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Veröffentlicht am 22.07.2023

Starb Martha Blumenthal eines natürlichen Todes?

In falscher Hand
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Gerade drei Monate ist es her, dass ihre Freundin Martha Blumenthal gestorben ist. Nach Aussage der Leitung der „Seniorenresidenz Hanseblick“ handelte es sich um einen natürlichen Tod. Erna von Hauken ...

Gerade drei Monate ist es her, dass ihre Freundin Martha Blumenthal gestorben ist. Nach Aussage der Leitung der „Seniorenresidenz Hanseblick“ handelte es sich um einen natürlichen Tod. Erna von Hauken kann das jedoch nicht glauben, denn Martha war mit ihren 83 Jahren – abgesehen von ein paar kleinen Zipperlein – eine lebenslustige und gesunde Seniorin. Martha hatte Erna gegenüber öfter mal erwähnt, dass sie Stromschläge am Metallgestänge ihres Bettes bekommen hat, weswegen der 2 cm lange rote Streifen, den Erna nach dem Tod ihrer Freundin in deren rechten Handinnenfläche bemerkt, sie dazu veranlasst nicht an einen natürlichen, sondern an einen herbeigeführten Tod zu glauben. Die Leiterin der Residenz, Sonja Rubel, sowie der Gerichtsmediziner, der den Tod bescheinigt hat, beharren auf ihrer Aussage und darauf, dass man mit 83 Jahren durchaus eines natürlichen Todes sterben dürfe. Da Erna von Hauken seit Wochen kein Gehör beim Direktor der örtlichen Polizeistation findet, bittet sie nun ihren Enkel, Oliver Wahlfeld, der als Journalist in Jever arbeitet, sie zur Polizei zu begleiten. Wahlfeld hatte 2017 für einen Bericht recherchiert, in dem es um Todesfälle in Zusammenhang mit defekten Elektroniken an Pflegebetten ging. Was, wenn auch das Bett von Martha Blumenthal defekt war und sie durch einen Stromschlag gestorben ist?

Noch am gleichen Tag geht bei der Kriminalpolizei ein Anruf ein, dass eine Bewohnerin der „Seniorenresidenz Hanseblick“ aus dem 12. Stock von ihrem Balkon gestürzt ist. Es sieht nach Selbstmord aus. Die Gegebenheiten vor Ort lassen jedoch den Schluss zu, dass Clara Hoppe es niemals alleine und ohne „Hilfe“ geschafft hätte, über die Balkonbrüstung zu steigen um sich dann in den Abgrund zu stürzen. Hier wird definitiv etwas vorgespiegelt, was so nicht passiert sein kann.

Nach einem persönlichen Besuch in der Seniorenresidenz, mehreren Aussagen von Bewohnern und einem Gespräch mit Sonja Rubel ist Kriminalkommissarin Petra Taler der Meinung, dass in der Residenz nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Sowohl die Aussage von Frau Hauken, dass Frau Blumenthal ganz sicher keines natürlichen Todes gestorben ist und die beharrliche Aussage von Frau Rubel, dass es sich beim Tod von Clara Hoppe definitiv um einen Selbstmord handelt, bringen die kriminalistische Ader in Petra Taler zum schwingen. Kurzerhand bricht sie ihren Mutterschutz ab und gemeinsam mit ihrem Kollegen Nils Seefeld wirft sie einen Blick hinter die Kulissen der „Seniorenresidenz Hanseblick“.

Es ist unfassbar, was sie dort zu sehen bekommen.

„In falscher Hand“ ist der 7. Fall den die Autorin Angela L. Forster von Kriminalkommissarin Petra Taler lösen lässt.

Die Autorin hat hier Fiktion und Wirklichkeit gemischt – auf eine gekonnte Art und Weise lässt sie ihre Protagonistin Ermittlungen zu fiktiven Verbrechen in einer Seniorenresidenz führen, verknüpft dies fließend mit den Missständen, die tatsächlich in realer Art und Weise in unseren Seniorenheimen vorliegen. Ich hoffe ja, dass es irgendwo in Deutschland Einrichtungen gibt, die sich gut um die ihnen anvertrauten Menschen kümmern. Die Hoffnung stirbt zuletzt…..

