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Veröffentlicht am 31.01.2023

Dichter historischer Roman

Fräulein Gold: Die Rote Insel
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Im 5.Band ihrer Serie um die Hebamme Hulda Gold "Die rote Insel" nimmt uns Anne Stern mit in das Berlin 1926.
Klappentext:
Berlin, 1926. Hulda Gold musste ihre Stelle als Hebamme in der Frauenklinik aufgegeben ...

Im 5.Band ihrer Serie um die Hebamme Hulda Gold "Die rote Insel" nimmt uns Anne Stern mit in das Berlin 1926.
Klappentext:
Berlin, 1926. Hulda Gold musste ihre Stelle als Hebamme in der Frauenklinik aufgegeben und lebt nun in einem Arbeiterviertel fern von ihrem alten Kiez. Hier auf der sogenannten Roten Insel kann sie in der Praxis von Grete Fischer mitarbeiten. Gemeinsam kümmern sich die beiden Frauen um Menschen, die täglich gegen Armut und Not kämpfen - während in ganz Berlin die politischen Spannungen zunehmen. Immer wieder kommt es zu Konflikten zwischen Kommunisten, Anhängern der nationalsozialistischen Bewegung und den Ringvereinen. Auch das Viertel auf der Roten Insel ist von den Unruhen geprägt. Grete, die einer kommunistischen Gruppe anhängt, scheint es mit dem Gesetz nicht so genau zu nehmen. Als sich die brodelnde Stimmung in handfeste Gewalt entlädt, gerät Hulda zwischen alle Fronten. Und sie muss sich der größten Bewährungsprobe ihres Lebens stellen.
Wieder gelingt es Anne Stern das historische Berlin in wenigen Sommertagen lebendig werden zu lassen. Sie schildert die Armut, die Kämpfe zwischen den erstarkenden Nazi-Kampftruppen und der KPD, die Zwietracht zwischen SPD und KPD. Durch die vielen, liebevoll gestalteten Nebenfiguren überlastet sie damit auch dieses Mal ihre Figur Hulda nicht. Im Mittelpunkt dieser Auseinandersetzungen steht Grete, eine Ärztin, die bereits als Nebenfigur in den vorangegangenen Bänden aufgetaucht ist. Damit hat Anne Stern eine zweite starke Frauen eingeführt, die hoffentlich auch in den Folgebänden noch eine Rolle spielen wird.
Hulda ist schwanger - und ihre Schwangerschaft nimmt einen breiten Raum ein. Dabei kommt mir die Geschichte um den Zeitungsverkäufer Bert dieses Mal etwas zu kurz, während Karls Geschichte weitererzählt wird.
Für mich ist die Reihe um Hulda Gold etwas Besonderes. Im Unterschied zu zahlreichen anderen historischen Romanen steht hier nicht nur eine starke Frau im Mittelpunkt. Durch eine Vielzahl von Personen schafft Anne Stern es, verschiedene Milieus und gesellschaftliche und politische Probleme aufzuzeigen. Absolut lesenswert.
Fazit: Für mich eine der dichtesten historischen Romanreihen der letzten Jahre. Immer wieder lesenswert.

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Veröffentlicht am 07.01.2023

Ein typischer Harry Hole

Blutmond (Ein Harry-Hole-Krimi 13)
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"Mein Name ist Hole, Harry Hole." Eines haben James Bond und Harry Hole gemeinsam: Entweder sie werden geliebt oder die Hype um sie wird nicht verstanden.
Ich mag Harry Hole und Jo Nesbo ist einer der ...

