Cover-Bild Jahre mit Martha
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: S. FISCHER
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 31.08.2022
  • ISBN: 9783103971637
Martin Kordić

Jahre mit Martha

Roman

»… das zarteste Buch, das ich seit einer Ewigkeit gelesen habe …« Monika Helfer

Željko, der von allen »Jimmy« genannt wird, ist fünfzehn, als er Martha begegnet. Sie ist Professorin in Heidelberg, er lebt mit seinen Eltern und Geschwistern zu fünft in einer Zweizimmerwohnung in Ludwigshafen. Martha hat, was Željko sich sehnlichst wünscht: Bücher, Bildung und Souveränität. Mit Martha besucht er zum ersten Mal ein Theater, sie spricht mit ihm, wie sonst niemand mit ihm spricht. Mit Marthas Zuneigung wächst Željkos Welt. Doch welche Welt ist es, die er da betritt und wen lässt er dafür zurück? Wo verlaufen die Grenzen zwischen Begehren und Ausbeutung? 

Ein zärtlicher und mitreißender Roman über Machtverhältnisse und über die Frage nach dem Gleichgewicht der Welt.

»Wie macht er das nur? Dass in dieser Liebesgeschichte all das erzählt wird, was es über das ›Einwanderungsland Deutschland‹ zu sagen gäbe, all die Hierarchien, Schmerzen und Spuren, herrlich beiläufig und furchtlos zielgenau.« Lena Gorelik

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.08.2022

Außergewöhnlicher Roman über soziale Ungleichheit, Migration und ... Liebe

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Wow - Was für ein Roman. Auf sehr außergewöhnliche Art wird hier über Migration, soziale Ungleichheit, Bildungsaufstieg und die damit verbundenen Probleme erzählt. Kombiniert mit einer (vermeintlichen? ...

Wow - Was für ein Roman. Auf sehr außergewöhnliche Art wird hier über Migration, soziale Ungleichheit, Bildungsaufstieg und die damit verbundenen Probleme erzählt. Kombiniert mit einer (vermeintlichen? ungewöhnlichen?) Liebesgeschichte.
Zeljko, den in Deutschland alle nur Jimmy nennen, ist erst 15, als er Martha kennenlernt. Sie ist Professorin, etwa 20 Jahre älter und wohnt in einer Villa mit Park und Pool in Heidelberg. Ihre Putzfrau ist Zeljkos Mutter, Kroatin aus der Herzegowina und wohnhaft mit Mann und drei Kindern in einer Zweizimmerwohnung in Ludwigshafen. Zeljkos "Kinderzimmer" ist dort eine mit einem Vorhang abgetrennte Nische im Flur. Dort treffen sich Zeljko und Martha zum ersten Mal und von nun an wird eine besondere Anziehungskraft ihre Leben miteinander verbinden. Zunächst wird Zeljko die Sommerferien über als Aushilfe die Kaninchenställe für Marthas Tochter in deren Garten aufbauen. Und die Bibliothek im Haus nutzen dürfen. Dies bestärkt ihn noch mehr darin, sich Bildung anzueignen. Denn Zeljko erkennt schnell, dass nicht Geld und großzügige Häuser den Unterschied ausmachen, sondern Bildung. Und so wird Zeljko als erster in seiner Familie Abitur machen und studieren. Martha wird ihn unterstützen, jedoch nur sporadisch in seinem Leben präsent sein, dann aber unvergessliche Erlebnisse bereiten.
Eine klassische Liebesgeschichte ist es eigentlich nicht - aber was ist es dann? Und warum fühlt sich Zeljko so einsam und wenig angekommen in seiner neuen Welt? Sind es die sozialen Unterschiede? Die Probleme, als Migranten- und Arbeiterkind an einer Universität? Seine abenteuerlichen Experimente in der Sexualität? Sein Hang zu Marihuana?
Der Roman erzählt jedenfalls keine reine Erfolgsgeschichte, sondern direkt und episodenhaft die Eindrücke, Probleme und Gedanken eines Jungen aus einer einfachen, bildungsfernen Migrantenfamilie, die zwar liebevoll ist, in der vor lauter Geldverdienen jedoch der Fokus verloren geht. Und so schlingert der Protagonist durchs Leben, bis es am Ende ein wenig versöhnlicher wird. Für mich persönlich war es jedoch eher ein Scheitern und genau das Ende des Romans mochte ich deshalb weniger.

Trotzdem: Ein unbedingt lesenswerter Roman mit sehr genauen Beobachtungen und wie nebenher eingeflochtenen Alltagsbeschreibungen, die die sozialen Ungleichheiten unserer Gesellschaft punktgenau sezieren.

"Meine Geschichte will ich erzählen, weil ich glaube, dass wir uns mehr Geschichten erzählen sollten über uns in diesem Land. ... Mir selbst will ich meine Geschichte erzählen, weil ich die Irrwege meines Erwachsenenlebens in eine Dramaturgie sortieren will..." (Seite 15)

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Veröffentlicht am 25.07.2022

Martin Kordić - Jahre mit Martha

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Željko Kovačević, von allen nur Jimmy genannt, wächst in Ludwigshafen auf. Vom kroatischen Sohn eines Bauarbeiters und einer Putzfrau erwartet man nicht viel, schon gar nicht, dass er heimlich Zeitungen ...

