Eine außergewöhnliche Frau
Leopoldine von HabsburgSachbücher lese ich ja eher selten, aber diese Biografie über Leopoldine von Habsburg ist mir aufgefallen und hat sofort mein Interesse geweckt.
Man kennt die in Brasilien sehr verehrte Monarchin in Europa ...
Sachbücher lese ich ja eher selten, aber diese Biografie über Leopoldine von Habsburg ist mir aufgefallen und hat sofort mein Interesse geweckt.
Man kennt die in Brasilien sehr verehrte Monarchin in Europa kaum, was ich sehr schade finde. Leopoldine hatte in Wien eine behütete Kindheit und lernte bereits als Kind viel über die Habsburger Politik. Ihre Liebe galt den Naturwissenschaften. Sie interessierte sich für Mineralien und exotische Pflanzen, forschte und entdeckte diese mit Hingabe. Die Heiratspolitik der Habsburger war ihr wohlbekannt, deshalb stimmte sie auch in die von Fürst Metternich eingefädelte Hochzeit mit dem portugiesischen Kronprinzen Dom Pedro. Mit ihrer älteren Schwester Marie Luise verband sie eine tiefe Freundschaft, die sie durch einen regen Briefwechsel aufrecht hielt. Die Briefe, die die beiden Schwestern tauschten, sind auch im Roman "Der grüne Palast" von Peggy Hohmann Thema, wie auch die Überfahrt von Leopoldine nach Rio de Janeiro.
Leopoldine war ihren angeheiraten Ehemann intellektuell weit voraus und hatte seit ihrer Kindheit auch Einblicke in die Politik der Habsburger, während Pedro völlig unbedarft war. Es war auch Leopoldine, die das Papier zur Souveränität Brasiliens unterschrieb und vieles für die Bevölkerung tat. Doch Pedro erkannte dies nicht und die Ehe der beiden wurde immer schwieriger...
Der Schreibstil ist gut lesbar und bringt uns Leopoldine mit der Zeit immer näher. Die politischen und historischen Hintergründe werden, obwohl sie oftmals komplex sind, leicht verständlich erzählt. Fasziniert hat mich wie viel Leopoldine für die Naturwissenschaft geforscht hat und alles Neue nach Europa hat verschiffen lassen. Manches ist dabei auch etwas fragwürdig, wie die Übersendung eines farbigen Sklavens nach Wien.
Die optische Gestaltung, vorallem das schreiende Grün, finde ich nicht so gelungen. Jedoch passt das Sachbuch in die Reihe über starke Frauen des Molden Verlages. Diese eigenwillige Gestaltung zieht sich durch das ganze Buch. Jedes einzelne Kapitel wird mit einer Bilddoppelseite eingeleitet, was mir gut gefallen hat.
Eine Frau, die so vieles hätte bewirken können und doch in ihren wenigen Jahren als Kaiserin von Brasilien das Land verändert hat. Sie wird in ihrer damaligen neuen Heimat bis heute sehr verehrt. Es ist sehr schade, dass Leopoldine, die eine der klügsten und interessantesten Töchter des habsburgischen Kaiserhauses war, in Österreich kaum bekannt ist.
Fazit:
Eine sehr interessante Biografie über eine außergewöhnliche Frau, die leider viel zu früh starb. Wer gerne mehr über Leopoldine wissen möchte, dem kann ich diese Biografie von Ursula Prutsch sehr empfehlen!