Unvorhersehbar und ungewöhnlich
Der vierzehnjährige Frank und seine Mutter sind ein eingespieltes Mutter-Sohn-Team. Sie verbringen die Abende mit Filmen schauen und verfolgen auch sonst gemeinsame Rituale. Das ändert sich, als Franks ...
Der vierzehnjährige Frank und seine Mutter sind ein eingespieltes Mutter-Sohn-Team. Sie verbringen die Abende mit Filmen schauen und verfolgen auch sonst gemeinsame Rituale. Das ändert sich, als Franks Großvater nach achtzehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird. Franks Mutter fürchtet sich vor ihrem Vater und Frank spürt die Anziehung auf ihn, die von seiner Bedrohlichkeit ausgeht. Als er Frank auf der Straße zusammenschlägt, scheint sich ein dunkler Weg abzuzeichnen.
Als Ich-Erzähler taucht Frank des öfteren in seinen Gedanken ab und schildert seinem Umgang mit Schulnoten und wie er sich am liebsten die Zeit vertreibt: über Wörter nachdenken. Das macht den Text manchmal zäh und faszinierend zugleich. Frank sieht sich als Erwachsener, der in vielen Dingen noch wie ein Kind ist, der glaubt, sich ein bisschen mit Waffen auszukennen und bedauert, dass in Tierdokus nicht gezeigt wird, wie die Jäger ihre Beute zerfleischen. Er war mir als Erzähler nicht sympathisch, aber auch nicht unsympathisch. Manchmal war er mir ein Rätsel und einiges erschien mir frustrierend belanglos.
Vor allem das Ende von "Frankie" hat mich nachdenklich zurückgelassen und rückblickend steht vieles zwischen den Zeilen, was ich zuvor nicht zu deuten wusste. Gleichzeitig bleiben viele Fragen unbeantwortet, was ich sehr unbefriedigend fand. Frank beschreibt einen wichtigen Moment in seinem Leben und was passierte, als er die Verantwortung übernahm. Da ist dieses Spiel zwischen ihm und seiner Mutter, das funktioniert. Die Unruhe, die der Großvater in diese Dynamik bringt und was daraus wird, hat mich ziemlich überrascht. Es geht um das, was getan wird, nicht darum, warum es getan wird. Der Ausgang der Geschichte ist nicht vorhersehbar und beim Lesen war ich irgendwie immer in Alarmbereitschaft, hin- und hergerissen zwischen der sachlichen Erzählweise und der aufreibenden Handlung.
Hervorzuheben ist der Erzählstil: Mit klarer Sprache überzeugend geschrieben, entwickelt „Frankie" eine Anziehungskraft beim Lesen, die Gegensätze aufzulösen scheint und überrascht mit einer unvorhersehbaren Handlung. Ein Roman, der mir aber nicht im Gedächtnis bleiben wird.