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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.02.2023

Ein New Adult Roman, würde ich sagen

Dark Ivy – Wenn ich falle
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Nach einem schrecklichen letzten Jahr an der Highschool, in dem Eden Collins nicht nur ihren besten Freund verloren hat, sondern auch von ihren Mitschülerinnen gemieden wurde, freut sie sich auf ihren ...

Nach einem schrecklichen letzten Jahr an der Highschool, in dem Eden Collins nicht nur ihren besten Freund verloren hat, sondern auch von ihren Mitschülerinnen gemieden wurde, freut sie sich auf ihren Neuanfang an der Woodford Academy. Dort kann sie zwischen all den reichen Kids nur dank eines Stipendiums sein und wird auch immer wieder auf ihre eigene Vergangenheit im Gegensatz zu dem Wohlstand der Kommilitoninnen erinnert. Dennoch freundet sie sich schon am ersten Tag mit Kendra, Devin, Garret und William an, zu dem sie schnell mehr als nur freundschaftliche Gefühle entwickelt.

Gelablet wird "Dark Ivy" ja als Dark Academia-Geschichte. Mit diesem Genre bin ich nicht allzu vertraut bzw. hatte ich auch keine genauen Vorstellungen davon. Wenn hier allerdings die alte Bibliothek, historische Campus-Gebäude und die Blackout-Nachrichten zwischen Eden und William gemeint sind, wäre mir das tatsächlich zu wenig. Für mich hat Nikola Hotel einen ganz klassischen New Adult Roman geschrieben, in dem sich ein Mädchen aus einfachen Verhältnissen in einen rich boy verliebt und dabei feststellt, dass familiäres Geld sehr oberflächlich ist und hinter einem angehenden Millionen-Erben auch ein guter und moralisch korrekter Charakter liegen kann.
Der Schreibstil ist sehr flüssig, die Figuren sind gut ausgearbeitet und das Knistern zwischen Eden und William spürbar, sodass ich schnell in das Geschehen der Woodford Academy gefunden habe. Durch die Thematisierung des Suizids und Trauer versucht die Autorin sicherlich, dem Liebesgeplänkel etwas Tiefe zu verleihen - die blieb für mich jedoch etwas hinter den "spicy Szenen" zurück.
Das Buch endete mit einem Cliffhanger und wenn mir danach ist, lese ich den Folgeband sehr gern. Schließlich interessiert mich schon, wie es mit Eden und William weitergeht.

Veröffentlicht am 12.02.2023

Skurriler Gauner-Cozy-Crime

Die Unverbesserlichen – Der große Coup des Monsieur Lipaire (Die Unverbesserlichen 1)
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Der Auftakt der neuen Reihe des Autorenduos Volker Klüpfel und Michael Kobr spielt in Südfrankreich an der Côte d'Azur.

Guillaume Lipaire wohnt im beschaulichen Küstenstädtchen Port Grimaud, wo er sich ...

Der Auftakt der neuen Reihe des Autorenduos Volker Klüpfel und Michael Kobr spielt in Südfrankreich an der Côte d'Azur.

Guillaume Lipaire wohnt im beschaulichen Küstenstädtchen Port Grimaud, wo er sich ein gutes Leben - gestützt von kleineren und größeren Gaunereien - aufgebaut hat. So vermietet er beispielsweise die Villen, die er eigentlich nur verwalten soll, solange sie leerstehen und kassiert so einen netten Nebenverdienst. Bisher ist er damit nicht aufgeflogen. Als er und sein Gehilfe, der Wassertaxifahrer Karim, jedoch in einer Villa einen Toten finden, müssen sie ihn beseitigen, damit Guillaumes Machenschaften nicht auffliegen. Was mit einer vertrackten Leichenbeseitigung beginnt, zieht eine schlechte Entwicklung nach der anderen nach sich und schon bald scharrt Guillaume neben Karim noch weitere Personen um sich, die sich in seinem Chaos wiederfinden - die Unverbesserlichen.

