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Veröffentlicht am 14.02.2023

Zeitreise

Urwelten
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Jedes Kind mag wohl irgendwann in seinem Leben Dinosaurier. Meist denkt man bei dem Begriff an den berühmten Tyrannosaurus, oder den niedlichen Trizeratops aus dem Trickfilm, der gemächlich durch die üppige ...

Jedes Kind mag wohl irgendwann in seinem Leben Dinosaurier. Meist denkt man bei dem Begriff an den berühmten Tyrannosaurus, oder den niedlichen Trizeratops aus dem Trickfilm, der gemächlich durch die üppige Landschaft der Urzeit tappst. Das dieses Bild allerdings nur wenig mit der Realität zu tun hat zeigt der Autor sehr eindrucksvoll in seinem umfassenden Buch.

Thomas Halliday nimmt den Leser mit in längst vergangene Zeitalter. Er zeichnet in den einzelnen Kapiteln des Buches ein sehr detailreiches Bild der jeweiligen Flora und Fauna in dem er kleine Geschichten erzählt. Um dem Leser die fremdartige Tier- und Pflanzenwelt verständlicher zu machen zieht er Parallelen zu Tieren und Pflanzen, die wir heute kennen und ermöglicht es so, sich das Ganze bildlich vorzustellen. Zu Beginn eines jeden Kapitels gibt es eine Karte, die die Topographie der beschriebenen Zeit darstellt und die Zeichnung eines Tieres, das im jeweiligen Kapitel erwähnt wird.

Es ist für mich sehr interessant zu lesen, wie Wissenschaftler nur anhand von Ausgrabungsfunden ausgestorbene Ökosysteme auferstehen lassen. Natürlich weißt der Autor darauf hin, das Vieles Spekulation ist und durchaus verschieden gedeutet werden kann. Es ist absolut erstaunlich, was uns ein paar versteinerte Knochen alles erzählen können.

Erzählen kann der Autor durchaus gut, leider hat er sich dabei aber manchmal etwas verzettelt und die doch recht langen Kapitel wurden dadurch etwas zäh und ich musste mich des Öfteren etwas durchquälen. Was davon jetzt letztlich auch durch die Übersetzung verloren gegangen ist, keine Ahnung. Auch das es zeitlich keine wirkliche Chronologie gibt hat mich etwas verwirrt. Schade, denn das Thema ist echt mega spannend.

Das Buch ist sehr umfangreich, allerdings bilden etwa die letzten 30/40 Prozent der Anhang und die Quellennachweise. Hier werden zb die mit Fußnoten versehenen Begriffe erklärt.

Für jeden, der sich für die Geschichte unserer Welt interessiert ein empfehlenswertes Buch, allerdings sollte man Geduld mitbringen und sich wirklich Zeit nehmen zum lesen.

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Veröffentlicht am 30.01.2023

Neues Ermittlerteam

Kalt und still
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Amanda steht kurz vor ihrem Abitur, allerdings kann sie sich in letzter Zeit nicht wie gewohnt auf die Schule konzentrieren, das bleibt auch ihrem Mentor nicht verborgen. Als er sie darauf anspricht mauert ...

Amanda steht kurz vor ihrem Abitur, allerdings kann sie sich in letzter Zeit nicht wie gewohnt auf die Schule konzentrieren, das bleibt auch ihrem Mentor nicht verborgen. Als er sie darauf anspricht mauert Amanda, nur ihre beste Freundin Ebba weiß worum es geht. Erstmal wollen die beiden Teenager aber an etwas anderes denken schließlich ist bald Weihnachten und eine große Party steht ins Haus. Leider läuft auf der Party aber nichts so wie Amanda es sich erhofft hat, ihr Schwarm Victor benimmt sich betrunken wie ein Arsch und Ebba sitzt irgendwann vollkommen weggetreten im Badezimmer. Amanda ist stinksauer und macht sich mitten in der Nacht bei Minusgraden auf den Heimweg, kommt aber nie zu Hause an.

