Profilbild von Botte05

Botte05

Lesejury Star
online

Botte05 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Botte05 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.02.2023

Eintauchen in eine fremde Welt

Esepata
0

Was spricht dagegen, wegen des „schönsten Mannes der Welt“ seine heimischen Zelte abzubrechen? Nichts oder doch Alles?!?

Stephanie Fuchs lässt mich an ihrer ungewöhnlichen Lebensreise teilhaben. Eigentlich ...

Was spricht dagegen, wegen des „schönsten Mannes der Welt“ seine heimischen Zelte abzubrechen? Nichts oder doch Alles?!?

Stephanie Fuchs lässt mich an ihrer ungewöhnlichen Lebensreise teilhaben. Eigentlich hat Stephanie sich „nur“ als Freiwillige für ein Umweltschutzprojekt in Simbabwe angemeldet. Afrika hat ihr Herz im Sturm erobert. Für ein zweites Projekt in Tansania erhält sie eine Absage, so dass sie sich auf eigene Kosten ehrenamtlich in diesem Projekt engagiert. Sie verlängert sogar ihren Aufenthalt, in dessen zweiter Phase sie Sokoine, ihren späteren Ehemann, kennenlernt.

Dieses Buch ist eine Biografie, welche jedoch sehr angenehm formuliert den Lebenslauf aufrollt, so dass ich unbedingt wissen möchte, wie es Stephanie und ihrer Familie weiter ergehen wird. Ihre Geschichte packt mich, ich trage sie im Alltag mit mir, bis ich wieder weiterlesen kann.
Ungeschminkt werden nicht nur die schönen Seiten, sondern auch die zum Teil sehr schweren, bedrohlichen Phasen thematisiert. „Natürlich“ gab es kritisches Hinterfragen und Zweifel, ich lerne Frau Fuchs als starke, konsequente und zuverlässige Person kennen. Sie stellt sich allen Herausforderungen und wächst als fester Bestandteil in die Familie und Dorfgemeinschaft hinein. Sie lernt alles, was sie als Ehefrau eines Massai im Alltag beherrschen muss und trägt darüber hinaus sowohl traditionell als auch innovativ zum Lebensunterhalt der gesamten Familie bei.

Die Auswirkungen des Klimawandels bedrohen die indigenen Völker weltweit, deren Lebensräume durch Zersiedelung seit Jahren immer kleiner werden. Als traditionelle Selbstversorger durch Viehzucht und Ackerbau droht mit ausbleibenden Regenzeiten der Tod ganzer Stämme. Umweltschutz war von Beginn an auch Stephanies Thema, so dass sie hier aktiv wird, um den Massai evtl. neue, gangbare Wege nahezubringen und nutzt ihre Möglichkeiten, weltweit auf die Problematik sowie wirkliche Lösungsansätze aufmerksam zu machen.

„Esepata“ ist ein sehr schönes, lesenswertes Buch, welches mir eine für mich bis dato völlig fremde Kultur unterhaltsam nahebringt, mich aber auch nachdenklich stimmt. Biografie, Sachbuch und Aufklärungsarbeit gelungen miteinander verbunden.


Stephanie Fuchs, Esepata, Biografie, eBook, Knaur eBook, 17,99 €, 320 Seiten in der Print-Ausgabe, Erscheinungstermin 01.03.2023

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.01.2023

Regen als Applaus des Lebens

Als Großmutter im Regen tanzte
0

Nach dem Tode ihrer Mutter Lilla kehrt Juni ins Haus ihrer verstorbenen Großeltern zurück. Beim Aufräumen und Sichten der Hinterlassenschaften findet sie ein bislang unbekanntes Foto, welches ihre Großmutter ...

Nach dem Tode ihrer Mutter Lilla kehrt Juni ins Haus ihrer verstorbenen Großeltern zurück. Beim Aufräumen und Sichten der Hinterlassenschaften findet sie ein bislang unbekanntes Foto, welches ihre Großmutter Tekla mit einem deutschen Soldaten zeigt. Dieser Fund weckt in Juni den Wunsch, die Geschichte hinter diesem Bild herauszufinden.

„Als Großmutter im Regen tanzte“ erzählt parallel die Geschichten von Juni und Tekla. Letztlich ist es die Geschichte beider bzw. aller drei Frauen, wenn man Lilla, Teklas Tochter sowie Junis Mutter, mit einbezieht. Es heißt ja, dass es wichtig sei, die eigenen Wurzeln zu kennen, was Juni in diesem Buch beflügelt.

