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Veröffentlicht am 03.04.2023

Geschmackssache

Das Bücherschiff des Monsieur Perdu
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„Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ – ein wunderbarer Titel! Es handelt sich hier scheinbar um die Fortsetzung des Weltbestsellers „Das Lavendelzimmer“, geschrieben von Nina George. Ich habe die Lektüre ...

„Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ – ein wunderbarer Titel! Es handelt sich hier scheinbar um die Fortsetzung des Weltbestsellers „Das Lavendelzimmer“, geschrieben von Nina George. Ich habe die Lektüre also mit großen Erwartungen begonnen. Obwohl ich „Das Lavendelzimmer“ nicht gelesen habe, fand ich leicht in die Geschichte hinein - „Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ funktioniert gut als Einzelband!
Worum geht’s?
Jean Perdu lebt glücklich mit seiner Liebsten Catherine in der Provence, doch etwas lässt ihm keine Ruhe – er möchte den Auftrag eines Schriftstellers erfüllen. Also schippert er über die Kanäle Frankreichs zurück nach Paris, um als „Literarischer Pharmazeut“ die Menschen zu heilen. Der Weg ist das Ziel! Schon auf der Rückreise kann er vielen ‚Patienten‘ helfen; „Die kleine Enzyklopädie der großen Gefühle“ (eine Art Handbuch) tut ein Übriges.
Selbstfindung mit dem verlorenen Hans?
Ich liebe das Lesen! Nina Georges Grundidee finde ich daher eigentlich ganz süß: Statt Feng Shui eine Literarische Apotheke als Heilmittel. Nach der Lektüre muss ich aber leider sagen, dass ich etwas enttäuscht bin (vielleicht hatte ich schlicht zu hohe Erwartungen?), da ich mir mehr Tiefgang und überhaupt mehr Tiefe erwartet hatte. Neben klugen Anmerkungen gibt es leider viel „Küchenpsychologie“, und mir scheint, dass auch ein gewisser – pardon! - Frankreichkitsch mit „Baguette, Salzbutter und Aprikosenmarmelade“ im Roman verwurstet wird. Weniger wäre hier definitiv mehr gewesen. Schade! Die optische Aufmachung des Buches ist toll, ich liebe die violett – weiße Farbgebung und vor allem die Haptik des Buches, der Inhalt sollte der hochwertigen Verarbeitung bestenfalls gerecht werden. Im Text passten manche Elemente für mein Empfinden nicht zusammen, es gibt feinsinnige Formulierungen, andererseits ist von der „Schreibe der Autorinnen und Autoren“ (S.121) die Rede.
Natürlich kann auf fast 380 Seiten kein literaturhistorischer und -theoretischer Überblick geboten werden, daher bleibt es fast bei Namedropping.
Ehrlich gesagt frage ich mich, ob nicht „Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ eher ein Roman für Nicht-Leser bzw. Gelegenheitsleser ist? Manchen Thesen kann ich nicht zustimmen, etwa der Aussage von S.49:
„Glücklicherweise aber wird jener, der viel liest, weniger streng mit Büchern; […]“. Als Vielleserin muss ich sagen, dass schlechte Bücher angesichts der Fülle von gelesenen Büchern, Texten und Artikeln nicht weniger schlecht werden.
Fazit:
Geschmackssache! Jeder Leser sollte sich seine eigene Meinung bilden.
Ein bisschen Philosophie, ein wenig Psychologie und die Wunder der Literatur, kann es so einfach sein? „Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ ist nicht wirklich mein Fall! Hier soll eine Wohlfühllektüre präsentiert werden. Als „Literarische Apothekerin“ würde ich als Gegengift „Schuld und Sühne“ empfehlen (auch Raskolnikov hat einen sprechenden Namen!).


