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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.01.2023

Nichts ist, wie es scheint

Aufblattelt
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„Die Caspari Hohenfelsen waren eine Patchworkfamilie. Aber eine, die schlecht gequiltet war und bei der an allen Ecken und Enden die Nähte aufzuplatzen schienen.“

Als der adelige Ferdinand Isabella, der ...

„Die Caspari Hohenfelsen waren eine Patchworkfamilie. Aber eine, die schlecht gequiltet war und bei der an allen Ecken und Enden die Nähte aufzuplatzen schienen.“

Als der adelige Ferdinand Isabella, der Tochter des Dorftrunkenboldes, einen Heiratsantrag macht, gibt es jede Menge Gerede im Ort und die adelige Sippe ist not umused.
Isabella bekommt die gewünschte typisch burgenländische Hochzeit, bei der die Halbschwester des Bräutigams plötzlich tot zusammenbricht. Unfall oder Mord?

Diese Frage stellen sich nicht nur die Ermittler, sondern auch Journalistin Vera Horvath und ihre Gartenfreundinnen. Vera beginnt zu recherchieren und entdeckt, dass einiges bei der Familie von Hohenfelsen nur eine schlecht getünchte Fassade ist.

Als dann wenig später noch Ferdinands Halbbruder Fritzgoli durch einen Reitunfall zum Pflegefall wird, glaubt niemand mehr an einen Zufall.

Und dann, ja dann wird das Familienoberhaupt noch von einem Armbrustbolzen getroffen, der ausgerechnet dem Chef der umstrittenen Baufirma Pannonia-Bau gehört. Allerdings ergibt die Obduktion einen überraschenden Befund.

Meine Meinung:

Dieser Krimi ist der dritte von Martina Parker und natürlich im Südburgenland angesiedelt. Wieder mit dabei die bereits bekannten Gartenfreundinnen, zu denen nun auch Isabella, der Naturschutz sehr stark am Herzen liegt, sowie Tochter Letta, die nervtötende Hilda, Veras Mutter, und der Dunkel-Tom.

Auf die doch recht große Rolle, die Veras Mutter beim Umbau des Hauses spielt, hätte ich gerne verzichten können. Sie ist fast so übergriffig wie Fritzgoli, der Grapscher.

Es werden allerlei Spuren gelegt, die in Sackgassen führen. Trotzdem habe ich recht bald eine vielversprechende Idee gehabt, was das Motiv sein könnte. Und ja, dieses anfangs vage Idee hat sich bewahrheitet.

Martina Parkers Schreibstil ist unverwechselbar. Da darf der jüngst Spross von Fritzgoli, ein Baby im falschen Moment „Prost“ sagen, Isabellas Großmutter die Hohenfelsens rumänisch verfluchen und die Gartenfreundinnen im tiefsten südburgenländischen Dialekt ihre Weisheiten verbreiten. Keine Angst, die werden als Fußnot übersetzt.

Der Standesdünkel ist sehr gut dargestellt. Doch gibt es sie nicht nur bei den Adeligen, sondern auch Hilda kann damit aufwarten, aber hier heißt es Vorurteil.

Jedes Kapitel hat neben einer Überschrift noch Wissenswertes zum Thema Schädlinge oder Pflanzen vorangestellt.

Das Cover passt vorzüglich zu den beiden Vorgängern „Zuagroast“ und „Hamdraht“. Es ist möglich, jeden Krimi einzeln zu lesen, allerdings brächte man sich um amüsante Lesestunden. Der 4. Band mit dem Titel "Ausgstochen" erscheint im Herbst 2023

Fazit:

Diesem unterhaltsamen Gartenkrimi gebe ich gerne 5 Sterne.

Veröffentlicht am 20.01.2023

Fesselnd bis zur letzten Seite

Zürcher Verstrickungen
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Dieser achte Fall für Zita Synder & Werner Meyer beschäftigt sich mit einem ungewöhnlichen wie unrühmlichen Kapitel der Schweizer Geschichte: Kolonialismus und Sklaven. Echt? In der Schweiz, wird so mancher ...

Dieser achte Fall für Zita Synder & Werner Meyer beschäftigt sich mit einem ungewöhnlichen wie unrühmlichen Kapitel der Schweizer Geschichte: Kolonialismus und Sklaven. Echt? In der Schweiz, wird so mancher fragen. Die Eidgenossen haben doch nie Kolonien besessen, die haben ja keinen Zugang zum Meer.

