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Heather_H

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.01.2023

Starker Auftakt für Kim Stone

Silent Scream – Wie lange kannst du schweigen?
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MEINE MEINUNG
Zugegeben, Kim Stone ist nicht gerade die sympathischste Ermittlerin. Sie ist eigenwillig und stur, wirkt nach außen eher kalt und unnahbar, und ist nur begrenzt sozialkompatibel - aber wenn ...

MEINE MEINUNG
Zugegeben, Kim Stone ist nicht gerade die sympathischste Ermittlerin. Sie ist eigenwillig und stur, wirkt nach außen eher kalt und unnahbar, und ist nur begrenzt sozialkompatibel - aber wenn man etwas genauer hin sieht, wächst sie einem ans Herz. Mir ging es jedenfalls so. Sie ist nicht nur blitzgescheit und eine brilliante Ermittlerin, sie hat das Herz am richtigen Fleck und auch gute Gründe, warum sie so ist, wie sie ist. Die Abschnitte über ihre eigene Vergangenheit haben mir in diesem Buch besonders gut gefallen, weil sie die Protagonistin nahbar gemacht haben.

Neben Kim haben mich auch die anderen Charaktere überzeugt, auch wenn sie neben ihr deutlich in den Hintergrund rücken. Der Fokus liegt klar auf den Ermittlungen der Protagonistin, daneben gibt es einige Abschnitte, in denen andere Figuren beleuchtet werden. Ich konnte mich gut in sie hinein versetzen und die Welt mit ihren Augen sehen. Die Nebenfiguren fand ich authentisch und glaubhaft.

Der Schreibstil gefiel mir gut. Hier und da blitzt schwarzer Humor durch, der meinen gut getroffen hat. Kurzer Auszug - am zweiten Tatort: "Allmächtiger", flüsterte sie. - "Nein, das ist nur ein Gerücht", antwortete Keats. ... "Allmächtiger", sagte Bryant von hinten. Keats schüttelte den Kopf. "Einer von Ihnen sollte den Texter rausschmeißen."

Der Plot ist spannend. Durch den tollen Erzählstil und einige Wendungen wurde die Spannung konstant hoch gehalten. Es finden sich jede Menge Tote an, und manchmal kommen die Ermittler nur einen kleinen, aber entscheidenden Schritt zu spät, aber ich fand es stimmig und nicht zu konstruiert, und auch die Auflösung konnte mich überzeugen und ein wenig überraschen.



FAZIT
Ein toller Thriller, der mich gefesselt hat, mit einer Protagonistin, die ans Herz gewachsen ist. Auch die weiteren Bände rund um Kim Stone werde ich definitiv lesen.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.01.2023

Beängstigend und ergreifend

Unsre verschwundenen Herzen
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MEINE MEINUNG
Es gibt Bücher, durch die fliege ich hindurch, und es gibt Bücher, die lese ich langsamer. Achtsamer, genauer, weil ich befürchte, dass mir ein Detail entgehen könnte, das ich nicht missen ...

MEINE MEINUNG
Es gibt Bücher, durch die fliege ich hindurch, und es gibt Bücher, die lese ich langsamer. Achtsamer, genauer, weil ich befürchte, dass mir ein Detail entgehen könnte, das ich nicht missen möchte. Dieses Buch gehört zu den letzteren.

Es hat mich ab der ersten Seite abgeholt, und bis zum Schluss nicht losgelassen. Die blumige, beschreibende, vergleichende Sprache der Autorin, die Bilder im Kopf schafft, Worte miteinander in Kontext setzt, die nicht zusammen gehören, aber zusammen Sinn ergeben, hat mich absolut fasziniert. Es war mein erstes Buch von Celeste Ng, aber definitiv nicht das letzte.

Sie schafft eine düstere Dystopie, ein Jahrzehnt nach einer Krise mit verheerenden Auswirkungen - eine Gesellschaft in Angst, in der sich Denunziantentum und Rassismus ausgebreitet haben, und man auf der Straße zusammen geschlagen werden kann - einfach nur, weil man asiatisch aussieht. Und an vielen Stellen, an denen es mir eiskalt den Rücken hinunter lief, dachte ich: Das ist von unserer Welt, so, wie wir sie kennen, gar nicht so weit weg. Es ist gar nicht so unrealistisch, dass es dazu kommen könnte. Vielleicht ging mir die Geschichte auch deswegen so unter die Haut.

Protagonist ist der zwölfjährige Bird, der eine Welt ohne die PACT-Gesetze, welche die Gesellschaft geformt haben, nicht kennt. Naiv und unschuldig, neugierig und wissenshungrig fängt er an, die Welt zu entdecken und zu verstehen und nimmt den Leser mit auf diese Reise. Diese Perspektive fand ich toll und überzeugend, die Charaktere stimmig und sorgfältig ausgearbeitet, mit viel Liebe zum Detail.

