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Veröffentlicht am 26.01.2023

Spannend und nachdenklich machend

Metro 2033
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2033: Nach einem verheerenden Atomkrieg hausen die Menschen in der Moskauer Metro, über der Erde ist es noch viel zu gefährlich, aber auch hier unten gibt es mannigfaltige Gefahren.

Artjom lebt bei Sascha ...

2033: Nach einem verheerenden Atomkrieg hausen die Menschen in der Moskauer Metro, über der Erde ist es noch viel zu gefährlich, aber auch hier unten gibt es mannigfaltige Gefahren.

Artjom lebt bei Sascha Suchoj seit ihn seine Mutter diesem anvertraut hat, bevor ihre Station von Ratten überrannt wurde. Als Artjom den Jäger Hunter kennenlernt, erhält er von diesem einen Auftrag, der ihn am Ende durch die gesamte Metro führen wird, unterwegs trifft er viele Menschen, einige begleiten ihn eine mehr oder weniger lange Strecke. Nicht jeder, den Artjom trifft, und auch nicht jeder, der ihn begleitet, kommt mit dem Leben davon. Auch mit den verschiedensten Gruppierungen kommt Artjom in Kontakt, was ihn mehr als einmal in große Lebensgefahr bringt, und er geht sogar an die Oberfläche.

Erzählt wird durchgehend aus Artjoms Perspektive, so sieht man, was er sieht durch seine Augen und sein Wissen, hat aber auch immer das eigene Wissen (z. B. vom Vorher) im Hinterkopf. Nicht nur Artjom, sondern auch man selbst, kommt oft ins Nachdenken, immerhin ist, was passiert ist, auch heutzutage, immer im Möglichen. Daneben aber ist die Geschichte spannend, am Anfang ist es noch mehr ein Erkunden, obwohl die Gefahr immer präsent ist, dann nimmt die Spannung immer mehr zu, so dass der Roman zum Pageturner wird.

Artjom ist somit der einzige Charakter, den man recht gut kennenlernt, man erfährt einiges über seine Überlegungen und Emotionen, allerdings bleibt die Erzählung dabei relativ distanziert. Weitere Charaktere sind in der Regel relativ schnell wieder verschwunden, so dass man sie nur ein bisschen kennenlernt, auch wenn man hin und wieder etwas mehr erfährt, wie z. B. bei dem älteren Mann, der mit einem geistig behinderten Jungen unterwegs ist, und der Zeit vor dem Krieg nachtrauert. Wie hier, sind es oft Momentaufnahmen eines Lebens, manchmal erfährt man auch etwas über Mythen und Legenden, die in der Metro umgehen, oder einfach nur Geschichten, die erzählt werden und die dem Erzählenden oder jemand anderem widerfahren sind. So wird die Metro mit ihren Bewohnern nach und nach lebendig und greifbar.

Über das Ende will ich gar nicht viel sagen, aber es bringt mich noch einmal zum Nachdenken, und hat mich berührt. Ich bin schon sehr gespannt, inwieweit in „Metro 2034“ darauf noch einmal eingegangen wird.

Die Metrokarten, die in meinem Paperback-Exempar die innere Klappen zieren, habe ich zwar schon zu Beginn wahr genommen, aber erst später zur Hand genommen, um Artjoms Weg, der nie geradlienig ist, es gar nicht sein kann, nachvollziehen zu können. Da ich in einer Stadt mit U-Bahn leben, habe ich auch immer wieder überlegt, wie es hier sein würde. Da der Zeitpunkt, an dem der Roman spielt, nicht weit weg ist, liegt es nahe, sich mehr Gedanken zu machen, als bei einer Dystopie, die in weiterer Zukunft spielt bzw. zu spielen scheint.

Auch die Anmerkungen am Ende sind interessant, man solle sie nicht überlesen.

