Liebesgeschichte, mit zahlreichen, düsteren Themen – hat mich nicht so berührt
Denn ohne Musik werden wir ertrinkenObwohl Ian und Hazel im gleichen Ort aufgewachsen sind und auch auf der gleichen Schule waren, hatten sie bisher nicht viel persönlich miteinander zu tun. Die Spannungen, die zwischen ihnen herrschen, ...
Obwohl Ian und Hazel im gleichen Ort aufgewachsen sind und auch auf der gleichen Schule waren, hatten sie bisher nicht viel persönlich miteinander zu tun. Die Spannungen, die zwischen ihnen herrschen, verhindern normale Gespräche und jegliche Sympathie. Daher ist Ian auch nicht begeistert, als Hazel auf der Ranch seines Onkels zu arbeiten beginnen will. Er lässt sie spüren, wie wenig Lust er auf diese Situation hat, Hazel hingegen schuftet unermüdlich, eine andere Wahl hat sie aktuell nämlich auch nicht.
Erst als sich die Lage zuspitzt und Hazel ziemlich verzweifelt vor Ians Tür steht, bröckeln die eisigen Mauern zwischen den beiden ein wenig, sie beschäftigen sich mehr miteinander und entwickeln Verständnis füreinander. Vielleicht ist ihr Gegenüber doch gar nicht so furchtbar, wie sie bisher dachten. Durch die veränderte Atmosphäre ist sogar eine gemeinsame Arbeit an den Songs von Ian möglich, was die Band unheimlich weiterbringt. Aber längst nicht alle Probleme sind damit einfach aus der Welt geschafft …
Ich habe schon ein paar Bücher der Autorin gelesen und war gespannt, ob ihre neue Geschichte mir ebenfalls wieder unter die Haut gehen würde. Leider muss ich sagen, es ist aus meiner Sicht nicht ihr bestes Werk, andere Geschichten, die ich von ihr gelesen habe, haben mich mehr überzeugt und berührt. Insgesamt hat sich das Buch aber gut und flüssig lesen lassen, viele Passagen mochte ich auch wirklich gern, anderes hat mir persönlich eben nicht ganz so gut gefallen.
Das Buch wird aus den beiden Ich-Perspektiven der Protagonisten Hazel und Ian geschildert, wodurch man detaillierte Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelten und auch einen guten Eindruck von ihrer Vergangenheit, mit der sie nicht unbedingt hausieren gehen, bekommt. Beide Figuren haben schon einiges durchgemacht und sind stark geprägt von den Ereignissen ihrer Kindheit und Jugend. Umso mehr Details da offenbart werden, umso mehr wird deutlich, wie schlimm die Kindheit der Protagonisten teilweise gewesen ist und wie schwierig es gewesen sein muss, sich an kleine Hoffnungsschimmer und Sonnenscheinmomente zu klammern. Auch wenn es ein paar Parallelen gibt, sind die Situationen der beiden doch ziemlich unterschiedlich und Ian hat, aus meiner Sicht, deutlich mehr Glück gehabt mit seiner Lebenssituation bei seinen Verwandten. Dass Hazel überhaupt so lange zu Hause durchgehalten hat und trotz all der furchtbaren Erlebnisse, der ständigen Angst und der permanenten Rückschläge, noch so ein gutes Herz hat, ist erstaunlich und bemerkenswert. Sie ist sich nicht zu fein für harte Arbeit und will die Chance nutzen, die sich ihr bietet, um etwas aus ihrem Leben zu machen. Auch wenn sie manchen Menschen die Stirn bietet, merkt man in anderen Momenten, wie unsicher und eingeschüchtert sie ist. Ich empfand es größtenteils aber als nachvollziehbar, wenn man die Umstände betrachtet, in denen sie aufgewachsen ist und die daraus resultierenden Prägungen, die unweigerlich erfolgen. Wie sie es dann aber schafft, aus Ian die Gefühle rauszukitzeln, die seinen Songs fehlen, fand ich richtig schön. Da spürt man viel von Hazels Seele und den tiefen Emotionen, die in ihr schlummern, auch wenn sie sonst manchmal eine Mauer um sich baut.
