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Veröffentlicht am 08.03.2023

Vielversprechender Auftakt

Fräulein Anna, Gerichtsmedizin (Die Gerichtsärztin 1)
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MEINE MEINUNG
„Fräulein Anna, Gerichtsmedizin - Die Prinzregentenmorde“ ist der gelungene Auftakt einer neuen vielversprechenden historischen Roman-Serie aus der Feder einer unter dem Pseudonym Petra Aicher ...

MEINE MEINUNG
„Fräulein Anna, Gerichtsmedizin - Die Prinzregentenmorde“ ist der gelungene Auftakt einer neuen vielversprechenden historischen Roman-Serie aus der Feder einer unter dem Pseudonym Petra Aicher schreibenden Bestseller-Autorin.
Diese abwechslungsreiche Geschichte sorgt mit ihrer ansprechenden Mischung aus fesselnden Nachforschungen zu einem tragischen Kriminalfall, zarter Liebesgeschichte und faszinierenden historischen Einblicken für gute Unterhaltung.
Angesiedelt vor dem historischen Hintergrund der ausgehenden Ära des Prinzregenten Luitpold bis hin zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs entspinnt sich eine abwechslungsreiche Handlung rund um den tragischen Tod einer alternden, einst gefeierten Schauspielerin, die mich mit tollem Zeit- und Lokalkolorit rasch in ihren Bann gezogen hat. Gekonnt nimmt uns die Autorin mit auf eine aufregende Zeitreise von 1912 bis 1914 in die bayerische Haupt- und Residenzstadt München und vermittelt mit ihren lebendigen und atmosphärischen Beschreibungen ein stimmiges Bild der damaligen Zeit, spannende Einblicke in die Münchener Gesellschaft und das Alltagsleben der einfachen Münchener Bürger. Wir erleben die blühende Metropole im Wandel der Zeiten zwischen Wirtschaftsaufschwung und Wohlstand, althergebrachten Traditionen, bayerischer Gemütlichkeit und dem ausschweifenden Treiben der Adeligen, Künstler und Literaten.
Äußerst aufschlussreich sind dabei die Einblicke in das Leben der Frauen zu jener Zeit in einer von Männern dominierten Welt – die einen führen ein Leben ohne Rechte und abhängig von Vater oder Ehemann, während die anderen sich in einer arrangierten Ehe mehr für ihren Status und Reichtum interessieren und ihren Ehemännern große Freiräume zubilligen.
In den gut recherchierten zeitgeschichtlichen Rahmen sind zudem interessante historische Fakten eingestreut und bekannte historische Persönlichkeiten eingewoben.
Im Mittelpunkt der vielschichtigen Geschichte steht mit der jungen Krankenschwester Anna Zech eine trotz ihrer einfachen Herkunft bemerkenswerte, selbstbewusste Protagonistin, die als Obduktionsassistentin in der Münchner Gerichtsmedizin beginnt und schon bald in ihrer ungewöhnlichen Arbeit aufgeht. Als zweite Hauptfigur lernen wir den jungen adligen Friedrich von Weynand kennen, der seiner unglücklichen Ehe zu entfliehen versucht, sich als proletarischer Journalist Fritz Nachtwey ausgibt und in München Skandalgeschichten für eine Zeitung recherchiert. So entlockt er mit seinem Charme auch der unbedarften Anna nach ihrer ersten Obduktion wichtige Details zu der berühmten Wasserleiche aus der Isar und verfasst hierzu einen brisanten Zeitungsartikel.
Mit ihrem leichten, abwechslungsreichen Erzählstil versteht die Autorin es hervorragend, uns von Beginn an gemeinsam mit den sympathischen Protagonisten in die farbenprächtige historische Vergangenheit abtauchen zu lassen. So erleben wir mit, wie sich Anna allmählich dem arrogant und etwas schnöseligen wirkenden Fritz annähert, sein Doppelleben entlarvt und die beiden sich schließlich anfreunden. Rasch werden wir hineingezogen in die spannenden Nachforschungen des allmählich gut eingespielten Ermittlerduos zu den mysteriösen Todesumständen. Diese treten allerdings wegen der vielen privaten Verwicklungen immer wieder in den Hintergrund und erstrecken sich so (fast wie im wirklichen Leben) über einen sehr langen Zeitraum. Geschickte Perspektiv- und Schauplatzwechsel sorgen für Dynamik und lassen die Spannung rasch ansteigen. Neben amüsanten Episoden sorgen auch etliche unerwartete Wendungen für Abwechslung. Der packende, recht verzwickte Fall lädt zum Miträtseln ein und konnte mich mit der stimmigen Auflösung am Ende sogar sehr überraschen.
Etwas schade fand ich allerdings, dass wir bis auf wenige höchst aufschlussreiche Episoden nur selten einen Blick in die herausfordernde Arbeit in der Gerichstmedizin werfen konnten. Gerne hätte ich noch mehr über Annas Arbeit und ihre höchst amüsanten Interaktionen mit den beiden etwas wunderlichen Kollegen erfahren.
Die Autorin hat ihre verschiedenen Charaktere lebendig und mit viel Liebe ausgearbeitet, so dass sie mit ihren Eigenarten sehr lebensnah wirken. Sie versteht es, ihre Figuren zum Leben zu erwecken und uns die Gedankenwelt ihrer Charaktere glaubwürdig näher zu bringen. Insbesondere die sympathische, facettenreiche Hauptfigur Anna ist mir rasch ans Herz wachsen und ich bin sehr gespannt, wie sie sich im 2. Band weiterentwickeln wird.

