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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.01.2023

Literarischer Grenzgänger

Salomés Zorn
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In "Salomės Zorn" zeigt die Autorin auf, was passieren kann, wenn das Finden der eigenen Identität durch äußere Kräfte boykottiert wird.
Wenn der eigene Wert sich an dominanten Normen misst und niemand ...

In "Salomės Zorn" zeigt die Autorin auf, was passieren kann, wenn das Finden der eigenen Identität durch äußere Kräfte boykottiert wird.
Wenn der eigene Wert sich an dominanten Normen misst und niemand Orientierung bietet.
Wie man in einer Welt überlebt, die lieber urteilt als versteht, weil einige von uns nicht willens oder stark genug sind, um Andersartigkeit zu akzeptieren.
Zugegeben, ich hatte so meine Schwierigkeiten mit dem Buch und musste das Gelesene einige Zeit auf mich wirken lassen, um meine Meinung in Worte fassen zu können. Die Autorin erzählt von kleinen Funken, die Salomė erst wütend gemacht und letztendlich vollkommen die Kontrolle haben verlieren lassen. Von der Konsequenz des Rechtssystems und dem Weg zu sich selbst.
Die Erzählung verläuft dabei nicht linear und verschwimmt oftmals in sich selbst. Was passiert ist und wie es dazu kommen konnte, muss man sich mit Salomė gemeinsam erarbeiten. Und das hat mich stellenweise so abgelenkt, dass ich emotional hinterhergehinkt bin. Erst im Nachhinein habe ich mehr hinter allem gespürt, Gemeinsamkeiten erkannt und habe trotzdem nach wie vor das Gefühl, nicht alles verstanden zu haben.
Ein sehr eigenes Werk das nachwirken muss.
Eine Art literarischer Grenzgänger mit wichtigen Inhalten, anspruchsvoll und dennoch beeindruckend erzählt.

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Veröffentlicht am 01.09.2022

Innovatives "Dark Academia" - Spektakel mit Schwächen

The Atlas Six
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"The Atlas Six" ist das Buch, was mich dieses Jahr bislang am meisten überrascht hat. Zugegeben, der Aufbau der Geschichte ist so ungewöhnlich, dass man sich ein Stück weit die Zähne daran ausbeißen kann. ...

"The Atlas Six" ist das Buch, was mich dieses Jahr bislang am meisten überrascht hat. Zugegeben, der Aufbau der Geschichte ist so ungewöhnlich, dass man sich ein Stück weit die Zähne daran ausbeißen kann. Dass die Meinungen zu dem Buch so gespalten sind, kann ich daher sehr gut nachvollziehen. Vorab sollte man vielleicht wissen, dass es sich bei dem Buch um eine Art Kammerspiel handelt, dessen Handlung sich hauptsächlich in geschlossenen Räumen abspielt. Der Fokus liegt auf den Gesprächen, magischen Studien und Beziehungen der einzelnen Anwärter zueinander.
Psychologie, Philosophie sowie wissenschaftliche Theorien über Magie und verschiedene Denkweisen spielen dabei eine übergeordnete Rolle und das sollte man mögen, andernfalls wird es das Buch schwerhaben von sich zu überzeugen.
Einen Kampf auf Leben und Tod im klassischen Sinne gibt es nicht und der Plot lässt sich in ein, zwei Sätzen zusammenfassen.
Auch der sexuelle Unterton, der gefühlt überall mitschwingt, hat mich stellenweise etwas irritiert, aber ich mochte es sehr, dass die Autorin sexuelle Orientierung o.a. nicht zum Thema macht und die Charaktere völlig frei interagieren lässt. Für mich eine ganz neue Leseerfahrung.
Inhaltlich passiert aber tatsächlich nicht viel mehr als das, was die Inhaltsbeschreibung hergibt und die verrät eigentlich schon zu viel, denn dass von den sechs Auserwählten nicht alle überleben, lässt sich Anfangs nur mutmaßen.
Die Geschichte wird abwechselnd aus den unterschiedlichen Perspektiven der "Atlas Six" erzählt, trotzdem bleibt nichts wirklich Greifbares zurück. Man muss sich die Zusammenhänge anhand einzelner Gesprächskrümel selbst erarbeiten, und genau das hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht. Ich liebe es nach Antworten zu graben. Jeder Mensch ist ein Puzzle und das setzt die Autorin meisterhaft in Szene.
Ja, das Buch stellt eine Herausforderung dar, erfordert einen klugen Kopf und aufmerksames Lesen, aber Olivie Blake hat dafür gesorgt, dass ich mitgezogen wurde, immer weiterlesen wollte und andere Bücher tagelang ignoriert habe.
Bis zum Schluss war ich der Meinung, eines der besten Bücher diesen Jahres zu lesen, doch dann flachte plötzlich alles so sehr ab, dass ich mich gefragt habe, ob die letzten paar Seiten von einer anderen Person geschrieben worden sind. Die Stärke der Autorin liegt darin, menschliches Miteinander zu analysieren und zu beschreiben, sobald sie diesen Bereich verlässt, wird es schwierig. Bleibt abzuwarten, ob sie das in den Folgebänden besser löst. Ich werde die Reihe definitiv weiterverfolgen, trotz einiger Schwächen hat es mich insgesamt sehr begeistert.

