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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.07.2017

Interessante Aspekte spannend erzählt

Die Lieferantin
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Die Protagonistin Ellie verkauft Drogen hoher Qualität und liefert sie per Drohnen aus. Technisch sehr anspruchsvoll und deshalb in der nahen Zukunft angesiedelt, denn heute ließen sich die Drohnen wohl ...

Die Protagonistin Ellie verkauft Drogen hoher Qualität und liefert sie per Drohnen aus. Technisch sehr anspruchsvoll und deshalb in der nahen Zukunft angesiedelt, denn heute ließen sich die Drohnen wohl noch nicht so zielgenau steuern. Natürlich ist dieses visionäre Geschäftsmodell den Drogenbossen vor Ort ein Dorn im Auge. Sie wollen die unliebsame Konkurrenz beseitigen, doch zunächst müssen sie herausfinden, wer und wo sie überhaupt ist. Dazu ist ihnen fast jedes Mittel recht, sie schrecken auch vor brutaler Gewalt nicht zurück.
Ellie liefert nur reinen Stoff, ihr Bruder starb durch die Drogen, und sie macht schlechte, gepanschte Ware dafür verantwortlich. Da der Drogenverkauf illegal ist, sind die Preise hoch. Und der Gewinn lässt sich noch steigern, wenn man den reinen Stoff mit billigen Zutaten vermischt. Dagegen will Ellie kämpfen. Eine härtere Drogenpolitik und schärfere Gesetze sind nicht hilfreich, sie würden die Ware nur noch weiter verteuern und die Beschaffungskriminalität steigern.
Die Geschichte ist eingängig und gut geschrieben, die Autorin schildert ein Szenario nach dem Brexit und vor einem Druxit, einer härteren Gangart gegen den illegalen Drogenhandel durch verschärfte Maßnahmen der Polizei und der Legislative.

Die Diskussion um eine Legalisierung des Drogenverkaufs ist ja nicht neu, aus ökonomischer Sicht macht das durchaus Sinn. Die kriminellen Kartelle würden ihre Geschäftsgrundlage verlieren, die Preise würden sinken, Korruption und Beschaffungskriminalität ebenfalls. Natürlich würde es immer noch Drogenmissbrauch und Abhängigkeit geben, aber diese Problematik wird auch durch Verbote nicht beseitigt. Das beste Beispiel dafür ist die Prohibition in den USA der 1920er Jahre. Nach der Legalisierung war kriminellen Banden sowie korrupten Politikern und Beamten ihr Geschäftsmodell entzogen und die Preise sanken wieder. Volkswirtschaftlich macht eine Legalisierung also Sinn.

Ein Buch, das zum Nachdenken und zur Diskussion anregt. Auf jeden Fall lesenswert.

Veröffentlicht am 02.05.2017

Sinn und Leben

Ikigai
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Als Story, die dem Leser etwas über das Leben in Okinawa, Japan, erzählt, ist das Buch sehr interessant. Das die Leute dort sehr alt werden, wurde schon in vielen Berichten gesagt. Sie ernähren sich gesund, ...

Als Story, die dem Leser etwas über das Leben in Okinawa, Japan, erzählt, ist das Buch sehr interessant. Das die Leute dort sehr alt werden, wurde schon in vielen Berichten gesagt. Sie ernähren sich gesund, essen nicht zu viel, essen Fisch statt Fleisch und natürlich kein Fast Food. Der Lebensrhythmus dort ist ruhiger. Wer hier in der Großstadt lebt und noch einen stressigen Beruf hat, der kann so einen Rhythmus für sich kaum erlangen. Bewegung hilft, das kann jeder für sich hinbekommen, auch hier. Das man Stress nicht zu sehr an sich heranlassen sollte, weiß auch jeder. Aber wer im Beruf unter Druck steht, wer sich um seinen Arbeitsplatz sorgt, dem wird dieses Wissen nicht viel helfen. Wichtig scheint mir der Aspekt der sozialen Eingebundenheit zu sein. Das ist natürlich auch hier möglich, trotz einer Gesellschaft, in der das Singledasein immer mehr zunimmt. Man kann sich ja auch als Single sozial engagieren in den verschiedensten Gruppen. Im ländlichen Bereich ist man ohnehin mehr eingebunden in Familie und Nachbarschaft. Ein allgemein gültiges Rezept für ein sinnvolles Leben gibt es nicht. Es ist die Aufgabe jedes Einzelnen, sein Rezept, sein Ikigai, herauszufinden. Das Buch mag Anstöße dazu geben. Und es enthält interessante Informationen. Mehr aber auch nicht.

