Maribeth Klein aus New York, Ehefrau und Mutter von 4-jährigen Zwillingen, fast voll berufstätig, erleidet mit 44 Jahren auf der Arbeit einen Herzinfarkt ohne es zu bemerken. Sie glaubt an Sodbrennen aufgrund des fettigen Mittagessens. Als sie am nächsten Tag zur jährlichen Vorsorgeuntersuchung ihre Frauenärztin aufsucht, ist diese nach der Untersuchung beunruhigt und weist sie in die Notaufnahme ein. Dort ist klar: sie hatte einen Herzinfarkt. Obendrein geht die Herzkathederuntersuchung schief und sie muss notoperiert werden. Nach einer Woche wird sie nach ihrer Bypass-OP am offenen Herzen noch völlig geschwächt entlassen. Dem Spagat zwischen Ehefrau, Mutter und Haushalt ist sie körperlich noch nicht gewachsen. Ihr geht es nach wenigen Tagen immer schlechter, so dass sie nach einem Gespräch mit ihrer Pflegerin eine Tasche packt und geht...
Ich hatte die Leseprobe gelesen, konnte mich teilweise selbst wiederfinden und wollte unbedingt wissen, wie die Autorin die Geschichte weiterführen wird. Obwohl ich auch zugegebenermaßen "Bauchschmerzen" hatte, weil ich durch den Einband ja wusste, dass Maribeth ihre Familie und damit ihre kleinen Kinder verlassen wird. Ich habe selbst drei Kinder, der Letzte ist 5 Jahre, also in etwa in dem Alter der Zwillinge und ich konnte mir partout nicht vorstellen, mein Kind zu verlassen.
Aber ich hatte zum einen auch noch keinen Herzinfarkt oder lebensbedrohende Krankheit und wollte zum anderen wissen wie die Autorin mit der Situation umgeht und sie erklärt.
Und ich muss sagen, ich wurde nicht enttäuscht. Natürlich kann man bei vielen Schilderungen hergehen und sagen..., das oder dies lässt sich doch einfacher lösen und dann verursacht es der Mutter nicht so einen Stress, Arbeit etc. Zum Beispiel der Eimer unter dem Fenster... Klar, sie könnte ihn einfach stehen lassen oder das Leck reparieren lassen = keine Arbeit mehr damit. Aber ich denke, darum geht es nicht! Es sind nur Beispiele, die aufzeigen sollen, wie der Tagesablauf einer berufstätigen Ehefrau, Hausfrau und Mutter ganz oft aussieht. Nämlich voll gepackt bis zum Überlaufen! Und die Läuse, einfach perfekt! Ich konnte mich aufrichtig hineinversetzen und Maribeth' Drang nach Ruhe gut nachvollziehen. Natürlich unterscheidet sich die Theorie von der Praxis, es kann nicht jede Mutter einfach die Reißleine ziehen. Aber ich denke, die Autorin wollte nicht die Überforderung an sich in den Vordergrund stellen (Herzinfarkt war ja vermutlich genetisch bedingt), sondern beschreibt einfach den Genesungsprozess nach einer OP am offenen Herzen. Bei uns ist die Verweildauer im Krankenhaus in manchen Fällen ein paar Tage länger und oft schließt sich noch eine Anschlussheilbehandlung an. Maribeth' gesundheitliche Zustand in Verbindung mit den "normalen" Aufgaben führten dazu, dass es ihr körperlich immer schlechter ging und sie ihre Tasche packte. Für mich hat die Autorin "das Tasche packen für eine Reha" einfach ersetzt und aus diesem Umstand eine sehr schöne und interessante Geschichte gestrickt und dabei Themen wie künstliche Befruchtung, Kinder in fortgeschrittenem Alter, Adoption, der Suche nach den leiblichen Eltern, Freundschaften... verarbeitet und dabei ihr schriftstellerisches Können bewiesen.
Von mir daher eine ganz klare Kauf- und Leseempfehlung für dieses wunderbare Buch.