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Veröffentlicht am 22.02.2023

Wunderbare Anekdoten

Kummer aller Art
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Ich bin für ein paar Wochen bei Mariana Leky eingezogen. Also eigentlich in die Geschichtensammlung „Kummer aller Art“, die mir jeden Tag eine interessante Begegnung im Treppenhaus oder im Heizungskeller ...

Ich bin für ein paar Wochen bei Mariana Leky eingezogen. Also eigentlich in die Geschichtensammlung „Kummer aller Art“, die mir jeden Tag eine interessante Begegnung im Treppenhaus oder im Heizungskeller geschenkt hat.
Nachdenkliches gab es da und Heiteres. Manchmal war ich nach dem Lesen traurig, manchmal packte mich die Sehnsucht. Und am Ende war ich wehmütig, als die kleinen Episoden ausgelesen waren, denn ich war doch zur Nachbarin, zur Mitbewohnerin geworden, und dann musste ich mit Frau Wiese einfach so ausziehen.

An das große Werk und Lieblingsbuch „Was man von hier aus sehen kann“ reicht das Büchlein nicht ganz heran. Die Entfaltungsmöglichkeit kurzer Kolumnen ist im Vergleich zum Roman natürlich eingeschränkt. Dafür wurde vieles schön auf den Punkt gebracht, es gab wertvolle Impulse und Denkanstöße, ein Kopfschütteln oder ein Lächeln auf die Lippen.

Ich habe gerne im Haus bei Mariana Leky gewohnt und kann diesen Aufenthalt/diesen kleinen Erzählband von Herzen weiterempfehlen!

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Veröffentlicht am 27.01.2023

Wem kannst du vertrauen?

Als das Böse kam
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Auf jeden Fall doch wohl deinen Eltern, mit denen du einsam und versteckt auf einer Insel lebst! Wo du und dein Bruder vor der Außenwelt verborgen seid, weil eure Eltern euch schützen wollen vor den Fremden. ...

Auf jeden Fall doch wohl deinen Eltern, mit denen du einsam und versteckt auf einer Insel lebst! Wo du und dein Bruder vor der Außenwelt verborgen seid, weil eure Eltern euch schützen wollen vor den Fremden. Die verfolgen nämlich deine Familie und dürfen nichts von eurer Existenz wissen. Zum Glück passen deine Eltern aber gut auf dich auf, und im Notfall rennst du in den Schutzraum, der euch Zuflucht vor den Fremden gewährt. Wie gut, dass du genau weißt, wem du vertrauen kannst – oder etwa doch nicht?

Ich gestehe, dass ich diesen Thriller nahezu in einem Rutsch durchgelesen habe, weil ich ihn nicht mehr aus der Hand legen konnte. Mich hat die Frage in Atem gehalten, wem die fünfzehnjährige Protagonistin Juno (und somit auch ich!) vertrauen können. Die Suche nach der Wahrheit hat mich zweifeln, glauben und erneut zweifeln lassen. Der Schreibstil lässt einen Lesefluss im hohen Tempo zu, so dass man nur so durch die Seiten fliegt. Der Thriller bietet zudem zahlreiche Actionszenen, die ebenfalls zur Spannung beitragen. Mit der Auflösung hat mich der Autor bis zum Schluss gequält, weil sich die Frage, wem man letztendlich wirklich glauben kann, wie ein roter Faden durch die Story gezogen hat. Ich persönlich hatte mir den Schluss ein wenig raffinierter erhofft, habe mich aber insgesamt sehr gut unterhalten gefühlt.

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Eiskaltes Kopenhagen

Schneeflockengrab
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Auf dem morgendlichen Weg zur Redaktion des Dagbladet findet Reporterin Jensen die eingeschneite Leiche eines jungen Mannes. Offensichtlich obdachlos. Der Anblick lässt sie nicht mehr los, und obwohl sie ...

Auf dem morgendlichen Weg zur Redaktion des Dagbladet findet Reporterin Jensen die eingeschneite Leiche eines jungen Mannes. Offensichtlich obdachlos. Der Anblick lässt sie nicht mehr los, und obwohl sie unter einer Schreibblockade leidet und längst von der Story abgezogen wurde, lässt ihr Instinkt sie weitere Nachforschungen betreiben. Denn es bleibt nicht der einzige Obdachlose, der mitten in Kopenhagen ermordet wird.

Das Buch beginnt rätselhaft, verliert sich anfangs in Eindrücken und Stimmungen, Streifzügen durch Kopenhagen, wie man es von anderen dänischen Schriftstellern kennt. Dann im Mittelteil jedoch nimmt die Geschichte schlagartig an Fahrt auf und wir finden uns in einem spannenden Thriller wieder. Das Erzähltempo zieht merklich an, es ergeben sich überraschende Sachverhalte und die Puzzleteile finden zueinander.

Während die Protagonisten und deren Verflechtungen mit Jensen anfangs wenig originell erscheinen, tauchen im Verlauf der Geschichte großartige Nebenfiguren wie Gustav, Aziz und Liron auf, die diesem Thriller eine Seele geben und einen wesentlichen Teil der Atmosphäre ausmachen. Kopenhagen selbst liefert mit eisigen, verschneiten Straßenzügen, finsteren Ecken und andererseits noblen Gegenden die passende Kulisse, die nicht nur die Kälte des Wetters, sondern auch das Frostige so mancher Persönlichkeiten fühlbar macht. Politische Bezüge und gesellschaftliche Probleme verleihen der Geschichte zudem Relevanz und Aktualität.

Ein gelungenes Debüt der Autorin, das seine Stärken im Verlauf der Geschichte ausspielen kann.