Das Buch lässt sich gut auch ohne Kenntnis der vorherigen 6 Kriminalfälle lesen, wie bei allen Reihen macht es aber Sinn in der richtigen Reihenfolge zu lesen, um die persönliche und fachliche Entwicklung der handelnden Charaktere fortschreiten zu sehen.

Petra Taler und ihr Mann harmonieren gut miteinander, weswegen es kein Problem gibt, dass Taler ihre Elternzeit unterbricht um zur Arbeit zurückzukehren, während ihr Mann, Oberstaatsanwalt Lüdersen (der sich wegen Krankheit zu Hause befindet), zuhause sofort in die Bresche springt. Einzig der Besuch von Talers nerviger Mutter bringt ein wenig Unruhe ins Privatleben. Genoveva Taler mischt sich zu gerne zu sehr in alles ein.

Die Auflösung der beiden Fälle gestaltet sich schwierig, da die Heimleitung gerne mauert und Informationen zurückhält – wer belastet sich schon gerne selbst? Wie sich herausstellt sind die Eheleute Rubel gleich für zwei Seniorenresidenzen zuständig und zu beiden Unterkünften kann man nur sagen „außen hui und innen pfui“.

Taler und Seefeld führen viele Gespräche mit den Einwohnern und den Pflegekräften der Residenz/en und nach und nach kommen die Fakten ans Licht, die zum (natürlichen?) Tod von Martha Blumental als auch (zum Selbstmord?) von Clara Hoppe geführt haben. Die beiden Kriminalkommissare dürfen mehr als einen Blick in menschliche Abgründe werfen.

Die Autorin lässt recht viele private Einblicke in das Leben von Petra Taler einfließen, so dass man ihr nicht nur in ihrer Eigenschaft als Kriminalkommissarin näher kommt, sondern auch als Privatperson – man glaubt sie zu kennen und nimmt sie als sympathische Person wahr. Als frischgebackene Mutter muss sie Beruf und Privatleben managen, aber damit ist sie als Frau ja nicht so ganz alleine auf der Welt. Talers Tochter heißt übrigens Farina Johanna. Hier musste ich ganz kurz lachen, denn der Hund meiner Nachbarn heißt Farina.

Alles in allem handelt es sich hier um eine rundherum abgeschlossene Geschichte, deren Inhalt Hand und Fuß hat. Die Vermischung von Fiktion und Wirklichkeit ließ mich manches Mal schlucken und darüber nachdenken, dass ich hoffentlich nie selbst in solch einer Senoreneinrichtung landen werde, wie sie hier beschrieben wird.

Die Autorin schreibt in einer ansprechenden Art und Weise, was dazu führt, dass man das Buch nicht gerne aus der Hand legt, bevor man es nicht beendet hat. Die Charaktere sind – entsprechend ihrer Rolle – sympathisch oder unsympathisch gezeichnet, was bei mir als Leser auch genau so ankommt. Man möchte einfach wissen, was mit den beiden Damen passiert ist, weswegen der Spannungsbogen sich für mich über die ganze Geschichte zog. Es handelt sich um einen ruhigen Krimi, der auch ohne große Action seine Wirkung entfaltet.

Veröffentlicht am 11.06.2023

Das Gesetz des Dschungels: töten oder getötet werden

Ein kleines Stück von Afrika - Aufbruch
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London 1910:
Ivory Parkland Rowe hat gerade, genau wie ihre Schwester Rosamond, die Schule abgeschlossen und als nächstes großes Ereignis steht für die Beiden der Debütantinnenball an. Während Rosamond ...

