Unnötiger Gegenwartsstrang
Die Zeit zwischen unsMir fällt die Rezension zu diesem Roman ein bisschen schwer, denn ich hatte mir von "Die Zeit zwischen uns" eine emotionale und interessante Geschichte erwartet. Dies ist leider nur teilweise eingetroffen. ...
Mir fällt die Rezension zu diesem Roman ein bisschen schwer, denn ich hatte mir von "Die Zeit zwischen uns" eine emotionale und interessante Geschichte erwartet. Dies ist leider nur teilweise eingetroffen. Durch den Klappentext hatte ich eine gewisse Idee, wie der Roman sein könnte, jedoch traf dies überhaupt nicht zu. Das ist einerseits gut, denn somit war die Geschichte nicht vorhersehbar, aber auf der anderen Seite hat mich der Roman wirklich enttäuscht.
Der Vergangenheitsstrang um Elise, die in Esperance in der Normadie lebt, hat mir gut gefallen, auch wenn dieser Teil teilweise sehr melancholisch und deprimierend war.
Der Gegenwartsstrang konnte mich hingegen überhaupt nicht abholen und war meiner Meinung nicht nur unnötig, sondern wurde zudem auch nicht aufgeklärt....etwas was ich überhaupt nicht mag.
1937. Die junge Französin Elise kümmert sich seit dem Tod ihres Vaters um ihre depressive Mutter, die kaum mehr am Leben teilnimmt. Einzig ihre Nachbarn, die eine Bäckerei betreiben, kümmern sich liebevoll um die junge Frau. Als ihr Bruder Philippe, der in Paris studiert, kurz zu Besuch kommt, lernt sie den Amerikaner William kennen. Die Beiden verlieben sich ineinander. Ein intensiver Briefwechsel und einige gestohlene Tage in Paris - mehr bleibt den Verliebten nicht, denn William verliert sein Leben, als er in den Krieg zieht. Das ist kein Spoiler, denn es steht in der Inhaltsangabe und passiert auch gleich zu Beginn des Buches.
2009 fliegt Lucy nach der Trennung von ihrem Freund und dem Tod ihres Großvaters spontan nach Frankreich. Ihr Opa Hank sprach sehr oft von seiner Zeit während des Krieges in Frankreich. Er wollte ihr den Flecken zeigen, wo er ihre Großmutter kennenlernte. Doch dazu kam es nicht mehr. Lucy begibt sich auf Spurensuche...
Der Roman besteht aus drei Teilen und wechselt vorallem im ersten Teil sehr oft zwischen den beiden Zeitsträngen. Erst in den beiden anderen Teilen bekommt man ein besseres Verständnis für die Geschehnisse rund um Elise, Hank und Lucy.
Leider machte mir der Gegenwartsstrang keinen richtigen Spaß. Lucy reist völlig unvorbreitet in die Normandie und auch die Autorin kam mir in manchen Bereichen sehr "blauäugig" vor, was Europa und den Zweiten Weltkrieg betrifft. Selbst bei der Erzählung, wie Lucy durch die Straßen geht und die alten Häuser und die wunderschönen Kirchen beschreibt, erkennt man, dass hier keine Europäerin schreibt. Das wäre nicht schlimm, wenn es nicht auch noch ein paar kleine Recherchefehler geben würde....
Generell liegt es aber vorallem daran, dass ich vom total offenen Ende im Gegenwartsstrang enttäuscht bin. Für mich fühlte er sich im Nachhinein völlig überflüssig an. Der Roman hätte auch als rein historischer Roman ohne Gegenwartsstrang funktioniert und hätte mir viel besser gefallen. Lucy bleibt auch als Hauptfigur blass und ich konnte nicht wirklich eine Verbindung zu ihr herstellen. Leider bleiben auch viele Handlungsstränge oder kleine Andeutungen, die Lucy aufgreifen hätte können, um mehr über ihre Vergangenheit zu erfahren, völlig offen. Diese verlaufen einfach im Sand...
Der Vergangenheitsstrang rund um Elise, William und Hank hat mir hingegen sehr gut gefallen (darum auch 3 Sterne und nicht weniger). Er ist jedoch sehr melancholisch und zieht einem beim Lesen ziemlich runter. Die dramatischen Geschehnisse vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg sind sehr emotional. Vorallem das Schicksal von Elise ließ mich nicht wirklich kalt. Anfangs tat sie mir sehr leid, jedoch wandelten sich meine Gefühle nach Kriegsende eher in Wut und Unverständnis, denn ich konnte ihr Verhalten einfach nicht verstehen. Zusätzlich war mir der Zeitsprung von 1939 zu 1944 zu groß.
Der Roman ist durchgehend schwermütig und der Schreibstil eher einfach gehalten, wenn auch teilweise sehr bildhaft. Die Figuren blieben im Gegenwartsstrang sehr blass, im Vergangenheitsstrang hingegen hatte ich viele von ihnen vor Augen.
Fazit:
Mich hat die Geschichte leider ziemlich enttäuscht. Der Gegenwartsstrang hatte zu viele lose Enden und es bleibt vieles offen. Der Vergangenheitsstrang konnte mich jedoch größtenteils mitnehmen und deswegen vergebe ich gerade noch 3 Sterne.