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Veröffentlicht am 14.08.2017

Ein modernes Märchen wie aus 1001 Nacht – fantastisch, fesselnd und mitreißend

Amrita
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Meine Meinung:

„Wer etwas gewinnen will, muss etwas aufgeben.“ (S. 303)

Es ist ein wahrlich zauberhafter Start in die Geschichte, denn Aditi Khorana beginnt mit der „Parabel vom Land der Bäume“. Ein ...

Meine Meinung:

„Wer etwas gewinnen will, muss etwas aufgeben.“ (S. 303)

Es ist ein wahrlich zauberhafter Start in die Geschichte, denn Aditi Khorana beginnt mit der „Parabel vom Land der Bäume“. Ein kleines, feines Märchen, das man von seinem Kern leider auf viele andere reale Beispiele übertagen könnte. Mit dieser Geschichte, wird der Leser in die andersartige Welt des Königreichs Shalingar entführt, das mich ein Bisschen an die Wunderwelten aus 1001 Nacht erinnert hat. Hier begegnen wir der 16jährigen Königstochter Amrita, um deren Hand der despotische Herrscher Sikander anhält, der bereits viele Königreiche blutig unterworfen hat. Der Leser erlebt mit, wie das märchenhafte Leben der Prinzessin von einem Moment auf den nächsten in sich zusammenfällt und sie von der allseits geliebten und geehrten Königstochter zur Gesuchten der Häscher Sikanders wird. Eine Flucht beginnt, die Amrita zusammen mit ihrer treuen Weggefährtin, dem aus der Sklaverei befreiten Orakel Thala, zu den faszinierendsten und geheimnisvollsten Orten führt – denn Amrita will nur eines: die Geschichte umschreiben und das Gewesene tilgen. Es ist schon eine kleine Odyssee, auf die sich die beiden Mädchen begeben, und die ernste Gefahren wie gleichsam unglaubliche Überraschungen für die Protagonisten bereithält. Als besonders gelungen empfunden habe ich die Schauplätze, die sich Aditi Khorana für ihr modernes Märchen erdacht hat. Sei es der nachtschwarze Wald, in dem Amrita einen ganz besonderen Baum finden muss, oder auch ein Tempel auf dem Berg Moutza, der Pilgerscharen anzieht und mich irgendwie an die Tempel in Nepal erinnert hat. All diese Stationen sind unabdingbar wichtig für Amrita auf ihrer Reise zu sich selbst und ließen mich beim Lesen ein ums andere mal staunen, während meine Fantasie diese Orte weiter ausgemalt und ausgeschmückt hat. An fantastischen Orten mangelt es dieser Geschichte in keinster Weise und über manche hätte ich gerne noch viel mehr gelesen, wie etwa über die verborgene Höhlenstadt, die nicht nur ein geheimnisvolles Volk beherbergt, sondern eine sagenhafte Droge ebenso wie das Gedächtnis der Welt.

Aber nicht nur die Orte sind der Autorin sehr gut gelungen, sondern auch die einzelnen Charaktere und Wesen, denen Amrita auf ihrer unglaublichen Reise begegnet. Viele von ihnen sind so interessant und schillernd, dass sie noch viel mehr Potenzial bieten, als in dieser Geschichte genutzt wurde. Allen voran betrifft dies den Charakter des Varun, dessen Geschichte allein ein ganzes Buch füllen könnte. Aber auch Wesen wie die Weltenschöpferin Makara, die in der Form einer riesigen Spinne die Schöpferin, Bewahrerin und Zerstörerin dieser Welt verkörpert. In diesem Buch gibt es so viel zu entdecken, so viel zu bestaunen und so viele Stellen zum Mitbangen und Mitfühlen, dass die Seiten beim Lesen nur so dahinfliegen und man voll und ganz gefangen ist in dieser märchenhaften Geschichte. Zwischen all den unglaublichen Orten ist mir nur die Reise an sich ein bisschen zu kurz gekommen. Manchmal gelangen Amrita und Thala einfach zu schnell von A nach B. Hier hätte das Buch ruhig ein wenig mehr Seiten haben dürfen - da bin ich verwöhnt von Patrick Rothfuss´ „Name des Windes“-Trilogie, der die Reisen seines Protagonisten wahrlich meisterhaft inszeniert.

Am Ende steuert die Geschichte auf ein Finale zu, dass für meinen Geschmack nicht besser hätte sein können. Es passt wunderbar zur Story und zum Titel des Buches. Es ist überraschend, versöhnlich, tiefgehend und auch bewegend. Ein perfektes Ende für ein fantastisches Buch!