London 1910:
Ivory Parkland Rowe hat gerade, genau wie ihre Schwester Rosamond, die Schule abgeschlossen und als nächstes großes Ereignis steht für die Beiden der Debütantinnenball an. Während Rosamond und ihre Mutter über nichts anderes mehr reden können, als die offizielle Einführung der jungen Frauen in die Gesellschaft, interessiert sich Ivory eher wenig bis gar nicht für dieses Thema. Ihr Vater findet zudem, dass Ivy noch zu jung für den Heiratsmarkt ist und möchte gerne, dass sie ihn auf eine Safari nach Afrika begleitet. Er weiß, dass Ivy überhaupt keinen Gefallen an der Jagd findet, glaubt aber, dass es ihr trotzdem immer noch mehr behagt als vor dem König zu knicksen und mit irgendwelchen Jungspunden Walzer zu tanzen. Für Ivy ist das die einmalige Gelegenheit, Afrika und seine exotische Tierwelt sehen zu können und so willigt sie ein, ihren Vater zu begleiten.

Nach langen Wochen der Anreise ist es dann endlich soweit, sie lernen Adrian Edgecumbe, einen erfahrenen Großwildjäger und den Leiter der Expedition, kennen. Adrian ist entsetzt, als er erfährt, dass Ivy nicht jagen möchte.

Afrika, Miss Parkland Rowe, ist identisch mit der Jagd.
Das Gesetz des Dschungels heißt: töten oder getötet werden. (Kapitel 4)


Trotz des gegenseitigen Unverständnisses – Ivy hasst es, dass Adrian Tiere tötet, Adrian versteht Ivys Abneigung gegen das Jagen nicht – verbringen sie in den nächsten Wochen zwangsläufig viel Zeit miteinander und stellen fest, dass sie sich sehr zugetan sind. Nach der Hochzeit wollen sie auf der „Edgecumbe Farm“ leben und Adrian verspricht seiner zukünftigen Frau, dann nicht mehr auf Safari zu gehen.

Wird Adrian dieses Versprechen halten?

„Ein kleines Stück von Afrika – Aufbruch“ ist der Auftaktband der 2teiligen Reihe „Das endlose Land“. Die Autorin Christina Rey führt den Leser nach Afrika, Anfang des 20. Jahrhunderts, zu Zeiten der Kolonialisierung. Die Hauptprotagonisten sind Ivory und ihr Ehemann Adrian, deren Interessen so weit auseinander liegen wie Sonne und Mond. Aber auch in Afrika gilt der Spruch „Die Hoffnung stirbt zuletzt“.

Der geneigte Leser weiß natürlich sofort, dass Adrian sein Versprechen, nicht mehr zu jagen, nicht einhalten wird. Er arbeitet nun nicht mehr bei Newland, Tarlton & Co. sondern bietet von seiner Farm aus seine eigenen organisierten Großwildjagden an. Die Wünsche und Interessen von Ivy waren für ihn nur so lange wichtig, bis die Beiden verheiratet waren. Seine Frau ist ebenso nur eine Trophäe für ihn, wie all die erlegten Tiere. Ich glaube, ich muss nicht verdeutlichen, dass mir Adrian nicht sympathisch ist. Auch seine Art mit anderen Menschen umzugehen, hier insbesondere seinen Dienstboten, bei denen es sich fast ausnahmslos um People of Colour handelt, stößt bei mir auf Widerstand.

Die Autorin beschreibt Ivy als starke Frau, die genau weiß was sie möchte; man darf aber auch nicht vergessen, dass sie erst 17 ist und zum damaligen Zeitpunkt als Frau nicht wirklich etwas zu sagen hat. So kann sie zuerst einmal nichts anderes tun, als die Gäste ihres Mannes zu bewirten. Erst als der 1. Weltkrieg auch Afrika betrifft, und Adrian von der Front nicht mehr nach Hause zurückkehrt, kann Ivy – natürlich nach einer angemessenen Trauerzeit – die Edgecumbe Farm nach ihren eigenen Vorstellungen betreiben. Geschossen wird jetzt nur noch mit dem Fotoapparat. Ob sie sich mit ihrem Konzept durchsetzen kann, wird sich im 2. Band der Reihe zeigen, der am 30.06.2023 erscheint.

