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Veröffentlicht am 08.02.2023

Die inneren Eltern

Das Vermächtnis deiner inneren Eltern
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Die Begrifflichkeit und das Konzept des inneren Kindes ist sicherlich einigen geläufig. Von den inneren Eltern habe ich hingegen zum ersten Mal in Kim Fohlensteins Buch gelesen. Die inneren Eltern sind ...

Die Begrifflichkeit und das Konzept des inneren Kindes ist sicherlich einigen geläufig. Von den inneren Eltern habe ich hingegen zum ersten Mal in Kim Fohlensteins Buch gelesen. Die inneren Eltern sind dabei all die Erfahrungen, die wir mit unseren leiblichen Eltern gemacht haben. Neben positiven Erfahrungen haben wir auch Verletzungen und Enttäuschungen erlebt, die sich nun innerhalb des Selbstbildes, in das wir als Kind hineinerzogen wurden, verankert. Dieses Selbstbild begegnet uns im Alltag immer wieder, sodass die inneren Eltern immer aktiv an unseren Empfindungen und Verhaltensweisen beteiligt sind.

Kim Fohlenstein stellt allem einen umfassenden theoretischen Teil voran, in dem sie auf ihr Konzept der inneren Eltern eingeht, die einzelnen Aspekte und Zusammenhänge erläutert und durch vielfältige Praxisbeispiele aus ihrem Berufs- und Praxisalltag untermauert und veranschaulicht. Im Anschluss daran gibt sie Tipps und Übungen an die Hand, in der wie die Handlungen unserer inneren Eltern beeinflussen können, uns eine bessere Selbstreflexion gelingt und wir mit uns besser in Kontakt kommen.

Auch wenn die Sprache nicht sonderlich anspruchsvoll ist, schwingt inhaltlich so viel mit und es hat mich teilweise viel Zeit gekostet, einzelne Kapitel zu lesen und das Gelesene zu verstehen, zu hinterfragen und dem nachzufühlen. "Das Vermächtnis deiner inneren Eltern" ist also kein Buch, was man mal eben zwischendurch oder kurz vor dem Schlafengehen lesen kann. Einiges war für mich sehr abstrakt und nicht greifbar, vieles andere fand ich sehr verständlich und nachvollziehbar. Ich denke, wer sich für die Thematik interessiert, kann hier einige interessante Ansätze und Übungen mitnehmen.

Veröffentlicht am 01.02.2023

Solider Trilogie-Auftakt

Die Wintergarten-Frauen. Der Traum beginnt
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Nina von Veltheim wächst in Brandenburg auf Gut Neu-Mahlen auf. Gemeinsam mit ihrer Familie wartet sie 1917 auf die Rückkekhr ihres Vaters, der von der Front für Heimaturlaub zu ihnen kommen soll. Statt ...

Nina von Veltheim wächst in Brandenburg auf Gut Neu-Mahlen auf. Gemeinsam mit ihrer Familie wartet sie 1917 auf die Rückkekhr ihres Vaters, der von der Front für Heimaturlaub zu ihnen kommen soll. Statt ihres Vaters taucht ein junger Soldat auf, der der Familie die Todesnachricht überbringt und sie so in tiefe Trauer stürzt. Nina stand schon immer gern im Mittelpunkt, inszenierte sich für ausgedachte Auftritte und träumt seit jeher davon, auf großen Theaterbühnen zu stehen. Nach dem Tod ihres Vater legt ihr Zwillingsbruder Carlos nun sämtliches Geld zusammen, um Nina nach Berlin ans Theater zu bringen, damit sie dort ihre Träume wahrmachen kann. In Berlin erlebt sie einen holprigen Neuanfang, lernt jedoch nach kurzer Zeit Sonia und Jenny kennen, mit denen sie die von Männern dominierte Theaterwelt erobern möchte.

