Starb Martha Blumenthal eines natürlichen Todes?
In falscher HandGerade drei Monate ist es her, dass ihre Freundin Martha Blumenthal gestorben ist. Nach Aussage der Leitung der „Seniorenresidenz Hanseblick“ handelte es sich um einen natürlichen Tod. Erna von Hauken ...
Gerade drei Monate ist es her, dass ihre Freundin Martha Blumenthal gestorben ist. Nach Aussage der Leitung der „Seniorenresidenz Hanseblick“ handelte es sich um einen natürlichen Tod. Erna von Hauken kann das jedoch nicht glauben, denn Martha war mit ihren 83 Jahren – abgesehen von ein paar kleinen Zipperlein – eine lebenslustige und gesunde Seniorin. Martha hatte Erna gegenüber öfter mal erwähnt, dass sie Stromschläge am Metallgestänge ihres Bettes bekommen hat, weswegen der 2 cm lange rote Streifen, den Erna nach dem Tod ihrer Freundin in deren rechten Handinnenfläche bemerkt, sie dazu veranlasst nicht an einen natürlichen, sondern an einen herbeigeführten Tod zu glauben. Die Leiterin der Residenz, Sonja Rubel, sowie der Gerichtsmediziner, der den Tod bescheinigt hat, beharren auf ihrer Aussage und darauf, dass man mit 83 Jahren durchaus eines natürlichen Todes sterben dürfe. Da Erna von Hauken seit Wochen kein Gehör beim Direktor der örtlichen Polizeistation findet, bittet sie nun ihren Enkel, Oliver Wahlfeld, der als Journalist in Jever arbeitet, sie zur Polizei zu begleiten. Wahlfeld hatte 2017 für einen Bericht recherchiert, in dem es um Todesfälle in Zusammenhang mit defekten Elektroniken an Pflegebetten ging. Was, wenn auch das Bett von Martha Blumenthal defekt war und sie durch einen Stromschlag gestorben ist?
Noch am gleichen Tag geht bei der Kriminalpolizei ein Anruf ein, dass eine Bewohnerin der „Seniorenresidenz Hanseblick“ aus dem 12. Stock von ihrem Balkon gestürzt ist. Es sieht nach Selbstmord aus. Die Gegebenheiten vor Ort lassen jedoch den Schluss zu, dass Clara Hoppe es niemals alleine und ohne „Hilfe“ geschafft hätte, über die Balkonbrüstung zu steigen um sich dann in den Abgrund zu stürzen. Hier wird definitiv etwas vorgespiegelt, was so nicht passiert sein kann.
Nach einem persönlichen Besuch in der Seniorenresidenz, mehreren Aussagen von Bewohnern und einem Gespräch mit Sonja Rubel ist Kriminalkommissarin Petra Taler der Meinung, dass in der Residenz nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Sowohl die Aussage von Frau Hauken, dass Frau Blumenthal ganz sicher keines natürlichen Todes gestorben ist und die beharrliche Aussage von Frau Rubel, dass es sich beim Tod von Clara Hoppe definitiv um einen Selbstmord handelt, bringen die kriminalistische Ader in Petra Taler zum schwingen. Kurzerhand bricht sie ihren Mutterschutz ab und gemeinsam mit ihrem Kollegen Nils Seefeld wirft sie einen Blick hinter die Kulissen der „Seniorenresidenz Hanseblick“.
Es ist unfassbar, was sie dort zu sehen bekommen.
„In falscher Hand“ ist der 7. Fall den die Autorin Angela L. Forster von Kriminalkommissarin Petra Taler lösen lässt.
Die Autorin hat hier Fiktion und Wirklichkeit gemischt – auf eine gekonnte Art und Weise lässt sie ihre Protagonistin Ermittlungen zu fiktiven Verbrechen in einer Seniorenresidenz führen, verknüpft dies fließend mit den Missständen, die tatsächlich in realer Art und Weise in unseren Seniorenheimen vorliegen. Ich hoffe ja, dass es irgendwo in Deutschland Einrichtungen gibt, die sich gut um die ihnen anvertrauten Menschen kümmern. Die Hoffnung stirbt zuletzt…..
Das Buch lässt sich gut auch ohne Kenntnis der vorherigen 6 Kriminalfälle lesen, wie bei allen Reihen macht es aber Sinn in der richtigen Reihenfolge zu lesen, um die persönliche und fachliche Entwicklung der handelnden Charaktere fortschreiten zu sehen.
Petra Taler und ihr Mann harmonieren gut miteinander, weswegen es kein Problem gibt, dass Taler ihre Elternzeit unterbricht um zur Arbeit zurückzukehren, während ihr Mann, Oberstaatsanwalt Lüdersen (der sich wegen Krankheit zu Hause befindet), zuhause sofort in die Bresche springt. Einzig der Besuch von Talers nerviger Mutter bringt ein wenig Unruhe ins Privatleben. Genoveva Taler mischt sich zu gerne zu sehr in alles ein.
Die Auflösung der beiden Fälle gestaltet sich schwierig, da die Heimleitung gerne mauert und Informationen zurückhält – wer belastet sich schon gerne selbst? Wie sich herausstellt sind die Eheleute Rubel gleich für zwei Seniorenresidenzen zuständig und zu beiden Unterkünften kann man nur sagen „außen hui und innen pfui“.
Taler und Seefeld führen viele Gespräche mit den Einwohnern und den Pflegekräften der Residenz/en und nach und nach kommen die Fakten ans Licht, die zum (natürlichen?) Tod von Martha Blumental als auch (zum Selbstmord?) von Clara Hoppe geführt haben. Die beiden Kriminalkommissare dürfen mehr als einen Blick in menschliche Abgründe werfen.
Die Autorin lässt recht viele private Einblicke in das Leben von Petra Taler einfließen, so dass man ihr nicht nur in ihrer Eigenschaft als Kriminalkommissarin näher kommt, sondern auch als Privatperson – man glaubt sie zu kennen und nimmt sie als sympathische Person wahr. Als frischgebackene Mutter muss sie Beruf und Privatleben managen, aber damit ist sie als Frau ja nicht so ganz alleine auf der Welt. Talers Tochter heißt übrigens Farina Johanna. Hier musste ich ganz kurz lachen, denn der Hund meiner Nachbarn heißt Farina.
Alles in allem handelt es sich hier um eine rundherum abgeschlossene Geschichte, deren Inhalt Hand und Fuß hat. Die Vermischung von Fiktion und Wirklichkeit ließ mich manches Mal schlucken und darüber nachdenken, dass ich hoffentlich nie selbst in solch einer Senoreneinrichtung landen werde, wie sie hier beschrieben wird.
Die Autorin schreibt in einer ansprechenden Art und Weise, was dazu führt, dass man das Buch nicht gerne aus der Hand legt, bevor man es nicht beendet hat. Die Charaktere sind – entsprechend ihrer Rolle – sympathisch oder unsympathisch gezeichnet, was bei mir als Leser auch genau so ankommt. Man möchte einfach wissen, was mit den beiden Damen passiert ist, weswegen der Spannungsbogen sich für mich über die ganze Geschichte zog. Es handelt sich um einen ruhigen Krimi, der auch ohne große Action seine Wirkung entfaltet.