Doch von Anfang an:

Nelly Gomez, eine junge Frau glaubt auf einem alten Foto ihre seit Jahren verschwundene Mutter zu erkennen, und bittet die „Agentur für besondere Affären“ von Eli Apfelbaum, für die Snyder und Meyer arbeiten, um Hilfe.

Nellys Familie stammt von St. Croix von den Westindischen Inseln und ihre Mutter Bernardine ist vor zwanzig Jahren von einer Reise von Dänemark mit einem Zwischenstopp on Zürich nicht mehr auf die Insel zurückgekommen.

Snyder und Meyer beginnen zu recherchieren und treffen auf eine Filmemacherin, die eine umstrittene Dokumentation über die kolonialistische Vergangenheit der Stadt Zürich gedreht hat. Die Empörung in der Stadt ist groß, zumal auch die Familie der Regisseurin in die Ausbeutung von versklavten Menschen verstrickt ist.

Als dann noch herauskommt, dass die Polizei seinerzeit bei dem Vermisstenfall geschlampt hat, nimmt sich Beanie Barras, Nachfolgerin von Werner Meyer bei der Polizei und selbst eine PoC (Person of Color) des Cold Case an.

Meine Meinung:

Auch mein erster Gedanke war, wieso die Schweiz in Kolonialismus verstrickt sein könnte. Aber, die Antwort liegt auf der Hand: GELD. Schweizer Investoren haben ihr Vermögen in Zuckerrohr- oder Kakaoplantagen, die vorrangig durch Sklavenarbeit am Laufen gehalten wurden, gesteckt. Dass auch unter dem Deckmäntelchen von ethnografischen Studien menschliche Skelette sowie Kunstschätze nach Europa verschifft worden sind, zeigen die diversen Museen deutlich. Die Diskussion über Rückgabe dieser Artefakte ist in den letzten Jahren laut geworden.

Dieser mitreißende Krimi hat mir sehr gut gefallen. Es ist notwendig, auch hinter die Fassaden zu schauen, vor allem dann, wenn sich wie hier, Abgründe einer Familie auftun, denn die Familiengeschichte derer von Hofmann birgt zahlreiche Geheimnisse, die man lieber nicht aufgedeckt hätte.

Fazit:

Ein gelungener Krimi, der am Saubermann-Image der Schweiz ein wenig kratzt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 19.01.2023

Dramatisches Finale der Keltensaga

Keltenherz
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Die Keltensiedlung auf dem Donnersberg erlebt unter der Führung von Häuptling Drystan sowie der Umsicht seiner Frau Rowan einen Aufschwung, der auch durch den Handel mit römischen Händlern wie Caius, dem ...

Die Keltensiedlung auf dem Donnersberg erlebt unter der Führung von Häuptling Drystan sowie der Umsicht seiner Frau Rowan einen Aufschwung, der auch durch den Handel mit römischen Händlern wie Caius, dem Weingutbesitzer, begründet ist. Einigen Dorfbewohnern ist diese Zusammenarbeit allerdings ein Dorn im Auge. Sie wollen die Römer lieber wieder vertreiben. Genauso wie wird Caius angefeindet, weil er eben mit den Kelten Handel treibt.

»Schämen solltest du dich! Kein echter Römer lässt sich mit Barbaren ein!«

Nach wie vor überschattet der Verlust von Halvor, des erstgeborenen Sohnes die Familie, der als Baby verschwunden ist. Weder Drystan noch Rowan können sich mit diesem Schicksalsschlag abfinden. Die Bedrohung durch römische Truppen trägt auch nicht unbedingt zu einem friedlichen Leben auf dem Donnersberg bei.

Doch es gibt auch Anzeichen der Völkerverständigung: Thorin, der Zweitgeborene und designierte Nachfolger hat sich in Livia, die Tochter des römischen Weingutbesitzers Caius verliebt. Doch die Freundschaft zwischen Drystan und Caius wird auf eine harte Probe gestellt, nach dem drei römische Soldaten der keltischen Muttergöttin geopfert werden sollen.

Noch weiß niemand, dass einer der drei Gefangenen, die aktuelle Ordnung gehörig auf den Kopf stellen wird.