Bisher habe ich noch kein Buch von Charlotte Roth gelesen, habe jedoch viel Positives über ihren flüssigen Schreibstil und ihre sorgfältige Recherche und glaubhafte Einbindung gehört. Daher war die Wintergarten-Trilogie der ideale Anlass für mich, die Autorin kennenzulernen.
Ihren Schreibstil empfinde ich als sehr angenehm, konnte mich auch gut in die Goldenen Zwanziger in Berlin einfühlen und nahm ihr diese Atmosphäre ab. Allerdings blieb Nina als Figur lange Zeit recht blass für mich und ich empfand einige Passagen als Längen.

Der Glanz des Theaters, die politische Situation und das Auftreten der Männer gegenüber Frauen waren gut dargestellt und ließen so auch den Widerstand und die Kampfbereitschaft der drei Frauen nachvollziehbar lesen. So zeichnen sie Mut und ein starkes Auftreten aus.

Die wechselnden Perspektiven und die unterschiedlichen Zeitebenen, auf denen erzählt wurden, regten meinen Lesefluss an und gestalteten mir so kurzweilige Lesestunden.
Ein solider Auftakt der neuen Trilogie, würde ich sagen.

Veröffentlicht am 01.02.2023

Tragische Lebensgeschichten

Café Leben
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Nachdem Henrietta Lockwoods letzte Arbeitsstelle ein abruptes Ende nahm, macht sie sich auf die Suche nach einem neuen Job. Empathie ist nicht gerade ihre Stärke, aber da sie gern schreibt, bewirbt sie ...

Nachdem Henrietta Lockwoods letzte Arbeitsstelle ein abruptes Ende nahm, macht sie sich auf die Suche nach einem neuen Job. Empathie ist nicht gerade ihre Stärke, aber da sie gern schreibt, bewirbt sie sich dennoch für das Projekt "Lebensbuch". Ihre Aufgabe ist, die Lebensgeschichten der krebskranken Patient*innen, denen der Tod kurz bevorsteht zu hören und in einem Buch zu verarbeiten. Ihre erste Patientin ist die 66-jährige Annie Doyle, die eine ganz eigene Vorstellung davon hat, welche Lebensgeschichte sie Henrietta erzählt. Die möchte jedoch die ganze Wahrheit hören und geht auf eigener Faust der Frage nach, was damals mit Annies Schwester - die ertrunken sein soll - tatsächlich passiert ist. Und um Annies gesamte Lebensgeschichte zu erfahren gibt es nur eine Möglichkeit: Sie muss über ihren Schatten springen, sich selbst Annie gegenüber öffnen und ihre eigene Geschichte erzählen, die Tragisches beinhaltet.

Ausgehend vom Klappentext wusste ich nicht, ob es sich um eine sehr ernste, tragische oder auch humorvolle und schöne Geschichte handelt. Ich würde sagen, es enthält alle Aspekte. Annie Doyle hatte kein leichtes Leben und auch Henrietta musste einiges durchmachen, was beide verbindet. Sie holen alte Erinnerungen hervor, verarbeiten sie und kommen sich dadurch näher.
Mich haben sowohl Annies als auch Henriettas Geschichte bewegt. Dabei mag ich sowohl den Schreibstil von Jo Leevers sowie die wechselnden Erzählperspektiven sehr gern. So erfahren wir abwechselnd immer mehr über die beiden Frauen und ihre Lebensweisen und Vergangenheiten.

Ein berührender Roman über den Tod, das Aufspüren von negativen Erinnerungen und das Reflektieren über das Leben.

Veröffentlicht am 29.01.2023

Eingeschlossen in Eis und Dunkelheit

The Dark
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Nach einem schrecklichen Unfall, das ein schweres Trauma bei der Notärtzin Kate North hinterlassen hat, zögert sie bei einem neuen Jobangebot nicht lange: In der UN-Forschungsstation in der Antarktis ist ...