"Mein Name ist Hole, Harry Hole." Eines haben James Bond und Harry Hole gemeinsam: Entweder sie werden geliebt oder die Hype um sie wird nicht verstanden.
Ich mag Harry Hole und Jo Nesbo ist einer der wenigen "Serien-Schreiber", der mich auch nach 12. Bänden nicht enttäuscht hat. Auch "Blutmond" konnte mich wieder überzeugen.
Klappentext:
Harry Hole hat alle Brücken hinter sich abgebrochen. In Los Angeles trinkt er sich als einer der zahllosen Obdachlosen fast zu Tode. Hin und wieder hilft er Lucille, einer älteren Filmdiva, die einem Drogenkartell eine Million Dollar schuldet.
Zur gleichen Zeit werden in Oslo zwei Mädchen ermordet. Beide feierten auf der Yacht eines stadtbekannten Immobilienmaklers. Kommissarin Katrine Bratt fordert Harry Hole an, doch die Führungsetage der Polizei hat kein Interesse an dem Spezialisten für Mordserien. Der Makler hat weniger Skrupel und bietet Hole als privatem Ermittler ein Vermögen, um seinen Ruf zu schützen.
Hole willigt ein, denn er sieht eine Chance, Lucille freizukaufen, und sucht sich ein Team, bestehend aus einem Kokain-dealendem Schulfreund, einem korrupten Polizisten und einem schwer an Krebs erkrankten Psychologen. Die Zeit läuft, während über Oslo ein Blutmond aufzieht.
Hole ist zurück in Norwegen und ich hoffe, er bleibt noch eine Weile dort.
Nachdem ich bei den letzten beiden Bänden immer mal wieder das Gefühl hatte, Harrys Ende sei nahe, so läuft er in "Blutmond" zu alter Form auf.
Viele vertraute Gesichter tauchen in der Geschichte auf und von einer heißt es leider endgültig Abschied nehmen. doch so schreibt Nesbo nun einmal: Er schont seine Figuren nicht, führt sie an ihre Grenzen und darüber hinaus. auch wenn es weh tut.
Und die Figuren entwickeln sich, lernen aus ihren Fehlern und straucheln doch wieder. Dabei sind sie keine Über-Menschen wie so oft in dieser Art von Thrillern. Sie bleiben menschlich.
"Blutmond" ist ein typischer Harry-Hole-Thriller. Natürlich sind einige Wendungen beim 13.Band vertraut, überrascht Nesbo nicht mehr wirklich. Doch genau das, macht doch den Reiz von Serien aus. Bekanntes, immer wieder neu gemixt.
Fazit: Auch der 13.Band mit Harry Hole schwächelt nicht. Er ist stark, spannend und eigensinnig. Und das Ende macht Hoffnung darauf, dass es weitergeht. Eine Leseempfehlung für alle Fans der Reihe. Neulesern empfehle ich, die ganze Reihe von Beginn an zu lesen. es lohnt sich.

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Veröffentlicht am 28.12.2022

Erinnert ein wenig an Tania Blixen

Ein kleines Stück von Afrika - Aufbruch
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Manchmal lese ich auch völlig andere Bücher, nicht nur Krimis und Thriller. "Ein kleines Stück von Afrika - Aufbruch" von Christina Rey hat mir sehr gut gefallen.
Klappentext:
1910. Auf einer Safari in ...

