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Veröffentlicht am 29.01.2023

Spannende Geschichte aus der Hamburger Franzosenzeit- Macht süchtig nach Franzbrötchen

Der Duft von Zimt
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Die Autorin Rebekka Eder nimmt den Leser mit ihrem Roman ,, Der Duft von Zimt "  mit nach Hamburg ins Jahr 1812 . Napoleons Truppen halten die Stadt besetzt. Durch die Kontinentalsperre gelangen immer ...

Die Autorin Rebekka Eder nimmt den Leser mit ihrem Roman ,, Der Duft von Zimt "  mit nach Hamburg ins Jahr 1812 . Napoleons Truppen halten die Stadt besetzt. Durch die Kontinentalsperre gelangen immer weniger Waren und Lebensmittel in die Stadt.. 

In ,,  Thielemanns Backhus" arbeitet Josephine nach dem Tod ihrer Eltern mit ihrem Onkel Fritz Seite an Seite und versorgt die Bewohner der Rosenstraße mit allerlei leckerem Brot , Rundstücken ( Hamburger Ausdruck für ,,normale " Brötchen)  und süßem Gebäck., wie den Geduldszetteln.Es fällt ihnen zusehends schwerer, die Zutaten  zu beschaffen. Nur durch Schmuggelei und Schwarzmarkt ist dieses möglich.  Daher beschließt Fritz das Backhus zu schließen und in Altona, außerhalb der Stadt,  eine Anstellung anzunehmen.  Josephine darf unter der Voraussetzung,  bald den Postboten Christian zu heiraten,  in Hamburg bleiben und die Bäckerei weiterzuführen.  Mit viel Elan und Liebe führt sie das Geschäft weiter, versorgt die Nachbarn und auch einige der französischen Soldaten mit ihren Köstlichkeiten.  Unter anderem auch Pépin ,der wunderbar Klarinette spielen kann.  Mit seiner Schwärmerei fürs Backen , sein Großvater hat in Paris eine Bäckerei,  wird er ihr immer sympathischer, während Christian sich immer weniger für ihre Wünsche und Träume interessiert und nur sein eigenes Emporkommen unter den Franzosen im Sinn hat. Wird das gutgehen? 

Eindrucksvoll beschreibt Rebekka Eder das harte Leben der Hamburger Bevölkerung unter der Besatzung französischer Truppen.,   die  Schwierigkeiten an das Lebensnotwendigste zu gelangen,  die Armut in den Gängevierteln, der allgegenwärtige Hunger und die Angst,  was noch kommen wird. Der Einfallsreichtum der Bevölkerung,  Schmuggelware in die Stadt zu bringen wird bildhaft dargestellt.  Äußerst realistisch sind die Beschreibungen des Aufstandes der Arbeiter gegen die Franzosen und die Kämpfe , bei denen es brutal ums Überleben geht. 

Wenn Josephine in ihrem Backhus den Teig ansetzt und den Ofen anheizt , habe ich beim Lesen sofort das Gefühl,  ich bin direkt in der Backstube  und rieche den wunderbaren Geruch von Zimt  und frischem Gebäck. Höre das Knacken beim Reinbeißen ins Brot und schmecke die leckeren Zitronentafeln. Besonders das Franzbrötchen hat es mir angetan. Die Geschichte um die Entstehung dieser Köstlichkeit ist einfach zauberhaft. Und wer es vor dem Lesen noch nicht kannte , wird es spätestens nach der Lektüre genauso lieben wie ich. 

Rebekka Eder hat die Charaktere so liebevoll und bildhaft ausgearbeitet , daß ich ein ganz genaues Bild vor Augen hatte. Schon nach wenigen Seiten waren mir Josephine,  Onkel Fritz,  Louisa und ihre Freunde ans Herz gewachsen.  Ihre Gefühle und Gedanken sind durchgehend authentisch und nachvollziehbar.  Ich habe mit ihnen gebangt, gehofft und mich gefreut.  Die Geschichte ist durchgehend spannend. Einge Wendungen haben mich überrascht und haben mein Herz berührt. 