Nach einem schrecklichen Unfall, das ein schweres Trauma bei der Notärtzin Kate North hinterlassen hat, zögert sie bei einem neuen Jobangebot nicht lange: In der UN-Forschungsstation in der Antarktis ist der Stationsartz Jean-Luc beim Klettern im Eis verunglückt und die Station braucht dringenden Ersatz. Nahezu sofort sagt Kate zu. Sie lebt sich langsam in der Station und der eisigen Kälte und Dunkelheit der Antarktis ein und lernt die anderen Crewmitglieder kennen. Als ein Crewmitglied tot aufgefunden wird und aus medizinischer Sicht offensichtlich ermordet wurde, ist für Kate ganz klar: Der Tod von Jean-Luc war kein Unfall, sondern ebenso ein Mord und unter ihnen befindet sich derdie Mörderin von mindestens zwei Personen.

Emma Haughton hat mit "The Dark" einen spannenden Locked-Room-Thriller in der Antarktis geschrieben. Das Setting des ewigen Eises, der Dunkelheit und der Isolation während des Winters bilden das ideale Setting für die Dramatik und die aufreibende Suche nach demder Mörderin und den Zusammenhängen. Denn jedes Crewmitglied kam mit Geheimnissen in die Antarktis und versteckt diese sorgfältig vor den anderen. Die monatelange Dunkelheit und die Eingeschlossenheit in der Forschungsstation bringt die Crew an ihre Grenzen. Das zusätzliche Misstrauen und die Angst, jeder könnte derdie Mörder*in sein, erwschwert die Situation eklatant.
Dabei sind die psychische Belastung sowie die Landschaft der Antarktis sehr anschaulich beschrieben und die Spannungskurve nimmt zunächst langsam zu, steigt jedoch zum letzten Drittel massiv an.
Emma Haughton überzeugte mich mit starken Figuren, einem spannenden Plot und einem finalen Showdown am Ende, der alles entblättert und die schlimmen Zusammenhänge offenlegt.

Wer Locked-Room-Settings mag, kann sehr gern zu "The Dark" greifen und mitbibbern und mitfiebern.

Veröffentlicht am 25.01.2023

Jugendbuch mit aktueller und wichtiger Thematik

Auf der Tonnenseite des Lebens
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Als in Joels Nachbarwohnung die Studentin Merle einzieht, bekommt er Einblick in eine für ihn bis dahin völlig unbekannte Welt. Denn Merle ist Bloggerin und schreibt über Themen wie Nachhaltigkeit und ...

Als in Joels Nachbarwohnung die Studentin Merle einzieht, bekommt er Einblick in eine für ihn bis dahin völlig unbekannte Welt. Denn Merle ist Bloggerin und schreibt über Themen wie Nachhaltigkeit und Konsum. Sie nutzt die Gelegenheit, Joel für sich recherchieren zu lassen und schickt ihn zu Steff und Sina. Sie leben in einer Jurte und gehen regelmäßig containern - sie retten also Lebensmittel aus Mülltonnen von Supermärkten, verzehren diese selbst oder verschenken sie weiter. Joel macht diese Welt sehr neugierig, sodass er sich der Container-Gruppe anschließt und dort Kira trifft, die sein Interesse weckt.

Antje Leser schreibt sehr flüssig, locker und schafft mit Joel einen sympathischen Protagonisten. Während er zu Beginn noch sehr um Merles Gunst buhlt und sie um jeden Preis beeindrucken und unterstützen möchte, taucht er immer mehr in die Welt des Containers ein und setzt sich kritisch mit Konsum, Nachhaltigkeit, Umwelt und Ressourcen auseinander. Seine Erkenntnisse weden nachvollziehbar und greifbar an die Leserinnen vermittelt, was ein sehr gutes Stilmittel ist. Auch die anderen Figuren sind liebenswert gestaltet und verkörpern diverse Probleme und stigmatisierte Aspekte unserer Gesellschaft. So öffnet die Autorin hoffentlich auch die Augen der Leserinnen und thematisiert wichtige aktuelle Themen.

Ein guter sozialkritischer Jugendroman, der niedrigschwellig und kurzweilig ist.