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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.03.2023

Eine wunderbare Geschichte

Die Bibliothek der Hoffnung
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Die Geschichte über die unterirdische Bibliothek in Bethnal Green war mir bisher völlig unbekannt. Genauso wenig wie der Umstand, dass in dieser U-Bahnstation quasi eine komplette Kleinstadt entstand. ...

Die Geschichte über die unterirdische Bibliothek in Bethnal Green war mir bisher völlig unbekannt. Genauso wenig wie der Umstand, dass in dieser U-Bahnstation quasi eine komplette Kleinstadt entstand. Umso mehr freue ich mich darüber, dass solche außergewöhnlichen Geschichten für die Nachwelt erhalten bleiben. Damit auch deutlich jüngere Menschen wie ich noch darüber staunen können.

Es ist eine hinreißende Geschichte, die mich schon nach den ersten Seiten nicht mehr losgelassen hat. Die Atmosphäre hat mich gleich gegriffen - ich war sofort im Londoner East End der Kriegsjahre. Zwischen den Menschen, die versuchen zu (über)leben, aufzuräumen, das Beste aus der Situation zu machen. Habe mit ihnen gelacht und war zutiefst ergriffen über ihre Schicksale. Die Figuren sind facettenreich und so lebendig geschrieben, da fällt es leicht sofort einen Draht zu ihnen zu haben.
Clara und Ruby sind zwar sehr unterschiedlich, wachsen dem Leser mit ihrer gefühlvollen und gleichzeitig zupackenden Art aber auch sehr schnell ans Herz.
Besonders der ins Leben gerufene Lesekreis und die Vorlesungen für die Kinder haben mein Herz im Sturm erobert. Sehr unterschiedliche Charaktere, unterschiedliche Meinungen und doch eine fest gewachsene Gemeinschaft.

Besonders schön finde ich jeweiligen Kapiteleinleitungen, in denen Zitate von Bibliothekar*innen vorangestellt werden. Worte, aus denen unverkennbar die Liebe zu den Büchern spricht.

Aber bei aller Euphorie - es ist kein reines Wohlfühlbuch. Die Geschichte spielt in den letzten Jahren des Krieges, die Entbehrungen, Ängste, Traumata und Gräuel sind allgegenwärtig.
Ein Buch für Bücher und gegen das Vergessen. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 17.03.2023

Ein toller historischer Roman

Florentia - Im Glanz der Medici
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Ein wirklich schöner historischer Roman, der das Leben in Florenz des 15. Jahrhunderts und die Machtverhältnisse der führenden Familien in den Mittelpunkt stellt. Jede Menge Ränkespiele um die Vorherrschaft ...

Ein wirklich schöner historischer Roman, der das Leben in Florenz des 15. Jahrhunderts und die Machtverhältnisse der führenden Familien in den Mittelpunkt stellt. Jede Menge Ränkespiele um die Vorherrschaft in Florenz und um Beziehungen zum Vatikan und zum Pabst. Politische und wirtschaftliche Interessen spielen genauso eine Rolle wie zur Schau gestellter Reichtum oder eine passende Heirat, um den eigenen Machteinfluss zu erweitern.
Der Familie de Medici haftet ein gewisses Bild an. Machtbesessen und skrupellos, nur auf den eigenen Vorteil bedacht, über Leichen gehend. Dieses Bild wird hier nur zu einem kleinen Teil bedient. Vielmehr werden die historischen Figuren etwas mehr von ihrer menschlichen Seite gezeigt. Es wirkt fast wie ein privater Einblick in diese faszinierende Familie.

Die Darstellung der Stadt und ihrer Mitbewohner ist ebenso gut gelungen. Die schön beschriebenen Märkte, das Stadtbild oder die jeweiligen Stimmungen der Bevölkerung sorgen dafür, dass ich mich wie mittendrin gefühlt habe.

Und wer an Florenz denkt, dem kommen natürlich diese tollen Kunstwerke jener Zeit in den Sinn. Und die Kunst kommt in dem Buch auch nicht zu kurz, denn einerseits ist mit Fioretta eine der Hauptfiguren eine angehende Malerin vertreten; zum anderen erlebt man auch die ersten Schritte von Sandro Boticelli und Leonardo da Vinci auf dem künstlerischen Parkett. Beide jung, beide lebens- und erfolgshungrig. Und nicht als die Super-Genies dargestellt, Man erahnt, welches Können bei beiden vorhanden ist - aber in erster Linie sind sie als junge Menschen mit Freuden, Sorgen und Nöten dargestellt.

Diese Mischung aus Intrigen, Politik, Kunst und ein bisschen Liebe hat mir auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht.

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Veröffentlicht am 29.01.2023

Eine alte Geschichte neu erzählt

STONE BLIND – Der Blick der Medusa
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Griechische Mythologie ein wenig aufpoliert und in neuer Erzählung. Das ist es, was Nathalie Haynes dem Leser hier anbietet. Und ich finde das Ergebnis richtig gut gelungen. Eine tolle Mischung aus Mythologie ...

Griechische Mythologie ein wenig aufpoliert und in neuer Erzählung. Das ist es, was Nathalie Haynes dem Leser hier anbietet. Und ich finde das Ergebnis richtig gut gelungen. Eine tolle Mischung aus Mythologie und neuer Erzählung, die nicht nur die Herkunft einiger Mythen erklärt, sondern auch die verschiedenen Charaktereigenschaften der einzelnen Götter toll mit einbezieht. Ränkespiele und Streitigkeiten auf dem Olymp erklären sehr anschaulich das Verhältnis der Götter untereinander und gegenüber den Menschen.