Die sehr gut recherchierte und dargestellte Franzosenzeit hat mich beeindruckt.  Ich wusste vieles nicht und war schockiert,  was die Bewohner in dieser Zeit aushalten mussten. Besonders die Geschehnisse um Weihnachten  1813 haben mich fassungslos gemacht . 

Der Schreibstil ist so  bildhaft und fesselnd,  daß die Seiten nur so flogen . Ich konnte mich kaum von der Geschichte lösen und war unendlich traurig,  als die letzte Seite gelesen war. Ich wäre am liebsten weiterhin zu Gast in Josephines Bäckerei,  um mich mit den leckeren Franzbrötchen zu versorgen.  

Diie muss ich mir nun wohl selber backen. Dafür ist im Buchdeckel neben einem sehr schönen Bild von ,, Thielemanns Backhus "  und dem Stadtplan von Hamburg und seinem Umland  , das Rezept für Josephines Franzbrötchen zu finden. 

Von mir gibt es von ganzem Herzen für diese wunderschöne, spannende,  geschichtlich  eindrucksvolle  und auch romantische Geschichte eine ganz klare Leseempfehlung.   Für mich war es ein Lesehighlight.  

Wer Zimt mag, muß diese Geschichte lesen . Es lohnt sich.  

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Veröffentlicht am 21.01.2023

Sisi und ihre Friseurin Fanny - eine ganz besondere Geschichte

Sisi. Die Sterne der Kaiserin
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In ihrem Roman ,, Sisi- Die Sterne der Kaiserin "  erzählt die Autorin Mara Andeck aus dem Leben der Kaiserin, wie es noch nie erzählt wurde. 

Schon das Buchcover ist so wunderschön gestaltet. Die berühmte ...

In ihrem Roman ,, Sisi- Die Sterne der Kaiserin "  erzählt die Autorin Mara Andeck aus dem Leben der Kaiserin, wie es noch nie erzählt wurde. 

Schon das Buchcover ist so wunderschön gestaltet. Die berühmte und kunstvoll geflochtene Frisur mit den glitzernden Sternen lässt sofort an die Kaiserin denken. Im Verlauf der Geschichte wird der Leser vieles über die Kunst des Frisierens und auch die Bedeutung der Sterne erfahren. 

Um belegbare Fakten aus dem Leben der Kaiser Elisabeth von Österreich hat Mara Andeck eine wunderschöne Geschichte erschaffen,  wie sie in Wirklichkeit sein könnte. Aus der Sicht ihrer Hoffriseurin Franziska Angerer, von allen Fanny genannt,  wird dieser Roman erzählt.  

Im Epilog werden die Geburten von Sisi und Fanny beschrieben.  Noch unterschiedlicher könnten ihre Herkünfte und Lebensumstände nicht sein. Fanny , 4 Jahre jünger als Sisi,  arbeitet als Friseurin am Burgtheater,  als Sisi auf sie aufmerksam wird. Sie bestellt sie zu sich , um ihr die Stelle als persönliche Hoffriseurin anzubieten.  Welch ein Traum !  So nimmt Fanny die Stelle an  und ist von  nun an täglich mehrere Stunden mit den fast bodenlangen Haaren beschäftigt.  Sie kreiert die wundervollen Frisuren und kommt dabei der Kaiserin immer näher. Sie freunden sich an. So kommt es , daß in Gesprächen auch persönliches gespürt und gesagt wird. Es ist nicht immer einfach,  im Dienste Ihrer Majestät zu stehen, ist Sisi doch durch ihre eigenes, eingeschränktes Leben am Hofe , innerhalb der Familie , immer beobachtet durch die Bevölkerung,  häufig unzufrieden.  Dies lässt sie auch an ihrem Personal aus. Doch ihre Beziehung zu Fanny ist eine besondere.  Fanny kann sich  in Sisi und ihre Gefühle hineinversetzen und gibt so manches Mal unerwartete Antworten. Sie wird eine enge Vertraute der Ksiserin. Durch ihre Ähnlichkeit im Aussehen, übernimmt Fanny das ein oder andere Mal,  die Rolle von Sisi, so daß diese unbeschwerte Augenblicke ohne Beobachtung genießen kann. 