Wie viele andere Leser auch kenne ich Viveca Sten durch ihre Sandhamn Krimis. Dort ist die Stimmung fast sommerlich heiter, trotz der Mordfälle. In diesem Buch ist die Grundstimmung von vornherein eine andere. Sie ist düster, bedrohlich und eben, wie der Titel vermuten lässt, kalt. Die Autorin beschreibt sehr eindringlich, was innerhalb einer Familie passieren kann, wenn ein Kind verschwindet. Hier spüre ich als Mutter eine ziemliche Beklemmung.

Irgendwie hatte ich zu Beginn des Buches ein leichtes Gefühl von Deja vu. Ich habe erst vor einigen Tagen einen anderen Schwedenkrimi gelesen, der ein fast identisches Thema hatte und zu dem es einige Parallelen gibt. Das war schon etwas merkwürdig, so hatte ich aber einen guten Vergleich, wie unterschiedlich man ein und das selbe Grundthema erzählen. Viveca Sten webt mehrere Handlungsstränge. Neben dem um das Verschwinden von Amanda, mit Fokus auf der Familie, gibt es den rund um die Ermittler der Polizei. Die Autorin geht hier ziemlich tief ins Privatleben, was letztlich für die Geschichte wichtig ist, will aber damit natürlich auch den Hintergrund ihrer Figuren festigen. Leider liegen hier aber auch ein wenig die Schwächen des Buches, wenn der Trennungsschmerz der Polizistin Hanna immer wieder zelebriert wird, inklusive wiederkehrender Selbstzweifel und dem hadern mit den eigenen Handlungen, ist das manchmal eben zu viel. Was mich ebenfalls stört ist das oft eher unrealistische Verhalten der Figuren. Klar ist so ein Alleingang ein gutes Mittel um Spannung aufzubauen, aber sie naiv ist es denn als ausgebildeter Polizeibeamter einfach loszuziehen und niemandem zu sagen wo man hingeht. Solche haarsträubenden Aktionen ärgert mich immer maßlos.

Insgesamt lässt sich das Buch gut und schnell weglesen, denn Viveca Sten versteht es Geschichten zu erzählen. Wie auch schon in ihren anderen Büchern bringt sie geschickt verschiedenste Themen in einem spannenden Krimi zusammen. Wer sich nicht scheut hier mal eine dunklere Seite von ihr und ihrem sonst so idyllischen Schweden kennen zu lernen, wird sicher eine spannende Lesezeit haben.

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Hinter der Fassade

Happy New Year – Zwei Familien, ein Albtraum
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Die Party des Jahres steht an, Silvester. Ein Gruppe Freundinnen feiern zusammen mit ihren Männern und den kleineren Kindern bei Lollo, während die beiden 17jährigen Töchter von Nina und Lollo ihre eigene ...

Die Party des Jahres steht an, Silvester. Ein Gruppe Freundinnen feiern zusammen mit ihren Männern und den kleineren Kindern bei Lollo, während die beiden 17jährigen Töchter von Nina und Lollo ihre eigene Party planen. Nur widerwillig stellt Nina dafür ihr Haus zur Verfügung. Nina ist von Haus aus eher ängstlich und malt sich aus, wie die Party der Mädchen aus dem Ruder laufen könnte. Was dann aber tatsächlich passiert ist der Alptraum aller Eltern. Jennifer, Lollos Tochter verschwindet auf dem Heimweg spurlos.

