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Veröffentlicht am 18.02.2023

Innergebirg

Wovon wir leben
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Wovon wir leben – Birgit Birnbacher
Nach einem Fehler und gesundheitlichen Problemen muss Julia ihren Job als Krankenschwester und ihr Leben in der Stadt hinter sich lassen. Aus Mangel an Alternativen ...

Wovon wir leben – Birgit Birnbacher
Nach einem Fehler und gesundheitlichen Problemen muss Julia ihren Job als Krankenschwester und ihr Leben in der Stadt hinter sich lassen. Aus Mangel an Alternativen zieht sie erstmal zurück zu ihren Eltern ins Dorf. Dort muss sie feststellen, dass ihre Mutter nach vielen Jahren unglücklicher Ehe endlich das Handtuch geworfen hat und den Vater sowie den behinderten Bruder verlassen hat.
Es sind im Prinzip sehr viele Themen, die die Autorin in dieses Buch gepackt hat und im Grunde ist es ein sehr politisches Werk -sehr nahe am Puls der Zeit. Sowieso bewegt sie sich unglaublich nahe an ihren Figuren, geradezu gespenstisch normalen Leuten. Das Dorf, in das Julia nie zurückkommen wollte und in dem sie nun doch Zuflucht sucht in ihrer Arbeitslosigkeit, ist ein ganz gewöhnliches kleines österreichisches Dorf. Die Bewohner sind einfache Leute mit Eigenheiten und Schrullen. Vor allen Dingen sehen sie auf „Die Städter“ und „Die Studierten“ herab. Diese Unterschiede zwischen Stadt und Land, Alteingesessenen und Zugezogenen sind auf jeden Fall ein großes Thema dieses Romans. Außerdem geht es um Arbeitslosigkeit (nicht nur Julias) und die Rolle der Frau, von fremden wie auch eigenen Erwartungen. Es ist die Geschichte von Aufarbeitung, Schuld und vor allen Dingen Neuausrichtung. Es bleiben lose Handlungsstränge, nicht alles scheint zu Ende erzählt. Nicht alles wird gut, doch es scheint etwas in Bewegung gekommen zu sein. Ein nachdenkliches Buch, das vom Wandel der Zeit erzählt.
Insbesondere der Erzählstil der Autorin hat es mir angetan. Julia erzählt aus der Ich-Perspektive und lässt den Leser an ihren Gedanken, Erinnerungen und Gefühlen teilhaben. Man kommt ihr so recht nahe. Es ist eine geradezu auffällig einfach gehaltenen Sprache, gespickt mit Redewendungen und Ausdrucksweisen aus dem ländlichen österreichischen Raum. Wirklich sehr authentisch. Dem gegenüber steht Julia, die sich in gewisser Weise für ihre Herkunft schämt und den Schrullen und Widersprüchlichkeiten der Dorfbewohner und Familienmitglieder oftmals mit Kopfschütteln entgegentritt. Ein toller Kontrast und sehr unterhaltsam.
Auf jeden Fall sehr lesenswert! 4 Sterne

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Veröffentlicht am 14.02.2023

Auf hoher See

In blaukalter Tiefe
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In blaukalter Tiefe – Kristina Hauff
Ein Segeltörn in den schwedischen Schären. Zwei Pärchen, Caroline und Andreas, sowie Tanja und Daniel gehen zusammen mit dem Skipper Erik auf große Fahrt. Es soll eine ...

In blaukalter Tiefe – Kristina Hauff
Ein Segeltörn in den schwedischen Schären. Zwei Pärchen, Caroline und Andreas, sowie Tanja und Daniel gehen zusammen mit dem Skipper Erik auf große Fahrt. Es soll eine Auszeit werden und eine Beziehung kitten. Ein gewisses Ungleichgewicht besteht allerdings von Anfang an, denn Daniel ist Andreas’ Juniorpartner und hofft auf baldige Beförderung zum Partner. Was mit kleineren Dissonanzen beginnt, schaukelt sich immer weiter hoch. Zusammengepfercht auf engstem Raum tun sich immer mehr menschliche Abgründe auf. Was als Machtspielchen beginnt, entwickelt eine unglaubliche Dynamik und endet in einer Katastrophe.
Die Autorin schafft die perfekte Balance zwischen traumhaften Naturbeschreibungen, psychologischer Tiefe und beklemmender Vorahnung. Ihre Sprache ist dabei geradezu auffallend einfach. Simple Alltagssprache, die es dem Leser erlaubt, sich voll und ganz auf die Zwischentöne zu konzentrieren. Unterhaltsam und süffig zu lesen. Es wird abwechselnd aus den Perspektiven der vier Passagiere erzählt. So erhält man Einblick in ihre Gedanken und Beweggründe. Außerdem beobachten sie sich gegenseitig sehr genau. Genau hier liegt auch die Stärke dieses Romans – in den detaillierten psychologischen Betrachtungen. Nur der Skipper Erik bleibt undurchsichtig und geheimnisvoll. Immer wieder werden dieselben „Schlüssel“-Szenen von unterschiedlichen Protagonisten erzählt. Damit ergibt sich ein erstaunlich rundes Bild.
Ein wirklich spannender Roman, unterhaltsam und mit erstaunlicher Tiefe. Hat mir sehr gefallen! 4 Sterne!


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Veröffentlicht am 12.02.2023

Faszinierende Gaming-Welt

Morgen, morgen und wieder morgen
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Morgen, morgen und wieder morgen – Gabrielle Zevin
Ein ungewöhnliches, sehr auffälliges Cover – ein ganz besonderer Roman über Freundschaften, die 90er und die Entwicklung von Computerspielen.
Sadie, Sam ...

