Babyhandel, Adoption und gekauftes Glück – Spannend und aufwühlend
Zita Schnyder hat den Master in Psychologie mit Bestnote bestanden und ihren Sohn entbunden, das Leben könnte nicht besser sein. Da wird aus dem Waldstädter Krankenhauses ein Baby entführt und Zitas Nachforschungen führen sie in den Geburtsvorbereitungskurs "MamYoga". Ihr Partner, der Commissario Werner Meier, ist derweil komplett überfordert, von seinen Vatergefühlen und vom Mord an einer Sozialarbeiterin. Als das Drama um verschwundene Babys immer grössere Dimensionen annimmt, müssen sich Schnyder&Meier zusammenraufen und in einem Wettlauf gegen die Zeit diesen Fall lösen, der ihnen so nahe geht wie nichts zuvor – ist auch ihr Baby in Gefahr?
Die Autorin:
Gabriela Kasperski absolvierte ein Studium der Anglistik, war als Radio- und TV-Moderatorin und Schauspielerin tätig. Heute schreibt sie Krimis, Romane und Drehbücher, Adaptionen für Film und Fernsehen, bloggt in ihrer Kolumne 45+ zu Alltagsfragen und arbeitet als Sprecherin, Regisseurin und Expertin. Sie pendelt mit ihrem Mann und ihren Kindern zwischen Stadt und Land. (Quelle: Tredition Verlag)
Reflektionen:
Spielend leicht gelingt der Einstig in die Geschichte. Mit einer gehörigen Portion Tempo, prescht man gefesselt durch die Seiten des zweiten Kriminalfalls von Schneyder und Meier.
Die beiden Hauptfiguren, Zita und Kommissar Meier, sind ein so ungleiches Paar, dass Konfrontationen zwischen ihnen stets vorprogrammiert sind. Zita, jung, dynamisch und emanzipiert, pfeffert gern ihre Klamotten in die Ecke, während der harmoniebedürftige Meier die Ordnung liebt. Er liebt Klassik, sie Hip-Hop.
Zita steht kurz vor der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes, doch sie plant schon die Rückkehr in den Beruf. Eine Heirat mit Meier lehnt sie rigoros ab, obwohl sie sich heiß und innig lieben. Meier, der es als Führungskraft stets gewohnt ist eigenständige und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen, prallt bei Zita auf einen Charakter, der kompromisslos und egoistisch Meiers Vorlieben unberücksichtigt lässt.
Zu anfangs empfand ich die beiden ein witziges Paar, aber im Laufe der Handlung
stößt mir Zitas überhebliches und kaltschnäuziges Verhalten gegenüber Meier immer mehr auf. Er darf sie weder Schatz noch Kleine nennen, sie nennt ihn dagegen aber nie beim Vornamen. Während Zita in den schmerzhaften Wehen liegt, wird Zita zur Furie und verletzt den hilflosen Meier sehr. Dieses Verhalten war mir einfach zu überspitzt dargestellt.
Gabriela Kasperski schreibt in einem ansprechenden, geschwinden und flüssigen Stil. Ihr Ausdruck ist sehr klar, sodass man der komplex erscheinenden Handlung gut folgen kann. Komplex erscheint die Handlung zunächst, da zahlreiche Figuren und Nebenschauplätze detailreich beschrieben werden und die Lebensläufe der Protagonisten den Plot extrem verdichten.
Ich mag es sehr gern, wenn eine vielschichtige Geschichte wie hier dicht und kompakt geschrieben ist, doch auf 524 kleingedruckten Seiten ist es mir irgendwann zu viel des Guten. Unter anderen Umständen ist ein wirklich spannender und sehr lesenswerter Kriminalroman, mit interessant gezeichneten Charakteren, aber der dezent vorhersehbaren Story hätte hier und dort durchaus eine Kürzung gutgestanden.
Bis auf einen Mord, ist der zweite Kriminalfall von Schneyder und Meier unblutig. Er dreht sich um Babyhandel, illegale Adoptionen und gekauftes Glück. Emotional und berührend schreibt Gabriela Kasperski über betroffene, kinderlose Paare, die sich nichts sehnlicher als ein eigenes Kind wünschen. Manche Paare gehen in diesem Krimi einen Schritt zu weit und sie scheuen sich nicht, Wege einzuschlagen, die nichts mehr mit der Legalität zu tun haben.
Die spannende Geschichte dreht sich hauptsächlich um die charakterstarken Mütter einer Mama-Yoga Gruppe, die alle sieben in einer Gewitternacht ihre Babys gebären. Eines der Babys wird auf geheimnisvolle Weise entführt. Da auch Zita zu den sieben Frauen gehört, sind sie und Meier sehr nah am Geschehen des Entführungsfalls und sie ermitteln.
Entsprechend des ausufernden thematischen Gesprächsstoffs in der Mama-Yoga-Gruppe, kann ich mir vorstellen, dass ein männlicher Leser weniger Lesespaß mit diesem Krimi empfinden wird, als eine weibliche Leserin. Aber man darf, egal welchen Geschlechts, zahlreiche geschickte Wendungen und Verstrickungen genießen, bis das Finale alles auflösend beendet.
Fazit und Bewertung:
Besondere Umstände ist ein kompakter, emotional aufwühlender und dicht geplotteter Kriminalroman über Babyhandel, Adoption und gekauftes Glück. Fast gänzlich unblutig und ohne grausame Szenen auskommend, stehen Zita und Schneyder und die Mütter einer Mama-Yoga-Gruppe vor dem Rätsel, wer von ihnen eines der Babys entführt haben könnte und vor allem warum.
Besondere Umstände ist ein lesenswerter und spannender Kriminalroman, der sehr gut als "stand alone" gelesen werden kann.
©nisnis-buecherliebe