„Metro 2033“ erzählt von einer dystopischen Zukunft, die in gar nicht so weiter Ferne liegt, nämlich im Jahr 2033. Man lernt die Welt mit dem Protagonisten aus dessen Sicht kennen, der zur Zeit der Katastrophe noch sehr jung war. Der Roman ist spannend, berührend, und regt zum Nachdenken an, gerade auch, weil eine solche Katastrophe, wie sie hier passiert ist, leider im Möglichen liegt. Ich vergebe gerne volle Punktzahl und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 10.01.2023

Unglaublich gut

Die Meerjungfrau von Black Conch
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1976: Der junge Fischer David Baptiste lebt auf der kleinen karibischen Insel Black Conch, und entdeckt eines Tages auf See eine Meerjungfrau. Einige Zeit später wird diese im Rahmen eines Angelwettbewerbs ...

1976: Der junge Fischer David Baptiste lebt auf der kleinen karibischen Insel Black Conch, und entdeckt eines Tages auf See eine Meerjungfrau. Einige Zeit später wird diese im Rahmen eines Angelwettbewerbs von zwei Texanern aus dem Meer geholt, und mehr als Tier als als Mensch gesehen, gequält, und mit der anderen Beute auf dem Pier kopfüber aufgehängt. David rettet sie in der Nacht, um sie am nächsten Tag wieder ins Meer zu entlassen, doch dann verwandelt sie sich, und Davids Leben wird auf den Kopf gestellt.

Die Autorin stammt selbst aus der Karibik, und erzählt ihre Geschichte der Gegend angepasst im karibischen Slang, genug, um es authentisch zu machen, aber nicht so viel, dass es das Lesen erschwert. Es gibt drei Erzählebenen: Ein Erzähler, Davids Tagebuch, das er vierzig Jahre später rückblickend führt, und Gedanken der Meerjungfrau. Letztere sind zusätzlich in Vers- aber nicht in Reimform verfasst. Ich brauchte kurz, mich in die Erzählung einzufinden, doch nicht lange, dann hatte ich mich eingelesen.

Das Geschehen verläuft anders als gedacht, und auch die Meerjungfrau ist nicht das, was ich erwartet hatte, aber ich mag es, wenn ich überrascht werde. Monique Roffey hat ein interessantes Figurenensemble erstellt, neben der Meerjungfrau ist da vor allem David, der seine Gefühle für sie im Zaum halten muss, aber auch viel lernt. Arcadia Rain stammt von anglikanischen Geistlichen ab, sie lebt mit ihrem Sohn Reggie im Herrenhaus, und ihr gehört fast die ganze Insel. Daneben gibt es eine ganze Reihe Insulaner, alle irgendwie miteinander verwandt, und die beiden Texaner, die sich ihren Fang natürlich nicht so einfach entreißen lassen wollen.

Die Geschichte der Meerjungfrau basiert u a. auf einer tatsächlichen Legende der indigenen karibischen Völker, daneben fließt auch einiges an karibischem historischem Background mit ein, z. B. auch in Form des Charakters Arcadia Rain. Ich wurde einmal wieder inspiriert, mehr darüber erfahren zu wollen.

Für mich hat die Geschichte einen starken Sog entwickelt, mich hat sie, nicht nur in Bezug auf die Meerjungfrau, berührt, und mich stellenweise fast atemlos lesen lassen, z. B., als die Meerjungfrau am Haken hing und sich ein wilder Kampf zwischen ihr und den Anglern entspann. Am Ende brauchte ich Zeit, um alles einordnen zu können, gerne hätte ich einige der Charaktere in ihrem späteren Leben noch einmal wiedergetroffen, vor allem Reggie, so musste ich mir eben selbst Gedanken darüber machen. Das Ende war für mich, wie die ganze Geschichte, unerwartet.

„Die Meerjungfrau von Black Conch“ ist eine besondere Geschichte, auf die man sich einlassen muss, und die vielleicht nicht immer leicht zu lesen ist, über die man nachdenken kann/muss, und die einen auch nach Beendigung der Lektüre noch in ihren Klauen hält – aber sie ist es absolut wert, gelesen zu werden.

