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Veröffentlicht am 02.02.2023

Unerschütterliches Vertrauen in schweren Zeiten

Im Dienst der Hoffnung
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Wir befinden uns im 19. Jahrhundert. Die Krankenpflege war sehr einfach gehalten, die hygienischen Bedingungen oft katastrophal und für ledige Frauen gab es keine Möglichkeit einer geregelten und auch ...

Wir befinden uns im 19. Jahrhundert. Die Krankenpflege war sehr einfach gehalten, die hygienischen Bedingungen oft katastrophal und für ledige Frauen gab es keine Möglichkeit einer geregelten und auch bezahlten Arbeit nachzugehen.

In dieser Zeit wurde Friederike Fliedner geboren, die in ihrer stillen und auf Gott vertrauenden Art gemeinsam mit ihrem Mann Theodor Fliedner, von Beruf Pastor, das Diakonissenhaus in Kaiserswerth gegründet hat und mit dieser Arbeit ledigen Frauen einen Riesendienst erwies und in der damaligen Gesellschaft einfach Bahnbrechendes leistete. Sie wurde zu "Urmutter" der Diakonissen, brachte die Krankenpflege auf den neuesten Stand, verbesserte auf immens Weise in den von ihr geführten Häusern die hygienischen Bedingungen und somit auch die Heilungserfolge. Sie verhalf damals ledigen Frauen, die zu dieser Zeit keine Chance hatten verheirateten Frauen gleichgestellt zu sein, zu einer Berufsausbildung und somit auch die Möglichkeit ein geregeltes Einkommen zu erhalten und nicht auf die Barmherzigkeit ihrer Familie mehr angewiesen waren. Das war gesellschaftlich eine Herausforderung und doch eine adäquate Antwort auf die beginnende Industriealisierung. Die Erfindung des Diakonissenamts war ein wahrer Segen, der bis in die heutige Zeit hineinwirkt.

Wir erleben als Leser die täglichen Aufgaben mit, sehr detailliert von der Autorin Brigitte Liebelt beschrieben, die der Aufbau der wachsenden Häuser mit sich brachte. Dazu erleben wir Friederike Liebelt in immer tätiger Liebe zu den Menschen, das war ihr Ausdruck von Glaube, und auch als mutige Unternehmerin, die für die Vision, die Gott ihr und ihrem Mann geschenkt hat und der sie ihr Leben verschrieben hatte. Sie steht von den gleichen Herausforderungen wie viele Frauen in der heutigen Zeit, die den Spagat zwischen Familie und Beruf zu meistern versuchen. In ihrer Familie war sie die liebende Mutter und hatte gerade dort schwere Schicksalsschläge zu bewältigen, von ihren 11 Kindern starben 7. Wie schwer muss ihr Herz gewesen sein, doch nie lesen wir von Anklage oder Verzweiflung, von Trauer schon, doch sie hielt voll Vertrauen an ihrem Glauben fest und nahm alles, wirklich alles aus Gottes Hand.

Brigitte Liebelt hat eine Mischung aus Sachbuch und Roman geschrieben und uns auf eine sehr unaufdringliche und feine Art und Weise mit hinein in die damalige Zeit genommen. Sorgfältig recherchiert in der Geschichte und den überlieferten Briefen konnte ich mir ein Bild dieser ungewöhnlichen Frau machen, die ihr Leben aus Glauben den Menschen hingegeben hat, immer von der Liebe geleitet. Sie ist mir zu einem Vorbild geworden und das Buch ist es wert gelesen zu werden und dieser von einer stillen Kraft geprägten Frau einfach auch Ehre zu geben.

Jedes Kapitel ist mit einem Liedvers aus den damaligen Gesangbüchern überschrieben, im Nachwort bekommen wir noch sehr viel historisch sachliche Info zum Aufbau der Kaiserwerther Diakonissen.

"Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn."

Diesen Vers hat Friederike Fliedner gelebt. Eine sehr lesenswerte und tiefe Lebensgeschichte.

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Veröffentlicht am 24.01.2023

Wenn Kinder einfach gehen

Kontaktabbruch in Familien
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"Es liegt in der Natur der Generationenfolge, dass Eltern vorangehen, die Richtung angeben und die Atmosphäre der Familie prägen."

Dieses Zitat von vielen in diesem wertvollen Ratgeberbuch von Claudia ...

"Es liegt in der Natur der Generationenfolge, dass Eltern vorangehen, die Richtung angeben und die Atmosphäre der Familie prägen."