FAZIT
Ein vielversprechender Auftakt einer unterhaltsamen historischen Roman-Reihe um ein sehr gegensätzliches Ermittlerduo! Mit sympathischen Charakteren, tollem historischen Flair, einer kurzweiligen Handlung und einem verzwickten Kriminalfall!

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Veröffentlicht am 08.03.2023

Fesselnde Neuerzählung der wahren Geschichte Medusas

STONE BLIND – Der Blick der Medusa
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MEINE MEINUNG
Mit ihrem unterhaltsamen Roman „Stone blind – Der Blick der Medusa“ ist der britischen Bestseller-Autorin Natalie Haynes eine äußerst fesselnde Neuerzählung der antiken griechischen Mythologie ...

MEINE MEINUNG
Mit ihrem unterhaltsamen Roman „Stone blind – Der Blick der Medusa“ ist der britischen Bestseller-Autorin Natalie Haynes eine äußerst fesselnde Neuerzählung der antiken griechischen Mythologie rund um die faszinierende Figur der Medusa gelungen.
Hervorragend hat die Autorin die Darstellungen aus den Varianten des berühmten Mythos und verschiedenen antiken Quellen recherchiert und zu einer anschaulich und mitreißend erzählten Geschichte verwoben.
Eine umfassende Darstellung des Mythos von Medusa und Perseus findet sich in Ovids Werk Metamorphosen.
Da das Schicksal von Medusa untrennbar mit der Legende und dem Heldenepos von Perseus, dem Sohn von Zeus, verbunden ist, beleuchtet die Autorin sehr ausführlich die vielschichtige Vorgeschichte der tragischen Geschehnisse. Gekonnt nimmt uns die Autorin mit auf eine spannende Zeitreise durch das antike Griechenland zu berühmten mythischen Stätten. Sie lässt die alten mythischen Götterhelden wie Zeus, Poseidon, Hera, Hephaistos, Athene oder Hermes aus den bekannten Legenden der klassischen Antike vor unserem inneren Auge lebendig werden und zudem viele hilfreiche Hintergrundinformationen zur komplexen griechischen Mythologie einfließen.
Aus den unterschiedlichen Erzählperspektiven lernen wir die mächtigen olympischen Götter kennen mit ihren unterschiedlichen Persönlichkeiten und Schwächen und erkunden ihre komplizierten Beziehungen zueinander, aber auch ihre Einstellung zu den Halbgöttern und Sterblichen. Zudem erhalten wir sehr aufschlussreiche Einblicke in ihre Geheimnisse, Intrigen, Rache- und Machtgelüste, Eitelkeiten und ihrer permanenten Missgunst, die Ursache für zahllose Familiendramen, erbarmungslosen Streitigkeiten und ihr oftmals grausames Handeln sind.
Poetisch und bildgewaltig erzählt Haynes die facetten- und wendungsreiche Geschichte der Medusa aus einem feministischen Blickwinkel und bietet interessante, erfrischend andere Perspektiven. Es ist die bewegende Geschichte einer jungen selbstlosen Frau, die als jüngste der Gorgonenschwestern als Sterbliche aufwächst und der von den launischen und rachsüchtigen Göttern sehr übel mitgespielt wird. So erleben wir Medusa mehr als mitfühlende Schwester und bedauernswertes Opfer denn als todbringendes Monster, zu dem sie schließlich gemacht wurde, mit ihrem Haupt aus Schlangen und ihrem Blick, der jedes Lebewesen zu Stein verwandelt.
Gekonnt und mit humorvollen Seitenhieben demontiert die Autorin nach und nach das glorreiche Heldenepos von Perseus. Nur mit göttlicher Hilfe gelang es ihm, seine abenteuerliche Mission zu bestehen und das machtvolle Gorgonenhaupt in seinen Besitz zu bringen, das ihn schließlich zu einem wahrhaft furchteinflößenden Monster werden ließ.
Hervorragend hat die Autorin in zahlreichen Episoden die durchtriebene, streit- und rachsüchtige Persönlichkeit von Athene, als Göttin des Krieges, des Handwerks und des Heldenmuts, eingefangen. Ich muss gestehen, dass mich Athenes facettenreicher Charakter mit ihren Eigenheiten und ihre boshaften Intrigen fast mehr in den Bann gezogen haben, als die eigentliche Protagonistin Medusa, die zeitweilig etwas in den Hintergrund gedrängt wurde und leider längst nicht so präsent in der Geschichte war.