Ich persönlich halte mich lieber an das Zitat von Saunders: „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben."

Veröffentlicht am 18.04.2017

Abenteurer und Glücksritter

Wenn ich jetzt nicht gehe
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Mauro Larrea kommt aus einfachen Verhältnissen. Der Sohn eines Schmiedes verliert seine Frau bei der Geburt seines zweiten Kindes. Sein Weg führt ihn nach Mexiko, er arbeitet als Bergmann hart in den Minen, ...

Mauro Larrea kommt aus einfachen Verhältnissen. Der Sohn eines Schmiedes verliert seine Frau bei der Geburt seines zweiten Kindes. Sein Weg führt ihn nach Mexiko, er arbeitet als Bergmann hart in den Minen, um seine Kinder und sich durchzubringen. Irgendwann beschließt er, selbst Minenbesitzer zu werden. Mit Hilfe eines skrupellosen Kreditverleihers kauft er seine erste Mine. Er hat Glück, die Mine ist sehr ertragreich. Bald bringt es Larrea zu mehreren guten Minen und zu Wohlstand. Er wird reich, doch er liebt das Risiko. Er investiert sein Vermögen in ein fragwürdiges Geschäft in den USA. Durch den dort ausbrechenden Bürgerkrieg verliert er alles. Er verpfändet sein prachtvolles Haus in Mexiko City, um noch ein wenig Bargeld zu bekommen. Seine Kinder sind inzwischen groß und stehen auf eigenen Füßen. Mauro verschwindet bei Nacht und Nebel aus Mexiko. Zuerst fährt er nach Kuba. Dort kommt es zu einigen schicksalhaften Begegnungen, die seinen weiteren Weg bestimmen. Er landet schließlich in Spanien, wo er in Jerez eine interessante Bekanntschaft macht. Es kommt zu weiteren Verwicklungen, außerdem wird er verfolgt. Was dann aus ihm wird, soll hier noch nicht verraten werden.
Aus einem Abenteurer und Glücksritter wurde ein wohlhabender Mann. Doch die Liebe zum Risiko blieb. Nachdem er oft Glück hatte, verlor er beim letzten Einsatz alles. Er wurde wieder zum Glücksritter, und das Glück kam langsam und auf Umwegen wieder zu ihm zurück. Eine Geschichte voller Abenteuer, sehr anschaulich geschildert von der Autorin. Sie verzichtet auf Kapitelwechsel von Ort und Zeit, sie bleibt immer nah an ihrem Protagonisten. Das hat mir gut gefallen, es lässt sich sehr gut lesen. Es ist nicht gerade Hochspannung, die hier vermittelt wird, aber der Spannungsbogen wird aufrecht erhalten, man möchte stets wissen, wie es weiter geht.
Abenteuer im 19. Jahrhundert, und auch die Liebe kommt nicht zu kurz. Komplexe und tragische Familiengeschichten runden das Gefüge ab. Alles ist nachvollziehbar. Das Buch hat mir gut gefallen.

Veröffentlicht am 18.04.2017

Die bemerkenswerte Reise der Florence Grace

Die zwei Leben der Florence Grace
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Eigentlich ist Florrie glücklich und zufrieden mit ihrem Leben am Rande des Moores. Sie lebt bei ihrer Großmutter und ist relativ frei, wenn auch das Geld recht knapp ist. Durch Zufall lernt sie als Aushilfsdienstmädchen ...