FAZIT:
Ein modernes Märchen wie aus 1001 Nacht. Zum Träumen, Staunen, Zittern und Bangen, Mit vielen tollen Charakteren, Schauplätzen und einigen Abschieden.

Veröffentlicht am 11.08.2017

Eine Schiffsreise mit Spaß, flotten Sprüchen und humorvollen Klischees

Besser als Bus fahren. Die Online-Omi legt ab
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Meine Meinung:
Seit seinem 2014´er Debut-Roman „Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker: Eine Online-Omi sagt, wie's ist“ veröffentlicht Autor Torsten Rohde alias „Renate Bergmann“ humorvolle Romane rund ...

Meine Meinung:
Seit seinem 2014´er Debut-Roman „Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker: Eine Online-Omi sagt, wie's ist“ veröffentlicht Autor Torsten Rohde alias „Renate Bergmann“ humorvolle Romane rund um seine „Online-Omi“. „Besser als Bus fahren“ ist bereits der neunte Band in nur drei Jahren, aber keine Sorge, man muss die acht Vorgängerbände nicht kennen, um seinen Spaß damit zu haben!

In dieser Geschichte will die „Online-Omi“ Renate Bergmann mit ihrer Freundin Gertrud Potter eine dreiwöchige Kreuzfahrt unternehmen. Selbstverständlich sorgen die beiden über 80jährigen rüstigen und fidelen Rentnerinnen für ordentlich Wirbel und Stimmung an Bord des Luxusliners. Bereits bei den Vorbereitungen für die Kreuzfahrt geht es humorvoll zu, wenn Renate zum Beispiel ihre Checkliste abarbeitet, an was man vor einem Urlaub so alles denken muss (z.B. rechtzeitig den Kühlschrank leerfuttern, damit man nicht so viel an die Nachbarn verschenken muss). Auf der Kreuzfahrt selbst wimmelt es dann natürlich nur so vor Klischees, seien es der penetrante und hoffnungslos überteuerte Schiffsfotograf Herr „Lutschi“ (sorry, wenn ich den Namen falsch schreibe, ich habe das Hörbuch gehört), eigensinnige Mitreisende vom Schlage des schrägen Ehepaars Bömmelmann aus Dresden oder auch das dichte „Aufeinanderhocken“, was die persönlichen Komfortzonen dahinschmelzen lässt. Da stellt sich z.B. die vermutete Gürtelrose bei der Mitreisenden dann doch als gewichtsbedingt aus der Form gewuchertes Tattoo heraus. Wo Renate Bergmann ist, bleibt kein Zwerchfell still. Hier gibt es immer wieder was zum Schmunzeln und Lachen, gerade auch dank der vielen flotten, manchmal auch schon etwas derben Sprüche („Der nächste Mann, der mich im Bett sieht ist der Notarzt oder der Bestatter – je nachdem, wer schneller ist“ oder auch „Überraschungen sind der natürliche Feind des Blutdrucks“). Sehr schön zu lesen / hören ist es auch, wie Renate die maritimen Fachbegriffe immer wieder durcheinandermixt („Animatrosen“) oder den modernen Denglisch-Begriffen ihre ganz eigen Aussprache verpasst (das Interweb, Goggel, eine SM schreiben,…).

Aber nicht nur die „Online-Omi“ Renate Bergmann ist ein echtes Original. Ihre Freundin und Reisebegleiterin Getrud Potter („die wilde Hummel“) hat es ebenso faustdick hinter den Ohren. So zählt es zu ihren Eigenarten, regelmäßig Geschirr und Besteck mitgehen zu lassen. Obendrein hat sie auch noch einen leichten Hang zum Hochstapeln – so dass sie an Bord zur „alten Frau Doktor“ (wegen ihrer weißen Koch-Hosen) und Konsulin von Sansibar aufsteigt.

Manche Szenen sind natürlich etwas überzogen (wie z.B. der freundliche Japaner, der Renate seine Kamera „schenken“ wollte und dann gleich ganz wütend wurde, als sie sie eingesteckt hat), aber das hat mich persönlich nicht weiter gestört. Letztendlich ist es eine Geschichte, die vor allem eines soll: Ihre Leser gut unterhalten und zum Schmunzeln oder Lachen bringen. Und genau das macht diese Geschichte!

Zur Hörbuchproduktion:
Dieses Hörbuch wird von Carmen-Maja Antoni gelesen, die Vielen sicherlich aus unzähligen Fernsehfilmen und -serien bekannt sein dürfte (z.B. als „Mutti Irmtraud“ von „Dietmar Schäffer“ in „Mord mit Aussicht“). Für mich ist sie die perfekte „Besetzung“ für dieses Hörbuch. Sie verleiht Renate eine authentische Frische und Lebendigkeit, dass es einfach Spaß macht, zuzuhören. Besonders gut gefallen hat mir dabei ihre eigenwillige Aussprache und Betonung vieler Worte (da wird aus dem Buffet z.B. ein „Bu-Fett“).

