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Veröffentlicht am 19.02.2023

Unnötiger Gegenwartsstrang

Die Zeit zwischen uns
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Mir fällt die Rezension zu diesem Roman ein bisschen schwer, denn ich hatte mir von "Die Zeit zwischen uns" eine emotionale und interessante Geschichte erwartet. Dies ist leider nur teilweise eingetroffen. ...

Mir fällt die Rezension zu diesem Roman ein bisschen schwer, denn ich hatte mir von "Die Zeit zwischen uns" eine emotionale und interessante Geschichte erwartet. Dies ist leider nur teilweise eingetroffen. Durch den Klappentext hatte ich eine gewisse Idee, wie der Roman sein könnte, jedoch traf dies überhaupt nicht zu. Das ist einerseits gut, denn somit war die Geschichte nicht vorhersehbar, aber auf der anderen Seite hat mich der Roman wirklich enttäuscht.

Der Vergangenheitsstrang um Elise, die in Esperance in der Normadie lebt, hat mir gut gefallen, auch wenn dieser Teil teilweise sehr melancholisch und deprimierend war.
Der Gegenwartsstrang konnte mich hingegen überhaupt nicht abholen und war meiner Meinung nicht nur unnötig, sondern wurde zudem auch nicht aufgeklärt....etwas was ich überhaupt nicht mag.

1937. Die junge Französin Elise kümmert sich seit dem Tod ihres Vaters um ihre depressive Mutter, die kaum mehr am Leben teilnimmt. Einzig ihre Nachbarn, die eine Bäckerei betreiben, kümmern sich liebevoll um die junge Frau. Als ihr Bruder Philippe, der in Paris studiert, kurz zu Besuch kommt, lernt sie den Amerikaner William kennen. Die Beiden verlieben sich ineinander. Ein intensiver Briefwechsel und einige gestohlene Tage in Paris - mehr bleibt den Verliebten nicht, denn William verliert sein Leben, als er in den Krieg zieht. Das ist kein Spoiler, denn es steht in der Inhaltsangabe und passiert auch gleich zu Beginn des Buches.

2009 fliegt Lucy nach der Trennung von ihrem Freund und dem Tod ihres Großvaters spontan nach Frankreich. Ihr Opa Hank sprach sehr oft von seiner Zeit während des Krieges in Frankreich. Er wollte ihr den Flecken zeigen, wo er ihre Großmutter kennenlernte. Doch dazu kam es nicht mehr. Lucy begibt sich auf Spurensuche...

Der Roman besteht aus drei Teilen und wechselt vorallem im ersten Teil sehr oft zwischen den beiden Zeitsträngen. Erst in den beiden anderen Teilen bekommt man ein besseres Verständnis für die Geschehnisse rund um Elise, Hank und Lucy.
Leider machte mir der Gegenwartsstrang keinen richtigen Spaß. Lucy reist völlig unvorbreitet in die Normandie und auch die Autorin kam mir in manchen Bereichen sehr "blauäugig" vor, was Europa und den Zweiten Weltkrieg betrifft. Selbst bei der Erzählung, wie Lucy durch die Straßen geht und die alten Häuser und die wunderschönen Kirchen beschreibt, erkennt man, dass hier keine Europäerin schreibt. Das wäre nicht schlimm, wenn es nicht auch noch ein paar kleine Recherchefehler geben würde....
Generell liegt es aber vorallem daran, dass ich vom total offenen Ende im Gegenwartsstrang enttäuscht bin. Für mich fühlte er sich im Nachhinein völlig überflüssig an. Der Roman hätte auch als rein historischer Roman ohne Gegenwartsstrang funktioniert und hätte mir viel besser gefallen. Lucy bleibt auch als Hauptfigur blass und ich konnte nicht wirklich eine Verbindung zu ihr herstellen. Leider bleiben auch viele Handlungsstränge oder kleine Andeutungen, die Lucy aufgreifen hätte können, um mehr über ihre Vergangenheit zu erfahren, völlig offen. Diese verlaufen einfach im Sand...