Željko Kovačević, von allen nur Jimmy genannt, wächst in Ludwigshafen auf. Vom kroatischen Sohn eines Bauarbeiters und einer Putzfrau erwartet man nicht viel, schon gar nicht, dass er heimlich Zeitungen klaut, um neue Wörter zu lernen. Die geringe Erwartung der Welt spornt ihn an und die Arbeitgeberin seiner Mutter, Martha Gruber, ihrerseits Professorin, unterstützt ihn dabei. Es ist eine besondere Beziehung, die den 15-Jährigen mit der erwachsenen Frau verbindet und die fortbestehen wird, über seinen Schulabschluss und das Literaturstudium hinaus.

Der Lektor und Autor Martin Kordić beschreibt in seinen zweiten Roman „Jahre mit Martha“ eine Liebe, die nicht sein kann und den unbändigen Wunsch nach einem Leben, das für den jungen Željko nicht vorgesehen ist: Die Welt der Bildung, der Bücher und des souveränen Bewegens in der Mehrheitsgesellschaft. Es ist ein Roman über das Erwachsenwerden, des Aufeinandertreffens von Kulturen und der Suche nach dem Platz im Leben.

Jimmy reiht sich eine in eine ganze Riege von zweiter Generation von Einwanderern, die in den letzten Jahren literarisch verarbeitet wurden und die sich mit großen Steinen konfrontiert sehen, was ihre Zukunftschancen angeht. Sie bewegen sich sensibel zwischen den beiden Welten, zwischen dem Zuhause, das oftmals noch den Regeln des elterlichen Herkunftslandes folgt, und der Mehrheitsgesellschaft, für die sie Fremde sind. Treffen sie auf die richtigen Menschen, die sie als Mentoren fördern und den Zugang ermöglichen, öffnet sich ihnen eine neue Welt.

Doch zwischen Jimmy und Martha besteht keine platonische Beziehung, sondern eine einzigartige Liebe, die über Jahre dauert und nie wirklich ausgelebt werden kann. Es ist fast so, als sei da immer ein Band gewesen, dass sie verbindet, unsichtbar für die Außenwelt, mal lockerer, mal enger. Auch wenn man als Leser zunächst stutzt aufgrund des Altersunterschieds und der Tatsache, dass Jimmy bei ihrer Begegnung minderjährig ist, so ist es doch eine intellektuelle Verbindung, von Bewunderung des Jungen geprägt, an der nichts falsch zu sein scheint.

Ein Roman, in dem man sich sofort verliert und dessen junger Protagonist von der ersten Seite an begeistert.

Veröffentlicht am 17.07.2022

Außergewöhnliche Liebe

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Željko Drazenko Kovačević, genannt Jimmy, ist Kind von Einwanderern, die zum Arbeiten nach Ludwigshafen gekommen sind. Auf dem Bau und beim Putzen verdienen Jimmys Eltern gerade so viel, dass sie ihre ...

Željko Drazenko Kovačević, genannt Jimmy, ist Kind von Einwanderern, die zum Arbeiten nach Ludwigshafen gekommen sind. Auf dem Bau und beim Putzen verdienen Jimmys Eltern gerade so viel, dass sie ihre fünfköpfige Familie versorgen und in einer Zweizimmerwohnung unterbringen können. Beim vierzigsten Geburtstag seiner Mutter lernt der 15-Jährige Martha Gruber, Professorin in Heidelberg, kennen. In seinen Sommerferien kümmert sich Jimmy um den Garten der Grubers. Marthas Anziehungskraft ist riesengroß. Željko verliebt sich.

Ich mochte Željko. Er ist klug, forscht Themen aus, die er nicht kennt. In der Bibliothek schlägt er Fremdwörter nach, wodurch er vermutlich mehr davon beherrscht als Gleichaltrige mit deutschen Wurzeln. Željko merkt schnell, dass ihm aufgrund seiner Herkunft Steine im Weg liegen, und weiß sehr genau, dass Bildung die Hürden überwinden kann.
In Martha konnte ich mich gut hineinversetzen. Mit beruflich erfolgreichem Werdegang, Mann und Kind steht sie mitten im Leben als sie Jimmy kennenlernt. Vielleicht ist dieses sorglose Leben mit Putzfrau, verwöhntem Kind und regelmäßig abwesenden Mann von einer gewissen Kälte durchdrungen, die durch eine Dankbarkeit und Zuneigung, die Jimmy ihr entgegenbringt, vertrieben werden kann.

So entwickelt sich eine Liebe zwischen den beiden, die manchmal kindlich in einem Rülpswettbewerb endet, die mütterlich wirkt, wenn Martha ihm Bücher schenkt, die aber vor allem von unterdrückter Leidenschaft und Entbehrung geprägt ist. Nur selten geben sich die Liebenden vollends hin. Das macht das Lesen sehr reizvoll und spannend.