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Veröffentlicht am 31.03.2023

Weder Fisch noch Fleisch

Dead Romantics
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Der Klappentext machte mich neugierig – Verlagswesen, Lektoren und mittendrin eine Ghostwriterin, außerdem eine Prise Fantasy! Die Protagonistin sieht buchstäblich Geister (ebenso wie ihr Vater, der praktischerweise ...


Der Klappentext machte mich neugierig – Verlagswesen, Lektoren und mittendrin eine Ghostwriterin, außerdem eine Prise Fantasy! Die Protagonistin sieht buchstäblich Geister (ebenso wie ihr Vater, der praktischerweise ein Bestattungsunternehmen führte. „Six Feet Under“, anyone?). Der Roman kam auf meine Wunschliste.

Schauplatz New York:
Florence Day hat ein Problem – eine Schreibblockade macht ihr das Leben schwer. Da sie als Ghostwriterin der Bestsellerautorin Ann Nichols arbeitet, wird dies zum Problem, als ihr neuer Chef (der gutaussehende Lektor Ben Andor) ihr die Pistole auf die Brust setzt und Ergebnisse fordert. Zu allem Überfluss zwingt ein Todesfall die Protagonistin zur Rückkehr in den ungeliebten Heimatort im Bundesstaat South Carolina, den sie Hals über Kopf verlassen hatte, da man sie für verrückt erklärt hatte. Außerdem glaubt die Romance – Tüftlerin Florence nicht mehr an die Liebe, seit ihr treuloser Exfreund durch Ideenklau den großen Reibach machte.
Der Beginn der Geschichte ist spannend, durch cleveres Namedropping wirkt die Rahmenhandlung glaubwürdig. Die Exposition des Romans fand ich durchaus interessant, das „Personal“ fand ich aber recht schematisch charakterisiert. Die Mitbewohnerin von Florence mochte ich sehr, die Figurenzeichnung erinnerte jedoch auch ein bisschen an das Abhaken einer imaginären Liste. Schwuler Bruder? Check! Nicht-weisse MBW? Check! Der Mittelteil der Geschichte kam recht langatmig daher, das Finale kam etwas plötzlich. Mein Lesefluss kam durch bestimmte Pronomen ins Stocken, die Grundidee fand ich dennoch richtig gut, es haperte aber an der Ausarbeitung, irgendwie war der Roman weder Fisch noch Fleisch, da Ashley Poston versuchte, eine Fantasylovestory mit einem Familienroman zu kombinieren. Trotz der Länge der Geschichte gibt es keine stimmige Gliederung, mir war es stellenweise zu überladen und stellenweise zu melodramatisch, als Lektorin hätte ich den plot definitiv gestrafft und auch gekürzt, da Ashley Poston fast 400 Seiten braucht, um auf den Punkt zu kommen.
Der Schwarm der Heldin hätte auch ein wenig mehr Tiefe vertragen können, gutes Aussehen und ein massentauglicher Lesegeschmack reichen meines Erachtens nicht („Dead Romantics“ will schließlich nicht in die New-Adult-Kategorie eingeordnet werden).

Es gab aber auch schöne Sätze für alle Leseratten und Bücherwürmer:
„Bücher zu kaufen half mir immer, selbst wenn ich sie nicht las.“ (S. 31)

Fazit: Ashley Poston hat gute Ideen, die Umsetzung konnte mich aber nicht so recht überzeugen. Insofern ist „Dead Romantics“ für mich nur bedingt ein „Liebesroman mit hohem Wohlfühlfaktor […]“. Laut eigener Aussage liest die Autorin gern Fan – Fiction, und vielleicht hätte ihre Geschichte als Internet-Fortsetzungsroman besser funktioniert.

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Veröffentlicht am 27.03.2023

Die Hausboot - Detektei

Die Hausboot-Detektei - Tödlicher Genuss
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Vorab:
Die Umschlaggestaltung gefällt mir besonders gut! Es heißt zwar: Don`t judge a book by its cover, in diesem Fall war es aber das Cover mit den Grachten und der tollen, stimmigen Farbgebung, ...