Zum Hörbuch:
Die Schauspielerin, Hörbuch- und Synchronsprecherin Laura Maire ist eine sehr gelungene Besetzung für dieses ungekürzte Hörbuch. Mit ihrer angenehmen, frischen Stimme und flottem Tempo präsentiert sie die Geschichte sehr mitreißend und lebendig. Trotz der vielen Charaktere und raschen Perspektivwechsel, die einem beim Zuhören etwas Konzentration abverlangen um nicht den Faden zu verlieren, konnte ich der Handlung gut folgen. Mit Steigerungen des Sprechtempos, Variation der Intonation und wohl dosierten Pausen gestaltet sie die unterschiedlichen Episoden abwechslungsreich und eindringlich. Gekonnt sie bietet ein breites Spektrum an Stimmvarianten auf und schlüpft mit den passend gewählten Stimmnuancen mühelos in die verschiedenen Rollen, so dass man sich in die sich rasch wechselnden Emotionen der verschiedenen Charaktere wunderbar hineinversetzen kann.
Insgesamt eine lebendige und überzeugende Lesung, die dieses Hörbuch zu einem mitreißenden Hörvergnügen macht!

FAZIT
Eine beeindruckende, fesselnde Neuerzählung des antiken griechischen Mythos um Medusa aus einem feministischen Blickwinkel – gut recherchiert, lehrreich und mitreißend erzählt.
Sehr empfehlenswert für alle, die sich für die berühmten Mythen der klassischen Antike interessieren.

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Veröffentlicht am 26.02.2023

Der rüstige Donnerstagsmordclub wieder auf Mörderjagd

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel (Die Mordclub-Serie 3)
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MEINE MEINUNG
„Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel“ vom britischen Autor Richard Osman ist bereits der dritte Band seiner gelungenen und etwas skurrilen Cosy Crime-Reihe, in deren Mittelpunkt ...

