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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.02.2023

Eine gelungene Fortsetzung

Der Blumenkavalier
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Fanny, die jüngste Tochter der adeligen Familie Wohlleben kehrt nach einem England-Aufenthalt gemeinsam mit ihrer älteren, schwangeren Schwester Sophie nach Wien zurück. Sie will ihr Kind, wegen der besseren ...

Fanny, die jüngste Tochter der adeligen Familie Wohlleben kehrt nach einem England-Aufenthalt gemeinsam mit ihrer älteren, schwangeren Schwester Sophie nach Wien zurück. Sie will ihr Kind, wegen der besseren ärztlichen Versorgung in Wien zur Welt bringen. Außerdem will sie ihrer garstigen Schwiegermutter entkommen.

Fanny, deren Ehemann in einer der Schlachten gegen Napoleon gefallen ist, feiert demnächst ihren 18. Geburtstag und freut sich, endlich die Trauerkleidung ablegen und in ihr eigenes Palais ziehen zu dürfen. Die junge Witwe wartet sehnsüchtig auf ihre große Liebe Paul, doch der ist vor einiger Zeit verschwunden. So stürzt sie sich in die Gestaltung von Palais und Garten.

Bei einem Pferderennen lernt sie den reichen und charismatischen ungarischen Magnaten Gyula Graf Erdély kennen, mit dem sie ihre große Leidenschaft für Pferde teilt.

Meine Meinung:

Der dritte Teil dieser Serie um Fanny von Wohlleben bietet wieder einen Einblick in die adelige Gesellschaft Wiens des Biedermeiers.

Wieder mit dabei sind das frivole Ehepaar von Trattenbach, das mit seinen erotischen Eskapaden seinerzeit die damals knapp sechzehnjährige Fanny verführt hat, sowie einige historische Persönlichkeiten wie Friedrich von Gentz oder Kaiser Franz, der als Gartenliebhaber bekannt ist und auch selbst Hand angelegt hat. Wir dürfen auch einen Blick in den Salon der Karoline Pichler machen, die Künstler und Dichter sowie das Who-is-Who des Biedermeiers in ihren Räumen empfängt.

Die Geschichte an sich entwickelt sich für meinen Geschmack ein wenig zu sehr in Richtung Liebesroman. Ein wenig unwahrscheinlich ist, wie viele „Mitspieler“ nun adelig sind. Sei es, dass sie wie Emilia herausfinden, wer die Eltern waren oder wie Paul Faber, der vom Kaiser zum Baron geadelt wird. Die Nobilitierung von reichen Kaufleuten ist zwar nicht ganz ungewöhnlich und findet unter Kaiser Franz Josef ihren Höhepunkt, um Geld in die leeren Staatskassen zu spülen. Ob es wirklich genügt, dem Kaiser seltene Pflanzen von einer Reise mitzubringen, um in den Adelsstand erhoben zu werden? Der alte Hofadel, dem Fannys Mutter ja angehört, sieht auf den neuen Geldadel naserümpfend herab. Aber, Ausnahmen bestätigen die Regel und Fannys Mutter will, dass ihre Kinder glücklich werden.

Das Cover gefällt mir diesmal nicht ganz so gut als die der beiden Vorgängerbände. Es wirkt viel zu modern, während jene von „Debütantenball“ und „Seidenwalzer“ jeweils an ein Gemälde erinnern.

Von der im 18. und 19. Jahrhundert beliebten Sprache der Blumen hätte es im Text durchaus mehr sein können. Für interessierte Leser sind die Bedeutungen der Blumen, die der Dame des Herzens überreicht wurden angeführt.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem historischen Roman, der uns in die Zeit des Wiener Biedermeiers mitnimmt, 4 Sterne.

Veröffentlicht am 27.01.2023

Kleider machen Leute und Meinung

Staat tragen
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Haben wir uns nicht alle schon einmal, beim Betrachten unserer Politikerinnen und Politiker gefragt, ob sie ihre Kleidung wahlweise aus der Altkleidersammlung gezogen haben oder keinen Spiegel zu Hause ...

Haben wir uns nicht alle schon einmal, beim Betrachten unserer Politikerinnen und Politiker gefragt, ob sie ihre Kleidung wahlweise aus der Altkleidersammlung gezogen haben oder keinen Spiegel zu Hause haben, weil die Haare wild zu Berge stehen oder die Krawatte eher einem Strick gleicht? Dirndl und Leserhosen abseits von Volksfesten tragen oder mit nackten Oberkörper ihre Virilität zur Schau stellen - alles Absicht und Inszenierung?

Wenn ja, ist dieses Buch von Daniel Kalt die richtige Lektüre.
In folgenden sieben Kapitel beschäftigt sich der Autor mit dem Verhältnis von Mode und Politik:

Stilfrage: Bedeutung tragen mit Personaluniformen
Reinheitsgebot und Authentizitätsversprechen
Pleiten, Pech und Pannendienst
Die Leistungsfähigkeit der Körper
Besonderer Kommunikationsbedarf
Bescheidenheit ist eine Zier
Zaghafte Versuche: Die Mode engagiert sich

Politikerinnen und Politiker stehen in der Öffentlichkeit und sollten sich in ihrer Kleidung wohlfühlen und authentisch wirken. Ob Generation Slimfit oder Turnschuh, Kleider machen Leute. Manches ist vielleicht bequem, aber nicht wirklich staatstragend.