FAZIT:
Wo Renate Bergmann ist, bleibt kein Zwerchfell still. Humorvolle Unterhaltung mit wenig Tiefgang aber umso mehr Spaß!

Veröffentlicht am 27.07.2017

Eine ungewöhnliche Story mit langem Anlauf und furiosem Finale

Der Nebelmann
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"Die dümmste Sünde des Teufels ist die Eitelkeit." (S. 269)

Zum Inhalt:
Am Tag vor Heiligabend verschwindet in einem kleinen, abgelegenen Bergdorf die 16jährige Anna Lou spurlos. Niemand will etwas gesehen ...


"Die dümmste Sünde des Teufels ist die Eitelkeit." (S. 269)

Zum Inhalt:
Am Tag vor Heiligabend verschwindet in einem kleinen, abgelegenen Bergdorf die 16jährige Anna Lou spurlos. Niemand will etwas gesehen oder gehört haben. Daraufhin wird der egozentrische Sonderermittler Vogel auf den Fall angesetzt, der nach einem Fiasko in seinem letzten Fall nun um jeden Preis einen Ermittlungserfolg braucht und sein öffentliches Ansehen wieder herstellen will. Doch die ruhige Einöde des Dorfes täuscht…

Meine Meinung:
**Eine kleine Warnung vorweg: Wenn Sie die offizielle Kurzbeschreibung / den Klappentext noch NICHT gelesen haben, lassen Sie es! Denn dieser verrät viel zu viel über den Inhalt des Buches!**

Donato Carrisi („Der Todesflüsterer“) nutzt in seinem neusten Buch ein sehr interessantes Stilmittel, denn sein Werk beginnt mit Vogels blutverschmiertem Auftauchen - das sorgt sofort für Spannung und Neugier! Doch in der sich direkt anschließenden Rückblende beginnt der Fall zunächst eher unspektakulär. Das Setting im einsamen, ja fast schon isolierten Bergdorf, zu dem es nur eine einzige Zugangsstraße gibt und deren Bewohner schon etwas Sektenartiges haben, ist sehr gelungen. Es scheint ein ganz eigener Mikrokosmos zu sein, in den Vogel von außen eindringt. Wie eine beklemmende Wolke hängt eine latent depressive Stimmung über diesem Ort. Durch geschickte Sprünge in der Zeit – vor und zurück – und stetige Wechsel der Erzählperspektive treibt der Autor seine Geschichte voran. Allerdings haben die ersten 3/4 des Buches für meinen Geschmack keine Thriller-Gene, dafür fehlt es über einige Strecken zu sehr an Spannung. Vielmehr ist es für mein eine Mischung aus Drama und Krimi. Hinzu kommt immer mehr das Element einer Charakter- und Gesellschaftsstudie, denn im Fortlauf der Ermittlungen spitzt sich die Stimmung im verschlafenen Dörfchen immer weiter zu und alles scheint immer mehr auf eine „Hexenjagd“ hinauszulaufen. Die Emotionen kochen hoch, Vorverurteilungen nehmen zu und die Präsentation eines Schuldigen wird auf einmal viel dringlicher erwartet als die Aufklärung des tragischen Verschwindens. Hier hält Donato Carrisi der aktuellen Gesellschaft durchaus einen Spiegel vor, wie man leider feststellen muss.

Eine weitere Eigenheit dieses Buches ist, dass ich zu keiner Zeit mit einem der Charaktere wirklich warm geworden bin. Der Protagonist, Sonderermittler Vogel, ist dabei ein absoluter Unsympath, der von seinen eigenen Kollegen wie folgt beschrieben wird: "eigensinnig, kontrollsüchtig, nur an seiner Medienwirkung interessiert". Aber für seine Geschichte braucht es genau so einen Charakter, wie man am Ende des Buches feststellen wird.

Während mich die ersten rd. 3/4 dieses Buches nicht wirklich gefesselt haben, da es z.T. an Spannung mangelte, hat mich das Finale vollkommen und restlos begeistert: Das letzte Viertel des Buches war dermaßen spannend, hoch atmosphärisch und immer wieder überraschend - bis zur letzten Seite. Erst im Nachhinein, wenn alles erklärt und aufgedeckt ist, merkt man als Leser, wie extrem gekonnt der Autor seine Geschichte aufgebaut hat. Bis zu diesem Finale hätte ich das Buch mit drei Sternen bewertet – so sind es für mich eindeutige fünf Sterne!

