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Veröffentlicht am 19.01.2023

Keine Luftlöcher bitte!

Turbulenzen
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Keiner, der fliegt, möchte gerne in Turbulenzen geraten. Luftlöcher können einen hübsch verbeulen, bis hin zu lebensgefährlichen Verletzungen.

Dasselbe gilt auch im übertragenen Sinne für das Leben. ...

Keiner, der fliegt, möchte gerne in Turbulenzen geraten. Luftlöcher können einen hübsch verbeulen, bis hin zu lebensgefährlichen Verletzungen.

Dasselbe gilt auch im übertragenen Sinne für das Leben. Dort kann man sich ebenso "Beulen" einfangen und Herz, Seele sowie Psyche können "lebensgefährlich" verwundet werden.

Der zweite Teil dieser Reihe, der auch als Standalone funktioniert, aber noch besser in Kombination mit dem ersten Akt, überzeugt wieder auf ganzer Linie.

Joschi möchte Tom für eine feste Beziehung. Denn er ist ganz und gar verschossen in diesen sexy und liebenswerten Genossen.

Tom allerdings hegt Zweifel an einer solchen, obwohl er überhaupt nicht abgeneigt ist, was andere Aspekte angeht. Der Buddy mit dem gewissen Extra sozusagen.

Phil, ein Mitstudent, offenbart ebenso, dass er Tom gegenüber nicht abgeneigt wäre.

Und dann tritt auch noch ein Nachhilfeschüler in Toms Leben, der just solche unterrichtet. Der sechzehnjährige Julian könnte durchaus noch in the closet sein. Findet ein jeder von ihnen in ein erfüllendes Leben hinein?

Mit Tiefe, überzeugend gestalteten Protagonisten, emotional und erotisch, gelingt es dem Autoren locker, die Leser von Beginn an anzusprechen.

Durch seine lebendige, authentische Art zu erzählen, hat man als Leser ein sehr vitales Interesse an der Genese der Figuren. Der Schriftsteller gibt keinerlei Anlass, dass dieses genuine Interesse erlahmt.

Es ist wunderbar, dass nicht nur (junge) homosexuelle Männer positive, starke Charaktere zum Identifizieren hier vorfinden. Vielleicht regt auch die Lektüre einige an, toleranter, aber noch besser mehr akzeptiernd ihren Mitmenschen zu begegnen.

Denn samt und sonders ist die (legale) Liebe in all ihren Farben feierns- und nicht verdammenswert. Dass der Paragraph 175 zwar ausgesetzt, aber erst Anfang der 90er Jahre abgeschafft wurde, ist eine Schande.

Noch bis in die 90er Jahre hinein galt die Homosexualität sogar noch bei der WHO als psychische Störung. Nochmals Schande.

Und vergessen wir nicht, dass homosexuelle Personen noch immer in nicht wenigen Ländern verfolgt werden. In diversen anderen Ländern, wo die Homosexualität legal ist, nimmt die Homophobie auch erschreckend zu. Deswegen ist das Lesen auch Herzensbildung.

Danke, Stephano!

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Veröffentlicht am 19.01.2023

Связующий дух Der verbindende Geist

Trifilij, seine Frau Tatjana und seine Töchter, Marseillaise und Felitsata
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Seit langer Zeit fasziniert mich Russland und die Sowjetunion. Ich setze mich auf allen Ebenen intensiv mit beiden auseinander. Deswegen ist das Buch hier auch bilingual.

Helene Yalden stammt aus Russland, ...

Seit langer Zeit fasziniert mich Russland und die Sowjetunion. Ich setze mich auf allen Ebenen intensiv mit beiden auseinander. Deswegen ist das Buch hier auch bilingual.

Helene Yalden stammt aus Russland, wurde dort geboren. Seit 1995 lebt die Naturwissenschaftlerin mit ihrer Familie in Deutschland. Hat schon mehrere wissenschaftliche Publikationen für ihr Portfolio zu verzeichnen.