Der Vergangenheitsstrang rund um Elise, William und Hank hat mir hingegen sehr gut gefallen (darum auch 3 Sterne und nicht weniger). Er ist jedoch sehr melancholisch und zieht einem beim Lesen ziemlich runter. Die dramatischen Geschehnisse vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg sind sehr emotional. Vorallem das Schicksal von Elise ließ mich nicht wirklich kalt. Anfangs tat sie mir sehr leid, jedoch wandelten sich meine Gefühle nach Kriegsende eher in Wut und Unverständnis, denn ich konnte ihr Verhalten einfach nicht verstehen. Zusätzlich war mir der Zeitsprung von 1939 zu 1944 zu groß.

Der Roman ist durchgehend schwermütig und der Schreibstil eher einfach gehalten, wenn auch teilweise sehr bildhaft. Die Figuren blieben im Gegenwartsstrang sehr blass, im Vergangenheitsstrang hingegen hatte ich viele von ihnen vor Augen.


Fazit:
Mich hat die Geschichte leider ziemlich enttäuscht. Der Gegenwartsstrang hatte zu viele lose Enden und es bleibt vieles offen. Der Vergangenheitsstrang konnte mich jedoch größtenteils mitnehmen und deswegen vergebe ich gerade noch 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 25.01.2023

Konnte mich leider nicht richtig abholen

Die Tochter des Zementbarons
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Der Roman ist mir bereits auf Instagram aufgefallen und hat mein Interesse geweckt, denn in "Die Tochter des Zementbarons" ist die Hauptfigur Anna Kran eine überzeugte Nationalistin.

Anna ist in einer ...

Der Roman ist mir bereits auf Instagram aufgefallen und hat mein Interesse geweckt, denn in "Die Tochter des Zementbarons" ist die Hauptfigur Anna Kran eine überzeugte Nationalistin.

Anna ist in einer wohlhabenden Familie aufgewachsen und mit ihren 22 Jahren noch immer etwas weltfremd. Sie ist die typische Vertreterin der reichen Bevölkerung, die sich als von Gott gegeben ansehen und denkt, dass es ihnen zusteht in diese Kreise hineingeboren worden zu sein. Anna hat deshalb meine Sympathie lange Zeit nicht wirklich errungen. Sie ist der festen Überzeugung, dass sich ihr 17jähriger Bruder Gerhard freiwillig für den Kriegseinsatz zu melden hat, um das Vaterland zu verteidigen. Sie schreckt auch nicht davor zurück junge Sozialisten zu verraten und diese an die Front zu schicken. Einer davon ist Johann, der im Zementwerk ihres Vaters arbeitet und seine hochschwangere Frau Mina zurücklassen muss, die bald kein Einkommen mehr hat und kaum ihr Kind versorgen kann.
Trotzallem möchte Anna selbst etwas bewegen und selbst für Kaiser und Vaterland einstehen. Sie möchte sich zur Lazarettschwester ausbilden lassen und setzt sich gegen ihren Vater durch. Anna kümmert sich um die ersten Verletzten, die in ihrer Heimatstadt Blaubeuren eingeliefert werden. Dabei ist auch der evangelische Pastor Hans Wilhelm, der aus Santoppen, im ehemaligen Ostpreußen, kommt....

Ich kann nicht genau sagen, warum mich die Story nicht wirklich mitgenommen hat. Mich nervte Anna auf vielen Ebenen. Ihre Lazarettschwesterausbildung kam mir sehr unzulänglich vor und war wahrscheinlich im Vergleich zu ähnlichen Ausbildungen im Zweiten Weltkrieg einfach noch harmloser und dieser Zeit geschuldet. Ich kenne aus Büchern bisher nur die Einsätze von Lazarettschwestern ab 1940, die oftmals sofort nach der Ausbildung an die Front geschickt wurden und Grauenhaftes erleben mussten. Anna hingegen wechselt gerade mal Verbände und bringt ein Glas Wasser zu trinken....für eine wohlbehütetet Tochter eines reichen Fabrikanten aber sicher schon ein großer Fortschritt.
Gefallen hat mir, dass sich Anna weiterentwickelt und langsam ein richtiges Bild von der Welt der Arbeiter und des Krieges bekommt. Sie bereut und versucht einiges wieder gut zu machen. Ihre Wandlung erfolgt Schritt für Schritt und ist somit authentisch dargelegt.

Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und ich konnte mir jeden von ihnen bildlich vorstellen. Sie haben Ecken und Kanten und wirken lebendig.

Für mich nahm auch die Liebesgeschichte etwas zu viel Raum ein. Anna entflammt zuerst für Ludwig und kurze Zeit später für Hans Wilhelm. Diese Verliebtheiten konnte ich nicht nachempfinden.

Ein besonderes Stilmittel sind die Feldpostbriefe, die die Autorin eingebaut hat und die in einer anderen Schriftart gedruckt sind. Sie sind von Gerhard an seine Familie und von Johann an Mina gerichtet. Dabei verwendet er unsichtbare Tinte, die Mina von den wahren Schrecken des Krieges erzählen. Die verwendeten Schriftarten lassen sich leider nicht sehr gut lesen, was ich sehr schade fand.

Die Leserinnen der Leserunde waren vom Buch begeistert. Ich kann mich der Begeisterung leider nicht anschließen, denn der Funke ist irgendwie nicht übergesprungen. Die Charaktere und die Entwicklungen hat die Autorin allerdings sehr gut dargestellt, ebenso wie die Unsinnigkeit des Krieges. Macht euch daher bitte selbst ein Bild, wenn euch der Inhalt interessiert.

Fazit:
Ein historischer Roman mit christlichen Aspekten, der den Wandel einer jungen Frau von einer begeisterten Nationalistin zu einer Skeptikerin aufzeigt. Tolle Figurenbildung und Einblicke in soziale Ungleichheiten. Trotzdem konnte mich der Roman und vorallem die Liebesgeschichte nicht wirklich abholen.

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Veröffentlicht am 19.11.2022

Tanz auf Eis

Dating on Ice
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Letztes Jahr im August habe ich mein erstes Buch von Jennifer Iacopelli gelesen. In "Goldmädchen" ging es ebenfalls um Sport und zwar um Kunstturnen. Im neuem Roman erkennt man bereits am Cover und am ...

Letztes Jahr im August habe ich mein erstes Buch von Jennifer Iacopelli gelesen. In "Goldmädchen" ging es ebenfalls um Sport und zwar um Kunstturnen. Im neuem Roman erkennt man bereits am Cover und am Titel, dass sich diesmal die Geschichte ums Eislaufen bzw. Eistanzen dreht. Ich liebe es Eisläufern zuzusehen - leider wird bei uns in Österreich kaum ein Wettbewerb übertragen (auch nicht auf diversen Sportkanälen) oder zur sehr später Stunde, was ich sehr schade finde. Obwohl ich nicht zur Zielgruppe der Geschichte gehöre, habe ich mich sehr gefreut ein weiteres Buch der Autorin lesen zu dürfen.

Die 16-jährige Adriana Russo kommt aus einer Eiskunstläufer-Familie. Die Russo's besitzen eine eigene Eisbahn, auf der nicht nur Adriana, ihre ältere Schwester Elisa und ihr jüngere Schwester Maria trainieren, sondern auch weitere talentierte Eisläufer, die von der Olympiade träumen.
Adriana ist eine der vielversprechendsten Eistänzerinnen aus dem amerikanischen Team. Sie soll demnächst bei der Junioren-Weltmeisterschaft Gold gewinnen. Daran hängt nicht nur die Familienehre, sondern leider auch die Eisbahn der Familie, die stark verschuldet ist.
Ihr Vater fördert jedoch vorallem ihre ältere Schwester Elisa, die vor ihrem erstem Olympiaauftritt steht. Vom Eistanzen hält Adrianas Vater weniger, was er seiner mittleren Tochter auch spüren lässt. Dabei besitzt Adriana das größte Talent der drei Schwestern. Vor einigen Jahren musste sie sich jedoch von ihrem damaligen Eistanz-Partner und besten Freund Freddie trennen, um auf der Karriereleiter voranzukommen. Seitdem tanzt sie mit Brayden übers Eis. Um mehr Sponsoren auf sich aufmerksam zu machen und einige der hohen Schulden zu tilgen, lässt sich Adriana auf einen Deal ein. Brayden und sie sollen vortäuschen ein Liebespaar zu sein. Die Probleme beginnen jedoch, als ihr ehemaliger Tanzpartner und große Liebe Freddie wieder in ihr Leben tritt und Elisa alles versucht Brayden für sich zu gewinnen..