Manchmal lese ich auch völlig andere Bücher, nicht nur Krimis und Thriller. "Ein kleines Stück von Afrika - Aufbruch" von Christina Rey hat mir sehr gut gefallen.
Klappentext:
1910. Auf einer Safari in Kenia verliebt sich die junge Ivory in dieses Land und seine Tier- und Pflanzenwelt - und in den Großwildjäger Adrian Edgecumbe. Sie hofft, dass er sein blutiges Geschäft für sie aufgeben wird, doch Adrian ist Abenteurer durch und durch. Ivy ahnt bald nach der Hochzeit, dass sie nur eine Trophäe für ihn ist. Als Adrian im Krieg als vermisst gemeldet wird, nimmt Ivy die Geschicke der Farm in ihre eigene Hand. Statt der Großwildsafaris bietet sie Fotoaufnahmen und Beobachtungen von Tieren an. Bei der Verwaltung des Landes geht sie mutige Wege, die vielfach auf Ablehnung stoßen. Entschlossen kämpft sie für ihre Ziele und verliert dabei auch ihr Herz. Aber kann und darf sie aus einer engen Verbundenheit Liebe werden lassen?
Christina Rey führt uns in das Afrika des frühen 20.Jahrhunderts. Dabei erinnert das Buch in vielen Bereich an Tania Blixens "Jenseits von Afrika", was mein Lesevergnügen nicht beeinträchtigt hat.
Christina Rey greift in ihrem Buch viele Themen auf: Den Kolonialismus, die Missionsarbeit, den 1.Weltkrieg, die Großwildjagd, die Zwänge der Frauen und der Farbigen. Manchmal ist es ein bisschen viel, manchmal hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht.
Trotzdem ist es ein tolles Buch mit einer sehr liebenswerten Protagonistin, die auch ihre Schwächen hat. Mit vielen gut entwickelten Nebenfiguren, die glaubwürdig sind.
Es ist eine schöne Geschichte mit viel afrikanischem Flair. Das buch weckt eine Sehnsucht nach einem Land, dass es so vielleicht nie gegeben hat/nicht gibt. Aber es beschönigt auch die Missstände nicht.
Christina Rey schreibt flüssig. Das buch lässt sich wirklich gut lesen.
Und ich hatte tagelang einen Ohrwurm: "Ebony and Ivory" von
Paul McCartney und Stevie Wonder.
Ich werde auf jeden Fall auch den 2.Band lesen.
Fazit: Eine wunderbare Afrika-Geschichte, die ein wenig an Tania Blixen erinnert. Ein Buch zum Träumen, aber nicht ohne Kritik an den damaligen Lebensverhältnissen.

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Veröffentlicht am 28.12.2022

Spannender Auftakt

Kalt und still
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Mit "Kalt und still" startet Viveca Sten eine neue Reihe, die direkt am Polarkreis spielt. Auf den ersten Fall von Hanna Ahlander war ich sehr gespannt, habe ich doch die Sandhamm-Reihe immer gerne gelesen.
Klappentext:
Hanna ...

Mit "Kalt und still" startet Viveca Sten eine neue Reihe, die direkt am Polarkreis spielt. Auf den ersten Fall von Hanna Ahlander war ich sehr gespannt, habe ich doch die Sandhamm-Reihe immer gerne gelesen.
Klappentext:
Hanna Ahlander ist 34, als ihre Welt kurz vor Weihnachten in sich zusammenfällt. Ihr Freund verlässt sie für eine andere und ihr Vorgesetzter legt ihr nahe, den Dienst bei der Stockholmer Polizei zu quittieren. Nachdem sie nicht bereit war, einen kriminellen Kollegen zu decken, stellt sich das Polizeikorps gegen sie. Zum Glück gibt es in dieser Männerwelt auch Frauen: Etwa ihre ältere Schwester, die sie flugs nach Åre schickt in ihr leer stehendes Ferienhaus. Hanna badet noch in Selbstmitleid, als eine Vermisstenmeldung sie erreicht. Nach einer Party ist die junge Amanda nicht nach Hause gekommen. Bei Minus 20 Grad zählt jede Stunde. Hanna beteiligt sich an der Suchaktion und hält Augen und Ohren offen. Bald weiß sie mehr als die örtliche Polizei …
Hanna Ahlander ist eine sehr sympathische Hauptfigur mit Ecken und Kanten. Sten schildert sie lebensnah, humorvoll und in den unterschiedlichsten Situationen. Das Privatleben von Hanna ist zumindest zu Beginn fast wichtiger als der Kriminalfall. Mir hat das sehr gut gefallen. So konnte ich erst die Ermittlerin kennen lernen und mich später voll auf den Kriminalfall konzentrieren. Und der ist spannend.
Sten schreibt wunderbar flüssig. Das Buch ist spannend, menschlich anrührend und hat mir Schweden im Winter Nahe gebracht.
Fazit: Ein spannender Beginn einer neuen Reihe der bekannten schwedischen Autorin, der neugierig auf weitere Bände macht.

