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Veröffentlicht am 22.01.2023

Schicksal der Verdingkinder

Die verlorene Schwester
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Linda Winterberg widmet sich in dem Roman "Die verlorene Schwester" dem Thema der Verdingkinder. Der historische Roman greift hiermit ein sehr schwieriges Thema auf, das noch gar nicht lange zurückliegt. ...

Linda Winterberg widmet sich in dem Roman "Die verlorene Schwester" dem Thema der Verdingkinder. Der historische Roman greift hiermit ein sehr schwieriges Thema auf, das noch gar nicht lange zurückliegt. Bis in die 1980er Jahre wurden Kinder in der Schweiz von Eltern weggegeben oder von Behörden den Eltern weggenommen und an Familien vermittelt, wo sie sich verdingen mussten. In diesen "Arbeitsstätten" wurden sie oft wie Sklaven behandelt. Erst im April 2013 bat die Schweizer Regierung für die Verletzung der Menschenwürde der Verdingkinder um Verzeihung. Unfassbar, dass so etwas bis vor kurzem noch möglich war. Der Roman ist in verschiedenen Zeitebenen angesiedelt. Annas Geschichte beginnt 2008 in Zürich, sie erfährt durch Zufall, dass sie adoptiert wurde und beginnt über ihre Wurzeln nachzuforschen. Maries und Lenas Geschichte beginnt 1968 in Bern damit, dass der Vater stirbt und sie der kranken Mutter weggenommen werden. Beide werden getrennt als Verdingkinder untergebracht. Lena trifft es besonders schlecht. Was diese Personen erleben und wie sie später mit dem Schicksal umgehen, kann auf knapp 450 Seiten sehr kurzweilig nachgelesen werden. Der Erzählstil ist flüssig und die Stimmung fängt einen sehr gut ein, man fühlte sich den Personen in ihrem Leid verbunden. Der Gedanke, dass dies keine Fiktion ist schwebt bedrückend über dem Leseerlebnis. Unfassbar, das so unnötiges Leid bis vor kurzem noch in unmittelbarer Nähe staatlich abgesegnet stattfand. Ich kann die Lektüre des Buches nur empfehlen. Toller historischer Roman aus jüngerer Vergangenheit, abgerundet durch ein schönes passendes Cover im Antiklook.

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Die Welt vor 2000 Jahren

Die Welt in der Jesus lebte. Eine Entdeckungsreise. Der Alltag vor 2000 Jahren: Kinder-Sachbuch über die Zeit, in der das Neue Testament entstand. Für kleine Zeitreisende ab 8 Jahren
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Dieses großformatige Kindersachbuch beschreibt, wie die Welt vor rund 2000 Jahren war. Es versucht den Alltag und die wichtigen Eckpunkte dieser Zeit umfassend vorzustellen. Die Welt damals unterscheidet ...

Dieses großformatige Kindersachbuch beschreibt, wie die Welt vor rund 2000 Jahren war. Es versucht den Alltag und die wichtigen Eckpunkte dieser Zeit umfassend vorzustellen. Die Welt damals unterscheidet sich völlig von unserer Lebenswirklichkeit heute. Um Bibeltexte zu verstehen kann es hilfreich sein, diese Welt in der Jesus lebte, zu kennen, damit man bestimmte Aussagen und Begebenheiten besser einordnen kann.

Aber auch außerhalb des religiösen Kontextes ist dies ein tolles Buch für wissensdurstige Kinder, es bietet eine gute Möglichkeit sich auf eine spannende Zeitreise zu begeben. Der Verlag empfiehlt das Buch ab acht Jahren.

Nach der Einführung werden 24 spannende Themen auf jeweils einer Doppelseite behandelt. Die Seiten sind farbig unterlegt und sehr schön illustriert. Die einzelnen Themen sind unterteilt, so dass sich kürzere Textbausteine ergeben, die Bilder sind teilweise schematisch und gut beschriftet.

Das Leben damals wird von unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet, es gibt einiges zu Juden und Römern zu entdecken, das tägliche Leben von Kleidung, Essen, Behausung, Arbeiten und Beruf, Natur, Religion, Medizin und vieles mehr wird ausführlich vorgestellt.

Die Schriftgröße ist für Leseanfänger etwas klein, aber das hat die Begeisterung der Kinder nicht geschmälert. Das Wissen wird hier eingängig vermittelt, weil Neugier geweckt wird. Die schöne Gestaltung lässt einen das Buch immer wieder in die Hand nehmen und darin blättern, schnell liest man sich fest. Einen Einsatz dieses Buches in der Schule oder der Kinderkirche kann ich mir sehr gut vorstellen.

Für uns ein schönes Familienbuch, mit dem wir uns derzeit intensiv und gerne beschäftigen.

