Historisch, spannend, lesenswert
Das Gelübde der vergessenen Tochter„Du bist im Kloster Tannhöhe… Der Pförtner hat dich halb erfroren vor dem Tor gefunden.“ Schreckliches ist passiert, man hat sie überfallen und ihren geliebten Julian getötet. Sie hat sich tot gestellt, ...
„Du bist im Kloster Tannhöhe… Der Pförtner hat dich halb erfroren vor dem Tor gefunden.“ Schreckliches ist passiert, man hat sie überfallen und ihren geliebten Julian getötet. Sie hat sich tot gestellt, nur so konnte sie ihnen entkommen. Was ist geschehen? Die junge Frau weiß, dass sie nichts von sich preis geben darf. Wer sie ist, woher sie kommt – sie gibt vor, es nicht zu wissen. Die Klosterschwestern nennen sie schließlich Laya.
Der Auftakt der historischen Bergkloster-Dilogie entführt ins 12. Jahrhundert. Der noch junge Orden der Prämonstratenser unterhielt Doppelklöster, in denen Frauen und Männer unter der Leitung eines gemeinsamen Ordensoberen streng getrennt voneinander lebten.
Nach den dramatischen ersten Seiten lässt mich Layas Schicksal nicht mehr los. Das Klosterleben wird sehr facettenreich beschrieben. Ich lese nicht nur davon, ich bin gefühlt mittendrin, lerne sie näher kennen wie etwa Philippa von Berg, die Magistra des Frauenkonvents oder Hilda, die sich bald mit Laya anfreundet. Auf verschlungenen Pfaden komme ich auch Ansgar, der als einfaches Ordensmitglied im Männertrakt seine Tage verbringt, näher. Und immer wieder schwingt das Verschwinden junger Frauen mit, sie alle eint die roten Haare.
Das Leben damals, vor beinahe 900 Jahren, war ein anderes. Ich bekomme Einblick in das karge Dasein der Bauern, auch in das wiederum ganz andere Leben der Adeligen in ihren Burgen. Nicht immer stehen Gefühle an erster Stelle, familiäre Zwistigkeiten, Intrigen viel Hinterhältiges bleibt nicht aus.
Manuela Schörghofer ist in ihrem Metier, sie kennt sich in dem, was sie ihren Lesern auf sehr unterhaltsame Weise näherbringt, gut aus. Entführt sie ins Mittelalter, beschreibt die Lebensart dieser doch seltenen Klosterform anschaulich, ihre Figuren sind lebendig, man fühlt mit ihnen, bangt um sie, möchte ihr Schicksal direkt beeinflussen, sie an die Hand nehmen. Ihr mitreißender Erzählstil saugt einen direkt ein, man möchte das Buch nicht weglegen, aufwühlende Szenen wechseln sich mit geheimnisvollen Andeutungen ab.
Und dann ist es viel zu schnell vorbei, „Das Gelübde der vergessenen Tochter“ ausgelesen. Ein Lichtblick tut sich auf, ein zweiter Band folgt, auch wenn es noch ein Weilchen dauern mag. Wer historische Romane mag, ist hier bestens bedient.