Die Geschichte ist nicht neu: Ein totalitäres System, das Angst als Mittel zum Machterhalt nutzt und die Bürger unterdrückt. Und Widerstand, der sich im Untergrund bildet und mit lauten Aktionen auf sich aufmerksam macht oder leise und im Geheimen gegen das Regime arbeitet. Begeistert hat mich die Art, wie die Autorin diese Geschichte erzählt, wie realitätsnah sie sie darstellt, wie beängstigend das Szenario, das sie entwirft.

Ich war ein wenig traurig, als ich das Buch beendet habe, weil ich gern noch länger gelesen, mich noch länger mit der Geschichte beschäftigt, gern noch mehr über die Figuren erfahren hätte.

FAZIT
Wer - wie ich - Dystopien wie z.B. Equilibrium oder Hüter der Erinnerung mag, wird an diesem Buch seine wahre Freude haben.

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Veröffentlicht am 18.01.2023

Fulminanter Trilogie-Auftakt

Rachejagd - Gequält
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INHALT
Als die Journalistin Anna Jones einen Drohbrief erhält, ist schnell klar: Edward Harris ist zurück. Der Mann, der sie und ihre Freundin Natalie vor drei Jahren entführt und gefoltert hat. Anna konnte ...

INHALT
Als die Journalistin Anna Jones einen Drohbrief erhält, ist schnell klar: Edward Harris ist zurück. Der Mann, der sie und ihre Freundin Natalie vor drei Jahren entführt und gefoltert hat. Anna konnte damals fliehen, aber Natalie wurde von ihm getötet. Bis heute macht Anna sich deswegen Vorwürfe. Sie schaltet ihre ehemalige Jugendliebe, den FBI-Agenten Nick Coleman, ein, nicht ahnend, dass der Brief erst der Anfang eines perfiden Spieles war, in dem der Spielmaster immer drei Schritte voraus zu sein scheint, und das nur ein Ziel hat: Rache.

MEINE MEINUNG
Ein absoluter Pageturner, den ich nicht aus der Hand legen konnte.

Der Schreibstil hat mich gefesselt. Der Schwerpunkt liegt auf der spannenden Handlung, daneben bekommen die Charaktere Raum, um sich ein wenig zu entfalten - genug, um nicht zu oberflächlich zu bleiben, und nicht so viel, dass es überhand nähme. Die Beschreibung der Szenerie hält sich in Grenzen, ist aber ausreichend, um sich die Orte gut vorstellen zu können.

Die Hauptfiguren haben mir gut gefallen, ich fand sie authentisch und auch sympathisch. Sie erlangen nicht allzuviel Charaktertiefe, und es wird klar, dass man noch nicht alles aus der Vergangenheit über sie erfährt, aber das wird vermutlich in den nächsten zwei Bänden vertieft. Zwischenzeitlich habe ich fast allen misstraut - weil die Story mit vielen Wendungen aufwartet und ich damit gerechnet habe, dass auch einer der Hauptcharaktere ein falsches Spiel spielt. Die unerwarteten Wendungen und gut gesetzte Cliffhanger haben dazu beigetragen, den Spannungsbogen bis zum Bersten zu spannen. Immer, wenn ich dachte, das Spiel ein wenig durchschaut zu haben, wurde ich eines Besseren belehrt. Dabei ist der Fall sehr komplex, aber in sich stimmig und rund, und ergibt in all seinen Facetten Sinn.

Der Band ist in sich abgeschlossen, aber es wird klar, dass es nicht das Ende der Geschichte ist. Bei mir ist die Neugierde geweckt, ich werde auch die beiden Folgebände lesen.

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Veröffentlicht am 18.01.2023

Dunkel sind die Abgründe

Die dunklen Sommer
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MEINE MEINUNG
Nachdem mich der Roman "Bittersweet" von Miranda Beverly-Whittemore schon sehr begeistert hatte, hatte ich hohe Erwartungen an diesen Roman und bin nicht enttäuscht worden. Die Autorin erzählt ...

MEINE MEINUNG
Nachdem mich der Roman "Bittersweet" von Miranda Beverly-Whittemore schon sehr begeistert hatte, hatte ich hohe Erwartungen an diesen Roman und bin nicht enttäuscht worden. Die Autorin erzählt hier eine Geschichte über eine sektenähnliche Lebensgemeinschaft mit einem charismatischen Führer, in der sich die Protagonistin Saskia wohl fühlt - zusammen mit den anderen vier Jugendlichen verbringt sie eine tolle Zeit und lernt viel über die Natur und das Leben. Doch hinter der Fassade geht es weitaus düsterer zu - Macht und Manipulation führen zu folgenschwere Entscheidungen, die bei allen Beteiligten Narben hinterlassen.