Die Autorin, Christina Rey, hat einen sehr schönen Schreibstil. Sie verleiht jedem ihrer Charaktere Ausdruck und Tiefe und es fällt einem leicht, die Personen sympathisch oder unsympathisch zu finden. Auch die Beschreibungen der Landschaft, der Jagdgesellschaften und die bildhaften Beschreibungen des Lebens auf der Edgecumbe Farm geben mir das Gefühl, als Beobachter mittendrin zu sein. Was natürlich auch thematisiert wird sind die Auswirkungen der Kolonialisierung. Eine Zeit, in der die afrikanischen Ureinwohner als Dienstboten gehalten und zum christlichen Glauben missioniert wurden, für Menschen mit weißer Hautfarbe waren dunkelhäutige Afrikaner nichts anderes als Wilde. Eine sehr schlimme Zeit. Die Autorin hat diese Thematik so wunderbar in ihre Geschichte eingeflochten, dass es weder überzogen noch unglaubwürdig war. Und ich bin sicher, dass es sich in Wirklichkeit ganz genau so zugetragen hat auf den Jagdgesellschaften der damaligen Zeit. 30 afrikanische Gepäck-Träger pro Jagdteilnehmer, Zelte mit Einrichtungen, die jedem 5*-Hotel Konkurrenz gemacht haben und abends duften diese Menschen dann auch noch für die Unterhaltung der Safariteilnehmer sorgen. Wie schon gesagt, eine sehr schlimme Zeit.

Zum Ende des Buches entwickelt sich eine Liebesgeschichte, die einerseits vorhersehbar, andererseits mir persönlich mit dem ewigen Hin und Her ein wenig zu viel war. Nichts desto trotz gehört sie in diese Geschichte.

Alles in allem habe ich mich von diesem Roman sehr gut unterhalten gefühlt und freue mich auf den 2. Teil, der schon in Kürze erscheint.

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Veröffentlicht am 20.05.2023

Ein schwerwiegender Verrat

Das Unrecht
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Bamberg 2016:
Annett und Volker sind seit 25 Jahren verheiratet, die Kinder sind längst erwachsen und Annett möchte endlich wieder in ihren Beruf zurückkehren. Volker möchte, dass seine Frau in seiner ...

Bamberg 2016:
Annett und Volker sind seit 25 Jahren verheiratet, die Kinder sind längst erwachsen und Annett möchte endlich wieder in ihren Beruf zurückkehren. Volker möchte, dass seine Frau in seiner Firma einsteigt, diese wiederum möchte genau dieses nicht, auch, weil es in ihrer Ehe aktuell nicht ganz so harmonisch zugeht. Zudem geht es gerade wieder auf den Herbst zu, eine Zeit, in der Annett jedes Jahr aufs Neue unruhig wird und versucht herauszufinden, was im Herbst 1988 passiert ist. Damals, als sie mit ihrem Freund Micha versucht hat, den Zwängen der DDR zu entfliehen. Obwohl sie garantiert niemandem von ihren Fluchtplänen erzählt hatten, wurden sie verraten. Von Micha fehlt seit dem Tag der Flucht jede Spur, Annett saß für einige Zeit wegen „Staatsflucht“ hinter Gittern. Da ihr aktuell alles zu viel wird, fährt sie nach Wissmar – ihrer ehemaligen Heimat. Annett muss endlich herausfinden, wer sie damals verraten hat.

Wissmar 1988:
Peggy, Sandro, Volker, Mischa und Annett, fünf Freunde, die sich regelmäßig ein einer alten Villa treffen. Im Inneren der Villa träumen sie von Freiheit, außerhalb der Villa müssen sie sich dem Sozialismus der DDR unterwerfen. Nicht wissend, dass ein Jahr später die Mauer fallen wird, planen Mischa und Annett ihre Flucht mit dem Boot. Sie achten peinlich genau darauf, dass niemand – wirklich niemand! – von ihrem Plan erfährt, auch nicht ihre Freunde; um sie nicht in Gefahr zu bringen. Trotzdem misslingt ihre Flucht, jemand muss sie verraten haben, anders ist es nicht zu erklären, denn der Fluchtplan war wasserdicht.