Vorab:
Die Umschlaggestaltung gefällt mir besonders gut! Es heißt zwar: Don`t judge a book by its cover, in diesem Fall war es aber das Cover mit den Grachten und der tollen, stimmigen Farbgebung, das mich zum Lesen animierte!
Dia Autorin Amy Achterop hat mit „Die Hausboot-Detektei - Tödlicher Genuss“ den Auftaktband zu einer neuen Krimireihe vorgelegt.

Worum geht’s?
- Arie muss neu anfangen: Job weg, Frau weg. Der Expolizist beschließt, sich selbständig zu machen. Er gründet eine Detektei. Der Clou dabei ist, dass sich die Büroräume auf seinem Hausboot in Amsterdam befinden. Maddie, Jack, Jan und Elin werden Aries Angestellte & Mitstreiter, und ein Hund darf natürlich nicht fehlen! Die erste Amtshandlung besteht in der Rettung eines Eichhörnchens, und dann wird es ernst: Die unkonventionelle Truppe soll in der Amsterdamer Gastronomie – Szene ermitteln. Doch die ‚Küchen – Konkurrenz‘ endet tödlich – als eine Wasserleiche angeschwemmt wird, ist klar, dass aus einem professionellen Wettstreit blutiger Ernst geworden ist…

Ich liebe Amsterdam! Das entspannte, kosmopolitische Flair der Stadt fängt die Autorin perfekt ein, die niederländischen Einsprengsel sind einfach genial! Leckere Gerichte spielen auch eine Rolle. Chocomel, anyone? Nach der Lektüre habe ich direkt Lust bekommen, wieder einmal nach Holland zu fahren.
„Die Hausboot – Detektei“ ist kein beinharter Thriller, das Ganze erinnert eher an Cosy Crime, es geht über weite Strecken gemächlich zu, was eigentlich nicht übel ist. Ich hätte mir stellenweise dennoch ein wenig mehr Action gewünscht, auch wenn das Buch nicht schlecht ist – wenn ich einen Krimi lese (beziehungsweise eine Publikation, die vom Verlag als Kriminalroman beworben wird) erwarte ich schon, dass auch richtig ermittelt wird. Dieser Aspekt kam für mich zu kurz. Auch erschienen mir einige Dinge sehr konstruiert (und regelrecht unlogisch). Manche Sätze fand ich nicht wirklich realistisch, würde jemand wirklich sagen: „Erst hast Du uns gerettet, jetzt rettest du mal dich“? Sehr gerne mag ich zeitlose Geschichten. „Tödlicher Genuss“ kann bei mir daher mit zeitgeistigen Elementen nicht unbedingt punkten (die Gender – Thematik spielt figurentechnisch eine wichtige Rolle). Andererseits fand ich es schön, dass die Schwester einer Protagonistin ein Handicap hat und dennoch ein ganz normaler Mensch ist & ein selbstverständlicher Teil der Erzählung. Behindertenfeindlichkeit lässt Amy Achterop zum Glück nicht gelten. Daumen hoch!

Fazit:
Dieser Auftaktband ist die ideale Lektüre für Zwischendurch!
„Die Hausboot-Detektei - Tödlicher Genuss“ von Amy Achterop ist in meinen Augen jedoch kein richtiger Krimi, meine Erwartungen wurden insofern nicht erfüllt, ich denke aber, dass jeder Leser sich sein eigenes Bild machen sollte.





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Veröffentlicht am 19.02.2023

Die Frau im Schatten

Die Affäre Agatha Christie
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„Sich den Mann mit einer Frau zu teilen, gibt einem ein Gefühl der Nähe zu ihr. Manchmal sogar größerer Nähe als zu ihm.“

Im Jahre 1926 blieb die berühmte Krimiautorin Agatha Christie elf Tage lang verschollen. ...

