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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.07.2017

Wunderschön gestaltetes Backbuch mit tollen Rezepten

Fräulein Glücklich backt
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Klassischer Blechkuchen, Marmeladen, Eis, süße Geschenke oder kleine Cupcakes und Törtchen. – Das Backbuch „Fräulein Glücklich backt“ von Silke Haun ist eigentlich viel mehr als das.

Das Buch kommt sehr ...

Klassischer Blechkuchen, Marmeladen, Eis, süße Geschenke oder kleine Cupcakes und Törtchen. – Das Backbuch „Fräulein Glücklich backt“ von Silke Haun ist eigentlich viel mehr als das.

Das Buch kommt sehr hochwertig daher: haptisch tolles Papier, einladende großformatige Fotos und eine besondere Schrift laden zum Stöbern ein.
Die Rezepte an sich sind sehr vielfältig. Es ist wirklich nicht nur Kuchen und Gebäck dabei, sondern auch tolle Rezepte für Gelees und Sirupe sowie für Leckereien wie Karamellbonbons, Baisers und Brause.
Die Beschreibungen der Rezepte sind gut verständlich, so dass das Nachbacken leichtfällt. Die Zutaten sind meist nicht so außergewöhnlich und exotisch, sondern leicht zu bekommen. Natürlich sind bestimmte Rezepte von saisonalem Obst abhängig, so dass sie sich nicht ganzjährig anbieten.

Ich schaue immer wieder gerne in das Buch und lasse mich inspirieren und werde sicherlich gerne das eine oder andere weiterhin daraus backen.

Veröffentlicht am 23.07.2017

Ein nachdenklicher stimmender Gender-Roman, der uns schonungslos den Spiegel vorhält

Die Gabe
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Überall auf der Welt entdecken Mädchen und Frauen, dass eine besondere Kraft / Gabe in ihnen erwacht. Sie können ohne weitere Hilfsmittel, nur mit der Kraft ihrer Hände, ihres Körpers, schmerzhafte Stromstöße ...

Überall auf der Welt entdecken Mädchen und Frauen, dass eine besondere Kraft / Gabe in ihnen erwacht. Sie können ohne weitere Hilfsmittel, nur mit der Kraft ihrer Hände, ihres Körpers, schmerzhafte Stromstöße senden.
Es fängt parallel an mit Allie, einem Mädchen aus einer Pflegefamilie in den USA, das eine schwierige Kindheit hat, mit Roxy aus einer Gangsterfamilie in London und mit Mädchen im Umfeld des jungen Mannes Tunde, der sich journalistischer Arbeit verschrieben hat. Im Laufe der Zeit greift die „Power“ immer weiter um sich und führt zu einer deutlichen Umkehr der Machtverhältnisse in der Gesellschaft, in der es Männer zunehmend schwerer haben. Sie müssen sich in einigen Ländern der Welt gegen Diskriminierung wehren, während sich die weltweite politische Lage weiter zuspitzt.

Der Roman „The Power“ von Naomi Alderman ist keine leichte Kost.
Die Geschichte wechselt in der Sichtweise zwischen den einzelnen handelnden Personen, d.h. es werden Kapitel aus der Sicht von Allie, Roxy und Tunde erzählt, sowie aus der Sicht der amerikanischen Politikerin Margot und ihrer Tochter Jocelyn.
Die Erzählweise ist sehr dicht und verlangt konzentriertes Lesen. Es ist kein Buch, das man zwischendurch zur Entspannung „weglesen“ kann.
In der Art und Weise, wie die Autorin die aktuelle Genderthematik aus unserer Gesellschaft aufgreift und uns durch eine schockierende Umkehr extremer Diskriminierungen zwischen Frauen und Männern einen Spiegel vorhält, ist der Roman extrem aufrüttelnd. Durch die sehr subtile und doch krasse Konstruktion wird man zum Nachdenken angeregt und hinterfragt manche Aufteilung von Rollen der Geschlechter, die uns zum Teil selbstverständlich erscheinen.
Die Handlung ist selbstverständlich vollkommen fiktiv.

Aus meiner Sicht ein guter und aufrüttelnder Roman zu einem wichtigen Thema, der zu Recht den „Baileys‘ Women’s Prize for Fiction“ 2017 erhalten hat.

(Ich habe den Roman in der englischen Originalausgabe gelesen.)

Veröffentlicht am 18.06.2017

Ruhrpott meets Berlin. Sehr frech und klamaukig.

Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte
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In Anna Baseners Roman "Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte" erzählt Bianca ihre Geschichte und die ihrer Oma, die in Essen Wirtschafterin in einem Hotel war. Nach der Beerdigung ihrer Freundin ...

In Anna Baseners Roman "Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte" erzählt Bianca ihre Geschichte und die ihrer Oma, die in Essen Wirtschafterin in einem Hotel war. Nach der Beerdigung ihrer Freundin Mitzi steht die Oma auf einmal bei Bianca in Berlin vor der Tür und will bei ihr einziehen.
Bianca arbeitet in Berlin als Kellnerin, möchte jedoch eigentlich ihren Lebensunterhalt damit verdienen, Unterhosen aus Seide zu nähen und über einen Internetshop zu verkaufen.
Als die Oma bei ihr auftaucht, sind auch deren Freunde zum Teil nicht weit, auch Biancas Vater kommt dann nach Berlin.
Und so kommen nach und nach die Umstände von Mitzis Tod ans Licht und dabei lässt es sich nicht vermeiden, dass Bianca mehr über das Leben ihrer Oma erfährt.