Weil ihre Arbeit Fanny so sehr erfüllt, macht es ihr nichts aus, daß sie nicht heiraten kann. Denn als verheiratete Frau verliert sie ihre Stellung am Hof. Doch dann  begegnet ihr Hugo Feifalik und ihr Gefühlsleben gerät durcheinander.  Wie wird sie sich entscheiden ? Für die Kaiserin oder die Liebe? 

Mara Andeck hat mich mit dieser Geschichte tief in das Leben in Wien und am Hofe der Kaiserin eintauchen lassen. Ich habe Fannys Leben von April 1863 bis ins Frühjahr 1868 begleitet. Durch ihre Augen, ihre Gedanken und Gefühle habe ich einen wunderbareren Einblick in Sisis Welt erhalten.  Ein Blick in das zwar glänzende und prachtvolle, aber auch trauriges und einsames Leben der Kaiserin.  Jede Medaille hat eben auch eine Kehrseite. 

Das Leben der einfachen Familien in Wien und das Leben am Hofe sind so realistisch beschrieben,  daß ich immer das Gefühl hatte, mitten drin zu sein. Fanny ist eine sehr sympathische junge Frau, mit Ehrgeiz,  aber auch mit ganz viel Feinfühligkeit, was ihre Umgebung und ihre Familie und eben auch Sisi angeht. 

Der Text liest sich so flüssig,  daß beim Lesen die Zeit nur so verfliegt.  Ich war so gefesselt von der Ges, daß ich das Buch nur ungern zur Seite legen konnte und traurig war, als es endete. Ich hätte ewig weiter lesen können.  

Daß es die Hoffriseurin Fanny tatsächlich gab  und diese 32 Jahre lang im Dienste  von Sisi stand ,wusste ich nicht. Es hat mir ganz große Freude bereitet,  auf diese Weise einen neuen Einblick in das Leben der Kaiserin zu bekommen. Es ist Mara Andeck hervorragend gelungen,  die historisch belegten Fakten zu Sisi und ihrer Friseurin mit einer lebendigen ,  wunderbaren und gefühlvollen Geschichte zu verbinden. Genauso hat es sein können.  

Von ganzem Herzen empfehle ich diese Geschichte an alle Liebhaber von Sisi weiter.  Für mich war ein Lesehighlight. 







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Veröffentlicht am 15.01.2023

Sehr gelungene Fortsetzung

Gut Erlensee - Cäcilias Erbe
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Endlich ist sie da!
,, Gut Erlensee- Cäcilia Erbe " ist der zweite Teil der Triologie von Juliana Weinberg.
Nachdem mich schon der erste Teil begeistert hat, erwartete ich mit Spannung auf die Fortsetzung. ...