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Veröffentlicht am 18.01.2023

Modernes spannendes Märchen, das Werte vermittelt

Der Hoffnungsvogel
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Kirsten Boie hat hier ein sehr schönes Märchen geschrieben, dass die Kinder zu einem besonderen Abenteuer mitnimmt und nebenbei wichtige Werte (Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Höflichkeit, Streitkultur) ...

Kirsten Boie hat hier ein sehr schönes Märchen geschrieben, dass die Kinder zu einem besonderen Abenteuer mitnimmt und nebenbei wichtige Werte (Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Höflichkeit, Streitkultur) vermittelt.

Optisch und haptisch ist das Buch wunderschön, die kurzen Kapitel eignen sich super für Erstleser, aber auch zum Vorlesen.

Die freundlichen Menschen im glücklichen Land merken gar nicht, dass eine schleichende Veränderung sie in aggressive, ungeduldige und egoistische Menschen verwandelt. Die Gute Königin und der freundliche Prinz Jabu wollen den Prozess aufhalten, sie hoffen die Lage bessert sich, wenn der Hoffnungsvogel zurückkehrt. Jabu bricht auf, um den Vogel zu suchen. Unterstützung erhält er von Alva, der Tochter der Leuchtturmwärterin. Die Beiden erleben ein spannendes Abenteuer, dass mit einer märchenhaften Wendung endet, die sich jedoch ganz anders entwickelt, als in den altgedienten Märchen.

Boie nutzt hier eine besondere Erzählform, die Kinder werden direkt angesprochen und oft auch einbezogen, so entsteht eine schöne Einbindung, die zum Mitdenken und Hinterfragen anregt. Es gelingt ihr mühelos immer wieder nebenbei Werte zu vermitteln ohne zu belehren oder den erhobenen Zeigefinger zu erheben. Die Hinweise für die Kinder sind sehr nachvollziehbar.

Uns hat sehr gut gefallen, dass das typische klischeehaften Rollenverständnis hier aufgebrochen wurde, jeder kann jeden Beruf ergreifen, ohne Rücksicht auf Geschlecht oder Hautfarbe. Diese gelebte Gleichberechtigung wirkt in der Geschichte so authentisch, wie man es sich für die Realität wünscht.

Jabu und Alva haben hier eine schwere Aufgabe vor sich, sie werden alleine losgeschickt. Ihr Mut und ihre Zuversicht sind sehr hilfreich, sie treffen aber auch immer wieder auf hilfsbereite Menschen, die sie unterstützen. Ihr Gerechtigkeitsempfinden und ihre Beharrlichkeit zahlen sich letztendlich aus. Das Ende fand ich sehr schön, es wird gut vermittelt, dass man bereit sein sollte zweite Chancen zu geben, aber auch diese zu nutzen, wenn sie angeboten werden.

Die Welt wäre ein viel schönerer Ort, wenn alle hilfsbereit und freundlich wären, die Menschen im glücklichen Land haben es geschafft, sich diese Werte zu erhalten, wie schön wäre es , wenn man es außerhalb der Buchseiten auch hinbekäme.

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Veröffentlicht am 04.01.2023

Was Mattis Opa im Himmel erlebt

Mama, gibt’s im Himmel Dinos?
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Dieses Kinderbuch behandelt das Thema Tod auf eine sehr versöhnliche Weise ohne düster zu wirken. Die hellen Bilder und die Idee des Jungen , der seine Mutter trösten will, sind liebevoll.

Mattis Opa ...

Dieses Kinderbuch behandelt das Thema Tod auf eine sehr versöhnliche Weise ohne düster zu wirken. Die hellen Bilder und die Idee des Jungen , der seine Mutter trösten will, sind liebevoll.

Mattis Opa ist gestorben, seine Mutter ist seitdem sehr traurig und das ist für Matti schlimm. Er versteht nicht so richtig, was der Tod ist. Wenn es wie bei Dornröschen oder Schneewittchen ist, kann es eigentlich nicht so schlimm sein, findet er. Er fragt sich auch, wie es für Opa in dem dunklen Grab ist. Hauptsächlich möchte er seine Mutter endlich mal wieder lachen sehen, aber das passiert nicht und seine Fragen scheinen es nicht besser zu machen. Die Mutter versucht auf den Jungen einzugehen, aber es ist deutlich zu sehen, wie schwer es ihr fällt. Über ihre Erklärungen und die Betrachtung der Wolken am Himmel kommt Matti zu der Frage, ob auch alle Tiere in den Himmel kommen. Als die Mutter etwas Ruhe braucht, malt Matti lustige Abenteuer für seinen Opa im Himmel. Das entstehende Daumenkino lässt den Opa für einen Moment wieder lebendig werden, so kann die Mutter erstmals wieder lächeln.