Noch 28 Jahre danach wird Annett von der Frage gequält, wer sie damals verraten hat?!

Mit „Das Unrecht“ legt Ellen Sandberg ihren 6. Spannungsroman vor. Wie in jedem ihrer Bücher befasst sie sich auch hier mit den Themen Schuld und Verrat, Unrecht und Gerechtigkeit, oft in Zusammenhang mit den dunklen Kapiteln der deutschen Vergangenheit; hier geht es um die Stasi-Machenschaften in der ehemaligen DDR, wo Bespitzelungen nicht vor Freunden halt machte und Denunzianten durchaus in der eigenen Familie zu finden waren. Fünf Freunde, die den Sozialismus satt haben, aber keine wirkliche Chance sehen, dem zu entkommen – es sei denn sie nehmen das Risiko in Kauf, auf der Flucht geschnappt zu werden. Annett und Mischa wagen die Flucht – und scheitern.

Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Zum einen befinden wir uns im Jahr 2016 und zum anderen in der Vergangenheit, im Jahr 1988 in Wissmar/DDR.

Nachdem sie aus der Haft entlassen wurde, hat Annett Volker geheiratet; nicht ihre große Liebe, denn das war Micha, aber auch ein Freund aus ihrer Jugendzeit. Durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven aus der Sicht von Volker und Annett wird schnell klar, dass es sich bei Volker um einen Menschen handelt, der immer und überall die Kontrolle behalten muss; insbesondere, wenn es sich um seine Frau handelt. Sein Verhalten würde man heute mit den Begriffen „toxisch“ und „stalkend“ beschreiben. Von Anfang an ein absoluter Unsympath, was sich im Laufe der Geschichte auch nicht ändert.

Annett ist eine sympathische Frau, die sich in den letzten Jahren um Mann und Kinder gekümmert hat und nun zwei Dinge in ihrem Leben ändern möchte. Zum einen möchte sie gerne wieder in ihren Beruf zurückkehren, zum anderen muss sie – um ihren Frieden mit der Geschichte machen zu können – endlich herausfinden, was vor 28 Jahren passiert ist. Beide Vorhaben prallen bei ihrem Mann auf absolutes Unverständnis, es sei denn, sie würde in seiner Firma arbeiten (wo er sie unter Kontrolle hätte). Annett lässt sich jedoch nicht abhalten und fährt nach Wissmar. Dort arbeitet sie u. a. auch das Verhältnis zu ihrer Mutter auf.

Annett findet tatsächlich Antworten auf all ihre Fragen und nach und nach setzen sich die einzelnen Puzzleteile zu einem schrecklichen Bild zusammen, das einerseits für mich als Leser irgendwie logisch, gleichzeitig aber auch schockierend war. Mit dem Ende der Geschichte hatte ich gedanklich ein paar Tage zu tun, weil es gar keinen anderen Schluss hätte geben können – und trotzdem hat es mich eiskalt erwischt.

Der Schreibstil der Autorin ist – wie in allen anderen Büchern zuvor auch – leicht und flüssig zu lesen, die unterschwellig wachsende Spannung lässt mich an den Seiten kleben. Alle Charaktere haben die notwendige Tiefe, so dass man sich in sie hineinversetzen kann um ihre Handlungen und Dialoge zu verstehen und herausragende Charakterzüge (positiv wie negativ) werden realistisch beschrieben. Die Kapitel haben die richtige Länge und enden an den richtigen Stellen, um in mir den Wunsch zu wecken, weiterlesen zu wollen. Ellen Sandberg versteht es, mich mit ihren Geschichten ausnehmend gut zu unterhalten und ich freue mich schon jetzt auf das nächste Buch von ihr.