Die Autorin schafft anfangs eine typische Familiengeschichte. Die seit Kindertagen befreundeten Frauen, die zwar nicht mehr all zu engen Kontakt haben, aber sich trotzdem mehrmals im Jahr zum gemeinsamen feiern zu treffen. Es gibt die biedere, vernünftige Nina mit ihren drei Vorzeigekindern, der Mann ist Lehrer, man hat sich ein bescheidenes Häuschen erarbeitet und alles läuft gut. Lollo, die mit ihrem Interior Design durchstarten möchte, legt viel Wert auf ihren Instagram Auftritt und hat mit ihrem Mann, einem erfolgreichen Immobilienmarkler, den passenden Partner an ihrer Seite. Sie leben in einer geräu,igen Villa und der Tochter wird jeder Wunsch erfüllt. Malena hingegen ist die sprunghafte, die ihre Männer ebenso oft wechselt wie ihren Wohnsitz und deren Sohn offenbar einige Probleme hat. Mir war dies Einteilung dann doch etwas zu viel Klischee und zuviel Schubladendenken.

Die Basis der Geschichte, rund um das verschwinden von Jennifer verspricht durchaus Spannung. Das Loch in das die Eltern nach der Benachrichtigung durch die Polizei fallen, die Angst, die Wut, die aufkommenden Konflikte sind wirklich gut beschrieben und zeigen, dass die schöne Fassade eben nichts anderes war als eben Fassade. Leider hat die Aurorin hier zu viel gewollt. So viele Themen werden da in einen so kleinen Personenkreis geworfen, man fühlt sich fast wie in einer Telenovela. Ein bisschen hat sie mich hier verloren.

Trotzdem muss ich sagen, dass ich das Buch in kürzester Zeit gelesen habe. Der Schreibstil ist wirklich leichtgängig. Ich fand die Story etwas vorhersehbar, was die Spannung rausgenommen hat, allerdings hat mich der Twist am Ende kalt erwischt. Die Erklärung hierfür ist gut durchdacht und schlüssig erklärt. Leider kommt das Ende aus dem Nichts und wirkt fast etwas beliebig, als hätte es mehrere Szenarien gegeben und dieses ist es letztlich geworden. obwohl ich als Mutter wirklich mitgelitten habe konnte das Buch mich nicht wirklich überzeugen.

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Veröffentlicht am 05.01.2023

Kurzweilig

Alle Jahre wieder
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In vielen Familien stellt sich zu Weihnachten die immer gleiche Frage - "Kommst du an Weihnachten?" Ich bleibe von dieser Thematik noch etwas verschont, da meine Kinder noch zu zwei Dritteln zu Hause wohnen, ...

In vielen Familien stellt sich zu Weihnachten die immer gleiche Frage - "Kommst du an Weihnachten?" Ich bleibe von dieser Thematik noch etwas verschont, da meine Kinder noch zu zwei Dritteln zu Hause wohnen, bei uns ist nur klärungswürdig, an welchem der Feiertage sie die Familie des Freundes besuchen.

David Wagner hat in seinem kleinen Büchlein ein Telefonat zwischen einem Vater und seiner Tochter festgehalten, in dem es sich vordergründig und vom Vater immer wieder angesprochen um eben jenen Besuch an den Feiertagen dreht. Hintergründig wird allerdings noch so vieles andere zur Sprache gebracht, wenn sich der Vater zum Beispiel an die Rituale seiner Kindheit erinnert. Man könnte nun mit den beiden telefonierenden in Erinnerungen und Anekdoten schwelgen, aber irgendwie kommt keine entsprechende Stimmung beim lesen auf. Woran liegt das? Nun so ganz kann ich das gar nicht benennen, zum einen wohl daran, dass der Vater oft total ohne Zusammenhang mit einer Geschichte beginnt und diese dann auch recht emotionslos erzählt. Bei mir kam das Gefühl von Nostalgie, in der er so bemüht schwelgt, gar nicht an, vielmehr erweckt das Ganze eher den Anschein einer Aneinanderreihung von Erinnerungen, die halt grade zum Thema passen. Das Gespräch zwischen Vater und Tochter wirkt eher bemüht und steif, ich rede mit meinen Eltern am Telefon nicht so und der Inhalt gehört für mich auch eher in eine gesellige Runde und nicht in ein Telefongespräch, das eigentlich nur als Terminabsprache gedacht war. Auch ich bin jemand, der gern vom hundertsten ins tausendste kommt und aus dem Nichts Themen anschneidet, aber das hat hier leider so gar nicht für mich gepasst.