Ich hatte mir von diesem Roman ähnliches erwartet, wie bei "Goldmädchen", dass sich viel mit dem Leistungssport und Missbrauch befasst hat. Jennifer Iacopelli hat mir Kunstturnen in ihrem Romman näher gebracht. Bei "Dating on Ice" erhoffte ich mir ähnliches... Leider wurden Themen wie Leistungsdruck oder familiäre Probleme sehr oberflächlich behandelt und zu schnell gelöst.
Im Vordergrund steht die Dreiecks-Liebesgeschichte, die eigentlich nicht wirklich eine ist. Auch der Klappentext führt etwas in die Irre. Manche Leser:innen in der Leserunde hatten sich von der Geschichte etwas anderes erwartet und waren enttäuscht. Ich hatte mich nicht wirklich auf die Liebesgeschichte fokussiert, sondern erwartete mehr Einblicke in den Lesitungssport - und wurde ebenfalls enttäuscht. Aus der Geschichte hätte man eindeutig mehr herausholen können.

Der Roman wird aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Adriana erzählt. Ich habe sie schnell ins Herz geschlossen, denn sie denkt in erster Linie an andere und nicht an sich selbst. Jedoch ist dass in ihrem Beruf nicht immer von Vorteil. Zusätzlich wird sie von ihrer Familie schamlos ausgenutzt und unter Druck gesetzt.
Einige der Nebenfiguren blieben für mich etwas blass und ich weiß, dass einige Leser:innen mit der Art und Weise, wie sich das Liebesdreieck entwickelt hat, nicht so ganz zufrieden sind.

Der Schreibstil hat mir wieder gut gefallen. Der Roman lässt sich flüssig lesen, man erlebt die Gefühlswelt der Hauptprotagonistin auf allen Ebenen. Die Entwicklung von Adriana hat mir ebenfalls gut gefallen.

Fazit:
Eine nette Geschichte, die jedoch zu sehr an der Oberfläche kratzt. Vielleicht bin ich aber schon zu alt für diesen Roman, der jetzt an den kommenden Wintertagen sicherlich eine unterhaltsame Lektüre für junge Leser:innen sein kann. 

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Veröffentlicht am 12.11.2022

Man muss sich darauf einlassen

Frau in den Wellen
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Die Rezension zu diesem Buch fällt mir sehr schwer. Es hat gemischte Gefühle bei mir erzeugt und der Einstieg war alles andere als einfach.
Da ich aber bereits ein Buch der Autorin gelesen habe (Die Lichtsammlerin) ...

Die Rezension zu diesem Buch fällt mir sehr schwer. Es hat gemischte Gefühle bei mir erzeugt und der Einstieg war alles andere als einfach.
Da ich aber bereits ein Buch der Autorin gelesen habe (Die Lichtsammlerin) wusste ich, dass ich noch einiges erwarten konnte....und so war es auch.

Im ersten Drittel wusste ich nicht so recht wohin uns die Autorin führen will und was uns Joni erzählen möchte. Beatrix Kramlovsky schreibt ihre Geschichte nicht linear, sondern springt in den Zeiten und dies oftmals sehr willkürlich. Das macht es den Leser:innen etwas schwer.
Am Beginn lernen wir Joni als Kind kennen, die im österreichischen Alpenvorland - nicht weit von mir entfernt - aufgewachsen sein muss. Ihre Beschreibungenm vom Leben auf dem Lande bei ihrer Tante Federspiel ähnelt meinem in vielen Bereichen. Nur das Elternbild ist ein völlig anderes, denn Jonis Eltern sind Hippies. Trotz ihrer angesehenen Berufe - Helli ist Notarin, Didi Professor am Gymnasium - bevorzugen sie den eher unsteten Lebenswandel mit Drogen und Demonstrationen in der Wiener Hauptstadt.