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Veröffentlicht am 04.01.2023

Unbedingt lesenswert

Miss Kim weiß Bescheid
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Cho Nam-Joo erzählt in acht Kurzgeschichten von Frauen aus Südkorea, die mit vielfältigen gesellschaftlich-sozialen Problemen zu kämpfen haben.

Fast alle Protagonistinnen erzählen ihre Geschichten selbst ...

Cho Nam-Joo erzählt in acht Kurzgeschichten von Frauen aus Südkorea, die mit vielfältigen gesellschaftlich-sozialen Problemen zu kämpfen haben.

Fast alle Protagonistinnen erzählen ihre Geschichten selbst in Ich-Form, wobei sie alle sehr unterschiedlich sind, da gibt es Töchter, Mütter und Großmütter, ledige, verheiratete und verwitwete Frauen, Schülerinnen und Berufstätige, alle Altersgruppen sind vertreten.

Die Erzählungen gehen oft weit in die Vergangenheit zurück, ganze Lebensläufe erfährt man da, und oft haben die Frauen immer wieder mit ähnlichen Problemen, oft, aber nicht nur, durch sie bestimmende Männer bedingt, zu kämpfen. Da gibt es die Schriftstellerin, die bekannt nun mit Hass im Internet zu kämpfen hat (was womöglich sogar autobiografisch ist), die Angestellte, schlecht bezahlt, die dennoch den Laden wuppt oder die junge Frau, die ihrem bisherigen Freund erklärt, warum sie seinen Heiratsantrag nicht annehmen will. Besonders gut gefallen hat mir die erste Erzählung, die Erzählerin besucht ihre Schwester im Pflegeheim und erinnert sich an ihre (gemeinsame) Vergangenheit. Etwas aus der Reihe fällt die letzte Erzählung, sie ist nicht in Ich-Form, und erzählt von einer Schülerin, noch ein Kind, und ihrer ersten Liebe, die durch die Corona-Pandemie auf eine Belastungsprobe gestellt wird.

Alle Geschichten sind typische koreanische Lebensläufe, die Probleme, vor die die Protagonistinnen gestellt werden, sind aber teilweise sehr global. Sexuelle Belästigung, Schlechterstellung im Beruf, familiäre Belastungen usw. treffen viele Frauen auf der ganzen Welt. Cho Nam-Joo gilt nicht umsonst als feministische Schriftstellerin.

Die Erzählweise, gerade durch die Ich-Form, ist sehr eingängig und berührend. Auch wenn ich mich nicht mit jeder Protagonistin identifizieren konnte, so habe ich doch die jeweiligen Gedanken, Emotionen und Intentionen verstehen können.

Eine Anthologie über Frauen, die immer wieder an Grenzen stoßen und/oder ausgebremst werden, ihr Leben aber dennoch meistern können – unbedingt lesenswert.

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Veröffentlicht am 29.12.2022

Gelungen

Buffy The Vampire Slayer (Staffel 8)
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Giles bittet Faith um einen Gefallen, sie soll eine der neuen Jägerinnen ausschalten, die eine große Gefahr in sich birgt.

Hatte ich mit dem ersten Band der achten Staffel noch Schwierigkeiten, hat mich ...

Giles bittet Faith um einen Gefallen, sie soll eine der neuen Jägerinnen ausschalten, die eine große Gefahr in sich birgt.

Hatte ich mit dem ersten Band der achten Staffel noch Schwierigkeiten, hat mich dieser Band sofort gepackt, hier wird eine gute Geschichte erzählt, Faith und Giles stehen im Mittelpunkt, und man erhält ein paar neue Informationen. Am Ende hat man das Gefühl, die Geschichte wird voran getrieben, und dass man sich das Ganze tatsächlich auch als TV-Show vorstellen könnte.

Die Zusatzgeschichte „Überall und nirgends“ ist wieder etwas verwirrender, hat aber auch ein paar Neuigkeiten auf Lager. Auch die Covergalerie ist wieder sehr gelungen. Die Zeichnungen sind wie beim Vorgänger okay, besonders Giles ist gut gelungen.

Der zweite Band der achten Buffystaffel hat mir sehr gut gefallen, ich freue mich auf den nächsen Band.