Trotz allem lässt sich das Buch leicht und flott weglesen, der Autor versteht das Handwerk des Schreibens und kann durchaus unterhalten. Vielleicht bin ich einfach mit falschen Erwartungen an das Buch herangegangen. Für mich passt das Buch, auch vom Umfang her, gut als kleines Geschenk mit Augenzwinkern für eine Person, für die "Kommst du an Weihnachten" eine berechtigte Frage ist.

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Veröffentlicht am 15.11.2022

Die Erde als Naturreservat

Der verbotene Planet
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Die Menschheit lebt mitlerweile seit mehreren hundert Jahren auf dem Mars, vertrieben von der Erde durch verheerende Klimakatastrophen. Der blaue Planet wurde quasi unter Naturschutz gestellt, er sollte ...

Die Menschheit lebt mitlerweile seit mehreren hundert Jahren auf dem Mars, vertrieben von der Erde durch verheerende Klimakatastrophen. Der blaue Planet wurde quasi unter Naturschutz gestellt, er sollte sich erholen können. Um diesen Prozess nicht wieder zu stören wurde ein Verbot erlassen, kein Mensch dürfte jemals wieder einen Fuß auf die Erde setzen. Alle paar Jahre werden Erkundungsflüge angesetzt und bei einem solchen findet Captain Liv Heller Hinweise auf eine Besiedlung.

Das Grundthema des Buches fand ich spannend, es hat mich etwas an "The 100" erinnert. Die Autorin geht allerdings einen anderen Weg und das fand ich ziemlich gut. Es wird ein Konflikt thematisiert, den man in verschiedenster Form schon in unzähligen Büchern und Filmen diskutiert hat, darf man das Leben einiger Weniger opfern, um dadurch das Vieler zu retten. Eine Grundsatzfrage, immer wieder kontrovers und im Sinne der Menschlichkeit eigentlich unlösbar. Wie unlösbar dieses Problem ist, merkt man relativ schnell, denn die Autorin kreist immer wieder um diesen Punkt, immer wieder kommen die gleichen Argumente, immer wieder werden die gleichen, unverrückbaren Positionen bezogen, immer wieder kommt das gleiche Ergebniss. Der Leser landet, genau wie die Figuren im Buch immer wieder am selben Punkt und das Ringen beginnt von neuem.

Die Figuren des Buches werden nur relativ kurz charakterisiert, die wenigen Informationen zu ihrem Hintergrund reichen gerade mal eben aus, um im Ansatz ihre Intention, ihre Entscheidungen zu verstehen. Es erfolgt recht schnell eine Einteilung in Gut und Böse, welche ich als sehr starr empfunden habe, bestimmte Reaktionen schienen mir ziemlich unverhältnismäßig. Ich kann die Standpunkte der Parteien zwar verstehen, aber eben nicht das Beharren auf eben diesen.

Der Stil der Autorin macht es leicht das Buch zu lesen, auf Grund ihres Studiums hat sie entsprechendes Hintergrundwissen zum Thema Raumfahrt. Neben der ethische/moralischen Diskussion bringt sie auch mahnend das Thema menschgemachter Klimawandel und dessen Folgen ins Gespräch. Als Leser ist die Richtung, in die die Autorin möchte klar für mich erkennbar, der Weg dann aber etwas holprig. Letztlich wirkt die Geschichte für mich nicht ganz auserzählt, man hängt am Schluss leider etwas in der Schwebe.

Ich habe das Buch gern gelesen, finde das Thema immernoch spannend, bin aber letztlich mit der Umsetzung nicht ganz im Reinen.

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