"Sie schwammen auf den Wellenkämmen des Wiederaufbaus und leisteten sich den Luxus, sich darüber lustig zu machen. Es war durch und durch verlogen; vielleicht konnte der Hanf einen Schleier darüberlegen" - Zitat Seite 13

Hellis Schwangerschaft ist nicht geplant und so bleibt Joni ein eher unerwünschtes Anhängsel, dass Liebe und Geborgenheit allein bei ihrer Tante Federspiel findet. Im Nachbarsmädchen Uli findet sie eine gute Freundin, die sie ihr Leben lang begleiten wird.
Diese Fakten musste ich mir oftmals vor Augen halten, wenn ich mit der erwachsenen Joni wenig anfangen konnte. Joni ist Anfang Fünfzig und eine Karrierefrau durch und durch. Sie lebt das Leben eines karrierebewussten Mannes und liebt ihr rastloses Leben. Es hat ihr ein Einkommen beschert, von dem die meisten Frauen nur träumen können. Für sie hat sich die Gleichberechtigung tatsächlich erfüllt. Sie hat einige sehr gute Freunde, die in der ganzen Welt verstreut sind und ein ähnliches Lebensbild leben.

Schon die Werbung für den Roman suggeriert, dass es bei Männern als ganz normal wahrgenommen wird, wenn sie ihre Karriere forcieren und wenig zu Hause sind. Doch wenn eine Frau durch die Weltgeschichte reist und die Kinder beim Ehemann aufwachsen, zerreißt man sich das Maul. Dass war aber nicht der Punkt, warum ich sie nicht immer verstehen konnte. Joni blieb mir einfach zu fremd. Sie wirkt wie eine Überfrau, die sich die Sahnestückchen im Leben herausnimmt. Ich hatte eher einen Roman erwartet, der den herausfordernden Spagat zwischen Beruf, Familie und Kinder beschreibt. Mit einer "perfekten" Frau, die sich einzig dem Beruf widmet und den Rest ihrer Familie die Alltagsprobleme erledigen lässt, hatte ich nicht gerechnet. Erst als Jonis heranwachsender Sohn mit einer unbedachten Social Media-Post eine Lawine von Shitstorms und Hasskommentaren lostritt, ändert sich etwas in ihrem Leben. Doch die überprivilegierte Frau erscheint trotzallem unnahbar, um am Cybermobbing zu zerbrechen. Sie lässt lieber andere agieren und handeln...

Der vielschichtige Roman berührt so einige typische Themen unserer Zeit: Geschlechterrollen, Rassismus und globale Ungerechtigkeiten. Und trotzdem will er einfach zu viel. Es gibt mehrere Handlungsstränge, sowie eine Vielzahl an aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen. Alles wird eher nur angerissen, aber nicht intensiver beleuchtet.

Der Schreibstil ist anspruchsvoll, oftmals poetisch und der Plot dicht. Man sollte diesen Roman nicht parallel mit einem anderen Buch und eher zügig lesen, damit man sich völlig der Geschichte widmen kann. Die vielen Zeitsprünge und einige Figuren erfordern anfangs ganze Konzentration. Man muss in Jonis Geschichte hineinfinden - mögen muss man sie trotzdem nicht.

Fazit:
Ein eher schwieriges Buch, welches wichtige, aber zu viele Themen anspricht. Es fordert heraus und lässt einem seine Rolle im Leben reflektieren. Ich mag den Schreibstil der Autorin und fand ihn schon in "Die Lichtsammlerin" großartig. "Frau in den Wellen" lässt mich hingegen zwiespältig zurück. Ich kam nicht nur Joni nicht nah, sondern fand auch nur teilweise richtig in die Geschichte.