FAZIT:
Eine komplexe Story, die erst ganz langsam ihren Sog entfaltet, um schließlich in einem furiosen Finale explosionsartig zu münden.

Veröffentlicht am 24.07.2017

Geschichtenzauber in Paris – ein fantastisches Leseerlebnis, das an Romeo und Julia erinnert

Die Fabelmacht-Chroniken. Flammende Zeichen
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Meine Meinung:

"Schreiben wir, was ist, oder ist, was wir schreiben?" (S. 328)

Geschichten können magisch sein, die Leser in ihren Bann ziehen, sie verführen und entführen. Geschichten können fesseln, ...

Meine Meinung:

"Schreiben wir, was ist, oder ist, was wir schreiben?" (S. 328)

Geschichten können magisch sein, die Leser in ihren Bann ziehen, sie verführen und entführen. Geschichten können fesseln, überraschen, erfreuen und bestürzen. Geschichten können uns lachen und weinen lassen, können uns zittern lassen, uns wohlfühlen lassen. Geschichten können so viel – und bei Kathrin Lange können sie dank der „Fabelmacht“ sogar noch ein bisschen mehr: wahr werden!

Die Idee der „Fabelmacht“ ist faszinierend und innovativ zugleich: Die Fabelmächtigen von Paris können die Realität umschreiben und damit den Verlauf der Geschichte beeinflussen. Doch wie fast jede Gabe hat natürlich auch die Fabelmacht ihre Schattenseiten, die einen verantwortungsvollen und wohl überlegten Umgang mit ihr unumgänglich machen. Doch was die Fabelmacht ist, was sie bewirken kann und was sie so gefährlich macht – das erfährt die 16jährige Protagonistin Mila zusammen mit den Lesern erst nach und nach. Das sorgt immer wieder für überraschende Momente, unvorhergesehene Wendungen und ganz viel Zauber und noch mehr Emotionen. Denn wie kann man einer Zukunft entgehen, die schon längst zu Ende erzählt worden ist? So steuern wir auf ein Ende hin, das schon bekannt ist – und gleichzeitig auch wieder nicht. Am Ende präsentiert Kathrin Lange ein Finale, das spannender und mitreißender kaum sein kann.

Der Einstieg in diese fantastische Geschichte gelingt wunderbar leicht, denn wir reisen Zusammen mit Mila im TGV nach Paris, um ihre Geburtsstadt zusammen mit ihr zu entdecken. So entführt uns Kathrin Lange nicht nur in die geheime Welt der Fabelmächtigen, sondern auch in die Stadt der Liebe. Zusammen mit Mila schlendern wir durch die Gassen von Paris, besichtigen die unterschiedlichsten Sehenswürdigkeiten, blicken von hoch über den Dächern auf das geschäftige Treiben hinab und steigen in die tiefsten Tiefen unter der Stadt – noch unter der Metro und den Katakomben. Kathrin Lange hat bei mir während des Lesens eine Sehnsucht nach dieser Stadt ausgelöst, dass ich mich am liebsten in den nächsten Zug nach Paris gesetzt hätte. Mit ihrem bildhaften Schreibstil und ihren einfühlsamen und auf den Punkt genau passenden Worten lässt sie ihre Leser das Pariser Flair auf jeder Seite spüren. Dabei beweist sie ein perfektes Händchen für ausgefallene und extrem atmosphärische Settings, sowohl real (wie etwa Notre Dame und den Friedhof Père Lachaise) als auch fiktiv (vom morbiden Szene-Club über verlassene Abbruchhäuser bis hin zu geheimen Bibliotheken).

Auch wenn es zu Paris passen würde, ist dieses Buch keine einfache, frühlingshauchleichte Liebesgeschichte. Denn die Beziehungen zwischen den einzelnen Charakteren sind die meiste Zeit des Buches alles andere als einfach. Oftmals sind sich die Charaktere ihrer eigenen Gefühle selbst nicht ganz bewusst oder sicher. Die Autorin entwirft dabei sehr plastisch gezeichnete und extrem unterschiedliche Charaktere, sei es die unerschrockene Mila, der dunkel-geheimnisvolle Nicholas, der draufgängerische Roofer Eric, der kautzige alte Buchhändler Maréchal (einer meiner Lieblinge) oder auch die exzentrische Odette.