Hier hat sie ihrer eigenen Familie ein Denkmal gesetzt. Diese ist äußerst faszinierend. Denn ihr Großvater Trifilij ist ein Donkosake.

Auch diese Ethnie, denn für mich sind die Donkosaken mehr als eine kulturelle Gruppe, musste massiv unter der Russischen Revolution und deren Folgen leiden.

Der Bürgerkrieg allein hat sie in gegnerische Seiten gespalten. Trifilijs Frau Tatjana und er hatten zwei Töchter namens Marseillaise und Felitsata.

Es ergab sich, dass die Familie und diverse ihrer Mitglieder in verschiedenen SSRs gelebt haben, unter anderem Georgien. So wurde man dann eben zum wahren Sowjetbürger.

Persönliche Anekdoten der betreffenden Personen sind mit dem jeweiligen historischen Hintergrund hervorragend verknüpft, sodass das Große und Ganze mehrdimensional greifbar wird.

Vor allem auch die tragische Zeit der Dreißiger Jahre, als auch die Jeschowtschina, solch eine hohe Zahl an Opfern forderte. Nicht nur ab in den Gulag, sondern auch die Massenhinrichtungen.

So werden die Leben der Generationen miteinander auf aufregende Weise verbunden. Der Geist der Liebe einer Familie reicht dem Leser über den Abgrund der Zeit hinweg die Hand, die ich sehr gerne ergreife.

Tragisch, sehr informativ mit den erläuternden Anmerkungen im Anhang des Buches, emotional ergreifend, tiefgründig, auch mit Humor. Und zudem noch mit einem Bildteil. Einfach großartig!

Danke, Helene Yalden!

Россия и Советский Союз давно привлекали меня. Я интенсивно работаю с ними обоими на всех уровнях. Вот почему книга здесь двуязычная.

Хелен Ялден родом из России, родилась там. Ученый с семьей живет в Германии с 1995 года. Уже имеет несколько научных публикаций для своего портфолио.

Здесь она поставила памятник своей семье. Это чрезвычайно увлекательно. Потому что ее дедушка Трифилий — донской казак.

Эта этническая группа тоже, потому что для меня донские казаки больше, чем культурная группа, должна была сильно пострадать от русской революции и ее последствий.

Только гражданская война расколола их на противоборствующие группировки. У жены Трифилия Татьяны и у него было две дочери Марсельеза и Фелицата.

Выяснилось, что семья и несколько ее членов проживали в разных ССР, в том числе в Грузии. Вот так ты стал настоящим советским гражданином.

Личные анекдоты соответствующих людей превосходно связаны с соответствующим историческим фоном, так что общая картина становится многомерно осязаемой.

Прежде всего, трагическое время 1930-х годов, когда иешовщина унесла такое большое количество жертв. Не только в ГУЛАГ, но и на массовые расстрелы.

Таким образом, жизни поколений связаны захватывающим образом. Дух любви в семье тянется к читателю через бездну времени, которую я радостно встряхиваю.

Трагичная, очень познавательная с пояснениями в приложении к книге, эмоционально трогательная, глубокая, еще и с юмором. А также с картинной частью. Просто замечательно!

Спасибо, Хелен Ялден!

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Veröffentlicht am 19.01.2023

Ein Phantom im Schatten ...

Vom Flüchtling zum Spion
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Marty Karbassion ist im Jahre 1981 geboren und hat iranische Wurzeln.

Einstmals Persien, mit solch großen Herrschern wie Darius, wurde das Land später zum schiitischen Iran. Bevor 1979 der Umsturz erfolgte, ...

Marty Karbassion ist im Jahre 1981 geboren und hat iranische Wurzeln.

Einstmals Persien, mit solch großen Herrschern wie Darius, wurde das Land später zum schiitischen Iran. Bevor 1979 der Umsturz erfolgte, regiert vom Schah Reza Pahlewi auf dem Pfauenthron.