Entzückend finde ich das Cover mit der stilisierten Anziehpuppe.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem unterhaltsamen Style-Guide der Macht 4 Sterne.

Veröffentlicht am 27.01.2023

Gute Krimi-Unterhaltung

Madame Beaumarie und der Winter in der Provence
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Die pensionierte Pariser Kommissarin Florence Beaumarie reist zu den Weihnachtsfeiertagen in die Provence, um ihren Freund Charles Florentin in seinem Landhaus zu besuchen und sich im idyllischen Saignon ...

Die pensionierte Pariser Kommissarin Florence Beaumarie reist zu den Weihnachtsfeiertagen in die Provence, um ihren Freund Charles Florentin in seinem Landhaus zu besuchen und sich im idyllischen Saignon zu entspannen.

Doch daraus wird vorerst nichts! Denn schon bei ihrer Anreise gibt es einen Mordfall. Direkt vor der Polizeistation wird eine junge Frau erschossen. Wenig später wird Florence von ihrem früheren Chef gebeten, sich unauffällig umzuhören, denn seine Familie wird in den Fall hineingezogen. Das Opfer stammt aus Algerien und hat just in dem Frauenhaus Zuflucht gefunden, das seine Frau leitet.

Wenig später wird ein Deutscher, der sich militant gegen Pestizide und für Bio-Produkte einsetzt, ermordet.

Hängen die beiden Morde zusammen? Und wenn ja, wie?

Madame Beaumaries Fingerspitzengefühl und ihre ganze Erfahrung ist nun gefordert, zumal sie ja gar nicht offiziell ermitteln darf.

Meine Meinung:

Dieser zweite Krimi aus der Reihe „Madame Beaumarie“ hat mir recht gut gefallen, obwohl ich den ersten nicht kenne.

Die Autorin nimmt uns in die weihnachtliche Provence mit, wo wir bei zahlreichen Abendessen regionale Spezialitäten genießen dürfen.

Die Handlung selbst ist gut konstruiert. Nichts ist, wie es scheint. Dafür werden zahlreiche Spuren gelegt, die sich als falsche Fährten herausstellen oder in einer Sackgasse münden. Die Auflösung ist gelungen.

Die Charaktere sind recht gut beschrieben und haben so ihre Ecken und Kanten. Vor allem Florence, die gewohnt ist, alleine zu leben und selbst zu entscheiden, tut sich ein wenig schwer, sich in trauter Zweisamkeit mit ihrem neuen Freund Charles zu üben. Doch man weiß, Übung macht den Meister, und so gibt es hier eine positive Entwicklung.

Neben einem Personenverzeichnis und der Übersetzung französischer Worte sind auch zwei interessante Rezepte angehängt.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Krimi 4 Sterne und werde mir den ersten Band besorgen.

Veröffentlicht am 13.01.2023

Ein gelungener hist. Roman

Smaragdgrüne Hoffnung
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Esmie McBride ist vor Kurzem von ihrem Einsatz als Krankenschwester des Ersten Weltkriegs vom Balkan nach Schottland zurückgekommen. Anders als Lydia, die als Kommandantenfahrerin einen General „spazieren“ ...

Esmie McBride ist vor Kurzem von ihrem Einsatz als Krankenschwester des Ersten Weltkriegs vom Balkan nach Schottland zurückgekommen. Anders als Lydia, die als Kommandantenfahrerin einen General „spazieren“ geführt hat, hat Esmie das Sterben der jungen Soldaten am Rande der Front hautnah miterlebt und ist entsprechen ernsthaft, während Lydia die Vergnügungen such. Auf dem Landsitz von Lydias Eltern lernen die beiden Frauen zwei höchst unterschiedliche Männer kennen: Kriegsveteran Captain Tom Lomax und seinen Freund, den Arzt Harold Guthrie. Beide sind vom Krieg gezeichnet und hüten mehr als ein Geheimnis.

Esmie verliebt sich Hals über Kopf in den charismatischen Captain. Doch Lydia setzt sich in den Kopf den Kriegshelden Lomax zu heiraten, und gewinnt. Lomax hat große Pläne in Indien. Er hat in Rawalpindi ein Hotel gekauft und will dieses zu einer Art Grand Hotel ausbauen.

Esmie, die als Krankenschwester weiterarbeiten will, geht mit Guthrie ebenfalls nach Indien, allerdings in ein Missionskrankenhaus an der Grenze zu Afghanistan.

Das Leben der beiden Frauen könnte unterschiedlicher nicht sein: die eine ist unzufrieden und sehnt sich nach imperialen Glanz, die andere kämpft ihren eigenen Kampf um die Zuneigung ihres Mannes und wird in die Auseinandersetzungen der verfeindeten Clans hineingezogen.

