurzweiliges, humorvolles Buch, das gute Laune verbreitet und zusätzlich den ein oder anderen Denkanstoß bereit hält.

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Veröffentlicht am 17.01.2023

Große Erzählkunst trifft Liebesgeschichte

Die Liebe an miesen Tagen
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Clara, eine Fotografin in den Vierzigern lernt in diesem wunderbaren Roman von Ewald Arenz den etwas jüngeren Schauspieler Elias kennen und beide spüren sofort eine ganz besondere Verbindung zueinander. ...

Clara, eine Fotografin in den Vierzigern lernt in diesem wunderbaren Roman von Ewald Arenz den etwas jüngeren Schauspieler Elias kennen und beide spüren sofort eine ganz besondere Verbindung zueinander. Doch der große Packen Vergangenheit, den jeder mit sich trägt und unerwartete Ereignisse in der Gegenwart, sorgen für ein ständiges Auf und Ab sowohl in ihrer noch jungen Beziehung, als auch beim Leser.

Schon nach den ersten Seiten ahnte ich, dass dieses Buch mein erstes Highlight des Jahres werden könnte und es hat sich im Laufe der Lektüre bestätigt, auch wenn das letzte Drittel für meinen Geschmack auch mit etwas weniger Drama ausgekommen wäre.
Im Grunde genommen geht es um die Frage, ob es möglich ist, auch zu einem späteren Zeitpunkt in seinem Leben noch einmal die Liebe oder sogar die große Liebe zu finden.
Das zu beantworten schafft Ewald Arenz in einer ebenso gefühlvollen wie humorvollen Weise. Die spritzigen Dialoge zwischen Clara und Elias, aber auch zwischen ihr und ihrem Bruder Jan habe ich geliebt. Niemals gleitet die Sprache ab ins Kitschige, im Gegenteil. So wunderschön und fast poetisch sind viele Sätze, dass ich mir Einiges aufgeschrieben habe, um es immer wieder einmal zu lesen.
Auch die behutsame und gleichzeitig so realistische Herangehensweise an das Thema Demenz fand ich sehr gelungen.

Fazit:
Ein Roman voller emotionaler Höhen und Tiefen in wunderschönen Worten erzählt.

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Veröffentlicht am 10.01.2023

Facettenreiche Familiengeschichte

Rote Sirenen
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In ihrem Romandebüt begibt sich die mittlerweile im Ausland lebende Autorin Victoria Belim auf die Suche nach Gründen für das Verschwinden ihres Urgroßonkels Nikodim, in den 30 er Jahren. Dazu reist sie ...

In ihrem Romandebüt begibt sich die mittlerweile im Ausland lebende Autorin Victoria Belim auf die Suche nach Gründen für das Verschwinden ihres Urgroßonkels Nikodim, in den 30 er Jahren. Dazu reist sie zurück in ihr Heimatland, in ein kleines Dorf in der Ukraine, wo ihre Großmutter lebt. Diese scheint allerdings mit der Vergangenheit abgeschlossen zu haben und widmet sich ausschließlich ihrem Obst und Gemüsegarten. Auf ihrer Suche nach Antworten trifft Victoria wiederholt auf Widerstände und lernt gleichzeitig ihre Heimat immer besser kennen.
Fühlt sie sich anfangs noch manchmal wie eine Fremde, sieht sie im Verlauf die Ukraine immer wieder mit neuen Augen und erkennt schließlich ihre starke Verbundenheit zu dem Land, in dem sie die ersten 15 Jahre ihres Lebens verbrachte.

Mir hat diese Familiengeschichte sehr gut gefallen. In klarer, schnörkelloser Sprache beschreibt Victoria Belim das einfache Leben ihrer Angehörigen in der Ukraine damals und heute. So bildhaft sind ihre Schilderungen, dass ich mich selbst als Beobachter unter einem blühenden Kirschbaum in Valentinas Garten sitzen sah.

Am interessantesten waren für mich die Einblicke in die ukrainische Geschichte und vor allem in den Umgang der Menschen mit den oft zermürbenden Geschehnissen.
Das Buch wurde vor dem Einmarsch der Russen in die Ukraine geschrieben und wirkt wie ein unheimlicher Prolog zu dem aktuellen Kriegsgeschehen.
Als Victoria Belim 2014 in ihre Heimat reiste, war schon die Annexion der Krim durch Russland ein beängstigendes Ereignis, niemand hätte mit einem kompletten Einmarsch ein paar Jahre später gerechnet.
So bedrückend es ist von Korruption, Ausbeutung und alltäglichen Ungerechtigkeiten die dieses Land lange Zeit kennzeichnete, zu lesen, ziehe ich gleichzeitig viel Positives aus diesem Roman. Vor allem die starken Persönlichkeiten wie die Großmutter Valentina und die Urgroßmutter Asja zeigen einen Weg wie es gelingen kann, mit großen Widrigkeiten umzugehen.


Fazit:
Ein beeindruckender Debütroman, den ich jedem nur empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 07.01.2023

Ungewöhnlich und besonders

Chich
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In diesem außergewöhnlichen Roman von Jonas R. Kairies trifft man als Leser auf einen Erzähler, der in einer postapokalyptischen Welt lebt und versucht, dieser in seinen Träumen zu entfliehen. In seinem ...

In diesem außergewöhnlichen Roman von Jonas R. Kairies trifft man als Leser auf einen Erzähler, der in einer postapokalyptischen Welt lebt und versucht, dieser in seinen Träumen zu entfliehen. In seinem trostlosen, düsteren Alltag gefangen, träumt er sich bewusst immer wieder in eine vormittelalterliche Welt, die so ganz anders ist, als die reale. Dort schlüpft er in die Gestalt eines anderen, streift durch bunte Landschaften und trifft sowohl auf einen Jungen, als auch auf eine Frau, die beide im weiteren Verlauf noch eine große Rolle spielen.

Mich hat dieses Buch begeistert. Es ist sicher keines, das man mal schnell nebenbei durchliest. Ich glaube, dann würde man das Beste verpassen. Manches muss man sogar zweimal lesen, um die Intention dahinter zu erkennen.
Aber genau dieses „sich mit dem Buch beschäftigen müssen“ macht es für mich zu so einer interessanten Lektüre.
Das Thema „Klarträume“ war für mich neu, sehr spannend und auch verlockend. Wer würde nicht manchmal gern der Realität entfliehen und sich seine eigene, wenn auch nur erträumte, Welt zu schaffen. Im weiteren Verlauf der Handlung wird allerdings deutlich, welche Tücken diese Träume in Bezug auf Realitäts-/Identitätsverlust haben können.
Vom Schreibstil her ist das Buch locker und schön zu lesen.
„Chich“ ist der zweite Teil einer Trilogie und ich bin sehr gespannt auf den nächsten.

Fazit:
Ich empfehle dieses Buch jedem, der sich auf eine besondere Reise einlassen möchte und sich für Ungewöhnliches begeistern kann.

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