Die Protagonistin Saskia erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive. Neben dem aktuellen Zeitstrang, Jahrzehnte nach der Zeit "Zuhause", erzählt sie, wie sie mit zwölf Jahren nach dem tragischen Tod ihres kleinen Bruders - ihr Vater im Gefängnis, ihre Mutter weit weg - in eine neue Familie kam, und schließlich nach "Zuhause". Ihren Bruder spricht sie gedanklich immer wieder mit "du" an, als wäre er noch bei ihr. Mit den Kapitel wechseln sich die beiden Zeitstränge ab. Manchmal umfasst ein Kapitel nur wenige Zeilen, manchmal viele Seiten, doch gerade diese Mischung fand ich sehr ansprechend. Beide Zeitebenen ergänzen und bedingen einander, und ergänzen sich in ihrer Kürze oder Ausführlichkeit.

Die Charaktere finde ich hervorragend ausgearbeitet. Obwohl man sie durch Saskias Augen sieht, oder vielleicht auch gerade deswegen, erfährt man viel über die Figuren, da Saskia eine gute Beobachtungsgabe hat. Daneben gibt es viele Szenen, in denen das Handeln der Figuren Aufschluss über den Charakter gibt, sodass man einen etwas "objektiveren" Eindruck von ihnen bekommt. Besonders Abraham, den Anführer der Lebensgemeinschaft fand ich toll skizziert. Sein Charme und seine Anziehungskraft auf die junge Saskia sind nachvollziehbar, die Macht, die er dadurch über die Jugendliche erlangt, nur logische Folge.

Immer wieder schafft es die Autorin, durch Wendungen zu überraschen, die der Geschichte neue, ungeahnte Dimensionen hinzu fügen und mich absolut gefesselt haben - ich habe das Buch kaum aus der Hand legen können.

FAZIT
Ein gut durchdachter, spannend erzählter und stimmiger düsterer Roman, der tief in menschliche Abgründe blicken lässt.

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Veröffentlicht am 18.01.2023

Starker Auftakt der Trilogie

Der Strand: Vermisst
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MEINE MEINUNG
Mich hat das Buch von der ersten Seite an gepackt.

Die Idee der spurlos verschwundenen gehörlosen Lilli - ganz in der Nähe der Stelle, an der ihre Mutter vor 19 Jahren gewaltsam ums Leben ...

MEINE MEINUNG
Mich hat das Buch von der ersten Seite an gepackt.

Die Idee der spurlos verschwundenen gehörlosen Lilli - ganz in der Nähe der Stelle, an der ihre Mutter vor 19 Jahren gewaltsam ums Leben kam, fand ich sehr spannend. Gleichzeitig erhält ihre Freundin, mit der die junge Frau verabredet gewesen ist, kryptische Nachrichten von Lillis Account. Was hat es damit auf sich? Wo sollen die Ermittler anfangen, zu suchen? Der Plot ist komplex und gut erzählt - die Ermittler stoßen immer wieder auf neue Fragen und Ungereimtheiten, und kaum jemand scheint ihnen die (ganze) Wahrheit zu erzählen. Die an sich schon interessante Geschichte wird durch Cliffhanger und Wendungen ergänzt, sodass der Spannungsbogen konstant hoch gehalten wird; ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.

Der Erzähler fokussiert sich nicht nur auf die beiden Ermittler, einige Abschnitte werden aus der Sicht von Nebenfiguren erzählt. Dadurch entstehen Nebenstränge, die Komplexität des Falles wird deutlicher und auch die Nebenfiguren gewinnen an Tiefe. Einige private Szenen helfen, den Charakter der Ermittler greifbar zu machen, und ich fand beide sympathisch und authentisch. Das Verhältnis von Ermittlungen zu Charakterszenen fand ich ausgeglichen, Längen sind für mich dadurch nicht entstanden. Neben den Figuren steht eindeutig die Handlung im Fokus, dabei kommt die Autorin ohne viele Beschreibungen aus; sie skizziert aber so viel, dass ich mir den fiktiven Ort Sellnitz und die Szenerie gut vorstellen konnte.

Ich freue mich schon sehr auf den Folgeband und werde Tom Engelhardt und Mascha Krieger sehr gern weiter bei ihren Ermittlungen begleiten.

FAZIT
Toller Plot, sympathische Charaktere, guter Schreibstil - ein rundum gelungener Trilogie-Auftakt.

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