Dieses Zitat von vielen in diesem wertvollen Ratgeberbuch von Claudia Haarmann, Psychotheraupeutin mit Schwerpunkt auf Bindungs- und Beziehungsdynamiken, beschreibt, wie junge Eltern ihre Werte an ihre Kinder weitergeben wollen. Selbst geprägt von den Werten ihrer Eltern, mit verschiedenen Defiziten belastet, wollen sie es anders machen und bestimmen in ihrer Familie die Richtung und die Atmosphäre, wie soll die Kommunikation laufen, welche Werte wollen wir leben, wertschätzen sich die Familienmitglieder gegenseitig, auch wenn der Weg mit dem Heranwachsen der Kinder anders verläuft und die Kinder andere Werte entwickeln. Das kann häufig zu Konflikten führen, sie sind bei den meisten Familien keine Ausnahme, doch dann kann es Entwicklungen geben, die zu einem völligen Bruch mit den Eltern führt und für viele Eltern kommt dies überraschend. Gerade wenn es erwachsene Kinder sind, die sich von den Eltern oder auch von der gesamten Familie lösen.

Wenn dies geschieht, ist das für Eltern ein sehr schmerzvoller Prozess, ebenso für die Kinder, denn ein solcher Kontaktabbruch hat meistens eine Geschichte, deren sich sowie die Eltern als auch die Kinder nicht wirklich bewusst sind. Claudia Haarmann beschreibt in ihrem Buch mit sehr viel Sorgfalt, völlig wertfrei, geprägt von psychologischer Tiefe und einer großen Ruhe dieses Geschehen, beleuchtet die Hintergründe und die verschiedenen Dynamiken, die zu solch schweren Zerwürfnissen führen können. Sie zeigt jedoch auch die Möglichkeiten einer Annäherung auf und erläutert dies mit sehr vielen persönlichen Fallbeispielen, die die vielen Facetten eines solchen Kontaktabbruchs beschreiben und den Leser auf eine sehr einfühlsame Art und Weise abholen. In jedem Beispiel macht sie deutlich, wie wichtig die Bedeutung von Sicherheit, Halt und Bindung in der Familie ist.

Es ist wahrhaftig kein einfacher Weg und für Betroffene absolut nicht einfach zu lesen, doch es lohnt sich, sich auf diesen Weg zu machen. Betroffene Eltern können dieses Buch als Eltern lesen und auch als Kinder um zu begreifen, welche Dynamiken schon in ihren Ursprungsfamilien gelebt wurde. Das Buch verspricht nicht, alles wird wieder gut, doch für den Leser ist das Studium dieser Lektüre mit sehr vielen Buchtipps, die ebenso hilfreich sind, gewinnbringend und tröstend. Ein Schritt zu mehr innerem Frieden und Akzeptanz .

"Augenhöhe bedeutet: Ich bemühe mich, dich so wahrzunehmen, wie du bist, und - bitte! - sieh du mich auch!"

Dieses Zitat gilt ebenso für Eltern sowie auch für die Kinder und kann hilfreich bei einem Neuanfang an sein. Gerade weil es in unserer Gesellschaft ein Tabuthema ist und wenn es behandelt wird, dann leider oft auf eine sehr einseitige Weise. Mir hat dieses Buch, dass sich sehr angenehm von allen anderen Büchern, die es zu diesem Thema gibt, gefallen und ich kann es nur wärmstens empfehlen. Für Beide!

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Veröffentlicht am 23.01.2023

Der Einzige Weg, der zu Wundern führt, ist der Weg des Gewissens.

Anatomie eines Wunders
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Wir begeben uns in diesem Buch auf mehrere Reisen, auf die Reise einer österreichischen Familie nach Ostafrika, auf die Reise in Begleitung einer Trauma-Therapeutin, Marianne Glaeser, durch die fürchterlichen ...

Wir begeben uns in diesem Buch auf mehrere Reisen, auf die Reise einer österreichischen Familie nach Ostafrika, auf die Reise in Begleitung einer Trauma-Therapeutin, Marianne Glaeser, durch die fürchterlichen Erlebnisse, die die geflüchteten Menschen erfahren mussten und wie sie wieder zu einem selbst bestimmten Leben zurückfinden und auf die Reise in das "Lebenshaus" der Therapeutin und ihre unerforschten Zimmer.

Es beginnt in Nairobi 2007, Marianne lebt mit ihrer Familie in Ostafrika und kann nach 14 Jahren, nachdem sie sich gut in die fremde Kultur Afrikas eingelebt hat anfangen zu arbeiten. Sie beginnt ein Praktikum in einem Beratungszentrum für Flüchtlinge, die sehr oft aus Äthiopien in Nairobi stranden und darauf warten, je nachdem welchen Status sie haben, weiter geleitet zu werden. Marianne ist eine gestandene, emphatische, sehr solide in einer katholischen Familie aufgewachsene Frau und liebt ihren Beruf sehr. In den vielen Jahren in Afrika hat sie auch schon sehr viel Leid gesehen, was sich in Europa keiner ausmalen kann. Doch was ihr in den Erzählungen der geflüchteten Menschen an Leid, Brutalität und Grausamkeit begegnet, bringt sie oft an ihre Grenzen. Sie erkennt, dass in ihrer Organisation nicht alles mit rechten Dingen vor sich geht und stellt sich für ihre Schützlinge ordentlich auf die Hinterbeine.