Die bisher bekannte Erzählung widmet sich der Geschichte ja eher aus der Sicht Perseus und schildert seine Heldentaten und seine Heldenreise. Medusa wurde als abstoßende Kreatur beschrieben, ein Menschenschreck sondergleichen. Die Autorin zeichnet diese Reise jetzt aber aus anderen Blickwinkeln nach und damit steht Perseus plötzlich nicht mehr uneingeschränkt in "gutem Licht" dar. Eine erfrischend andere Perspektive, die mir sehr gut gefallen hat.

Das Buch hat mir großen Spaß gemacht. Sprachlich ist es einfach, aber sehr schön geschrieben, der Stil reicht von neutral über mitfühlend bis hin zu anklagend. Es gibt auf den ersten Blick sehr viele Erzählstimmen und Handlungsstränge, die etwas irreführend sein können, die aber am Ende eine runde Geschichte abgeben. Mich hat das Buch auf jeden Fall sehr begeistert!

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Veröffentlicht am 29.12.2022

Verzwickte Familiengeschichte

Kuckuckskinder (Ein Falck-Hedström-Krimi 11)
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Ich lese mittlerweile nicht mehr allzu viele Krimis. Die Bücher von Camilla Läckberg begeistern mich allerdings noch immer.

In ihrem neuen Fall geht es in die Künstlerszene. Kunst, Malerei, Fotografie, ...

Ich lese mittlerweile nicht mehr allzu viele Krimis. Die Bücher von Camilla Läckberg begeistern mich allerdings noch immer.

In ihrem neuen Fall geht es in die Künstlerszene. Kunst, Malerei, Fotografie, Literatur im Dunstkreis des Nobelpreises - und zwei Morde in sehr erlauchten Kreisen.

Mir gefällt sehr, dass Läckbergs Geschichten durchdacht sind und es sich nicht nur um ein stumpfes Gemetzel handelt. Es ist die Art, wie sie jede ihrer Figuren formt. Egal ob Täter, Opfer, Ermittler oder eine beliebige Nebenfigur. Jede ist ganz individuell gestaltet, jede Handlung und Charaktereigenschaft sehr detailliert ausgearbeitet. Sie spielt mit Klischees und macht sie sich gleichzeitig zu Nutze.
Wie bei jedem Krimi versuche ich natürlich auch "mitzuermitteln". Ich liebe verschachtelte Auflösungen und hier habe ich nur ein paar wenige Puzzleteile richtig zusammensetzen können. Die Handlungsstränge passen für mich gut zusammen und die präsentierte Lösung finde ich nachvollziehbar. Der Strang um den Mordfall aus der Vergangenheit ist mir besonders nahe gegangen und auch wenn es "nur" eine Buchfigur ist, hätte es mich wirklich traurig gemacht, wenn dieser nicht vollständig aufgelöst worden wäre.

Alles in allem ein spannender Krimi mit verschiedenen sozialen Aspekten, den ich sehr gelungen finde.

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Veröffentlicht am 18.09.2022

Familiengeschichte in den 1960er Jahren

Zwischen heute und morgen
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Ich habe dem zweiten Band der Städte-Saga sehr entgegengefiebert, denn schon der erste Band hat mir unheimlich gut gefallen. Und ich wurde nicht enttäuscht, auch der zweite Band hat sich regelrecht weggeschmökert.

Man ...

Ich habe dem zweiten Band der Städte-Saga sehr entgegengefiebert, denn schon der erste Band hat mir unheimlich gut gefallen. Und ich wurde nicht enttäuscht, auch der zweite Band hat sich regelrecht weggeschmökert.

Man begleitet die Familien Borgfeldt, Canna und Aldenhoven mit den Familienfreunden durch zehn Jahre Zeitgeschichte. Dabei beweist die Autorin für mich wieder einmal ihr Händchen für das "Drama im Kleinen". Denn nicht lange verborgene Familiengeheimnisse spielen eine Rolle, sondern der Alltag der Figuren. Diese finde ich so wunderbar gestaltet, mit viel Empathie und Fingerspitzengefühl geschrieben. Die 1960er Jahre versprechen Aufbruch und Wohlstand, das Lebensgefühl dieser Zeit wird sehr gut wiedergegeben, sehr passend ergänzt durch wichtige historische Ereignisse dieses Jahrzehnts.

Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten und natürlich herrscht in keinem Leben nur immer eitel Sonnenschein. Jede Familie hat ihre eigenen Probleme, die sie beschäftigt. Krankheiten, Eheprobleme, Generationenkonflikte und auch die Verarbeitung der Kriegsjahre beschäftigen die Figuren. Die Zeit ist im Wandel und als Leser erlebt man auch das Erwachsenwerden der Kinder aus dem ersten Band und wie diese ihre Zukunft gestalten wollen und mit welchen Problemen diese zu kämpfen haben.

Da die Geschichte quasi mittendrin beginnt, sollte man den ersten Band tatsächlich gelesen haben, da es vereinzelt Bezüge zu vergangenen Ereignissen gibt und es schwer fallen könnte, bei dem Personengefüge in die Geschichte reinzukommen.

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