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Nilchen

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Veröffentlicht am 30.01.2023

Hans, der König der Insel

Der Inselmann
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Dieser Debütroman von Dirk Gieselmann hat es in sich, ein richtig gutes Buch. Es ist ein Roman über einen Mann, der nicht das sein dürfte was er im Grunde war: ein Einsiedler und glücklich mit sich selbst ...

Dieser Debütroman von Dirk Gieselmann hat es in sich, ein richtig gutes Buch. Es ist ein Roman über einen Mann, der nicht das sein dürfte was er im Grunde war: ein Einsiedler und glücklich mit sich selbst in der Natur. Die Natur verortet auf einer einsamen Insel in einem Binnensee, sein persönliches Paradies. Es geht um Hans Roleder, der mit 10 Jahren mit seinen Eltern auf diese Insel zieht. Sein Vater übernimmt das Amt des Schafshüters auf dieser Insel nachdem der vorherige an Kriegswunden leidende Schäfer verstarb. Die Geschichte scheint Ende der 1950er Jahren/zu Beginn der 1960er angesiedelt zu sein.
Dirk Gieselmann schreibt sprachgewaltig. Nicht nur das Verschmelzen von Junge und Natur ist wunderbar beschrieben, auch wenn er dann die Insel verlassen muss auf Grund der Schulpflicht und „seiner“ Insel entrissen wird. Diese Ausgrenzung und das Aberkennen von Freude am Alleinsein ist prägnant und treffend portraitiert. Die Gesellschaft ein nromiertes Bild wie ein Kind, wie ein heranwachsender Mann zu sein hat und er, Hans, ist es nicht. Er, der König der Insel, möchte nur wieder an seinen Sehnsuchtsort.
Fazit: Ein wirklich starkes Debüt, dass sprachlich glänzt und eine einfühlsame Geschichte erzählt.

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Veröffentlicht am 30.01.2023

Herrlich im 60er Jahre Stil

Ludwig und das Nashorn
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Dieses niedliche Bilderbuch kommt optisch schrecklich verstaubt daher in einem liebevollen 60er Jahre Print, aber der Inhalt ist so gegenwärtig wie nur was.
Der Titel ‚Ludwig und das Nashorn‘ ist zur Hälfte ...

Dieses niedliche Bilderbuch kommt optisch schrecklich verstaubt daher in einem liebevollen 60er Jahre Print, aber der Inhalt ist so gegenwärtig wie nur was.
Der Titel ‚Ludwig und das Nashorn‘ ist zur Hälfte dem Philosophen Ludwig Wittgenstein geschuldet. Denn der Philosoph hat sich gerne mit Logik beschäftig und das ist auch der Kern des Bilderbuches.
Aber keine Sorge, wer den philosophischen Kern nicht weiter erklären will, es ist auch ohne viel Erklärung ein schönes Bilderbuch. Da ist dieser Junge,Ludwig, der kurz vor dem Schlafengehen ein Nashorn im Zimmer sieht, immer wieder kommt sein Vater und sie haben immer den gleichen liebevollen Austausch. Das Kind sieht das Nashorn und der Vater sieht es nicht. Es ist eine unlösbare Situation, die auch nicht gelöst wird und nimmt das philosophische Problem ins Auge, dass man schlecht beweisen kann, dass etwas abwesend ist.
Diesen Streit hatte auch Ludwig Wittgenstein mit seinem Professor Bertrand Russell in Cambridge uns auf diesem Streit basiert dieses Bilderbuch.
Am Ende ist diese Auseinandersetzung noch mal erklärt und wer Ludwig Wittgenstein war.
Fazit: Eine schöne Art Kindern das Philosophieren so anschaulich näher zu bringen! Sollte in keiner Kita fehlen!

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Veröffentlicht am 26.01.2023

Club der Macken-Damen

Tea Time
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Wieder mal ein gutes Buch aus der Feder von Ingrid Noll, sie kann es einfach die Lady of Crimeheim, also die Ehrenbürgerin von Weinheim. Dor lebt sie und hat als Handlungsort für ihren neusten Roman ihren ...

Wieder mal ein gutes Buch aus der Feder von Ingrid Noll, sie kann es einfach die Lady of Crimeheim, also die Ehrenbürgerin von Weinheim. Dor lebt sie und hat als Handlungsort für ihren neusten Roman ihren Heimatort auserkoren. Zur ‚Tea Time‘ wird gebeten und zwar in einem erlesenen Kreis von Damen, die – na ja – allesamt eine Macke, ein Spleen, einen Tick haben. Herrlich verschroben, wenn die eine immerzu Fransen kämen mag und die Andere gerne andere beim Leben beobachte und aushorcht. Es werden über die Zeit natürlich mehr. Das diese Frauen, allesamt um die 30 mit ihren Ticks und einer kleinen Prise krimineller Energie allerhand anstellen, ist selbstredend. Das es Leichen gibt, brauche ich wohl nicht zu erwähnen.
Vortrefflich schafft es Ingrid Noll erneut Menschen so zu zeichnen, dass sie plastisch werden, uns amüsieren und uns zugleich erschaudern lassen. Sie schafft es so gut ihre Figuren über die feine Linie der Illegalität zu bugsieren ohne das sie Scham empfinden würden
Herrlich unterhaltsam! Bitte weiter so Frau Noll!