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Veröffentlicht am 19.01.2023

Die Frau hinter Pippi Langstrumpf

Astrid Lindgren
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Um das Wesen und die Gedankenwelt von Astrid Lindgren zu erfassen, muss man vermutlich zunächst einmal ihr gesamtes Werk lesen. Doch selbst dann bleibt die Frau dahinter verborgen. Autorin Susanne Lieder ...

Um das Wesen und die Gedankenwelt von Astrid Lindgren zu erfassen, muss man vermutlich zunächst einmal ihr gesamtes Werk lesen. Doch selbst dann bleibt die Frau dahinter verborgen. Autorin Susanne Lieder hat sich einen Abschnitt aus dem Leben der schwedischen Schriftstellerin herausgegriffen, um deren Leben genauer zu beleuchten. Es ist ein herzzerreißender Einstieg im Jahr 1929, als die junge, ledige Astrid Ericsson ihren Sohn Lasse von der dänischen Ziehmutter zurückholt, in deren Obhut sie ihn nach ihrer Flucht aus ihrem Heimatort Vimmerby gegeben hatte. Nun erwarten die alleinerziehende Mutter ungewisse Zeiten in Stockholm mit einem kleinen Kind und großen Geldsorgen. Die Romanbiographie begleitet Astrid sozusagen über den Zeitraum ihres gemeinsamen Lebens mit ihren Kindern, also vom Zurückholen ihres Sohnes Lasse bis viele Jahre später zum Auszug ihrer Tochter Karin. Es sind ereignisreiche Jahre, in denen aus der kecken Sekretärin eine berühmte Schriftstellerin und Lektorin wird.

Der Roman liest sich wahnsinnig flüssig, man fliegt nur so durch die Seiten. Allerdings war der herzzerreißende Einstieg zugleich der emotionale Höhepunkt. Die weitere Erzählung lässt uns in vielen Einzelheiten am Leben Astrid Lindgrens und auch ihrer nicht ungetrübt glücklichen Ehe mit Sture Lindgren teilhaben, verbleibt gefühlsmäßig jedoch an der Oberfläche. Dies mag durchaus dem Wesen der Schwedin entsprochen haben, hinterlässt beim Lesen jedoch das Gefühl, einen informativen Text zu lesen, der jedoch nicht wirklich zu berühren vermag. Vieles wird angedeutet, nur wenig aber vertieft. Die Beschränkung auf das kindlich fröhliche Wesen der Smaländerin erscheint mir zu wenig. Da hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht, wobei ich davon ausgehe, dass Susanne Lieder hier nicht allzu weit in den Bereich der Fiktion abdriften wollte.

Auf jeden Fall eröffnet die Erzählung vielfältige Einsichten in den Werdegang von Astrid Lindgren, die sogar für den Geheimdienst gearbeitet hat. Und nebenbei erfährt man die Entstehungsgeschichte vieler ihrer Bücher und vor allem, wie sehr ihr die eigenen Kinder, aber auch Kinder allgemein am Herzen lagen.

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Veröffentlicht am 15.01.2023

Ist der Ruf erst ruiniert

Skandal & Vorurteil
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Das Leben von Georgie Darcy an der Pemberly Academy ist das reinste Minenfeld nach einem „Vorfall“ mit Bad Boy Wickham Foster. Ihr Bruder Fitz Darcy hält sie seitdem an der ganz kurzen Leine, und bei ihren ...

Das Leben von Georgie Darcy an der Pemberly Academy ist das reinste Minenfeld nach einem „Vorfall“ mit Bad Boy Wickham Foster. Ihr Bruder Fitz Darcy hält sie seitdem an der ganz kurzen Leine, und bei ihren Mitschülern ist sie unten durch. Sogar in der Marching Band, wo sie Posaune spielt, wird sie mit Nichtachtung gestraft. Einzig Tambourmajor Avery ist ein Lichtblick, denn ihr guter Freund ist der einzige, der überhaupt noch mit ihr spricht. Ganz klar, da muss ein Plan her, um sie zu revidieren. Immerhin ist sie eine echte Darcy.

Das Jane-Austen-Retelling hebt den Roman von 1813 in die Gegenwart. Ganz reibungslos gelingt dies nicht; gewisse Konstellationen wie etwa die Vormundschaft des Bruders lassen sich eben nur etwas holprig konstruieren und wirken erzwungen. Nachdem diese Hürde genommen ist, kann sich die Erzählung rund um die jüngere Darcy-Schwester entfalten. Natürlich tauchen auch all die Charaktere aus Jane Austens Roman auf, wobei etwa aus Charles Bingley der coole Partylöwe Charlie wird. Und natürlich zoffen sich Lizzie/Elizabeth Bennet und Fitz(william) Darcy ganz wunderbar. Und wenn schon Pemberly nicht der Sitz der Darcys ist, dann ist Fitz doch wenigstens eine Ecke der Bibliothek gewidmet. Dennoch liegt bei allen witzigen Anspielungen der Fokus des Romans auf anderen Handlungssträngen und Personen als bei Jane Austen, da ja schließlich Georgie Darcy von der Neben- zur Hauptfigur avanciert ist.

Auch ohne den Klassiker gelesen zu haben, kann man die Story genießen. Dann liest es sich tatsächlich wie ein süßer Academy-Roman, wobei Georgies Liebe für eine englische Serie, die sie leidenschaftlich streamt und zu der sie sogar Fanfiction verfasst, der Geschichte dennoch einen Hauch von Regency verpasst.

Eine „gut schräge“ Transformation vom romantischen Klassiker zum frechen Jugendroman.

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