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Veröffentlicht am 24.01.2023

Der Begleiter zu Deiner individuellen Ernährung

Voll und ganz
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Im Dezember hatte ich von Janka Meinken eine Anfrage in meinem E-Mail-Postfach, ob ich mir vorstellen könnte, ihr neues Buch auf meinem Blog vorzustellen.

Mein Buch ist adressiert an alle, die sich verlaufen ...

Im Dezember hatte ich von Janka Meinken eine Anfrage in meinem E-Mail-Postfach, ob ich mir vorstellen könnte, ihr neues Buch auf meinem Blog vorzustellen.

Mein Buch ist adressiert an alle, die sich verlaufen haben in der Welt der Diäten und immer neuen Ernährungstrends und sich damit selbst einschränken, was genussvolles Essen betrifft. Und ganz besonders für die, die ahnen, dass ihre Körper es eigentlich viel besser wissen als jeder Außenstehende.

Da ich mich seit August nach der Low Carb-Methode ernähre, hatte ich natürlich Lust in ein Buch hineinzuschauen, dass sich mit „intuitiver Ernährung“ befasst, denn was genau heißt „intuitiv“?

Um herauszufinden, was die individuelle perfekte Ernährung im Einzelnen ist, könnte man viele spezifische Tests machen und auswerten lassen (Darmflora, Stoffwechsel, Hormone etc.) oder aber auf den eigenen Körper hören, denn der weiß angeblich sehr genau, was er braucht und was nicht, wir haben es nur im Laufe der Jahre verlernt, auf unseren Körper zu hören. Die Verlockungen sind ja auch viel zu groß und lauern überall – und Erziehung sowie Gewohnheit tragen ihren Teil dazu bei, dass wir „taub“ für die Sprache unseres Körpers geworden sind.

Unser Organismus ist eigentlich ein Wunderwerk. Rund um die Uhr ist er damit beschäftigt den Wasserhaushalt und Hormone auszugleichen, den pH-Wert und den Blutzucker konstant zu halten, die Körpertemperatur zu regulieren, die Mineralstoffe und die Darmbakterien ins Gleichgewicht zu bringen und vieles mehr. Wir sind es, die unseren Organismus überfordern und ihm damit die Arbeit schwer machen mit dem, was wir ihm als „LEBENSmittel“ täglich zuführen. Industriezucker, schlechte Fette und ebenso die Einnahme von Medikamenten, verbunden mit einem „zu viel von“ bringt unseren Organismus täglich an seine Leistungsgrenze und auch wenn er bei „Fehlernährung“ viele Abläufe eine ganze Zeit lang selbständig ausgleichen kann, ist er irgendwann am Limit und gerät in Stress. Dieser sogenannte oxidative Stress ist ein Ungleichgewicht zwischen oxidierenden und reduzierenden Stoffen, das die normalen Reparatur- und Entgiftungsfunktionen der Zelle überfordert, und Stress – egal ob von innen oder von außen, positiv oder negativ – schädigt die Zellen und macht auf Dauer krank. Aber bevor die Krankheit sich ihren Weg bahnt, steigt in der Regel zuerst einmal das Körpergewicht, denn irgendwo muss der Körper dieses „zu viel von“ einlagern.

Unser Essverhalten wird in der Kindheit geprägt. Kinder wissen instinktiv und sehr genau, was sie brauchen, ob sie Hunger haben oder Durst und wie viel sie von was benötigen. Leider kommt hier die elterliche Erziehung ins Spiel: Es wird gegessen/getrunken was aufgetischt wird. Wenn ein Kind aber eher Lust auf einen Apfel hat, dann wird ihm dieser z. B. verwehrt mit der Begründung „Wir essen doch gleich, Du muss jetzt keinen Apfel mehr essen“… vielleicht sind aber die Nährstoffe dieses Apfels gerade genau das, was der Körper braucht und nicht die Nährstoffe aus dem zubereiteten Essen durch die Mutter. Unserem Körper wird sehr früh abgewöhnt, seinen eigenen Bedürfnissen nachzugehen und dieses Verhalten zieht sich durch unser ganzes Leben.