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Veröffentlicht am 20.01.2023

Satirischer Abgesang auf Russland

Geschichten aus der Heimat
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Der durch seine Science-Fiction Bestseller-Trilogie ‚Metro 2033‘ bekannt gewordene Autor Dmitry Glukhovsky hat in seiner Laufbahn immer mal wieder abgedrehte, satirische Kurzgeschichten geschrieben. Nun ...

Der durch seine Science-Fiction Bestseller-Trilogie ‚Metro 2033‘ bekannt gewordene Autor Dmitry Glukhovsky hat in seiner Laufbahn immer mal wieder abgedrehte, satirische Kurzgeschichten geschrieben. Nun ist der Autor in Europa im Exil, da er als Kremlkritiker gilt und ein russischer Haftbefehl ausstehend ist. In dem nun auf Deutsch erschienen Buch ‚Geschichten aus der Heimat‘ versammeln sich 20 Geschichten, die in den letzten 12 Jahren bereits auf Russisch erschienen sind.
Es sind allesamt sehr unterschiedliche Geschichten, aber alle eint ein bissiger satirischer Grundton, der auf komödiantische Weise die groteske Realität auf einer Metaebene portraitiert. Vieles ist absurd, aber trägt im Kern die Denkweise der Russen mit sich. Wenn da der Praktikant des Fernsehens auf russischsprachige Aliens trifft, eine Schalte möglich macht und er leider nicht in die Nachrichten kommt, weil der Despot eine unwichtige Nachricht nach der anderen vom Stapel lässt, tja, Aliens weg und die Nachricht aus dem All auch.
Dieser ironisch bitterböse Stil porträtiert nicht nur die Mächtigen und Oligarchen im schlechten Licht, nein auch der Durchschnittsbürger bekommt sein Fett weg durch die allgegenwärtige Hörigkeit und deren Mythenglaube an den starken Mann. Wenn da beispielsweise ein Forscher den Zugang zur Hölle findet und dann herausfinden muss, dass dort schon Geschäfte mit Moskau gemacht werden…nichts literarisch brillantes, aber ein Einblick in das überzeichnete Russland.
Mir hat es Spaß gemacht diese absurden Geschichten zu lesen vor allem vor dem tragischen Hintergrund, dass Russland in ein totalitäres System entgleitet wie zu Stalins Zeiten. Ohne Hintergrundwissen macht es allerdings wenig Sinn sich dieser fiktiven abgedrehten Geschichten zu widmen.

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Veröffentlicht am 20.01.2023

Sehr faszinierend

Im Pamir
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Ich habe mich „Im Pamir“ in den letzten Tagen verkrochen und bin gedanklich weit außerhalb meiner Komfortzone gewesen. Ich habe wieder einmal bemerkt wie bunt und unterschiedlich Menschen auf dieser Erde ...

Ich habe mich „Im Pamir“ in den letzten Tagen verkrochen und bin gedanklich weit außerhalb meiner Komfortzone gewesen. Ich habe wieder einmal bemerkt wie bunt und unterschiedlich Menschen auf dieser Erde ticken und das Alltag je nach Region und Kultur sehr stark von meiner eigenen Erfahrungswelt abweichen kann. So auch hier „Im Pamir“!
Ein Buchprojekt aus dem phänomenal guten Reisedepeschenverlag. Spoiler: Ich kannte schon einige Bücher aus ihrem Verlag und sie sind ungelogen alle gut!
Zurück zum Pamir. Was ist das überhaupt? Ein Hochgebirge, dass sich durch die Länder Afghanistan, China, Kirgistan und Tadschikistan zieht. Eine unwirtliche Landschaft, die trotzdem eine Faszination auf Priska Seisenbacher ausgeübt hat. Eine so starke, dass die Fotografin immer wieder seit 2016 zurückkehrte und den Pamir bereiste, sich mit den Menschen, die dort leben auseinandersetze. Und das nicht nur im klassischen Journalistenstil mit einem Tag vor Ort und 20 Fragen und zack weg. Nein, nein, Priska Seisenbacher ist abgetaucht im Pamir und hat uns ein großartiges Reportagenbuch darüber beschert. Tolle große Fotos gepaart mit absolut eindrücklichen Texten.
Ich schätze die unheimlich reflektierte Art von Priska Seisenbacher sehr und wie sie sich den Menschen und der Natur respektvoll nähert. Riten wie Hochzeiten miterlebt und es schafft diesen Text aus ihrer Sicht so gut zu formulieren, dass man immer weiterlesen möchte und einfach fasziniert ist.
Das gleiche gilt für die Fotos, von denen viele auf Doppelseiten abgedruckt sind. Anmutig und mit faszinierender Ausstrahlung lichtet sie die Menschen ab. Genauso wie die Landschaften beeindruckend wirken trotz karger Natur.
Fazit: Welt, du bist gut zu uns und wir sollten alle und jeden mehr schätzen auf diesem unserem Erdball.
Ein wunderbares Geschenk für alle Reisenarren und Menschen mit viel echtem Fernweh im Blut.

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