MEINE MEINUNG
„Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel“ vom britischen Autor Richard Osman ist bereits der dritte Band seiner gelungenen und etwas skurrilen Cosy Crime-Reihe, in deren Mittelpunkt die erstaunlich rüstigen Mitglieder des Donnerstagsmordclubs aus der Seniorenresidenz Coopers Chase stehen.
Einmal die Woche trifft sich das gewitzte Hobby-Ermittlerquartett bestehend aus Elisabeth, Joyce, Ibrahim und Ron um ungelöste Morde aufzuklären.
Dieser Krimi lässt sich auch ohne Vorkenntnisse der vorangegangenen Bände lesen, doch denke ich, dass es bei der Vielzahl der Figuren leicht unübersichtlich wird. Zudem finde ich, dass man die exzentrischen Charaktere des Donnerstagsmordclubs mit all ihren Eigenheiten und Vorgeschichten schon etwas kennen sollte, da sie nicht mehr ausführlich vorgestellt werden.
Um einen richtig gemütlichen Wohlfühlkrimi handelt es sich übrigens nicht, denn manchmal geht es ziemlich blutrünstig zur Sache. Mit seinem typisch britischen, subtil humorvollen Erzählstil und höchst amüsanten, schlagfertigen Dialogen konnte mich Osman wieder bestens unterhalten. Toller Wortwitz, viel Situationskomik sowie bisweilen recht abstruse Verwicklungen ließen mich immer wieder Schmunzeln.
Wie schon bei den anderen Bänden wird die eigentliche Handlung immer wieder von den aufschlussreichen Tagebucheintragungen von Joyce unterbrochen, die die Geschehnisse auf ihre unnachahmliche Art kommentiert und zusammenfasst. Schade nur, dass sie bei der turbulenten Handlung doch etwas zu kurz kommen.
Das Seniorenquartett beschäftigt sich diesmal mit einem10 Jahre alten Cold Case, der es in sich hat. Damals verschwand die junge Journalistin Bethany Waites und Co-Moderatorin des lokalen TV-Stars Mike Waghorn spurlos, als sie einem brisanten Fall von Steuerbetrug auf der Spur war. Auch wenn die Handlung recht langsam in Gang kommt, macht es wieder viel Spaß, die gewitzte Seniorentruppe bei ihren unorthodoxen, aber sehr einfallsreichen Ermittlungen zu diesem höchst verzwickten und wendungsreichen Fall zu begleiten. Das Polizisten-Duo Chris und Donna und natürlich auch der Bogdan als unentbehrliches Faktotum sind wieder mit von der Partie, und unterstützen die vier agilen Senioren, wo immer sie können.
Besonderes Highlight sind die lebendigen, vielschichtig gezeichneten Hauptfiguren mit ihren liebenswerten Eigenarten und Schrullen. Es macht großen Spaß, ihre unterhaltsamen Diskussionen zu verfolgen und mitzuerleben, wie sie ihre interessanten Fähigkeiten und Stärken bei Bedarf auszuspielen wissen.
Der neue rätselhafte Kriminalfall, der wieder viel Stoff zum Mitraten bietet, ist nicht die einzige Herausforderung für den Donnerstagsmordclub. Denn zu allem Überfluss wird Elisabeth mal wieder von ihrer Vergangenheit als Geheimdienstagentin eingeholt und von einem skrupellosen Widersacher vor eine nahezu ausweglose Entscheidung gestellt. Souverän meistern sie im eingespielten Team jedoch auch diese verzwickte Situation mit ihren bisweilen unorthodoxen Herangehensweisen. Während die sonst so souveräne Elizabeth sich hier einen unverzeihlichen Patzer erlaubt, überrascht die etwas naiv wirkende Joyce wieder auf ganzer Linie.
Auch die zahlreichen Nebenfiguren mit ihren Hintergrundgeschichten sind interessante Charaktere, die mit ihren Handlungen für viel Spannung und beste Unterhaltung.
Nach einigen unerwarteten Wendungen überschlagen sich die Ereignisse schließlich regelrecht und gipfeln in einem spannenden Finale. Kaum zu glauben, dass es ihnen mit ihren Tricks und cleveren Kombinationsgabe wieder gelingt, den überaus raffinierten Mörder zu stellen! Für mich war die Auflösung eine große Überraschung, mit der ich überhaupt nicht gerechnet hatte.
Ich bin schon sehr gespannt auf eine Fortsetzung und freue mich auf ein Wiedersehen mit dem schrulligen Team des Donnerstagsmordclubs und ihren netten Freunden.

FAZIT
Eine unterhaltsame Fortsetzung dieser skurrilen, amüsanten Cosy Crime-Reihe – mit tollem britischen Humor, liebenswerten Charakteren und einem verzwickten Cold Case!

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Veröffentlicht am 29.01.2023

Humorvoller Gartenkrimi

Aufblattelt
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MEINE MEINUNG
Mit ihrem unterhaltsamen Gartenkrimi „Aufblattelt“ geht die im beschaulichen Südburgenland angesiedelte Krimi-Erfolgsserie der österreichischen Autorin Martina Parker bereits in die dritte ...