Eigentlich ist Florrie glücklich und zufrieden mit ihrem Leben am Rande des Moores. Sie lebt bei ihrer Großmutter und ist relativ frei, wenn auch das Geld recht knapp ist. Durch Zufall lernt sie als Aushilfsdienstmädchen auf einer Gesellschaft in der Stadt die Brüder der wohlhabenden und einflussreichen Familie Grace kennen. Sanderson und Turlington könnten unterschiedlicher nicht sein, doch sie faszinieren das junge Mädchen aus dem Moor. Der Tod ihrer Großmutter verändert das Leben von Florrie. Kurz vor ihrem Ende offenbart ihr die Grandma, dass auch Florrie ein Teil der Familie Grace ist, weil ihre Mutter diesem Hause einst angehörte. Die reiche Familie ist nicht gerade begeistert von dem neuen Mitglied, doch sie wird widerwillig aufgenommen. Einzig ihr Cousin Turlington zeigt Verständnis für ihre schwierige Situation in der gehobenen Gesellschaft. Aus dem Wildfang Florrie wird nun die Lady Florence Grace. Das Moor in Cornwall wird durch das aufstrebende, aber konservative London ersetzt. In den Kreisen der Wohlhabenden gelten strenge Regeln. Das ruft in einigen Fällen den Widerspruch des wilden Landmädchens hervor, das in Florence immer noch schlummert. Für Turlington entwickelt sie starke Gefühle, doch ihn umgibt ein dunkles Geheimnis, was sie zunächst nicht erkennt.
Die Geschichte aus dem 19. Jahrhundert lässt sich gut lesen, der Stil von Tracy Rees ist eingängig, unterhaltsam und streckenweise auch spannend. Allerdings finde ich dieses Buch nicht so stark wie ihr Erstlingswerk über die Reise der Amy Snow. Dennoch auf jeden Fall lesenswert.

Veröffentlicht am 23.11.2024

Leichte Lektüre mit bewegenden Momenten

Das kleine Café der zweiten Chancen
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Als leidenschaftlicher Kaffeetrinker haben mir natürlich die Ausführungen über das Getränk gut gefallen. Auch die Verweise auf einen meiner Lieblingsautoren, Michael Ende, haben mich gefreut. Allerdings ...

Als leidenschaftlicher Kaffeetrinker haben mir natürlich die Ausführungen über das Getränk gut gefallen. Auch die Verweise auf einen meiner Lieblingsautoren, Michael Ende, haben mich gefreut. Allerdings weiß ich aus meiner eigenen Japan-Erfahrung, dass Kaffee dort nur sehr selten getrunken wird. Gut, es handelt sich ja auch um eine eher magische Einrichtung, in der man während der Zubereitung eines French Press für wenige Minuten in die Vergangenheit reisen kann, um eine Entscheidung, die man bereut, zu ändern. Das klappt für Himari leider nicht. Sie würde gern den Unfall vermeiden, durch den sie ihr Klavierspiel aufgeben musste. Aber sie gehört zu den sogenannten Zeitwächtern, die andere auf ihrer Rückkehr begleiten können, aber selbst ihre Vergangenheit nicht ändern können. Himari kann sich nur schwer damit abfinden, und sie greift auch direkt in die Vergangenheit anderer Menschen ein, obwohl sie das eigentlich nicht darf.

Wenn man sich auf die Geschichte einlässt, rührt sie den Leser manchmal zu Tränen (ging mir jedenfalls so), allerdings ist sie meiner Ansicht nach viel zu kurz gegriffen. Nicht nur Physiker sollten wissen, dass eine Änderung der Vergangenheit, selbst wenn es nur die eigene ist, unweigerlich Wirkungen auf andere Ereignisse hat, die unter Umständen gewaltig sein können. Im Buch wird das durch den Unfall von Himaris Freundin angedeutet. Zwar kann die Freundin dann gerettet werden, aber durch die veränderten Umstände trifft es nun zwei andere Menschen. Das war nur die unmittelbare Auswirkung der Veränderung. In der Folge könnte das noch viel gravierendere Auswirkungen haben. Die sehr kurze Geschichte hätte aus meiner Sicht länger sein müssen und noch viel mehr erklären sollen.
Die Charaktere sind gut beschrieben, man versteht das Dilemma der Personen, die etwas hätten anders machen wollen. Am Ende kann ich aus diesem Buch aber nur einen Schluss ziehen: wir müssen unser Leben so akzeptieren, wie es eben ist. Mit all seinen guten und auch all seinen schlechten Ereignissen, die wir im nachhinein nicht ändern können (und nicht ändern können sollten!).

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