Das Buch ist komplex an Themen, die darin verarbeitet werden. Viele davon sind wirklich düster und niederschmetternd, so dass auch die Atmosphäre über einige Strecken der Geschichte eher trüb und von den furchtbaren Erlebnissen überschattet ist. So lernt man die Charaktere allerdings auch auf eine sehr authentische Weise kennen und bekommt nach und nach den vollen Umfang ihrer Schicksalsschläge, Hoffnungen, Wünsche und Ängste präsentiert. Das Bild, das von den Figuren gezeichnet wird, mochte ich ganz gern. Sie haben reichlich Ecken und Kanten, sind Kämpfer und auf ihre Weise besonders. Im Verlauf verändert sich das Verhalten der beiden und auch die Dynamik zwischen ihnen wird eine andere. Es gibt neben den schlimmen Erlebnissen und Rückblicken auch immer wieder schöne und hoffnungsvolle Momente, positive Wendungen und gute Zukunftsaussichten. Auch die Musik nimmt eine zunehmend größere Rolle innerhalb der Geschichte ein. Auch wenn mich viele der Tiefschläge bedrückt haben, so haben mich nicht alle der Situationen wirklich berührt. Ich kann gar nicht genau sagen, woran das liegt, aber die Geschichte ist mir insgesamt einfach nicht so unter die Haut gegangen, wie andere. Es blieb eine gewisse Distanz.
Die meisten Entwicklungen in der Geschichte haben mir gut gefallen, andere empfand ich als nicht so richtig gelungen oder hätte es mir einfach etwas anders und intensiver gewünscht. Besonders eine Problemlösung empfand ich dabei als zu einfach, wenn man betrachtet, wie lange vorher diese Situation die Handlung überschattet und beeinflusst hat. An sich ist diese Auflösung sicher nicht völlig unrealistisch, trotzdem war es irgendwie unbefriedigend. Größtenteils waren die Reaktionen und Entscheidungen der Figuren für mich aber nachvollziehbar und passend zu ihren jeweiligen Situationen, selbst wenn man als Außenstehender sagen würde, man hätte es anders machen können. Man ist eben auch nicht in ihren Umständen gefangen und durch ihre Erlebnisse geprägt.
Einige Handlungspassagen und Wendungen waren recht offensichtlich, andere habe ich nicht komplett so kommen sehen. Es ist auf jeden Fall einiges los in der Geschichte (manchmal vielleicht sogar schon zu viel um jedem Thema so richtig gerecht zu werden) und die Figuren müssen sich mit vielen Dingen auseinandersetzen. Tauschen möchte man da mit ihnen nicht, denn was auf ihren Schultern lastet, ist teilweise enorm. Deswegen war es auch schön, dass es einige Nebencharaktere gab, die als gute Stütze fungiert haben und die ich schnell ins Herz geschlossen habe. Besonders Holly und Big Paw waren toll und eine echte Bereicherung für die gesamte Geschichte. Die beiden haben einen großen Teil der Sorgen aufgefangen und immer wieder den Blickwinkel der Protagonisten ein wenig geändert, was der Handlung gut getan hat.
Fazit
„Denn ohne Musik werden wir ertrinken“ ist eine Geschichte mit zahlreichen, oft auch düsteren Themen, die verschiedene Emotionen mit sich bringt. Die Leben der Protagonisten sind gezeichnet von Schicksalsschlägen und bedrückenden Erlebnissen, Ängsten und vergeblichen Hoffnungen. Das gibt dem Buch eine besondere Atmosphäre und lässt die positiveren Augenblicke der Handlung noch mehr strahlen. Insgesamt mochte ich die Dynamik zwischen den Charakteren, die sich im Verlauf deutlich verändert und auch viele der Entwicklungen. Trotzdem ist mir die Geschichte nicht so unter die Haut gegangen, wie andere Bücher der Autorin.