Ich habe nicht alle Teile der Allgäu-Reihe gelesen, aber würde sagen, dass es dem Autorenduo gelungen ist, ihren klamaukigen, dörflichen Humor vom Allgäu nach Südfrankreich zu verlagern und dort in Port Grimaud gedeihen zu lassen. Guillaume ist ein bezeichnender Charakter, der nach ordentlich Dreck am Stecken riecht und das mit seinem ganz eigenen Charme zu verknüpfen weiß. Auch die anderen Figuren sind - für die Autoren typisch - überzeichnet, etwas schrullig und dennoch auf ihre Art grundsympathisch.
Der Schreibstil ist gewohnt flüssig, sodass sich ein angenehmes Cozy-Crime-Gefühl einstellt und sich die Kapitel rasch lesen lassen.

Sehr gern bin ich der gesponnenen Geschichte rund um die Leiche und die Unverbesserlichen gefolgt und bin gespannt auf den folgenden Band der neuen Klüpfel-und-Kobr-Reihe.

Veröffentlicht am 08.02.2023

Die inneren Eltern

Das Vermächtnis deiner inneren Eltern
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Die Begrifflichkeit und das Konzept des inneren Kindes ist sicherlich einigen geläufig. Von den inneren Eltern habe ich hingegen zum ersten Mal in Kim Fohlensteins Buch gelesen. Die inneren Eltern sind ...

Die Begrifflichkeit und das Konzept des inneren Kindes ist sicherlich einigen geläufig. Von den inneren Eltern habe ich hingegen zum ersten Mal in Kim Fohlensteins Buch gelesen. Die inneren Eltern sind dabei all die Erfahrungen, die wir mit unseren leiblichen Eltern gemacht haben. Neben positiven Erfahrungen haben wir auch Verletzungen und Enttäuschungen erlebt, die sich nun innerhalb des Selbstbildes, in das wir als Kind hineinerzogen wurden, verankert. Dieses Selbstbild begegnet uns im Alltag immer wieder, sodass die inneren Eltern immer aktiv an unseren Empfindungen und Verhaltensweisen beteiligt sind.

Kim Fohlenstein stellt allem einen umfassenden theoretischen Teil voran, in dem sie auf ihr Konzept der inneren Eltern eingeht, die einzelnen Aspekte und Zusammenhänge erläutert und durch vielfältige Praxisbeispiele aus ihrem Berufs- und Praxisalltag untermauert und veranschaulicht. Im Anschluss daran gibt sie Tipps und Übungen an die Hand, in der wie die Handlungen unserer inneren Eltern beeinflussen können, uns eine bessere Selbstreflexion gelingt und wir mit uns besser in Kontakt kommen.

Auch wenn die Sprache nicht sonderlich anspruchsvoll ist, schwingt inhaltlich so viel mit und es hat mich teilweise viel Zeit gekostet, einzelne Kapitel zu lesen und das Gelesene zu verstehen, zu hinterfragen und dem nachzufühlen. "Das Vermächtnis deiner inneren Eltern" ist also kein Buch, was man mal eben zwischendurch oder kurz vor dem Schlafengehen lesen kann. Einiges war für mich sehr abstrakt und nicht greifbar, vieles andere fand ich sehr verständlich und nachvollziehbar. Ich denke, wer sich für die Thematik interessiert, kann hier einige interessante Ansätze und Übungen mitnehmen.

Veröffentlicht am 01.02.2023

Solider Trilogie-Auftakt

Die Wintergarten-Frauen. Der Traum beginnt
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Nina von Veltheim wächst in Brandenburg auf Gut Neu-Mahlen auf. Gemeinsam mit ihrer Familie wartet sie 1917 auf die Rückkekhr ihres Vaters, der von der Front für Heimaturlaub zu ihnen kommen soll. Statt ...