Das Thema wird sehr einfühlsam umgesetzt. Der Verlag gibt hier die Zielgruppe ab 3 Jahren an und zum Selbstlesen ab 6 Jahren. Diese Einschätzung teile ich. Das Buch ist im Querformat mit festerem Papier ausgestattet und wirkt sehr hell und fröhlich. Die Bilder sind kindgerecht, sehr deutlich und nicht zu überladen, so dass Emotionen der Personen und die Einfälle des Jungen gut erkennbar sind und über den Text hinaus Gesprächsanlässe bieten. Das hier ein Junge die Hauptperson ist und es nebenbei auch um Dinosaurier geht, finde ich sehr schön. Häufig richten sich Bücher eher an Mädchen und deren Interessen. Dem Buch liegt ein Bastelbogen für ein Daumenkino bei, so wie Matti sich eines bastelt, zudem gibt es eine Internetanschrift zum Selbstausdrucken eines Daumenkinos.

Der kleine Matti versteht nicht wirklich was passiert ist und ist wegen der traurigen Mutter betrübt. Eine gute Darstellung, denn für Kinder dieses Alters ist das tatsächlich häufig der Fall, sie wollen verstehen, aber auch die Eltern wieder froh sehen. Auf den Bilder ist gut zu erkennen, wie sehr der Mutter die Fragen und die Antworten zusetzen, bis es zu einem hoffnungsfrohen Ende kommt. Mir gefällt die Umsetzung des Themas sehr und es ist bestimmt eine gute Unterstützung in einer Zeit, in der einem manchmal die richtigen Worte fehlen und man nicht weiß, wie man sein Kind auf das Thema Sterben und Tod vorbereiten bzw. ansprechen soll. Durch die fröhlichen Bilder und die Anregung zum Malen und Nachbastlen, die im Buch enthalten sind, ist es möglich mit Kindern gezielt ins Gespräch und Tun zu kommen.

Empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 04.01.2023

Abschied vom geliebten Opa

Opa hat seinen Hut vergessen
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Greta sagt: "Meine Oma ist auch schon tot. Jetzt ist sie im Himmel."

"Wie, im Himmel?" fragt Ida. "Fällt sie da nicht runter?"



Ida wird jeden Donnerstag von ihrem Opa aus dem Kindergarten abgeholt, ...

Greta sagt: "Meine Oma ist auch schon tot. Jetzt ist sie im Himmel."

"Wie, im Himmel?" fragt Ida. "Fällt sie da nicht runter?"



Ida wird jeden Donnerstag von ihrem Opa aus dem Kindergarten abgeholt, dann verbringen sie Zeit zusammen, am liebsten mit Schaukeln. Doch an diesem Donnerstag kommt stattdessen Idas Papa.

Wir erfahren wie Opa und die kleine Ida sich geliebt und wie sie die gemeinsame Zeit miteinander verbracht haben. Opas Glatze war immer mit einem Hut oder einer Mütze bedeckt, sie haben gemeinsam hoch geschaukelt und Opa hat Geschichten über Raben erzählt.

Ida erlebt, wie unterschiedlich die Menschen trauern, jeder auf seine Art und auch die Freundinnen im Kindergarten kennen verschiedene Erklärungen, was nach dem Tod mit der Seele geschieht. Idas Patentante ist Biologin und versucht sachlich mit ihr über das Thema zu sprechen. Dass Opa ohne seinen allgegenwärtigen Hut begraben wird, gefällt Ida nicht so gut, sie löst das Problem auf ihre Art.

Das großformatige Bilderbuch ist sehr hell gestaltet und mit zarten Aquarellzeichnungen illustriert, die sich auf das Wesentliche beschränken. Die wichtigen Elemente aus dem Text sind immer vorhanden und können klar zugeordnet werden. Die Menschen wirken durchweg sehr freundlich.

Der Autorin ist es gelungen das schwere Thema mit einer lebensbejahenden positiven Sichtweise darzustellen. Das Abschiednehmen fällt schwer und für jeden Menschen gestaltet es sich unterschiedlich. Da ist es gut, wenn man wie Ida wertvolle Erinnerungen hat, die fröhlich stimmen. Wie verscheiden Menschen auf den Verlust reagieren, zeigt sich bei den Eltern Idas und der Oma, jeder macht es anders. Hier wird nicht gewertet, sondern beobachtet. Im Kindergarten beim Spielen werden unterschiedliche Glaubenssätze für das "Danach" angedeutet, die jedoch vage bleiben, so dass individuell entschieden werden kann, was man seinem Kind hierzu erklären möchte. Idas Patentante, eine Biologin, erklärt das Geschehen sachlich als Kreislauf des Lebens.

Mit dem einfühlsamen Buch können Fragen zu Sterben und Tod mit Kindern besprochen werden. Eine schöne Unterstützung im Gespräch, mir gefällt, dass es hier kaum düstere Momente gibt.

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