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Veröffentlicht am 28.12.2022

Historischer Roman mit sehr sympathischen Protagonisten

Das Gold der Mühle
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1372: Brida wohnt mit ihren Kindern seit dem Tod ihres Mannes bei ihrem Bruder in der Mühle. Nachdem sie eines Tages den schwer verletzten Ritter Ulrich von Alten mit nach Hause nimmt, und gesund pflegt, ...

1372: Brida wohnt mit ihren Kindern seit dem Tod ihres Mannes bei ihrem Bruder in der Mühle. Nachdem sie eines Tages den schwer verletzten Ritter Ulrich von Alten mit nach Hause nimmt, und gesund pflegt, dankt ihr dieser es damit, dass er mit ihrer Tochter, Ann Durt, verschwindet. Brida hat Angst um das Mädchen, und macht sich auf die Suche nach ihr.

Der Roman lag schon eine Zeit lang auf meinem Stapel ungelesener Bücher, und als ich nun noch einmal den Klappentext las, befürchtete ich fast, einen etwas kitschigen Liebesroman mit historischem Hintergrund vor mir zu haben. Und ja, Liebe kommt darin vor, aber kitschig ist es nie. Da ist zum einen die Liebe zwischen Ann Durt und Ulrich, die sich im Laufe der Geschichte ganz anders entwickelt als gedacht, vor allem Ann Durt macht eine unerwartete Entwicklung durch. Und dann ist da noch die Beziehung zwischen Brida und dem Spion Brose, für damalige Verhältnisse sind die beiden, die die Mitte ihrer 30er Jahre bereits überschritten haben, schon älter, aber was sich da zwischen ihnen anspinnt, macht richtig Spaß, die beiden haben Humor, sind nicht auf den Mund gefallen, und richtig sympathisch. Ich hatte so viel Spaß bei ihren Szenen, das hätte ich vorher nicht vermutet.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven. Neben den beiden Paaren gibt es noch eine Reihe anderer Charaktere, die der Autorin allesamt gut gelungen sind. Da ist zum einen Bridas Familie, zwei ihrer Kinder lernt man näher kennen als den Rest, dazu kommt noch der fahrende Krämer Valentin, der zeitweise mit Brose (und Brida) unterwegs ist. Auf der anderen Seite sind da Ulrichs Onkel Kunzmann von Alten der an seinem Zustand nicht unschuldig ist, und weitere Adelige, mit denen es vor allem Ann Durt zu tun bekommt. Und dann noch eine Tross Kriegsknechte, die sich einem der Gegner des Erbfolgekrieges um das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg anschließen wollen.

Diesen Erbfolgekrieg gab es wirklich, und auch das gefällt mir gut: Der historische Hintergrund ist einmal etwas anderes als das, was man sonst oft in historischen Romanen antrifft, er ist weniger bekannt, und ich musste erst einmal googeln, um näheres zu erfahren. In diesen Background ist die Geschichte gut eingebunden, und man trifft auch manche historische Persönlichkeit. Man erfährt aber auch einiges über die Schrecken des Krieges, nicht nur für die Kämpfenden, sondern auch für z. B. die Bauern. Auch Brida und ihre Familie erleben Unschönes.

Besonders gelungen ist auch die eingebundene Märchenadaption, die ich zumindest erst relativ spät erkannt habe, die aber dann deutlich zu erkennen ist. Ein weiterer Pluspunkt für diesen wirklich gelungenen Roman.

Nützlich sind das Personenregister und das Glossar im Anhang des Romans, ich hätte mir noch ein Nachwort der Autorin gewünscht, aber es ist hier entbehrlich.

Der Roman greift einen historischen Hintergrund auf, der weniger bekannt ist, im Vordergrund stehen aber die Protagonistin und ihre Familie, die unabhängig voneinander einiges erleben. Am Ende greift alles gut ineinander, beschert noch ein paar unerwartete Märchenmomente und lässt mich sehr zufrieden zurück. Wer gerne historische Romane liest, sollte hier zugreifen.

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