„Sich den Mann mit einer Frau zu teilen, gibt einem ein Gefühl der Nähe zu ihr. Manchmal sogar größerer Nähe als zu ihm.“

Im Jahre 1926 blieb die berühmte Krimiautorin Agatha Christie elf Tage lang verschollen. Dieses mysteriöse Verschwinden inspirierte viele Autoren zu Romanen – Marie Benedict hat mit „Mrs Agatha Christie“ eine Art Romanbiographie rund um dieses Ereignis verfasst. Sprachlich und stilistisch wäre bei Benedicts Roman „mehr drin“ gewesen, ich fand die Ausarbeitung ausbaufähig. Auch Nina de Gramont präsentiert mit „Die Affäre Agatha Christie“ einen Roman, der rund um das Verschwinden „gestrickt“ wurde.
Das Cover ist toll gestaltet, ein echter Hingucker. In der Buchhandlung fiel es mir sofort ins Auge, und nach einem Blick auf den Klappentext war ich mir sicher: Dieses Buch muss ich lesen! Ich freute mich auf eine Agatha – Christie – Geschichte. Nach der Lektüre muss ich leider sagen, dass meine Erwartungen enttäuscht wurden, da die britische Schriftstellerin nicht wirklich im Zentrum des Geschehens steht. Die Geliebte des untreuen Gatten Archie führt als Ich – Erzählerin durch die Geschichte – Nan O‘ Dea liebt Archie zwar nicht, das Leben hat sie jedoch hart und zynisch gemacht, durch eine offizielle Verbindung mit Agathas Mann, so glaubt sie, stünde dem sozialen Aufstieg nichts mehr im Wege. Und es gibt noch einen anderen Grund für Nans Ambitionen …
Der Klappentext zum Roman weckt falsche Hoffnungen, er ist regelrecht irreführend. Schade! Doch sprachlich und stilistisch konnte Nina de Gramonts biographische Fiktion (man sollte den Roman keinesfalls als geschichtswissenschaftliche Quelle benutzen) mich eher begeistern als Marie Benedicts Roman. Für den Erzählansatz muss man sich wohl erwärmen können, ich bin nicht unbedingt ein Fan, auch wenn das Ganze ganz ordentlich gestaltet wurde – das muss ich anerkennen. Irgendwie hat es für mich ein „Geschmäckle“, real existierenden Personen ex post etwas „anzudichten“. Manches fand ich auch dick aufgetragen und fast klischeehaft, obwohl im Kern nicht falsch – Nan 0‘ Dea leidet (wie könnte es anders sein) unter den Untaten der katholischen Kirche in Irland, findet scheinbar ihr Heil in England. Gähn.
Die Figuren sind nicht sympathisch, sie sollen es auch nicht sein. Ist Nan O’Dea eine unzuverlässige Erzählerin?
„Die Affäre Agatha Christie“ wurde im Original vom Buchclub/Lesezirkel der Hollywoodschauspielerin Reese Witherspoon empfohlen. Ich habe schon mehrere „Witherspoon – Tipps“ gelesen, am besten gefiel mir „Daisy Jones and the Six“ von Taylor Jenkins Reid. Wenn es jedoch um Romane geht, von denen ich eine gewisse Faktentreue erwarte, ist Witherspoon für mich nicht die beste Ratgeberin – der Nordirland – Thriller „Northern Spy“ ist historisch inkorrekt, der Historoman „Die Hennakünstlerin“ hat mich wunderbar unterhalten, indische Freunde kritisieren jedoch das verzerrte Indienbild der Autorin. „Die Affäre Agatha Christie“ ist leider auch kein 5-Sterne-Kandidat – dies ist sicher auch dem irreführenden Klappentext geschuldet. Handwerklich ist das Ganze aber ganz ordentlich gemacht, flüssig geschrieben, Langeweile kommt beim Lesen nicht auf. 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 28.01.2023

Spätzle & Couscous

Bissle Spätzle, Habibi?
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„Für einen Moment bin ich wieder sechs Jahre alt, und es ist mein erster Schultag. Baba legt mir eine riesige Schultüte in die Arme und und zupft lächelnd das brandneue Rüschenkleid zurecht. ...

