gut recherchierter historischer Roman
Das Erbe der Rosenthals„Das Erbe der Rosenthals“ verknüpft zwei dramatische Ereignisse der Geschichte miteinander, indem zwei zwölfjährige Mädchen ihre Sicht der Dinge darstellen.
Hannah erlebt in Berlin 1939 den Beginn der ...
„Das Erbe der Rosenthals“ verknüpft zwei dramatische Ereignisse der Geschichte miteinander, indem zwei zwölfjährige Mädchen ihre Sicht der Dinge darstellen.
Hannah erlebt in Berlin 1939 den Beginn der offenen Judenverfolgungen des Nazi-Regimes. Ihren Eltern gelingt es mit Hilfe ausgezeichneter Beziehungen und dem nötigen Vermögen eine Ausreise mit der St. Louis nach Kuba zu organisieren.
Anna erfährt in New York 2014, dass sie ihren Vater nie kennengelernt hat, weil er vor ihrer Geburt bei den Anschlägen auf das World Trade Center gestorben ist.
Der mir bis dahin unbekannte Autor A.L. Correa lebt selbst auf Kuba, so dass seine Schilderungen des dortigen Lebens sehr authentisch sind. Aber auch in den Teilen, die in Berlin und New York spielen, zeigt das Buch eine starke Atmosphäre, die den geschilderten Ereignissen gerecht wird.
Das Cover des Buches hat mich sofort angesprochen und passt in seiner Düsternis gut zu Hannahs Leben.
Vor allem die ersten beiden Teile des Buches haben mich sehr gefesselt. Dem Autor gelingt es auf eine besonders emotionale Art, das Seelenleben von Hannah und Anna darzustellen, auch wenn mancher Kindergedanke auf den ersten Blick abstoßend erscheint, sind es aus kindlicher Logik durchaus sinnvolle Lösungen für die Traurigkeit des familiären Alltags. Solch einen Blick auf geschichtliche Ereignisse habe ich noch in keinem historischen Roman gefunden.
Auch die Darstellung der Fahrt der fast 1000 Juden auf der St. Louis nach Kuba konnte gut die damalige Stimmung unter den Fahrgästen vermitteln.
Leider will der Autor dann meines Erachtens zu viele Fäden miteinander verknüpfen und man erfährt das Leben von Hannah in einer Art Zeitraffer. Über allem liegt dann noch eine Düsternis und eine Ahnung von Zerfall und Einsamkeit.
Das Buch ist ein gut recherchierter Roman für historisch interessierte Leser, der vor allem das Schicksal der Juden auf der St. Louis auf dem Weg ins Exil in Kuba detailliert darstellt. Wer allerdings gerne eine Happy End am Ende einer schicksalhaften Geschichte liest und nicht gut melancholische und düstere Bücher verträgt, dem sei von der Lektüre abgeraten.
Ich vergebe für die hervorragenden ersten beiden Teile und die originelle Idee der Geschichte trotzdem 3,5 Sterne.