In ihrem Buch berichtet sie von zwei Menschen, die ihr auf ganz besondere Weise an Herz gewachsen sind, Hammeso und Jala. Ihre persönlichen wahren Geschichten, geprägt von so viel Leid, gehen dem Leser unter die Haut und man kann sich kaum vorstellen, wie denn da Heilung passieren könnte. Noch dazu bringt Marianne durch ihr Engagement ihren Schützlingen endlich Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, die Beiden und ihre Angehörigen in große Gefahr. Sie setzt sich mit aller Kraft und Mut gegen den grausamen Menschenhandel ein, die geflüchteten Menschen sind oftmals sehr schlimm traumatisiert und auch von ihren Familien getrennt. Ein ungewisses Schicksal hängt über jedem Menschen. Doch Marianne gibt nicht auf, auch wenn sie die Geschichten um das nicht enden wollende Leid oftmals an ihre Grenzen bringen.

Hier beginnt dann auch die dritte Reise, denn was Marianne über die Maßen verblüfft ist, dass ganz besonders Hammeso und Jala einen so tiefen Glauben an Gott, ein Vertrauen, dass ER gut ist und es weiter gut mit ihnen meint und dass sie IHN auf keinen Fall loslassen wollen, denn dann wäre die Hoffnungslosigkeit Sieger und das wollen sie nicht zulassen. Marianne beginnt sich auf die Suche nach ihrem Gottesbild zu machen, geprägt durch die katholische Kirche und vielen Regeln, doch nicht durch eine lebendige und hoffnungsvolle Beziehung zu ihm. Sie kommt ins Gespräch mit ihrer Mentorin, ihrer Mutter und ihre entwickelte Methode des "Lebenshauses", in welchem Zimmer befinde ich mich, wo will ich hin, welche Türe will ich schließen bekommt eine ganz neue Authentizität für sie persönlich.

Nachdem sie entdeckt hat, dass in ihrer Hilfsorganisation kriminelle Machenschaften wohl versteckt herrschen und die Kreise weiter zu gehen scheinen als sie vermutet hat, nimmt sie sich ein Beispiel an ihren Schützlingen und den Kampf auf, mit vielen Herausforderungen, Ängsten um ihre Schützlinge, Rückschlägen und dann entwickelt sich vor ihren Augen ein Wunder, welches nicht nur sie für immer verändern wird.

Marianne Glaeser hat ein so authentisches, spannendes und tiefgehendes Buch geschrieben, dass ich kaum aus der Hand legen konnte. Sie beschreibt ehrlich und ungeschönt die schrecklichen Erlebnisse der Flüchtlinge, auch was es für sie in ihrer Kultur bedeutet, überhaupt erfahren wir sehr viele Dinge über die afrikanische Kultur, die mir bis dahin nicht bekannt waren, doch auch ihr unbändiger Lebenswille und ihr tiefer vertrauensvoller Glaube, den sie nicht loslassen, denn er ist alles was sie in diesen finsteren Zeiten noch am Leben hält. Mich hat gerade dieser Glaube der geflüchteten Menschen tief beeindruckt und ich konnte so vieles für mich aus diesem wunderbaren Buch herausnehmen.

"Der Einzige Weg, der zu Wundern führt, ist der Weg des Gewissens.", dieser Satz stammt von Hammeso und er folgt ihm bedingungslos. Die Geschichten dieser Menschen sind kraftvolle Zeugnisse der Gnade Gottes und ich bete, dass ich ebenso an meinem Glauben festhalten kann, wenn sich die Zeiten verschlimmern. Für mich was dieses Buch ein absolutes Highlight.

Absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 20.01.2023

Es ist noch nicht vorbei....

Kinder des Aufbruchs
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Wir befinden uns in Berlin 1967, inmitten der politischen Studentenunruhen. Die vier jungen Leute, die wir schon in dem genialen Buch "Kinder dieser Zeit" kennenlernen durften, sind nun sechs Jahre später ...

Wir befinden uns in Berlin 1967, inmitten der politischen Studentenunruhen. Die vier jungen Leute, die wir schon in dem genialen Buch "Kinder dieser Zeit" kennenlernen durften, sind nun sechs Jahre später in ihrem Beruf angekommen.