Das Leben der beiden Frauen nimmt eine dramatische Wendung, als sich Lydia entschließt, ihrem Liebhaber ins Hinterland nachzureisen. Damit löst Lydia eine fatale Kettenreaktion aus. Danach wird nichts mehr so sein wie zuvor.

Meine Meinung:

Im Klappentext ist mir gleich ein gravierender Fehler aufgefallen: es wird Pakistan als Schauplatz angegeben. Der Roman spielt 1920/21. Pakistan wird erst 1947(!) als Staat gegründet. Pakistan geht aus dem muslimischen Teil von British-Indien hervor und liegt - quasi als Puffer - zwischen Afghanistan und Indien. Dieser Fauxpas geht allerdings auf Kosten des Verlages. Denn im Nachwort hat die Autorin die historischen Zusammenhänge, wenn auch nur kurz gestreift, jedoch richtig dargestellt.

Die Charaktere sind gut herausgearbeitet. Der eine oder andere gewinnt in Sachen Sympathie keinen Blumentopf: vor allem die verwöhnte Lydia zeichnet sich durch Arroganz einer Angehörigen der Kolonialmacht aus. Sie ist eine Egomanin, die nur das eigene Vergnügen im Kopf hat, seien es schöne Kleider, Tennis oder die Bewunderung durch andere Männer als ihren Ehemann. Dabei schreckt sie vor wenig zurück und verdreht die Tatsachen so, dass sie ihr in den Kram passen. Ein richtiges Herzerl also.

Der Schreibstil ist bildhaft und man kann sich das Leben in British-Indien ganz gut vorstellen. Natürlich überwiegt die europäische Sicht der Dinge, auch wenn durch Esmie auch ein wenig die Geschichte der Bevölkerung zur Sprache kommt, die unter den Besatzern und den Stammesfehden leiden.

Einige Begebenheiten haben sich so oder so ähnlich in Wirklichkeit abgespielt. Ein Glossar über die wichtigsten verwendeten Begriffe ergänzt diesen Roman.

Fazit:

Wer einen Roman mit exotischer Kulisse lesen will, ist hier richtig. Gerne gebe ich 4 Sterne.

Veröffentlicht am 11.01.2023

Ein gelungener hist. Roman

Der letzte Tanz der Debütantin
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Als bekannt wird, dass im Jahr 1958 das letzte Mal die Debütantinnen am Hof der britischen Königin vorgestellt werden sollen, bricht hektische Betriebsamkeit bei den Familien der Upper Class aus. Das letzte ...

Als bekannt wird, dass im Jahr 1958 das letzte Mal die Debütantinnen am Hof der britischen Königin vorgestellt werden sollen, bricht hektische Betriebsamkeit bei den Familien der Upper Class aus. Das letzte Mal „müssen“ die Töchter in prachtvolle Roben gesteckt werden, um in der „Saison“ einen möglichst vermögenden Ehemann zu ergattern.

So muss sich auch Lilian „Lily“ Nicholls, dem Wunsch ihrer Mutter und Grandma fügen, obwohl sie viel lieber an der Schule ihren Abschluss gemacht hätte, um dann studieren zu können. Blöderweise sind sie und ihre verwitwete Mutter auf die Zuwendung ihrer Grandma angewiesen, so nach dem Motto: Wer zahlt, schafft an.

Als Lily einem Familiengeheimnis auf die Spur kommt und bei einer der zahlreichen Partys ein Ballbegleiter stirbt, wird aus dem zurückhaltenden jungen Mädchen eine willensstarke junge Frau.

Meine Meinung:

Der Einblick in die Upper Class Englands hat einen Einblick in längst vergangen geglaubte Zeiten gewährt. Die Ehre der Queen vorgestellt zu werden, um einen vermögenden Ehemann zu angeln, hat mich einerseits ziemlich belustigt, andererseits mit auch wütend gemacht. Belustigt, weil ich mir die schnatternden Mädchen gut vorstellen kann und die Mütter vermutlich noch aufgeregter sind. Wütend, weil die Mädchen wie am Viehmarkt verschachert werden.

Gut gelungen sind die mehr als peinlichen Standesdünkel des Adels, die auf Geschäftsleute, die ihr Vermögen erarbeitet haben, herabsehen, während vom adeligen Glanz wenig bis nichts übrig geblieben ist. Mehr Schein als Sein.

Der Autorin ist es sehr gut gelungen, Lilys Entwicklung von einem ruhigen, zurückhaltenden Mädchen zu einer willensstarken Frau darzustellen und die Figur dem Leser näher zu bringen.

In der Mitte des Romans ist der Reiz der Ballsaison sowohl für Lily als auch die Leser ein wenig verflogen. Routiniert absolviert die Debütantin ihre Bälle und Partys. Für die Leser wiederholt sich das Geschnattere um Nebensächlichkeiten wie Kleider, wer mit wem, oder auch nicht. Damit flaut die Spannung ab, die dann im letzten Drittel doch wieder ansteigt.

Fazit:

Wer gerne einen Blick durch das Schlüsselloch in die doch nicht so perfekte Welt der Upper Class machen möchte, ist hier richtig. Gerne gebe ich diesem Roman 4 Sterne.