Nina von Veltheim wächst in Brandenburg auf Gut Neu-Mahlen auf. Gemeinsam mit ihrer Familie wartet sie 1917 auf die Rückkekhr ihres Vaters, der von der Front für Heimaturlaub zu ihnen kommen soll. Statt ihres Vaters taucht ein junger Soldat auf, der der Familie die Todesnachricht überbringt und sie so in tiefe Trauer stürzt. Nina stand schon immer gern im Mittelpunkt, inszenierte sich für ausgedachte Auftritte und träumt seit jeher davon, auf großen Theaterbühnen zu stehen. Nach dem Tod ihres Vater legt ihr Zwillingsbruder Carlos nun sämtliches Geld zusammen, um Nina nach Berlin ans Theater zu bringen, damit sie dort ihre Träume wahrmachen kann. In Berlin erlebt sie einen holprigen Neuanfang, lernt jedoch nach kurzer Zeit Sonia und Jenny kennen, mit denen sie die von Männern dominierte Theaterwelt erobern möchte.

Bisher habe ich noch kein Buch von Charlotte Roth gelesen, habe jedoch viel Positives über ihren flüssigen Schreibstil und ihre sorgfältige Recherche und glaubhafte Einbindung gehört. Daher war die Wintergarten-Trilogie der ideale Anlass für mich, die Autorin kennenzulernen.
Ihren Schreibstil empfinde ich als sehr angenehm, konnte mich auch gut in die Goldenen Zwanziger in Berlin einfühlen und nahm ihr diese Atmosphäre ab. Allerdings blieb Nina als Figur lange Zeit recht blass für mich und ich empfand einige Passagen als Längen.

Der Glanz des Theaters, die politische Situation und das Auftreten der Männer gegenüber Frauen waren gut dargestellt und ließen so auch den Widerstand und die Kampfbereitschaft der drei Frauen nachvollziehbar lesen. So zeichnen sie Mut und ein starkes Auftreten aus.

Die wechselnden Perspektiven und die unterschiedlichen Zeitebenen, auf denen erzählt wurden, regten meinen Lesefluss an und gestalteten mir so kurzweilige Lesestunden.
Ein solider Auftakt der neuen Trilogie, würde ich sagen.

Veröffentlicht am 01.02.2023

Tragische Lebensgeschichten

Café Leben
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Nachdem Henrietta Lockwoods letzte Arbeitsstelle ein abruptes Ende nahm, macht sie sich auf die Suche nach einem neuen Job. Empathie ist nicht gerade ihre Stärke, aber da sie gern schreibt, bewirbt sie ...

Nachdem Henrietta Lockwoods letzte Arbeitsstelle ein abruptes Ende nahm, macht sie sich auf die Suche nach einem neuen Job. Empathie ist nicht gerade ihre Stärke, aber da sie gern schreibt, bewirbt sie sich dennoch für das Projekt "Lebensbuch". Ihre Aufgabe ist, die Lebensgeschichten der krebskranken Patient*innen, denen der Tod kurz bevorsteht zu hören und in einem Buch zu verarbeiten. Ihre erste Patientin ist die 66-jährige Annie Doyle, die eine ganz eigene Vorstellung davon hat, welche Lebensgeschichte sie Henrietta erzählt. Die möchte jedoch die ganze Wahrheit hören und geht auf eigener Faust der Frage nach, was damals mit Annies Schwester - die ertrunken sein soll - tatsächlich passiert ist. Und um Annies gesamte Lebensgeschichte zu erfahren gibt es nur eine Möglichkeit: Sie muss über ihren Schatten springen, sich selbst Annie gegenüber öffnen und ihre eigene Geschichte erzählen, die Tragisches beinhaltet.

Ausgehend vom Klappentext wusste ich nicht, ob es sich um eine sehr ernste, tragische oder auch humorvolle und schöne Geschichte handelt. Ich würde sagen, es enthält alle Aspekte. Annie Doyle hatte kein leichtes Leben und auch Henrietta musste einiges durchmachen, was beide verbindet. Sie holen alte Erinnerungen hervor, verarbeiten sie und kommen sich dadurch näher.
Mich haben sowohl Annies als auch Henriettas Geschichte bewegt. Dabei mag ich sowohl den Schreibstil von Jo Leevers sowie die wechselnden Erzählperspektiven sehr gern. So erfahren wir abwechselnd immer mehr über die beiden Frauen und ihre Lebensweisen und Vergangenheiten.

Ein berührender Roman über den Tod, das Aufspüren von negativen Erinnerungen und das Reflektieren über das Leben.