„Für einen Moment bin ich wieder sechs Jahre alt, und es ist mein erster Schultag. Baba legt mir eine riesige Schultüte in die Arme und und zupft lächelnd das brandneue Rüschenkleid zurecht. Es ist das Lächeln, in dem sowohl Liebe als auch immenser Stolz mitschwingt, und für das ich auch 24 Jahre später alles tun würde.“

Die 1990 geborene Musicaldarstellerin Abla Alaoui hat mit „Bissle Spätzle, Habibi?“ ihren ersten Roman veröffentlicht.

Worum geht’s?

Eine Deutsche mit marokkanischem Migrationshintergrund hat’s schwer -
ihre Schwester Meryem ist so gut wie unter der Haube, während die dreißigjährige Amaya immer noch Single ist. Ihrer marokkanischen Familie zuliebe meldet sich die Protagonistin auf einer Dating- App für Muslime („Minder“) an, wo sie prompt einen scheinbar geeigneten Kandidaten trifft. Doch es ist nicht Ismael, für den Amayas Herz schlägt, sondern sein Freund, der Schwabe Daniel…
Mit großem Vergnügen habe ich „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“ von Jan Weiler gelesen. Auch der Film „My big fat greek wedding“ gehört zu meinen Favoriten. Ganz so klamaukig und locker-flockig ist Abla Alaouis „Bissle Spätzle, Habibi?“ nicht, aber der Migrations-Roman ist auch nicht so ernst und literarisch „ausgefuchst“ wie Fatma Aydemirs „Dschinns“ oder Martin Kordićs „Jahre mit Martha“.
Dennoch werden in „Bissle Spätzle, Habibi?“ auch Probleme weiblicher Migranten thematisiert, die Autorin zeigt, wie schwierig es für junge muslimische Frauen sein kann, zwischen den Welten zu leben und mit verschiedenen Kulturen zu „jonglieren“. Es wird aber auch gezeigt, dass Integration schon durch Interaktion gelingen kann – Amayas beste Freundin Klara ist dafür das beste Beispiel. Scheinbar muss so etwas immer noch lustig ‚verpackt‘ und als humorvolle Lektüre beworben werden, um für den deutschen Mainstreammarkt interessant zu sein?
Viele Leser werden sicher enttäuscht sein, wenn sie entdecken, dass es in dieser Culture-Clash-Komödie tiefgründige und auch gesellschaftskritische Passagen gibt, ich war es nicht. Obwohl ich kein Arabisch verstehe, gefielen mir die zusätzlichen arabischen Kapitelüberschriften und die im Text eingestreuten Ternini sehr gut, sie verleihen der Geschichte Authentizität. Es geht um die Erwartungen von Amayas Eltern und um die innere Zerrissenheit Amayas – einerseits möchte sie „westlich“ leben, andererseits ist auch der Islam und ihre Herkunftskultur Teil ihrer Identität. Ich konnte aber auch (obwohl ich keine Muslima bin) die Sorgen und Nöte der Familie der Protagonistin irgendwie verstehen. Der Roman gibt neben der Haupthandlung auch einen kleinen Einblick in die Geschichte der Gastarbeit in der Bundesrepublik Deutschland, die Erzählerin erwähnt so auch den Versuch der BRD, während der ersten Ölkrise 1973 die Gastarbeiter (wie Gäste und nicht wie Menschen) wieder in die Heimat zu schicken. Es wird jedoch keine detaillierte Analyse geliefert, es ist nicht von den Rückkehrprämien und Kündigungen die Rede. Insofern ist „Bissle Spätzle, Habibi?“ eine story, die den Leser oder die Leserin einerseits zum Nachdenken anregt und andererseits gut unterhält - ein bewährtes und bekanntes „Strickmuster“ in der Migrantenliteratur.

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