Insbesondere der Lebensweg von Tekla ist aufgrund der Umstände zur Zeit des zweiten Weltkriegs keine leichte Kost. Die Lage in Deutschland und insbesondere in der ostdeutschen Stadt Demmin damals und heute erscheint mir sehr gut recherchiert und eröffnet auch mir neue Erkenntnisse über das Leben damals im russischen Sektor.
Trude Teige erzählt die Geschehnisse mit dem gebotenen Ernst, scheut auch vor Brutalität nicht zurück. Und trotzdem schafft sie für mich als Leser Rückzugsorte, welche mit einer scheinbaren Leichtigkeit die Schwere eines Lebens während der Nachkriegszeit reduziert.

Dieses Buch ist Fiktion. Bei ihren umfangreichen Recherchen traf Frau Teige auf eine Zeitzeugin, deren Berichte mit in diesen Roman eingeflossen sind. Für mich ist dieses Buch eine Aufarbeitung bis dato unbekannter deutsch-norwegischer Geschichte, ein Zeitzeugnis und ein schönes, gefühlvolles Buch, welches ich sehr gerne gelesen habe.


Trude Teige, Als Großmutter im Regen tanzte, Roman, eBook, Fischer Verlag, 16,99 €, 384 Seiten in der Print-Ausgabe, Erscheinungstermin 22.02.2023

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.12.2022

Kulturübergreifende Zusammenarbeit

Der Mondmann - Blutiges Eis
2

Jens Lerby wird aus disziplinarischen Gründen nach Grönland versetzt. Ausgerechnet! Ein Mann, der Kälte hasst und ohnehin völlig desillusioniert durch das Leben schreitet. Die grausamen Morde sind nur ...

Jens Lerby wird aus disziplinarischen Gründen nach Grönland versetzt. Ausgerechnet! Ein Mann, der Kälte hasst und ohnehin völlig desillusioniert durch das Leben schreitet. Die grausamen Morde sind nur eine Seite der unerwünschten Medaille. Dringt er doch gezwungenermaßen in den Lebensraum der Inuit ein, welche nicht nur mit dem Glauben an das Übernatürliche leben, sondern aufgrund ihrer Entwicklungsgeschichte mit Vorurteilen behaftet sind. Und so etwas wie „Fingerspitzengefühl“ ist Lerby völlig fremd.

Es ist interessant mitzuerleben, wie aus einem eher misanthropischen Menschen ein nahbarer Mitmensch wird. Der Kommissar muss sich dafür sehr bewegen, sich vor allem für das Übersinnliche öffnen, um mit Hilfe des örtlichen Schamanen sowie dessen Enkelin Pally die Morde aufzuklären, wodurch das große Ganze offenbar wird.

„Der Mondmann“ kommt als Grönland-Thriller daher. Der Plot ist gut, die Ausformulierung reicht für mich jedoch nicht an einen Thriller heran. Der Modus Operandi für die Morde ist außergewöhnlich und brutal. Die Brutalität ist dem Kontext angemessen und nicht „nur“ auf eine billige Effekthascherei ausgelegt. Spannung kommt nur selten und kurz auf. Viele Situationen sind vorhersehbar und der kriminalistischen Arbeit unterlaufen grobe Fehler.

Was mich hingegen sehr begeistert, ist die offensichtlich gut recherchierte und im Rahmen dieses Buches transportierte Situation des Volkes der Inuit. Ich begegne einer mir völlig fremden Kultur, sowohl das tägliche Leben betreffend als auch den Umgang mit Zukunft und Vergangenheit sowie den Glauben und die Angst aufgrund überlieferter Mythen. Ebenso wird „unsere“ Schuld, unser Versäumen und auch der allgegenwärtige Klimawandel thematisiert.

Dieses Buch, rein als Thriller gesehen, würde ich mit drei bis vier Sternen bewerten. Durch die Gesamtheit der ineinander verwobenen Handlungsebenen auf Basis von fundiertem Hintergrundwissen ist „Der Mondmann“ für mich ein richtig gutes Fünf-Sterne-Buch. Kein Thriller, vielleicht ein Krimi, aber unbedingt wirklich gut!


Fynn Haskin, Mondmann – Blutiges Eis, Thriller, eBook, Lübbe Verlag, 15,00 € als Paperback, 400 Seiten in der Print-Ausgabe, Erscheinungstermin 25.11.2022

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 27.10.2022

Die Würze des Lebens

Bergsalz
0

Das Buch beginnt mit einer Ungehörigkeit. Diese bleibt nicht allein, Sie potenziert sich. Darf das? Ist es schlimm? Oder sollte es letztlich doch überhaupt „nur“ gut sein?!?

Es fängt bei Franzi an. Mit ...

Das Buch beginnt mit einer Ungehörigkeit. Diese bleibt nicht allein, Sie potenziert sich. Darf das? Ist es schlimm? Oder sollte es letztlich doch überhaupt „nur“ gut sein?!?