Endlich ist sie da!
,, Gut Erlensee- Cäcilia Erbe " ist der zweite Teil der Triologie von Juliana Weinberg.
Nachdem mich schon der erste Teil begeistert hat, erwartete ich mit Spannung auf die Fortsetzung.
Schon nach wenigen Sätzen war ich wieder mitten drin in der Geschichte. Was für eine Freude, die liebgewonnene Familie Lambrecht und Cäcilia wieder zu treffen.
Während im ersten Teil Margarete im Fokus stand, geht es diesmal mehr um Cäcilia. Seit dem Tod ihrer Mutter lebt sie bei ihrem Patenonkel Hermann und seiner Familie auf Gut Erlensee in Langwedel in der Nähe von Kiel.
Im Frühling 1922 hat Cäcilia ihren Abschluss als Lehrerin bestanden . Stolz und überglücklich freut sie sich auf die Arbeit an ihrer Wunschschule in der Nähe des Gutes. Die Voraussetzung unverheiratet zu bleiben, macht ihr nichts aus. Doch kurz vor Antritt der Stelle, stirbt ihr Vater überraschend und unerwartet . Sein Testament bringt Unruhe in ihr Leben.
Auch das Kennenlernen von dem Physiker Jskob Kaltenbrunner bringt ihr Leben durcheinander. Wie lässt sich eine Romanze oder gar Liebe mit ihrer Arbeit als Lehrerin vereinbaren?
Auch bei den anderen Familienmitgliedern gibt es einige spannende und interessante Entwicklungen, die geschickt miteinander verwoben werden.
Juliana Weinberg hat einen sehr flüssigen und gut zu lesenden Schreibstil. Die Handlung ist bildhaft und lebendig beschrieben, die historischen Fakten fließen geschickt in die Geschichte ein. Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet. Cäcilia, ihre Cousinen und besonders Großmutter Ilsegard sind mir auf Anhieb sympathisch und schnell ans Herz gewachsen.
Die romantische Geschichte zwischen Cäcilia und Jskob ist wunderbar beschrieben, er scheint ein perfekter Partner zu sein. Doch dafür den Traumberuf aufgeben? Der Leser darf gespannt sein.
Diese abwechslungsreiche Geschichte um Cäcilia und alle anderen Familienmitglieder hat mir sehr gut gefallen. Sie zeichnet ein überaus realistisches Bild der damaligen Zeit, mit modernen Frauen, die Schwung in das Denken der Gesellschaft bringen wollen.
Es war schön , die liebenswerten Charaktere weiter auf ihrem Weg zu begleiten und ihre Entwicklung zu verfolgen.
Ich empfehle diese wunderbare Geschichte von ganzem Herzen weiter, sie hat mir sehr schöne Lesestunden bereitet, mich in eine tolle Umgebung entführt. Sie hat mich so gefesselt, daß ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Schon jetzt freue ich mich auf den 3. Teil, in dem es um Marillas Geschichte geht.

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Veröffentlicht am 14.01.2023

Junge Frauen kämpfen für ihre Rechte

Weil die Zukunft uns gehört
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In ihrem Roman ,, Weil die Zukunft uns gehört " nimmt Ilona Einwohlt den Leser mit ins Jahr 1919. 

Toni ist eine junge Frau ,die in den Bergen aufgewachsen ist. Sie hat von ihrer Mutter, die als Hebamme ...

In ihrem Roman ,, Weil die Zukunft uns gehört " nimmt Ilona Einwohlt den Leser mit ins Jahr 1919. 

Toni ist eine junge Frau ,die in den Bergen aufgewachsen ist. Sie hat von ihrer Mutter, die als Hebamme im Dorf geholfen hat, vieles über Kräuterheilkunde gelernt. Als ihre Mutter im Kindbett verstirbt, verspricht Toni ihr, obwohl sie selber noch ein Kind ist , Ärztin zu werden. 

1919 ist es dann soweit, sie geht nach München,  um Frauenheilkunde zu studieren.  Sie wohnt in der Damenpension Villa Libertas , die von ihrer Tante Cilli gegründet wurde. Dort trifft sie auf andere junge Frauen, die ihren Weg selbst gestalten möchten . Sie müssen zum Teil mit schwierigen Erlebnissen fertig werden und wollen dem Zwang der damaligen Gesellschaft entgehen . Die Villa Libertas wird von Ida geleitet,, die selbst ein schweres Schicksal zu tragen hat. Als schuldig geschiedene Frau darf sie ihre Tochter nicht mehr sehen. 