Meine Meinung:

Wie schon in den beiden Vorgängern („Keltensonne“ und „Keltenschwur“) haben die Autorinnen Heike Beardsley und Ulrike Vögl penibel recherchiert und die Geschichte von Rowan und Drystan sowie von Caius und Aurelia opulent erzählt.

Da es ja keine schriftlichen Zeugnisse der Kelten gibt, sondern nur Berichte der Römer und einige Artefakte, kann sich die Fantasie der Autorinnen sehr gut entfalten.
Diese Trilogie ist in Rheinland-Pfalz, beim Donnersberg angesiedelt. Hier hat man Überreste einer Kreisgrabenanlage gefunden, die auf ein größeres keltisches Oppidum hinweisen. Warum es letztendlich verlassen worden ist, konnte von der Wissenschaft bis jetzt nicht schlüssig beantwortet werden. Die Möglichkeit, die hier in diesem historischen Roman dazu angeboten wird, ist schlüssig.
Darauf weisen die Autorinnen in ihrem Nachwort hin. Für alle jene, die mit Latein nicht viel am Hut haben, werden die wichtigsten lateinischen Begriffe in einem Glossar dargestellt.

Die Geschichte hat mir gut gefallen. Sie zeigt, dass es nicht immer leicht ist, Anführer zu sein. Dass es kein umfassendes Happy Ende geben kann, legen die Autorinnen im Nachwort dar.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem fesselnden Finale der Donnersberg-Trilogie 5 Sterne.

Veröffentlicht am 19.01.2023

Eine gelungene Fortsetzung

Die Kinder von Schönbrunn (Die Schönbrunn-Saga 2)
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In diesem zweiten Band rund um Emma und Greta, die beiden Töchter des verstorbenen Tierarztes von Schönbrunn steht nun im Jahr 1922 die jüngere Schwester Greta im Mittelpunkt.

Während Emma die väterliche ...

In diesem zweiten Band rund um Emma und Greta, die beiden Töchter des verstorbenen Tierarztes von Schönbrunn steht nun im Jahr 1922 die jüngere Schwester Greta im Mittelpunkt.

Während Emma die väterliche Tierarztpraxis gemeinsam mit Ehemann Julius weiterführt, trauert Greta nach wie vor um ihren Mann Gustav, der nach wie vor als vermisst gilt. Die Chancen, ihn wiederzusehen, schwinden von Jahr zu Jahr. Noch kann sie sich nicht mit seinem Tod abfinden, doch muss sie sich um ihre Tochter Gisela kümmern. Die aufgeweckte Kleine wickelt so ziemlich jeden um den Finger. Ganz anders Emil, Fritz und Ferdl, drei Jungs, die im benachbarten Schloss Schönbrunn, das nun als Kinderheim genützt wird, untergebracht sind.
Durch puren Zufall beginnt Greta just in diesem Kinderheim eine Ausbildung als Erzieherin und findet nicht nur einen Zugang zu den verstörten Kinderherzen, sondern schöpft auch neue Hoffnung für die Zukunft.

Meine Meinung:

Beate Maly, die selbst als Frühförderin einen pädagogischen Hintergrund hat, hat uns diesmal in das Wien von 1922 entführt. Die Nachwirkungen des Krieges wie Armut, Hunger, Wohnungs- und Hoffnungslosigkeit sind deutlich spürbar. Doch es gibt auch schon die ersten Anzeichen von Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Es ist die Zeit der Reformpädagogik und des „Roten Wiens“. Die sozialistische (heute sozialdemokratisch) Partei stellt den Bürgermeister und setzt auf neue Ideen. Es ist die große Zeit des kommunalen Wohnbaus, der Errichtung von Kindergärten, von Arbeiterbibliotheken und die Zeit der Kinderheime.

Im Schloss Schönbrunn, das nach dem Sturz der Habsburger in den Besitz der jungen Republik gelangt ist, ist nicht nur ein Kinderheim, sondern auch eine Schule der Kinderfreunde, dem Verein der Arbeiter sowie eine Bildungsanstalt für Erzieherinnen, untergebracht. Genau in dieser Bildungsanstalt macht Greta nun ihre Ausbildung.