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Veröffentlicht am 02.11.2022

Im ewgen Eis

The Dark
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Ein weiterer Locked-Room Thriller hat mich erreicht =) Ich mag diese Art von Krimis/Thriller sehr.
Diesmal sind wir auf einer Forschungsstation in der Antarktis. Für die Notärztin Kate North ist es eine ...

Ein weiterer Locked-Room Thriller hat mich erreicht =) Ich mag diese Art von Krimis/Thriller sehr.
Diesmal sind wir auf einer Forschungsstation in der Antarktis. Für die Notärztin Kate North ist es eine Flucht aus ihrem derzeitigen Leben, als sie sich für den Job auf einer UN-Forschungsstation im ewigen Eis bewirbt. Sie springt für den verunglückten französischen Stationsarzt Jean-Luc ein. Sie erwartet ein ganzes Jahr voller Dunkelheit und Kälte im ewigen Eis...und ein Mörder.

Die gnadenlose Kälte schließt 13-köpfige Crew in der Forschungsstation ein und die monatelange Dunkelheit bringt nach und nach alle an ihre Grenzen. Schon nach kurzer Zeit ahnt Kate, dass der Tod ihres Vorgängers kein Unfall gewesen ist. Als es zu einem weiteren Todesfall auf der Station kommt, ist sich Kate sicher, dass sich ein Mörder unter ihnen befindet. Wem kann sie noch trauen?

Die Atmosphäre im ewigen Eis, die andauernde Dunkelheit und die Kälte hat Emma Haughton großartig eingefangen. Das dunkelblaue/nachtschwarze Cover mit der Taschenlampe und den erhabenen Eiskristallen ist richtig gelungen. Ich konnte mir die Kälte, die Dunkelheit und die Abgeschiedenheit im Eis sehr gut vorstellen. Verbindungen zur Außenwelt gibt es keine mehr, nachdem Kate eingetroffen und die Wintermonate begonnen haben.

Kate leidet seit einem schweren Unfall unter massiven Ängsten und ist tablettenabhängig. Wie sie den Gesundheitscheck bestanden hat, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Auch während des Aufenthaltes greift sie regelmäßig in den Medikamentenschrank. Die klaustrophobische Enge auf der Forschungsstation und die Locked Room Thematik tun das Übrige.
Kate nervt außerdem regelmäßig mit ihren impulsiven und unbedachten Äußerungen und Handlungen. Die Spannung zwischen den Teilnehmern der Forschungsstation wird immer deutlicher und sorgt für eine greifbare Dramatik in der Geschichte.

Erzählt wird aus der Ich-Perspektive von Kate. Ihr Geheimnis wird nach und nach aufgedeckt. Bis die Handlung jedoch an Fahrt aufnimmt, dauert es einige Zeit. Zuerst werden alle zwölf Teilnehmer vorgestellt. Dabei hilft auch das Personenverzeichnis gleich am Anfang des Buches. Trotzden sind die Charaktere nur teilweise gut ausgearbeitet. Einige aus der internationalen Forschercrew hatte ich immer bildhaft vor Augen und konnte sehr schnell eine Beziehung zu ihnen aufbauen. Andere blieben allerdings blass und hinterließen bis zum Ende keinen bleibenden Eindruck.

Im letzten Drittel kommt die langersehnte Spannung auf und ich habe das Buch dann in einem Rutsch durchgelesen. Der Showdown ist gelungen und bietet jede Menge Nervenkitzel. Dabei kommt es jedoch auch zu einigen Logikfehlern. Am Ende fragte ich mich: Was war eigentlich das Motiv des Täters? Dazu gibt es nämlich keine Erklärung...


Fazit:
Tolles Setting und wunderbare atmosphärische Stimmung im ewigen Eis. Die aufkommende Spannung zwischen der Forschercrew ist gelungen, jedoch kommt der Thriller erst so richtig ab der zweiten Hälfte in Fahrt. Am Ende fragte ich mich jedoch, was eigentlich das Motiv des Täters war? Für ein Debüt nicht schlecht, aber es gibt noch jede Menge Luft nach oben.

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