Toni muss in München schnell feststellen,  daß es nicht so einfach ist, zu studieren,  denn Frauen sind dort nicht gern gesehen und müssen sich vieles von den Professoren gefallen lassen.  Ihr Weg zur Ärztin ist nicht leicht, sie muss Hindernisse überwinden, eigene Zweifel bewältigen und auch mit sich selbst kämpfen,  ob dieser Weg das Richtige für sie ist. Dabei wird ihr Emilia, die auch in der Pension wohnt ,eine wichtige Freundin sein.  Toni ist eine sehr sympathische,  liebenswerte junge Frau. In ihre Gedanken und Gefühle konnte ich mich sehr gut hineinversetzen.  Auch ihr Bedürfnis das Versprechen,  welches sie ihrer Mutter gegeben hat, einzulösen,  kann ich sehr gut nachvollziehen.  

Die Auutorin hat die Frauenbewegung in diesen Jahren zum Thema dieses Romans gemacht. In der Villa gibt es immer wieder wichtige Diskussionen über die Freiheit und Zukunft der Frauen. Sie wollen über sich selbst bestimmen und  entscheiden können.  

Das Leben in München , die Schwierigkeiten der Frauen , auch oder gerade weil sie in Schwierigkeiten geraten sind und z. Bsp ungewollt schwanger sind, wird gefühlvoll und authentisch beschrieben.  Die Schreibweise ist flüssig und bildhaft,  so daß es mir leicht fällt,  mich in die Personen hineinzufühlen. Ich habe mich mit Toni, Ida und ihren Freundinnen gefreut,  habe gezittert und geweint. Die Schicksale der Frauen haben mich berührt.  

Die einzelnen Kapitel haben eine zum Inhalt passende Überschrift  sowie ein sehr gut gewähltes Gedicht  berühmter Frauen,  die zu dieser Zeit gelebt haben. Zwischen den Kapiteln ist jeweils ein Brief von Ida an ihre Tochter eingeschoben. Dort berichtet sie ihr, was in der Villa , mit ihren Bewohnerinnen so vor sich geht. Auch ihre eigenen Gedanken und Gefühle kommen zum Ausdruck.  Das gefällt mir besonders gut. 

Ilona Einwohlt hat mit diesem Roman den Zeitgeist der Frauenbewegung eingefangen,  der die Zukunft geprägt hat. Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen  und ich empfehle sie sehr gerne weiter. 



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Veröffentlicht am 14.01.2023

Spannende 3-Generationen-Familiengeschichte

Goldener Boden
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In ihrem Roman    ,, Goldener Boden "  erzählt die Autorin  Ulrike Dotzer die Geschichte einer Familie über 3 Generationen hinweg. Sie beschreibt damit auch die Vergangenheit ihrer eigenen Familie,  die ...

In ihrem Roman    ,, Goldener Boden "  erzählt die Autorin  Ulrike Dotzer die Geschichte einer Familie über 3 Generationen hinweg. Sie beschreibt damit auch die Vergangenheit ihrer eigenen Familie,  die 1945 aus Pommern ( heutiges Polen ) vertrieben wird , zunächst in Thüringen und anschließend in Kiel Zuflucht und eine neue Heimat fand. 

Der Roman,  welcher in 2 Teile aufgeteilt ist, beginnt 1896, als Gustav Hirsch als 19 jähriger nach Amerika auswandert , um nicht in Kaiser Wilhelms II dienen zu müssen.  Er hofft dort sein Glück zu finden und Geld zu verdienen.  In New York angekommen  muß er feststellen,  daß es alles andere als einfach ist,  dort Fuß zu fassen.  Doch er strengt sich an und findet schließlich Arbeit und ein wenig Familienanschluss bei einem deutschen Friseur.  Er erlernt dieses Handwerk,  hat Talent und Freude daran. Nach 3 Jahren kehrt er zurück nach Stolp,  da seine Mutter nach dem Verlust von 2 Söhnen seine Hilfe benötigt.  

Im zweiten Teil geht die Geschichte mit einem Zeitsprung von fast 50  Jahren mit den Nachkommen Gustavs weiter. Seine Tochter Clara und ihre Töchter sind hier die Hauptprotagonisten, während er eine Nebenrolle des Erzählstranges übernimmt.  Es gibt aber immer wieder Rückblicke in ,, seine " Zeit. 