Wir Leser spüren den krassen Gegensatz von imperialem Glanz mit Gold, Stuck und Seidentapeten zu nüchternen, kahlen Schlafräumen, deren Einrichtung, die gebrauchten Stahlrohrbetten an eine Kaserne erinnern. Hier sind neben Kriegswaisen auch jene Kinder untergebracht, die den Eltern wegen mangelnder Fürsorge abgenommen worden sind. Nicht alle Erzieher haben ein Herz für diese oft traumatisierten Kinder. Einige dieser Frauen sind eher Gefängnisaufseherinnen als Erzieherinnen. Das muss auch Emil, der mehrere Tage neben seiner toten Mutter ausgeharrt hat, erleben. Auch Ferdl, der sich nach seinem Idol, dem Fußballer Pepi Uridil, ebenso „Tank“ nennen lässt, ist traumatisiert. Er kennt als Ausdruck nur Gewalt und schwebt in Gefahr, beim nächsten Vergehen gegen die strenge Hausordnung, in eine Besserungsanstalt abgeschoben zu werden.

Die Charaktere sind wieder gut gelungen. Wie häufig, geben die garstigen Personen mehr her. Greta bekommt den Neid einiger Kolleginnen deutlich zu spüren. Sie stammt ja aus bürgerlichen Verhältnissen, verfügt über eine eigene Wohnung und trägt selbst genähte Kleidung. Damit sitzt sie zwischen allen Stühlen: Zu reich für die Sozialisten und zu arm für die Schwiegereltern ihrer Schwester, die nach wie vor einen Gutshof in der Steiermark bewirtschaften. Es ist zu befürchten, dass die eine der beiden missgünstigen Erzieherinnen, in einem eventuellen dritten Band noch eine Rolle spielen könnten.

Beate Malys Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen. Im Nachwort hat sie auf die historischen Ereignisse Bezug genommen.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, der ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 18.01.2023

Fesselnd bis zur letzten Seite

Damaskus
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Sigrid Melin verlässt nach einem Eklat eine NGO, die sich für Menschenrecht einsetzt, und nimmt das Angebot einer norwegischen Telekomfirma an, sich in Syrien für Demokratie und Frieden, deren Pflänzchen ...

Sigrid Melin verlässt nach einem Eklat eine NGO, die sich für Menschenrecht einsetzt, und nimmt das Angebot einer norwegischen Telekomfirma an, sich in Syrien für Demokratie und Frieden, deren Pflänzchen im Arabischen Frühling gehegt werden müssen, zu engagieren.

Sie lässt ihre Familie zurück und reist nach Damaskus, um sich mit ihrer ehemaligen Studienkollegin Reem zu treffen, die in Syrien eine anerkannte Sicherheitsfirma betreibt.

Was niemand außer dem Ehemann weiß, Sigrid leidet nach einem tragischen Ereignis in Kopenhagen an einer PTBS, die sie häufig in emotionalen Stress abgleiten und ausrasten lässt. Sigrid glaubt, mit dieser Reise ihr damaliges Versagen kompensieren zu können.

Schon bald gerät Sigrid zwischen alle Mühlsteine der Politik und niemand ist vor der Willkür des Diktators Baschar al-Assad sicher, der auch davor nicht zurückschreckt, langjährige Weggefährten aus dem Weg zu räumen. Selbst Reem und ihre Familie sind betroffen. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel, dessen Ausgang niemand vorhersehen kann.

Meine Meinung:

Die dänische Autorin Iben Albinus zeichnet in ihrem Debüt eine authentische Situation des Lebens in Syrien von 2011. Noch weiß niemand, wie sich die explosive Lage entwickeln wird. Mit dem Wissen von heute, 12 Jahre später, liest sich dieser Thriller gleich noch einmal fesselnder.

Für Zartbesaitete ist dieses Buch wohl eher nichts, denn es wird entführt, gefoltert, Autobomben explodieren, Familien auseinandergerissen und zerstört. Die Gewalt nimmt niemandem, der sich gegen das Regime stellt, aus. Das müssen auch ehemalige Weggefährten des Diktators feststellen.

Ein interessanter Aspekt ist die (unbewusste?) Mithilfe von europäischen Firmen an den Gräueln der Regierung. Sendemasten für die Handynutzung aufzustellen kann etwas Positives sein, sich aber wie man hier lesen wird, sich schnell als Terrorinstrument für ein Unrechtsregime benutzt werden.

Auch wenn dieser Thriller eine fiktive Geschichte ist, so sind historische Ereignisse geschickt eingeflochten und ergeben ein authentisches Gesambild.

Fazit:

Ein Thriller, der es in sich hat. Gerne gebe ich diesem Debüt 5 Sterne.