Ganz nebenbei taucht man in das Schicksal der Gastarbeiterfamilien und ihren in Deutschland geborenen Kindern ein. Sie sind die Fremden, die mit Vorurteilen bedacht werden und sich doppelt anstrengen müssen, um sich zu bewähren. So tut Željko alles, um sich maximal zu integrieren und ein anerkannter Bürger zu sein. Dabei droht er sich selbst, seine Identität und seine Persönlichkeit, zu verlieren. Das hat mich stark berührt und lässt mich meine empfundene Toleranz neu reflektieren.

Martin Kordić verbindet gekonnt Liebesgeschichte, Gesellschaftskritik und Zeitgeist. Angenehm in Erinnerung bleiben wird mir die Einbettung seiner Geschichte in das Zeitgeschehen. Seine Ausführungen zu Michael Jackson und zur Fußball-WM in Deutschland haben mich selbst zurückversetzt und das jüngere Lebensgefühl wieder aufleben lassen. Kordićs attraktive, wunderbar lesbare Sprache bildet den perfekten Rahmen für seinen Roman.

Sehr gern empfehle ich die Lektüre.

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Veröffentlicht am 29.01.2023

Kraftvoll und subtil zugleich

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Was gibt es über dieses Buch noch zu sagen? Wurde nicht bereits alles gesagt? Ja, sollte man meinen. Und doch hat mich der Inhalt überrascht, obwohl ich in den vergangenen Monaten schon so viel darüber ...

Was gibt es über dieses Buch noch zu sagen? Wurde nicht bereits alles gesagt? Ja, sollte man meinen. Und doch hat mich der Inhalt überrascht, obwohl ich in den vergangenen Monaten schon so viel darüber gelesen hatte und zu wissen glaubte, wohin die Reise inhaltlich geht. Ich bin ehrlich, ich hatte eine etwas andere Vorstellung. Dachte vor allem, der Fokus der Geschichte läge viel mehr auf der Beziehung zwischen Martha und Jimmy. Doch dem war nicht so. Dieser Aspekt ist eher so etwas wie ein hauchdünner roter Faden, der immer mal wieder hindurchblitzt und allem eine Richtung gibt. Die „Liebes“-Beziehung der beiden rückte dabei für mich fast völlig in den Hintergrund, wurde nur noch am Rande wahrgenommen, berührte mich nicht. Sie ist nur ein weiteres Beispiel für die Abhängigkeit des wissbegierigen Jimmy, der nach Personen sucht, zu denen er aufblicken kann. Die ihn in eine Welt einführen können, zu der er nicht gehört, nach der er sich aber so sehr sehnt.

Abhängigkeit, Verlorensein, Sehnsucht nach Ankommen, Leben am Rand der Gesellschaft, soziale und kulturelle Unterschiede, Aufstiegschancen, Integration, das Bedürfnis, etwas zur Gesellschaft beizusteuern… Mich beeindruckt an diesem Buch vor allem, wie Martin Kordić es schafft, all diese Themen auf authentische, kraftvolle und gleichzeitig sehr sanfte Art anzusprechen, sodass man manchmal gar nicht weiß, was man genau empfindet. Ist man auf eine gewisse Weise verzückt oder doch eher etwas fassungslos. Die Grenzen verschwimmen. Auf eine wunderbar unaufdringliche Art wird so viel gesagt, so viel auf den Punkt gebracht. Werden Probleme angesprochen, ohne den Finger zu erheben oder gar aufzuschreien. Sehr subtil. Und das wirkt nach.

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Veröffentlicht am 31.08.2022

geht unter die Haut

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Der fünfzehnjährige Zeljko, Jimmy genannt, findet in Martha eine mütterliche Freundin. Martha ist eine wohlhabende Professorin in Heidelberg bei der Jimmys Mutter neben mehreren anderen Stellen putzt. ...

Der fünfzehnjährige Zeljko, Jimmy genannt, findet in Martha eine mütterliche Freundin. Martha ist eine wohlhabende Professorin in Heidelberg bei der Jimmys Mutter neben mehreren anderen Stellen putzt. Jimmy ist ein Einwanderarbeiterkind, den Eltern fehlt es an Zeit, sich um ihre Kinder zu kümmern. Martha zeigt ihm eine andere Welt mit Büchern und Opernbesuch. Mit den Jahren verändert sich ihre Beziehung, eine sexuelle Komponente kommt mit ins Spiel. Auch auf die Entfernung, Jimmy studiert mit Marthas finanzieller Hilfe in München Literatur, halten sie Kontakt. Obwohl Jimmy in Deutschland geboren wurde fühlt er sich zwischen zwei Stühlen sitzend. Ein Teil seines Herzens schlägt für Deutschland, ein anderes für die Kultur seiner Eltern, für Kroatien.
Wir erleben in diesem aufwühlenden Roman das Erwachsenwerden mit, die Verwandlung von einem Arbeiterkind zu einem Akademiker, der seinen Platz im Leben sucht. Es wird eine Liebesbeziehung erzählt, bei der man nicht weiß, wer wen benutzt oder ausnutzt. Die Lebensgeschichte von Jimmy/ Zeljko geht unter die Haut.

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