Hier setzt das Buch an. Es ist die bewegende Geschichte von Mehdi Karbassion, dem Vater des Autoren.

In der ersten Hälfte der Dreißiger Jahre in Isfahan geboren engagierte er sich auf eine Art und Weise, die der SAVAK garantiert nicht genehm war.

So war er denn gezwungen, in den 60er Jahren aus dem Iran zu fliehen und sich in Deutschland niederzulassen.

Gewundene Wege führen dazu, dass er sogar für den MfS der DDR tätig wird.

Er hatte auch eine Familie gegründet und drei Söhne.

1988 dann verliert sich seine Spur in Berlin, als eben die Stadt noch geteilt war.

Das ist es, was den Schriftsteller hier massiv umtreibt. Der Schmerz, die Sehnsucht und der Verlust des geliebten Vaters. Das Mysterium, das ihn umgibt.

Er recheriert lange und auch nicht ohne Mühe. Er erlebt Enttäuschungen, aber wächst ebenso daran. Wird er seinen Vater wiederfinden? Wenn ihr das wissen wollt, müsst ihr schon das Buch lesen. Es lohnt sich sehr. Am Ende des Buches gibt es noch einen Bildteil.

Die Realität schreibt eben doch die besten und traurigsten Geschichten. Diese hohe Dichte der Authentizität, das Zeitkolorit, die eingebundenen Hintergründe sind die sehr stabilen Fundamente dieses Werkes.

Darauf aufbauend berührt die literarische Umsetzung sehr, ist emotional sowie tiefgründig. Voller Melancholie sowie nahbar geschildert. Ich reagiere mit immenser Empathie auf dieses Buch und dem Streben des Autoren.

Zudem gibt es noch eine Bittersüße, ein poetischer Impetus, der hervorragend in die gesamte Symphonie integriert ist.

Außerdem erhebt die länderübergreifende Wiedergabe das Werk zu einem universalen Ruf der Humanität. Erhört ihn bitte!

Danke, Marty Karbassion! Ein superbes Buch sowie ein Highlight.

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Veröffentlicht am 19.01.2023

Unfassbare Grausamkeit

Ganz normale Bürger
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In der russischen Geschichte dürfte die Zeit, in der Stalin seine Herrschaft ausübte, wohl die schlimmste Periode überhaupt gewesen sein.

Soviele Menschen, die direkt oder indirekt dank ihm gestorben ...

In der russischen Geschichte dürfte die Zeit, in der Stalin seine Herrschaft ausübte, wohl die schlimmste Periode überhaupt gewesen sein.

Soviele Menschen, die direkt oder indirekt dank ihm gestorben sind, eine nicht mehr zu eruiernde Zahl, sind nicht einmal im Krieg gefallen.

Es gibt eine Einleitung mit vielen Bildern von der Tscheka, bzw. NKWD, die später der KGB wurde.

Dazu ein erhellender, erläuternder Text von Autoren David King. Dadurch kann man sehr gut nachvollziehen, wie und warum es zwar schon unter Lenin zum Terror kam, aber der definitive Höhepunkt erst mit Dschugaschvili erreicht wurde.

Unter Nikolai Jeschow wurde die sogenannte Jeschowtschina mit Stalins Segen entfesselt.

Es gab Verhaftungen und Hinrichtungen ohne Ende. Folter und erzwungene, obskure Geständnisse sowieso.

Die Säuberungen in der Roten Armee kostete gut die Hälfte selbiger führenden Personals das Leben. Drei von fünf Marschällen der Sowjetunion, unter ihnen der Held Michail Tuchatschewski, verloren via Genickschuss das Leben. Als schlimmer Faktor kommt noch hinzu, dass oft auch sogenannte Sippenhaft betrieben wurde. Bis auf die Tochter wurde die gesamte Familie Tuchatschewskis ausgelöscht.