Janka Meinken möchte dem interessieren Leser mit ihrem Buch einen Leitfaden an die Hand geben, wie man es schafft, wieder auf die Bedürfnisse seines Körpers zu hören. Sie hat ihren Ratgeber in mehrere Kapitel unterteilt und beginnt mit der Einführung darüber, was individuelle Ernährung ist und wie man sich mit seinem Körper verbündet statt gegen ihn zu arbeiten. Die nächsten 6 Kapitel stehen für 6 Wochen. 6 Wochen, in denen man die eigene Ernährung, sein Einkaufsverhalten etc. unter die Lupe nimmt, kleine aber nachhaltige Veränderungen vornimmt und wieder mit mehr Achtsamkeit für die eigenen Bedürfnisse durchs Leben geht. Nach diesen 6 Wochen ist Zeit zu reflektieren, was sich bis hier verändert hat.

Am Ende des Buches gibt es jede Menge Rezeptvorschläge und noch einmal abschließend einen Überblick über „Das große Ganze“.

Dieses Buch ist nicht dazu gedacht, dass es nach einmaligem Lesen (und Verstehen) im Bücherregal verstaubt, sondern Janka Meinken hat diesen Ratgeber so angedacht, dass nach dem Lesen gleichzeitig vor dem Lesen ist. Die wenigsten Veränderungen passieren von jetzt auf gleich, sie brauchen Kontinuität und ständige Anpassungen an das eigene Leben und manchmal braucht man 2 oder 3 (oder noch mehr) Anläufe, bis etwas funktioniert.

Aber nach einigen Wochen oder Monaten stellst du fest, dass etwas nicht passt, nicht ganz rund ist, nicht natürlich, nicht intuitiv. (Seite 105)

Zur mentalen Unterstützung kann/darf/soll man in dem Fall erneut zum Buch greifen und die entsprechend notwendigen Passagen noch einmal lesen, um sie sich besser zu verinnerlichen.

Mit einem Umfang von 200 Seiten ist dieses Buch übersichtlich, der Inhalt jedoch kompakt und verständlich aufbereitet, die einzelnen Kapitel sind mit ansprechenden Illustrationen und Randbemerkungen versehen.

Aktuell ernähre ich mich „low carb“, ich habe verstanden, dass man sehr wohl ohne Nusspli zum Frühstück leben kann und, dass das eigentlich etwas gutes ist – und gerade jetzt, während ich diese Rezension schreibe, bekomme ich Lust auf einen Apfel ….

Sobald ich mein angestrebtes Gewicht erreicht habe und ich langsam wieder mehr Kohlenhydrate in meine Ernährung einbauen möchte, hoffe ich, dass mein Körper wieder in der Lage ist mir mitzuteilen, was genau er braucht und wie viel davon.

Liebe Janka, ich danke Dir von Herzen für die Überlassung des Leseexemplares – ich beschäftige mich schon seit einige Zeit mit dem Thema Ernährung und Dein Buch hat mir erneut einige Abläufe in unserem Organismus näher gebracht. Es gibt nicht „Die Ernährung“ – jeder muss für sich selbst herausfinden, was zu ihm und seinem Leben passt. Das Konzept der „intuitiven Ernährung“ macht aber Sinn, da es keinen Verzicht gibt. Der Körper sagt was er braucht – der Mensch muss nur hinhören und verstehen.

Veröffentlicht am 08.01.2023

Doppelmord in Tilby

Beste Freundin - Niemand lügt so gut wie du
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Tilby: In der Nacht zum 13. März 2012 wird die 32jährige Heather Underwood dabei beobachtet, wie sie – mit einer Waffe in der Hand – das Strandhaus der Wilsons verlässt. Im Haus findet die Polizei die ...

Tilby: In der Nacht zum 13. März 2012 wird die 32jährige Heather Underwood dabei beobachtet, wie sie – mit einer Waffe in der Hand – das Strandhaus der Wilsons verlässt. Im Haus findet die Polizei die Leichen von Clive Wilson (58) und seiner Mutter Deirdre Wilson (76). Lt. Polizeibericht ist die Verdächtige Heather Underwood nicht vernehmungsfähig, da sie im Krankenhaus im Koma liegt, nachdem sie sich selbst mit der Waffe eine Verletzung zugefügt hat.