MEINE MEINUNG
Mit ihrem unterhaltsamen Gartenkrimi „Aufblattelt“ geht die im beschaulichen Südburgenland angesiedelte Krimi-Erfolgsserie der österreichischen Autorin Martina Parker bereits in die dritte Runde.
Das außergewöhnliche Cover dieses Gartenkrimis mit seinen dargestellten Motiven hat einen hohen Wiedererkennungsfaktor und stimmt einen sehr schön auf die Geschichte ein. Der vorliegende Krimi lässt sich übrigens problemlos auch ohne Vorkenntnisse aus den vorangegangenen zwei Bänden „Zuagroast" und „Hamdraht" lesen, da zum Verständnis wichtige Hintergrundinfos zu den Charakteren geschickt in die Handlung eingeflochten werden.
Schon das humorvolle, hintergründige Krimidebüt „Zuagroast“ hat mich mit der umtriebigen Lokaljournalistin Vera Horvath und den Gartenladies vom „Klub der Grünen Daumen“, deren vermeintlich harmlose, garten- und kräuterinteressierte Mitglieder es faustdick hinter den Ohren haben, sehr gut unterhalten können.
Auch im dritten Band darf wieder ausgiebig gelebt, geliebt, gegartelt und natürlich gestorben werden! Und so viel sei auch schon verraten – der Mörder ist nicht der Gärtner!
Martina Parker ist erneut ein abwechslungsreicher und spannender Wohlfühlkrimi mit viel Lokalkolorit, einer illustren Schar an interessanten Charakteren und einem verzwickten Fall gelungen – obendrein gewürzt mit allerlei Wissenswertem rund um Garten, heimische Pflanzen, Kräuter, Naturkosmetika und Heilmittelchen sowie einem winzigen Schuss Erotik. Trotz vieler humorvoller Szenen werden aber auch einige ernste Themen behandelt.
Sehr gut gefallen haben mir auch die stimmungsvollen, detailreichen Beschreibungen der burgenländischen Landschaft und der verschiedenen Schauplätze sowie zahlreiche mundartlich eingefärbte Dialoge, die für ein überaus lebendiges Lokalkolorit sorgen. Sicherheitshalber wird der wundervolle Dialekt übrigens in den Fußzeilen übersetzt.
Der unheilvolle Prolog mit der darin geschilderten, verstörenden Szene lässt sofort Spannung aufkommen, denn deren Bedeutung wird uns erst sehr viel später klar. So dauert es auch recht lange bis der eigentliche Kriminalfall in Gang kommt, denn zunächst werden wir in das fesselnde Setting eingeführt und lernen eine Menge schillernder Figuren wie beispielsweise die hochinteressante Adelsfamilie von Hohenfelsen kennen, die so manche überraschende Eigenheiten und erstaunlichen Geheimnisse aufzubieten haben. Für viel Unterhaltung und Abwechslung sorgen auch die Mitglieder des Gartenklubs als alte Bekannte mit einer ganzen Bandbreite speziellen Besonderheiten und Schrullen, die von der Autorin sehr lebendig und trotz gewisser Klischees recht authentisch charakterisiert werden. Jedem Kapitel vorangestellt werden wieder spannende bis skurrile Fun Facts aus der Tierwelt und Natur, die meist Bezug auf die darauffolgende Handlung haben.
Gekonnt zieht uns Martina Parker nach und nach in einen verwirrenden, ziemlich komplexen Fall hinein. Der geheimnisvolle alte Graf von Hohenfels, der hitzige Adoptivsohn als Umweltretter, seine nicht standesgemäße Braut Isabella, gewilderte Tiere im Wald, bis hin zur ersten Toten auf der Hochzeit – die vielen zunächst unzusammenhängenden Handlungsstränge geben viele Rätsel auf, so dass ich den Krimi gar nicht mehr aus der Hand legen mochte und mich gespannt mit auf die Jagd nach dem Mörder begeben habe.
Schon bald überschlagen sich die Ereignisse immer mehr und gipfeln schließlich in einem packenden Showdown. Die schlüssige Auflösung des Kriminalfalls hat mich übrigens sehr überrascht.

FAZIT
Ein unterhaltsamer Wohlfühlkrimi - mit wundervollen Charakteren, großartigem Humor, tollem Lokalkolorit und allerlei nützlichem Gartenwissen!
Ein empfehlenswertes Lesevergnügen mit ganz besonderem regionalen Charme!

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Veröffentlicht am 28.01.2023

Fesselndes Portrait einer Top-Spionin

Agent Sonja
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MEINE MEINUNG
Mit dem beeindruckenden Buch „Agent Sonja“ beweist der erfolgreiche britische Bestsellerautor und Spionageexperte Ben Macintyre erneut, dass er sein Handwerk versteht. Bereits nach dem kurzen ...