Der Stellvertreter Jeschows beim NKWD, Michail Frinowski wurde ebenso getötet wie sein achtzehnjähriger Sohn sowie seine Frau.

In diesem Bildband hier, Hardcover, sind ganzseitige Photographien zu sehen, von Frauen wie Männern. Bei jedem davon steht eine kurze Biographie und was die betreffende Person angeblich getan haben soll.

Diese Aufnahmen unterscheiden sich von westlichen Polizeifotos insofern, dass diese in natürlichem Licht mit einer längeren Belichtungszeit entstanden sind.

Die ganze Klaviatur der Emotionen ist auf den Antlitzen der betreffenden Individuen zu sehen.

So sind dem NKWD ungewollt sehr authentische, nahbare Porträts gelungen. Ein äußerst wertvolles Zeitdokument, das die Vulnerabilität und die Vergänglichkeit ergreifend verewigt. Ebenso aber auch des organisierten Wahnsinns gedenkt, zu dem Menschen fähig sind. Unendliche Grausamkeit. Shakespeare: Wenn das Wahnsinn ist, hat das Methode. Und welch eine erschreckende!

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Veröffentlicht am 19.01.2023

Religion — Nur leere Phrasen oder mehr?

Glaubenskrieg
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Die Sache mit dem "Glauben" ist ja so eine verzwickte Sache. Egal ob westliche oder östliche Religion; warum kann man nicht an sich selbst glauben, anstatt an einen abstrakten Gott oder Gött*innen.

Die ...

Die Sache mit dem "Glauben" ist ja so eine verzwickte Sache. Egal ob westliche oder östliche Religion; warum kann man nicht an sich selbst glauben, anstatt an einen abstrakten Gott oder Gött*innen.

Die katholische Kirche und die Protestanten sind arg in Verruf geraten. Kindesmissbrauch im Namen der obkursten Begründungen

All diejenigen Vertreter der Religionen, die nur monetär absahnen wollen oder Machtmissbrauch betreiben, könnte dazu verleiten, dass man versucht wäre, alle Religionen abzuschaffen. Denn wie schon Marx sagte: Es ist Opium fürs Volk.

Juristisch sind Kirche und Staat getrennt. Faktisch nicht. Das kann nicht angehen. Dann gibt es noch den ungeheuerlichen Skandal, dass viele der Täter nicht einmal bestraft und/oder durch Seilschaften innerhalb der Kirche gedeckt werden. Das gilt für beide Konfessionen.

Es heißt, das Zölibat wäre am Kindesmissbrauch schuld. Und wie erklärt es sich dann in der protestantischen bzw. evangelikalen Bewegungen?

Der Mensch kann auch Humanität leben und all das, was als christliche Werte apostrophiert wird. Ganz ohne kirchliches Korsett. Und wieso muss man, wenn man denn zu Gott beten will, dafür unbedingt in die Kirche oder Gottesdienst gehen? Das könnte man doch überall, ohne den Pfarrer oder Pastor als "Telefonzentrale Gottes".

Wenn die Menschheit so weitermacht, ist sie zum Untergang verdammt. Da hilft auch keine Religion.

Der Autor versteht es, all diese Phänomen und Begleiterscheinungen im Zuge des Christentums gekonnt, ironisch und tiefgründig zu analysieren. Jeder, der gläubig ist, sollte das mit kritischem Verstand sein.

Er übt konstruktive Kritik, auch am Buddhismus. Das Buch ist sehr interessant geschrieben. Es regt außerordentlich zum Nachdenken an und es bedarf seiner Zeit, sich darüber eine profunde Meinung zu bilden.

Wer sein eigenes Denken scharf halten will und sich auch mit Religionen, oder speziell mit dem Christentum auseinandersetzt, sollte hier zugreifen.

Danke, Collin Coel!

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