Die Geschichte wird aus Sicht von Bianca erzählt in einer Art und Weise, dass man als Leser das Gefühl hat, wirklich bei einer mündlichen Erzählung live dabei zu sein. Frappierend ist der Ruhrpott-Dialekt, das Ruhrdeutsch, der sich durch das gesamte Buch zieht.
Dadurch wirkt die Erzählung wahnsinnig authentisch.
Manchmal kann es nicht schaden, etwas laut vorzulesen.

Die Thematik an sich ist natürlich oft schlüpfrig und an der Grenze des politisch Korrekten.
Man darf als Leser keinen logischen Aufbau der Geschichte erwarten; wie in einer mündlichen Erzählung kommt man "vom Hölzken aufs Stöckscken". Man erfährt einiges aus der Vergangenheit von Biancas Oma, begleitet sie und die Oma durch Berlin und erfährt dann wieder etwas über die Vergangenheit von Omas Freunden.
Insgesamt ist die Geschichte witzig zu lesen, wenn man auch derben Humor mag.

Sehr erfrischend, rotzfrech und vor allem unkonventionnell mit einer Menge Ruhrpottflair!

Veröffentlicht am 15.06.2017

Witzige Märchennacherzählungen in Ruhrpott-Sprech

Wie sieht denn die Omma aus?!
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Sigi Domke erzählt bekannte Grimmsche Märchen wie Rotkäppchen, Hänsel und Gretel oder Froschkönig sowie andere Klassiker wie die Odyssee, die Weihnachtsgeschichte oder von Shakespeare nach - und zwar modern ...

Sigi Domke erzählt bekannte Grimmsche Märchen wie Rotkäppchen, Hänsel und Gretel oder Froschkönig sowie andere Klassiker wie die Odyssee, die Weihnachtsgeschichte oder von Shakespeare nach - und zwar modern und auf "Ruhrpott-Deutsch".

Da wird schon einmal ein Märchen nach Essen oder Wattenscheid verlegt, es kommen Handyklingeltöne und Gameboys vor und vor allem sprachlich begegnet man echten Ruhrpott-Ausdrücken oder Sprichwörtern.

Insgesamt ist die Lektüre dieses Büchleins recht kurzweilig und eignet sich für die einzelnen Geschichten auch gut zum Vorlesen.

Da der Dialekt gesprochen noch besser ankommt, ist lautes Lesen sicherlich in manchen Fällen sowieso zu empfehlen.

An vielen Stellen musste ich wirklich laut lachen, weil sehr viele lustige Ideen in der sehr direkten und herzlichen Art der Menschen aus dem Ruhrgebiet untergebracht sind. So ist z.B. die Beschreibung sehr witzig gewesen, dass bestimmte Blumen genauso süchtig machen wie die Bundesliga.

Für eine kurzweilige Lektüre oder auch als nettes Geschenk für Menschen, die im Ruhrgebiet leben, sicherlich zu empfehlen.

Veröffentlicht am 08.06.2017

Leichte Unterhaltung, aber anders als erwartet

Gegen Liebe ist kein Kraut gewachsen
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Lilian ist Anfang 30 und hat vor vier Jahren ihren Mann aufgrund eines Verkehrsunfalls verloren. Nun lebt sie in ihrem Haus in Kalifornien allein mit zwei kleinen Töchtern Clare und Annabel (5 und 7 Jahre) ...

Lilian ist Anfang 30 und hat vor vier Jahren ihren Mann aufgrund eines Verkehrsunfalls verloren. Nun lebt sie in ihrem Haus in Kalifornien allein mit zwei kleinen Töchtern Clare und Annabel (5 und 7 Jahre) und einem großen Hund, arbeitet in ihrem Beruf als Illustratorin und funktioniert im Wesentlichen ihren Kindern zuliebe.
Trotz ihrer Schwester Rachel, die sich in ihrer eigenen Art intensiv um Lilian und ihre Nichten kümmert, hat Lilian nicht so richtig ins Leben zurückgefunden.
Ihre Chefin setzt sie dann auf ein Sonderprojekt an, bei dem sie eine Gartenenzyklopädie illustrieren soll, und hierfür meldet die Chefin sie kurzerhand zu einem Gartenbaukurs an, in dem die Teilnehmer an sechs Samstagen Wesentliches über den Anbau von Obst und Gemüse lernen sollen.

Insgesamt lässt sich das Buch - trotz einiger etwas holpriger Übersetzungen in der deutschen Ausgabe - recht flüssig lesen.
Die beiden Kinder sind einfach herrlich gezeichnet, wie sie so direkt und unverblümt kommunizieren.
Die Hauptfigur Lilian, die die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt, ist auch so glaubwürdig dargestellt, dass man ihre Trauer, ihre Gedanken und Handlungen nachvollziehen kann.
Der Roman unterhält und berührt und lässt sich gut zwischendurch lesen.

Nett sind auch die zwischen die Kapitel eingeflochtenen Tipps zum Gemüseanbau.

Wer jedoch einen Roman erwartet, in dem Gartenszenen eine größere Rolle spielen, wird seine Erwartungen nicht erfüllt sehen.
Insofern wecken das Cover und der Klappentext vielleicht falsche Erwartungen.

Insgesamt aber eine lohnende Lektüre, wenn man leichte Unterhaltung mag.