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Veröffentlicht am 20.09.2021

Mut ist die Tat im Angesicht der Angst

Die vier Winde
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"Wir schöpften Kraft aus der Verzweiflung, mit der wir gezwungen waren zu leben. Und wir hielten durch." - Cèsar Estrada Chávez

In "Die vier Winde" erzählt Kristin Hannah vom Beginn der Weltwirtschaftskrise ...

"Wir schöpften Kraft aus der Verzweiflung, mit der wir gezwungen waren zu leben. Und wir hielten durch." - Cèsar Estrada Chávez

In "Die vier Winde" erzählt Kristin Hannah vom Beginn der Weltwirtschaftskrise und einer Familie aus den "Great Plains", die dem Ruf von "Milch und Honig" folgen und sich dem Strom der Klimaflüchtlinge gen Westen anschließen.

Da ich mich in der Vergangenheit kaum mit diesem speziellen Teil der amerikanischen Geschichte befasst habe, war das ein völlig neues Setting, was an sich spannend zu lesen, aufgrund der Schicksale der wegen Dürre und Hunger leidenden Menschen und Tiere, aber nicht leicht zu verarbeiten ist. Es zieht sich eine schwere Hoffnungslosigkeit durch das Buch, der man sich vor Beginn der Lektüre bewusst sein sollte.
Dank der schnörkellosen Erzählweise und den eher sparsam eingesetzten Emotionen, bin ich aber gut zurechtgekommen.
Das Wissen darüber, was Menschen imstande sind zu ertragen, hat für mich sowieso eine ganz besondere Aussagekraft, von der ich lange zehren kann.
Die kleine Familie rund um die weibliche Hauptfigur Elsa Martinelli sind beeindruckende und starke Charaktere, die sich mit unmöglichen, ungerechten und teils menschenunwürdigen Bedingungen auseinandersetzen müssen. Kristin Hannah greift dabei eine Vielzahl unterschiedlicher Themen auf, die erschrecken und nachhallen.
Zum Ende hin verrutscht der Geschichte dann leider etwas der Fokus, was dem Buch ein paar Fehltöne mitgibt und es etwas schwergängig für mich gemacht hat. Ich hätte mir gewünscht, dass Kristin Hannah eine andere Richtung einschlägt um ihren Figuren gerecht zu werden. Trotzdem freue ich mich über jedes ihrer neuen Bücher, weil sie etwas zu sagen hat, gekonnt Fiktion mit historischen Fakten kombiniert, nachvollziehbare Charaktere erschafft, Frauen eine Krone aufsetzt und packende, emotionale Geschichten schreibt, die mich bewegen und Mehrwert haben.

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Veröffentlicht am 30.08.2021

Verbale Kriegsfanfaren und KI`s die Pilze sammeln

Skyward - Der Ruf der Sterne
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Spensas Traum ist es die erfolgreichste Pilotin der Defiant Defense Force (DDF) zu werden, um ihren Heimatplaneten Detritus gegen die Krell zu verteidigen und den Schatten des schlechten Rufs ihres Vaters ...

Spensas Traum ist es die erfolgreichste Pilotin der Defiant Defense Force (DDF) zu werden, um ihren Heimatplaneten Detritus gegen die Krell zu verteidigen und den Schatten des schlechten Rufs ihres Vaters von sich und ihrer Familie abzustreifen. Hilfe erhält sie dabei von unerwarteter Seite: Cobb, der ehemalige Wingmate ihres Vaters, nimmt Spensa, gegen den Willen der Obrigkeiten, unter seine Fittiche und in seiner Klasse auf. Doch schon bald wird Spensas Aufmerksamkeit darauf gelenkt, dass sich um die Geschichte zwischen Detritus und den Krell mehr Geheimnisse ranken als es zuerst den Anschein hat und das scheint auch für das Schicksal ihres Vater zu gelten.