Die Familie wohnt in Stolp und Clara ,  die jüngste Frieseurmeisterin in Pommern, führt den väterlichen Friseursalon. Mit dem Einmarsch der Russen verändert sich alles. Clara flieht mit den 4 Töchtern nach Thüringen,  ihr Mann Rudolf gilt als vermisst, . Sie baut sich dort mit ihrer Tätigkeit als Friseurin eine bescheidene  Existenz auf. Als Rudolf zurückkehrt,  wird seine SS-Vergangenheit verschwiegen,  um keine Schwierigkeiten zu bekommen.  Als sich die sowjetische Besatzungszone zu einem Staat mit Einschränkungen und Zwängen entwickelt,  wagt die Familie einen Neuanfang in Kiel. Nicht einfach , gerade für die Töchter, die gerade Fuß gefasst haben. In Kiel kann die Familie sich mit viel Fleiß und Anstrengung, ein florierendes Frieseurgeschäft, später sogar mit Filialen, aufbauen. Hsndwerk hat ,, Goldenen Boden " .Leider ohne Rücksicht auf die Wünsche und Träume der Töchter. . 

Ulrike Dotzer schafft mit ihrem Werk einen sehr spannenden Einblick in ihre Familiengeschichte.  Äußerst realistisch, bildgewaltig und authentisch beschreibt sie die Lebensverhältnisse sowohl in New York 1896 als auch  in den Kriegsjahren in Stolp. Die anschließende Flucht nach Thüringen so bildhaft beschrieben,  daß ich sofort Bilder vor Augen hatte und die Sorgen,  Angst , Nöte und den Hunger spüren konnte. Die Anfeindungen den Vertriebenen gegenüber sind fühlbar. Die Gedanken  und Gefühle  von Gustav,  Clara und den Töchtern sind sehr gut dargestellt 

Alle Geschehnisse sind sehr genau recherchiert.  Es gibt zahlreiche Fußnoten,  die im  Anhang ausführlich erklärt werden. Das gefällt mir außerordentlich gut. 

Zu beiden Teilen gibt es Personenverzeichnisse , sowie zum zweiten Teil eine Karte mit den Handlungsorten von 1935 bis 1956. So hat der Leser stets einen guten Überblick.  Besonders gut haben mir auch die Karten von New York und Stolp im Buchdeckel gefallen.  

Der Schreibstil ist sehr flüssig und bildhaft.  Ich habe die Geschichte mit Spannung verfolgt und konnte mich kaum von  ihr lösen.  Die Autorin hat mit ihrem Roman über 3 Generationen die Geschichte vieler Familien dieser Jahre , die von Vertreibung,  Flucht und Neubeginn geprägt wurden, aufleben lassen und greifbarer gemacht.  

Die Charaktere sind wunderbar beschrieben,  mir persönlich sympathisch.  Besonders Gustav zunächst als junger Man  , später als zurückhaltender, liebevoller Vater und Großvater,  ist mir ans Herz gewachsen.  Er hat viel durchmachen müssen.  Nur Rudolf ist mir aufgrund seiner Tätigkeit unsympathisch,  aber auch solche Menschen gab es . Das gehört zu unserer Geschichte dazu. 

Ich bin selbst Kielerin und konnte alle Wege der  Familie in der Stadt nachvollziehen.  Auch die fast komplette Zerstörung und der Wiederaufbau ist absolut authentisch beschrieben.  

Das Buchcover ist passend zum Titel und Inhalt gewählt und sehr schön gestaltet.  

Mir hat das Buch sehr gut gefallen  und ich empfehle es von ganzem Herzen weiter, da es ein äußerst gut Yund lebensnahes Bild der deutschen Geschichte zeichnet. 

Ich danke dem Europaverlag und Ulrike Dotzer für das Rezensionsexemplar. Es hat keinen Einfluss auf meinen Leseeindruck genommen.  

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