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Veröffentlicht am 04.12.2022

Historischer Kriminalroman mit einer starken Frau

Die Methode Whitechapel
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Historische Romane über die Situation von Frauen sind im Moment "in". Corina Klengel verbindet dieses beliebte Genre mit einem historischen Kriminalroman. "Die Methode Whitechapel" ist ein klassischer ...

Historische Romane über die Situation von Frauen sind im Moment "in". Corina Klengel verbindet dieses beliebte Genre mit einem historischen Kriminalroman. "Die Methode Whitechapel" ist ein klassischer historischer Kriminalroman mit einer starken Frau als Protagonistin.
Klappentext:
1889 – Wilhelmina Strothmann kehrt von einer Englandreise zurück nach Braunschweig. Dort muss sie feststellen, dass ihr Schwager Baron von Dürkhoff das vormals gemächliche Leben in der Apotheke am Hagenmarkt mit seinem aggressiven Gebaren vergiftet. Seine Lüsternheit macht Wilhelmina Angst. Als sie nach einem brutalen Überfall durch den Baron aus dem Haus flieht, stolpert sie auf der gerade erbauten Kaiser-Wilhelm-Brücke über eine schrecklich zugerichtete weibliche Leiche – die zweite innerhalb kurzer Zeit. Sofort muss sie an die »Ripper-Morde« im Londoner Bezirk Whitechapel denken. Als der frisch ins Amt berufene Commissaire Georg Stollberg am Tatort eintrifft, zeichnet Wilhelmina wie im Wahn Bilder von der Toten. Es kommt zu weiteren grausamen Morden. Georg Stollberg zieht es immer wieder zu der ebenso eigenwilligen wie scharfsinnigen Wilhelmina hin. Ihre Zeichnungen enthüllen schließlich ein schockierendes Detail. Hat Jack the Ripper London verlassen und treibt nun sein Unwesen in Braunschweig?
Wilhelmina Strothmann ist eine starke junge Frau, die sich am Ende des 19.Jahrhunderts gegen die gesellschaftlichen Zwänge und Grenzen auflehnt. Sie ist gebildet, lebensfroh und mutig. Doch sie hadert auch, kennt persönliche Zweifel und ist absolut lebensnah. Doch Corina Klengel zeichnet auch das Bild der anderen Frauen dieser Zeit: Wilhelminas Schwester Serafina entspricht dem Frauenbild der Epoche; Marie, das Hausmädchen zeigt wiederum ein anderes Bild der Gesellschaft. Besonders überzeugt hat mich jedoch die Schilderung des Lebens der Huren, die sich trotz Armut und Ausbeutung durch das Leben kämpfen. Hier gelingt Corina Klengel auch sprachlich ein Meisterwerk. Sie passt die Sprache an, ohne das der wunderbar flüssige Stil durchbrochen wird. Vielmehr wird die Geschichte hier besonders lebendig.
Natürlich ist "Die Methode Whitechapel" ein Kriminalroman - und bleibt spannend bis zum Schluss. Der Spannungsbogen hält, es gibt immer wieder interessante Erkenntnisse und neue Spuren.
Ich bin in Braunschweig geboren und aufgewachsen und habe meine Heimatstadt in vielen Schilderungen wiedererkannt. Doch auch wer Braunschweig nicht kennt, kann sich gut in die Zeit und den Ort hineinversetzen. Das liegt nicht nur an Corina Klengels detailreichen Schilderungen sondern auch an den wunderbaren Bildern zu Beginn jedes der 87 Kapitel.
Selten habe ich ein so liebevoll gestaltetes Buch gelesen. Schon allein die historischen Zeichnungen - zum Teil von der Autorin selbst entworfen - machen das Buch zu etwas ganz Besonderem.
Fazit: Ein spannender historischer Kriminalroman mit vielen detailreichen Milieustudien und einer wunderbaren, individuellen Gestaltung. Wer noch ein passendes Weihnachtsgeschenk - nicht nur für Frauen - sucht, dem empfehle ich dieses Buch von ganzen Herzen. Natürlich kann sich auch jede/r selbst mit diesem Buch beschenken. Es lohnt sich auf jeden Fall.

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