Der Einstieg in Sandersons Skyward Reihe hat mir einige unterhaltsame Lesestunden beschert. Das Buch ist sehr kurzweilig, hat aber ein paar Längen, da sich vieles wiederholt, aber Sanderson ist ein erfahrener Autor, der ganz genau weiß, was es braucht, um seine Leser mitzureißen. Ich hatte ab und an einen richtigen Film vor Augen und könnte mir sehr gut vorstellen, dass Skyward ohne Probleme auch wunderbar als Kinofilm-Reihe funktionieren könnte.
Von den Charakteren über Setting und Plot, bis hin zu den leicht verständlichen militärischen sowie technischen Details; das Buch ist eine runde Sache. Ich hatte so viel Spaß dabei mitzurätseln und habe die wildesten Theorien zu den Krell, Detritus und Spensas Vater aufgestellt. Gepasst hat davon nichts, was ebenfalls für Sanderson als Autor spricht.
Auch der Humor kommt nicht zu kurz; Spensas verbale Kriegsfanfaren haben mich ebenso oft zum Lachen gebracht wie die KI MBot. Freunde groß-gefühliger Liebesgeschichten werden allerdings wenig auf ihre Kosten kommen, denn das wird wenn überhaupt nur angedeutet. Spensa selbst ist ein ungewöhnlicher, wilder und eher stacheliger Charakter, aber wer "Steelheart" kennt weiß, dass Sanderson ein Herz für ungewöhnliche Helden hat, die sich erstmal zurechtzuckeln müssen, aber das wiederum sorgt dafür, dass sie in Erinnerung bleiben.
Skyward ist definitiv eine Reihe die ich weiter verfolgen werde, denn spätestens nach dem Ende von Band eins ist klar, da kommt noch einiges auf uns zu und das wird sicherlich großartig, denn jetzt geht die Geschichte glaube ich erst richtig los.

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Veröffentlicht am 12.08.2021

Erschreckend realistisch und packend erzählt

Sanctuary – Flucht in die Freiheit
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Zu gehen ist ein bisschen, wie zu sterben. Anzukommen heißt, nie anzukommen". - Gebet der Migranten [S. 99]

Das Autorinnen-Duo Paola Mendoza und Abby Sher haben mit "Sanctuary" ein "Was wäre wenn" -Szenario ...

Zu gehen ist ein bisschen, wie zu sterben. Anzukommen heißt, nie anzukommen". - Gebet der Migranten [S. 99]

Das Autorinnen-Duo Paola Mendoza und Abby Sher haben mit "Sanctuary" ein "Was wäre wenn" -Szenario erschaffen, was durchaus denkbar wäre: Im Jahr 2032 hat die US-Regierung den Plan, eine Mauer an der Grenze zu Mexico zu bauen, in die Tat umgesetzt und macht mit Hilfe von ID-Chips gnadenlos Jagd auf illegale Einwanderer.
Dabei setzen sich die beiden Autorinnen gezielt mit den furchtbaren Erfahrungen von flüchtenden Menschen auseinander, wobei sie die Grenze zwischen Fiktion und Realität stark verschwimmen lassen. Das hat bei mir dafür gesorgt, dass sich das Buch mehr und mehr zu einem "Page-Turner" entwickelt hat, auch wenn mir das Erzähltempo ab und an zu hoch war und das Buch erzählerische Lücken aufweist. Ich glaube, dass Vorkenntnisse zur amerikanischen Migrationspolitik u.a. hilfreich wären, um diese Lücken zu füllen; ich wusste zum Beispiel gar nicht, dass es einen Güterzug gibt, der "La Bestia" genannt wird und mit dessen Hilfe Migranten versuchen, Mexico in Richtung USA zu durchqueren.. Aber sei's drum, die Emotionen kamen jedenfalls bei mir an. Vali ist eine starke Protagonistin die ihr Möglichstes tut, um sich und ihren Lieben ein sicheres Leben zu ermöglichen. Ihren Weg zu verfolgen, ist eine gleichermaßen schmerzhafte wie wichtige Erfahrung, von der ich froh bin, sie gemacht zu haben. Auf der Welt herrscht ein Ungleichgewicht und das Wissen darum, wird hoffentlich dafür sorgen, dass die Dinge irgendwann einmal besser werden. Weswegen es umso wichtiger ist, dass solche Themen im Bereich Jugendbuch angesprochen werden. Apropos, das Buch wird als Dystopie beworben, ist aber bei genauerer Betrachtung keine, was von Abby Sher im Nachwort auch genauer erklärt wird. Wer eine Geschichte wie Panem und Co erwartet wird am Ende sicherlich enttäuscht sein...

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