Es fängt bei Franzi an. Mit Johanna. Zur Mittagszeit. Da steht sie doch, nachdem man fünfundvierzig Jahre schon in derselben Straße wohnt, vor der Türe und bittet um Mehl. Mehl! Jeder im Dorf hat Mehl daheim. Das weiß auch jeder. Aber was tun? Franzi bittet Johanna herein. Und ehe man sich versieht, entsteht eine Dynamik, ja fast ein Sog, welcher letztlich das gesamte Dorf mit einschließt, es mit neuem Leben füllt.

Parallel wird die Geschichte des Dorfes im Jahre 1550 erzählt. Eine Zeit zu der die Höfe den Dorfkern verlassen und in der Einöde draußen wieder aufgebaut werden, nachdem die Besitztümer/-verhältnisse der Bauern von den Herren neu festgelegt wurden.

Karin Kaliska hat mit „Bergsalz“ ein wunderbares Buch verfasst, welches mich von der ersten Seite an die Hand nimmt und mich die Ereignisse miterleben, mitfühlen lässt. Ich darf eine Entwicklung erleben, welche vielen Dörfern gut zu Gesicht stünde, im Grunde vielleicht sogar uns allen. Es geht kurz gefasst um Mitmenschlichkeit.

Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen und mich wohl gefühlt. Letztlich bleibt es wohl ein Märchen, eine Geschichte, die jedoch jeden anregen kann, auf seinen Nächsten zuzugehen. Und im Finale finden beide Handlungsstränge zueinander.

Eine Kritik, wenn man so will, habe ich bezüglich des Ausgangs der Geschichte von Franzi. Die gewählte Form erscheint mir völlig abstrus, einverstanden bin ich auch nicht.

Ein schönes Buch für Jedermann, vielleicht jedoch eher „nur“ für Jederfrau.


Karin Kalisa, Bergsalz, Gebundene Ausgabe, Droemer Verlag, 20,00 €, 208 Seiten, Erscheinungstermin 02.11.2020

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.09.2022

Schlüssiger, spannender Thriller

Schmerzmädchen (Thriller)
0

Eine junge Frau wird ermordet. Ihr Leichnam wurde beinahe liebevoll in schlafender Position arrangiert aufgefunden. Der Modus Operandi gibt dem Ermittlerteam um David Richter Rätsel auf. Die zuständige ...

Eine junge Frau wird ermordet. Ihr Leichnam wurde beinahe liebevoll in schlafender Position arrangiert aufgefunden. Der Modus Operandi gibt dem Ermittlerteam um David Richter Rätsel auf. Die zuständige Gerichtsmedizinerin Nora Mors kann zwar die Todesursache feststellen, hat jedoch keine Vorstellung von der angewendeten Mordwaffe. Während die Polizei im Familien- und Freundeskreis ermittelt, wird eine weitere Leiche aufgefunden. Auf den ersten Blick wurde sie auf die gleiche Art und Weise ermordet. Ein Serienkiller?

„Schmerzmädchen“ ist ein solider, spannender Thriller mit fundierter Ermittlungstätigkeit und einem ausgeklügelten Plot, welcher mitreißend und emotional vor mir als Leser entfaltet wird.
Der Autor hat seiner Arbeit offensichtlich eine fundierte Recherche-Arbeit vorausgehen lassen, so dass bei der Tätigkeit der jeweiligen Fachbereiche auch Wissen vermittelt wird.
Die Vorgehensweise der Pathologie in diesem Buch ist für zartbesaitete Menschen mit Vorsicht zu verfolgen.
Es gibt eine gewisse Brutalität, welche sich zwangsläufig im Zusammenhang mit Mord findet. Sie passt jedoch in den Kontext und dient nicht der Effekthascherei.

Gunnar Schwarz gelingt es, mich von Anfang an für sein Buch einzunehmen. Die Handlung schreitet mit zunehmender Spannung voran, es gibt nur kleine Nebenschauplätze, welche sich homogen in die Geschichte einfügen. Ich lerne die örtlichen Gegeben- und Besonderheiten sowie die Protagonisten auch privat kennen, so dass ich mich fast mehr in dem Buch befinde als davor.
Ich bin betroffen und berührt, aber auch zornig und ungeduldig, versuche den Täter zu überführen, bin noch lange nach dem „Zuschlagen“ des Buches aufgewühlt und unruhig.

Das spannende Finale ist in seiner Dramatik schlüssig und lässt mich zufrieden zurück. Mit einer Einschränkung: ich möchte gerne mehr von Richter und Mors lesen.

Ich habe selten ein so fesselndes Buch gelesen.
Eine absolute Lese-Empfehlung für Fans raffinierter Thriller!


Gunnar Schwarz, Schmerzmädchen, Thriller, eBook, FeuerWerke Verlag, 14,99 € als Paperback, 312 Seiten in der Print-Ausgabe, Erscheinungstermin 29.09.2022

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere