"Die Lösungen, nicht die Katastrophe, müssen ab jetzt den Alltag der Menschen bestimmen " (Tom)
Tom und Robert Beyer sind Brüder und doch trennt sie auf den ersten Blick mehr, als sie vereint. Während Tom seit Jahren als Wissenschaftler an einen Programm arbeitet, um die katastrophalen Folgen des ...
Tom und Robert Beyer sind Brüder und doch trennt sie auf den ersten Blick mehr, als sie vereint. Während Tom seit Jahren als Wissenschaftler an einen Programm arbeitet, um die katastrophalen Folgen des Klimawandels abzuwenden, versucht Robert mit seinem landwirtschaftlichen Betrieb Gewinne zu erzielen. Es scheint, als würden beide auf verlorenen Post gegen die sprichwörtlichen Windmühlen ankämpfen. Erst als eine alles vernichtende Hitzewelle über Deutschland hereinbricht, kommen sich die Brüder im Kampf ums Überleben näher....
"Taupunkt" von Thore D. Hansen ist erschreckend real und nah dran an dem, was uns erwartet, sodass die Schreckensbilder mir eiskalte Schauer verursachen. Denn das, was der Autor in seinem Buch schildert, ist kein Endzeitszenario mit den Vorzeichen "Was-wäre-wenn", sondern wir steuern geradewegs in unseren eigenen Untergang, wenn sich nicht endlich etwas ändert. Es ist nicht nur 5 vor zwölf, sondern höchste Eisenbahn und genau das macht Hansen in seinem Buch mehr als deutlich.
Der Roman ist aktueller denn je, Pandemie, Ukrainekrieg und Klimakrise bestimmen die Schlagzeilen und genau da setzt der Autor an, um seiner Geschichte einen Raum zur Entfaltung u geben. Er zeigt in aller Deutlichkeit auf was passiert, wenns passiert und diese Bilder gehen unter die Haut. Während Tom wirklich alles versucht, um mit seiner bahnbrechenden Idee den Planeten zu retten, verliert sich Robert in Lethargie und Verschwörungstheorien, greift zur Flasche und ertränkt nicht nur die Folgen der Klimakrise im Alkohol, sondern auch sein Scheitern.
Die Figuren sind sehr abwechslungsreich und gegensätzlich gestaltet - hier prallen die Ideale der jungen Generation auf die eingefahrenen Verhaltensweisen der Eltern und Großeltern, Klimakaktivist:innen stehen den gegensätzlichen Denk- & Handlungsweisen ihrer nächsten Angehörigen gegenüber und das erzeugt Reibung. Doch so unterschiedlich die Akteur:innen auch sind, können sie mich manchmal nicht mit ihren Handlungen und Dialogen abholen, denn sie bleiben oft unnahbar und unzugänglich. Sie können nicht überzeugen und das wäre ihre Hauptaufgabe gewesen, um die Leser;innen mit ins Boot zu holen, damit nicht nur auf dem Papier das Umdenken stattfindet.
Der Bruderzwist hat Züge von Kain und Abel , die beiden Cousinen nähern sich zwar an, bleiben aber auch über weite Stecken eher stereotyp und können nicht polarisieren. Mir fehlt hier eine mehr als dynamische Entwicklung der Charaktere, um nicht nur den Familienzwist besser zu verstehen, sondern auch Teil ihrer Gefühls- & Gedankenwelt werden zu können.
Die Handlung, so aufwühlend und wachrüttelnd sie auch ist, zeigt in aller Deutlichkeit auf, dass das Umdenken nicht erst morgen oder übermorgen, sondern jetzt, hier und heute stattfinden muss, aber sie hakt an manchen Stellen und ist somit manchmal nicht richtig nachvollziehbar.
Das verstörende Zukunftsbild brennt sich auf der Netzhaut ein und sorgt für ein sehr intensives Leseerlebnis, aber so ganz kann das Buch nicht überzeugen, daher 3,5 Sternchen