Last but not least möchte ich noch einmal den wunderbaren Schreibstil der Autorin erwähnen, der nicht nur ihren Charakteren Leben und Tiefe verleiht und die verschiedensten Orte vor meinem inneren Auge erscheinen lässt, sondern immer wieder auch für humorvolles Augenzwinkern ("Der hat doch zu viel Twilight geguckt!" - S. 80) oder auch romantische Lyrik sorgt ("Ein Blau so dunkel wie eine mondhelle Nacht.Winzige silbrige Splitter schwammen darin wie Sterne an einem Mitternachtshimmel." - S. 37)


FAZIT:
Eine geheimnisvolle und magische Reise nach Paris – im wahrsten Sinne des Wortes: fabelhaft!

Veröffentlicht am 21.07.2017

Ein fantastisches Abenteuer mit viel maritimem Flair und einer tollen Grundidee

Wächter der Meere, Hüter des Lichts
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„Ein Leuchtturm ist ein besonderer Ort. Ein Ort, an dem sich das Endliche und das Unendliche berühren.“ (S. 395)

Meine Meinung:

Bereits der Prolog als Start in die Geschichte ist geheimnisvoll und fesselnd, ...


„Ein Leuchtturm ist ein besonderer Ort. Ein Ort, an dem sich das Endliche und das Unendliche berühren.“ (S. 395)

Meine Meinung:

Bereits der Prolog als Start in die Geschichte ist geheimnisvoll und fesselnd, so dass mich Autor Oliver Schlick („So kalt wie Eis, so klar wie Glas“ / „Miranda Lux: Denken heißt zweifeln oder…“) gleich für sein Abenteuer eingenommen hat. Im Folgenden lernt der Leser erstmal die liebenswerte Protagonistin, die 16jährige Rebecca Quist, kennen, die seit dem tragischen Unfalltod ihrer Eltern bei unnahbaren und unterkühlten Pflegeeltern in einem der vornehmsten Hamburger Stadtteile aufwächst.

Nach einer wilden Party hört Rebecca plötzlich fremde Stimmen in ihrem Kopf – und schreibt dies erstmal dem unfreiwilligen Marihuana-Konsum zu. Doch als die Stimmen auch an den darauf folgenden Tagen nicht verschwinden, offenbart sich Rebecca ihren Pflegeeltern ohne zu ahnen, was für eine unglaubliche Ereigniskette dies auslösen wird. Von hier an entspinnt sich eine abenteuerliche Geschichte voller Fantasie und Spannung. Die Grundidee, die sich der Autor dabei erdacht hat, ist faszinierend, fantastisch und in ihrem Kern doch irgendwie sehr aktuell und überzeugend. Mehr kann ich dazu - ohne zu spoilern - leider nicht verraten. Aber eines ist gewiss: Diese Story zieht ihre Leser immer mehr in ihren Bann, so dass man das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen mag. Konsequent entwickelt sich die Story weiter, hält einige Überraschungen für die Leser bereit und springt von Spannungsspitze zu Spannungsspitze, bis sie sich zum großen und dramatischen Finale aufschwingt, das für meinen Geschmack etwas zu schnell vorbei war. Am Ende, nach einem sehr schönen und stimmigen Epilog, hat mich Oliver Schlick vollkommen zufrieden mit einem wohligen Gefühl im Bauch das Buch zuklappen lassen.

Aber nicht nur die abenteuerliche und spannende Geschichte machen dieses Buch lesenswert, denn der Autor hat auch ein Händchen für tolle, extrem atmosphärische und maritime Schauplätze (z.B. die kleine fiktive, wild-romantische Insel Zanderland oder auch die urige Pension „roter Hering“), sondern auch für skurrile Charaktere. Der Rat der Wächter ist ein Mix aus bunt zusammengewürfelten, sehr individuellen und einprägsamen Charakteren, vom gemütlichen Helios Ehrenfeld mit Kölner Dialekt, über die rotzig-taffe Patty bis hin zum ungestümen und heißblütigen Eilean. Hier findet sicherlich jeder Leser einen passenden Lieblingscharakter!

Oliver Schlicks Schreibstil ist flüssig, amüsant, nordisch und manchmal auch frech-flapsig. Flotte und stellenweise auch etwas raubeinige Ausdrücke (z.B. „Hirnamöben“ / S. 325 - oder auch „schöngeföhnte Hirnfrikadellen“ / S. 269) hat er ebenso parat wie humorvolle Sprüche („außerdem ist der Schuppen so dreckig, dass da sogar die Ratten `ne Krankenversicherung eingeführt haben.“ / S. 214).

FAZIT:
Ein fantastisches Abenteuer mit liebenswert kantigen Charakteren und viel maritimem Flair. Ein absoluter Lesetipp!