Jessica Fox ist Journalistin und nach einem Vorfall in London arbeitet sie nun beim Herald in Bristol, unweit ihrer früheren Heimat Tilby, wo sie aufgewachsen und zur Schule gegangen ist. Während der Schulzeit gab es in Jessicas Leben eine Heather, ihre beste Freundin – aber das kann unmöglich diese Heather sein, die kaltblütig zwei Menschen erschossen haben soll. Jessicas Chef weiß von ihrer Herkunft und setzt sie deshalb auf diesen Fall an.

Vor Jahren war Jessica sehr eng mit Heathers Familie verbunden, sie war öfter dort als in ihrem eigenen Zuhause anzutreffen. Ein einziger Tag im Jahr 1994 hat ihre Freundschaft unwiederbringlich zerstört und ihre Wege trennten sich. Im Rahmen ihrer Recherche nimmt Jessica Kontakt zu Heathers Mutter Margot auf, diese verweigert jedoch den Kontakt nachdem Jessica ihr eröffnet, dass sie Journalistin ist und über den Fall schreiben möchte. Trotz dieses Umstandes schafft Jessica es nach und nach Margots Vertrauen zu erlangen und gemeinsam versuchen sie, die Tat zu rekonstruieren. Alle Überlegungen führen zurück an diesen einen Tag im Jahr 1994, an dem Heathers Schwester Flora spurlos verschwunden ist.

Jessica ist eine ambitionierte Journalistin und aufgrund dieses Vorfalles in London, der nicht wirklich ausführlich erläutert wird, braucht sie einen Artikel oder eine Artikelserie, um ihre Karriere wieder voranzutreiben. Sie befindet sich im Spagat zwischen ihrem Job und ihrem Versprechen an Margot, dass sie nichts veröffentlichen wird, was nicht vorher von ihr abgesegnet wurde. Gemeinsam mit Margot taucht sie ein in die Vergangenheit, um herauszufinden was passiert sein könnte.

Es gibt keine offensichtliche Verbindung zwischen den Wilsons und Heather Underwood.
Warum also sollte Heather sie erschossen haben?

Obwohl die Autorin gleich mit dem Mord in die Geschichte einsteigt, braucht es doch ein paar Seiten, bis ich angekommen bin.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Da ist einmal Jessica, die in der Ich-Form erzählt, sowie die Perspektive von Margot, die von einer dritten Person erzählt wird. Zwischendurch werden immer wieder Rückblicke ins Jahr 1994 eingestreut, die die Geschichte von Flora und somit auch die Freundschaft von Heather und Jessica beleuchten.

Durch die Sprünge in den verschiedenen Perspektiven und den Rückblicken zu Flora, entwickelt das Buch nach kurzer Zeit einen Sog, der mich nicht mehr losgelassen hat. Der Titel „Niemand lügt so gut wie du“ passt hervorragend zur Geschichte. Mehrfach konstruiert die Autorin eine (Auf-)Lösung für den Mord, die einige Seiten später schon wieder hinfällig ist. Die Wahrheit, wer den Mord begangen hat und warum, lässt tief in menschliche Abgründe blicken – und hat dem Buch am Ende noch eine unerwartete Wendung verpasst.

Claire Duglas hat einen sehr angenehmen Schreibstil, das Buch ließ sich flüssig lesen und die Charaktere sind glaubhaft und realistisch dargestellt. Die drei Handlungsstränge laufen eine ganze Zeit lang nebeneinander her und enthüllen Stück für Stück die Geschehnisse aus den verschiedenen Perspektiven, um sich dann am Ende zu einem Handlungsstrang zu verbinden und die Auflösung zu präsentieren.

Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und werde nach weiteren Büchern der Autorin Ausschau halten.

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