MEINE MEINUNG
Mit dem beeindruckenden Buch „Agent Sonja“ beweist der erfolgreiche britische Bestsellerautor und Spionageexperte Ben Macintyre erneut, dass er sein Handwerk versteht. Bereits nach dem kurzen Einstieg wird deutlich, dass wir es nicht mit einem nüchtern erzählten Sachbuch zu tun haben, sondern uns ein packender, temporeich erzählter Roman erwartet, der sich bisweilen wie ein fesselnder Agententhriller liest.
Hierin widmet er sich der unglaublichen, aber wahren Biografie von Ursula Kuczynski (1907- 2000) - einer faszinierenden Frau und legendären Topagentin für den russischen Geheimdienst, die ein außergewöhnlich bewegtes Leben führte, während ihrer Agententätigkeit unter dem Codenamen „Sonja“ um die halbe Welt reiste und bei ihren Einsätzen teilweise extreme Risiken auf sich nahm sowie maßgeblichen Einfluß auf die Weltgeschichte während des 2. Weltkriegs und für den Kalten Krieg hatte.
Ben Macintyre versteht es hervorragend seine aus verschiedenen Quellen akribisch recherchierten Fakten, Informationen und historischen Hintergründe zu einer äußerst spannenden und faszinierenden Geschichte zu verweben. Geschickt lässt er viele Originalzitate in seinen Text einfließen. Ergänzt wird das Ganze durch zwei in den Text eingeschobene Teile mit sehr interessanten Schwarz-Weiß-Fotografien von Ursula, ihrer Familie und ihren vielen Weggefährten aus dem umfangreichen Fotoarchiv der Familie, die das Erzählte veranschaulichen und die damalige Zeit zum Leben erwecken.
Wie der Autor in seinem ausführlichen Nachwort erläutert, standen ihm Unmengen an Quellenmaterial aus verschiedenen Archiven wie MI5-Akten aus dem Britischen Nationalarchiv, Dokumente aus dem Deutschen Bundesarchiv sowie Staatssicherheitsakten aus dem Stasi-Archiv zur Sichtung zur Verfügung. Zudem konnte er für sein Buch auf viele Briefe, Bücher und Dokumentationen zurückgreifen, darunter auch Ursulas Romane, Sachbücher und ihre Memoiren „Sonjas Rapport“. Außerdem konnte er für sein beeindruckendes Werk auch auf tatkräftige Unterstützung von Ursulas beiden Söhnen zählen.
Bereits die ersten Kapitel, in denen wir miterleben wie aus dem jungen energiegeladenen deutsch-jüdischen Mädchen Ursula, das der Kommunistischen Partei Deutschlands beitrat, mit ihrem Ehemann Rudi Hamburger nach Shanghai ging, dort Mutter wurde und schließlich vom berühmten sowjetischen Agent Richard Sorge Anfang der 1930er Jahre für den sowjetischen Geheimdienst rekrutiert wurde, klingen abenteuerlich und scheinen eher einem fesselnden Agententhriller entsprungen zu sein.
Gekonnt gewährt Macintyre uns aufschlussreiche Einblicke in Sonjas Spionagetätigkeit in China, der Mandschurei, Polen, Schweiz und schließlich Großbritannien und erzählt über interessante Details aus ihrem Privatleben und nachhaltig prägenden Geschehnissen während ihres umtriebigen Doppellebens als unerschrockene, hocheffiziente sowjetische Geheimdienstoffizierin einerseits und fürsorgliche Mutter von drei Kindern und unauffällige Hausfrau andererseits. Dabei beleuchtet der Autor auch anschaulich die emotionalen Herausforderungen, die das unstete Leben, die äußerst gefährlichen Spionageoperationen und ihre Verantwortung als Mutter mit sich brachten. Eher durch unglaubliches Glück blieb sie von Stalins Säuberungsaktionen verschont und konnte sich mehr als einmal einer Enttarnung durch knappe Flucht entziehen. Fesselnd ist es auch, die Motivation für ihre Agententätigkeit und ihre unerschütterliche Liebe zum Kommunismus zu ergründen. Ganz nebenbei erfahren wir auch eine Menge faszinierender Details aus den interessanten Biografien ihrer Weggefährten wie Agnes Smedley oder Richard Sorge und ihrer Familie.

FAZIT
Facettenreiches Portrait einer außergewöhnlichen Frau und hochdekorierten sowjetischen Top-Spionin – sorgsam recherchiert, kenntnisreich aufgearbeitet und unglaublich spannend und temporeich erzählt!

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