Morgen, morgen und wieder morgen – Gabrielle Zevin
Ein ungewöhnliches, sehr auffälliges Cover – ein ganz besonderer Roman über Freundschaften, die 90er und die Entwicklung von Computerspielen.
Sadie, Sam und Marx sind ein unschlagbares Trio. Sie sind leidenschaftliche Gamer, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Außerdem sind sie beste Freunde. Da ihr Leben quasi aus Gaming und der Entwicklung von Computerspielen besteht, sind auch die Aufs und Abs ihrer Freundschaft eng an ihren beruflichen Erfolg geknüpft – und umgekehrt. Insgesamt sind es etwa zwanzig Jahre, die dieser Roman die Freunde auf ihrem Weg begleitet. Insofern ist es auch eine Geschichte der Computerwelt. Sadie und Sam lernt man bereits als Kinder kennen. Eine berührende Kontaktaufnahme und beginnende Freundschaft.
Tatsächlich dreht sich sehr viel um die Gaming-Welt. Man muss allerdings keinerlei speziellen Kenntnisse darüber haben. Die unterschiedlichen Spielwelten sind sehr faszinierend und spannend beschrieben. Ein ganz eigenes Universum, das nostalgische Gefühle hervorruft und in die 90er zurückversetzt.
Außerdem beschreibt die Autorin die sehr intensive Freundschaft zwischen Sadie und Sam. Sie bedeuten einander sehr viel, gerade dadurch sind sie auch extrem verletzlich und nicht jeder kann mit seinen Gefühlen gut umgehen. Immer wieder fragt man sich als Leser, ob da nicht doch mehr ist als Freundschaft zwischen den beiden. Aber was ist eigentlich wertvoller – Freundschaft oder Liebe? Manchmal hat dieser Roman auch geradezu philosophische Anwandlungen. Toll!
Nachdem ich das Buch zugeklappt hatte, war ich begeistert. So rund und komplex ist das Werk. So nahe ist man Sam und Sadie gekommen, als hätte man die Freunde tatsächlich über Jahrzehnte begleitet. Allerdings muss ich gestehen, dass ich für diesen Roman verhältnismäßig lange gebraucht habe. So richtig gefesselt hat er mich eher selten, bzw. dann eher gegen Ende. Für mich persönlich konnte ich doch immer wieder Längen feststellen.
Deswegen gibt es am Ende von mir 4 Sterne für einen wirklich faszinierenden und lesenswerten Roman.

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Veröffentlicht am 21.01.2023

Faszinierend undurchsichtige Dystopie

Schwerer als das Licht
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Schwerer als das Licht – Tanja Raich
Eine Frau, allein auf einer Insel. Sie lebt in einer selbstgebauten Festung, fürchtet sich vor irgendwem im Norden. Alles auf der Insel stirbt, Natur und Tiere, auch ...

Schwerer als das Licht – Tanja Raich
Eine Frau, allein auf einer Insel. Sie lebt in einer selbstgebauten Festung, fürchtet sich vor irgendwem im Norden. Alles auf der Insel stirbt, Natur und Tiere, auch die Menschen.
Die namenlose Ich-Erzählerin schwankt zwischen Traum und Wirklichkeit, Wahn und Realität. Ganz sicher kann man sich als Leser allerdings nie sein. Was ist Einbildung, Wahnvorstellung, Verfolgungswahn und was ist echt? Wenig hilfreich ist dabei, dass die Autorin sich an keine Erzählregeln hält. Es gibt keinerlei chronologische Reihenfolge, keine Vorgeschichte, wenig Erklärungen. Die Kapitel sind extrem kurz, meist nur eine halbe Seite lang und strahlen eine extrem düstere Atmosphäre aus.
Es ist eine düstere Dystopie, die ihre Leser ratlos zurücklässt. Zu Lesen ist das Ganze ermüdend, irritierend, dennoch äußerst faszinierend. Da die bruchstückhaften Traum-, Erinnerungsfetzen schwerlich in einen logischen Zusammenhang zu bringen sind, ist man versucht sowohl klimapolitische als auch sozialkritische Bezüge zu finden bzw. hineinzuinterpretieren. Und davon findet man jede Menge. Wenn man so will, werden verschiedene Verläufe oder Hintergründe der Geschichte geliefert. Ich denke, jeder liest hier andere Aspekte heraus und setzt die einzelnen Fragmente ganz individuell zusammen. Hoch interessant!
Sprachlich ist dieses Werk ein Highlight. Wunderbare Beschreibungen dieser Insel, vor und während ihrem Niedergang. Bruchstückhafte Aneinanderreihungen von Sequenzen, die erst im Gesamtüberblick überhaupt so etwas Ähnliches wie einen Sinn ergeben.
Insgesamt ein sehr besonderes, künstlerisches Werk, auf das man sich einlassen muss. 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 13.01.2023

Ava und Alex

Twisted Dreams
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Ava und Alex
Eine ziemlich düstere Liebesgeschichte, mit Protagonisten, die beide mit ihren jeweiligen Dämonen kämpfen. Alex ist außerdem ein sehr dominanter männlicher Charakter.
Den Schreibstil fand ...

Ava und Alex
Eine ziemlich düstere Liebesgeschichte, mit Protagonisten, die beide mit ihren jeweiligen Dämonen kämpfen. Alex ist außerdem ein sehr dominanter männlicher Charakter.
Den Schreibstil fand ich angenehm und die Handlung fesselnd. Ich hatte einige sehr spannende Lesestunden mit diesem Roman und konnte sehr gut mit den Figuren mitfiebern.
4 Sterne

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