Julius und Emma sind verheiratet und wünschen sich ein Kind. Doch nach einer Fehlgeburt ist das Schweigen in die Ehe eingekehrt und Emma erholt sich nur langsam. Ihre Arbeit als Dolmetscherin schenkt ihr eine gewissen Ablenkung und Julius arbeitet als Professoer an der Universität, ein Schmelztiegel zu dieser Zeit.

Max und Alice sind ebenfalls verheiratet, jedoch haben sie nicht ursprünglich aus Liebe geheiratet obwohl es eine nach wie vor eine starke Anziehung zwischen ihnen gibt, sondern um ihrer gemeinsamen Tochter Lisa eine Familie zu schenken. Alice arbeitet sehr erfolgreich als Journalistin und Max ist Anwalt und setzt sich ganz besonders für Holocaustüberlebende ein.. Alles könnte ruhig seinen Gang gehen, doch in diesen Zeiten war es in Berlin alles andere als ruhig.

Mit dem Schah-Besuch beginnt eine ungeahnte Studentenrevolte, auf die der Staatsapparat der jungen Demokratie mit unglaublicher Härte reagiert. Mit dem brutalen Tod von Benno Ohnesorg, einem Studentenführer, ist kein Halten mehr in der Stadt, erst recht nicht als die ungeschönte Wahrheit ans Licht kommt. Es war interessant zu lesen, wie vehement versucht wurde, die Wahrheit zu vertuschen, zu verschleiern durch massive oder eher diffuse Drohungen. Parallelen zu heute konnte ich durchaus erkennen.

Für die beiden Schwestern wird es gefährlich, als Emma die frühere Sängerin Irma Assmann kennenlernt und es ihrer Schwester Alice erzählt, nicht wissend, dass Alice die Sängerin von früher kennt und um die Umtriebe von Irma weiß. Deren Nähe zum KGB zieht die Aufmerksamkeiten verschiedener Geheimdienste auf die Schwestern und ihre Ehemänner, denn keiner von ihnen ist ein unbeschriebenes Blatt. Emma macht auch die Bekanntschaft einen kleinen Waisenjungen Luca, der ihr Herz auf eine ganz besondere Weise berührt und mit dem sie sich befreundet und ihm helfen will. Doch Luca hat etwas gesehen, dass er nicht sehen sollte....

Dann trifft Alice auch noch Fritz, einen jungen Mann aus ihrer noch "aktiven" Zeit und erfährt dass seine Schwester von der Stasi bedroht wird. Aus einem schlechten Gewissen heraus will sie ihm mit ihren Kontakten als Journalistin der Studentenbewegung und zu verschiedenen Fluchthilfeorganisationen helfen, was sie in eine für sie nicht vorhersehbare Gefahr bringt, denn nicht jeder Freund ist auch ein Freund. Gemeinsam mit Alice lernt der Leser das undurchdringliche und weitläufige unterirdische Tunnelnetz von Berlin kennen was ich unglaublich spannend fand.

Auch Max und Julius werden auf subtile und hinterhältige Weise versucht wieder für Spionagezwecke gewonnen und rekrutiert zu werden und sich dagegen zu wehren ist für die beiden Männer alles andere als einfach, denn Geheimdienste sind dafür bekannt raffinierte Fallen zu entwickeln und sie dann bei Bedarf zuschnappen zu lassen.

Claire Winter ist mit diesem Buch wieder eine soo gute und spannende Geschichte gelungen, die man auch erstmal für sich lesen kann, der Vorgängerband ist nicht notwendig, doch wer "Kinder des Aufbruchs" hat wird sich garantiert auch "Kinder dieser Zeit" holen, um die Anfänge zu kennen:)). Die Autorin hat wieder einmal sehr gut recherchiert und nimmt den Leser auf eine sehr authentisch geschilderte Zeitreise mit, einige geschichtliche Fakten kannte ich noch nicht im Detail, doch das Agieren der Mächtigen erinnert mich sehr an die heutigen Demonstrationen. Sehr gelungen fand ich auch die charakterliche Weiterentwicklung der Protagonisten und wie sich ihre Beziehungen in solchen Krisenzeiten bewähren. Das hat mir sehr gut gefallen, ich war sofort wieder in der Geschichte drin und freue mich ehrlich gesagt auf eine Geschichte, die in der Zeit des Mauerfalls spielt, auch das würde Claire Winter ihren Lesern wieder auf eine ganz unnachahmliche Weise präsentieren.

Absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 17.01.2023

Jeder sehnt sich nach Frieden, doch keiner will den Krieg verlieren

Ein Zuhause in Afrika
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Dieser Satz in der Überschrift ist so aktuell wie nie, hat jedoch seine Wurzeln in England zur Zeit des 2. Weltkrieges. Wir werden mit hineingenommen in eine der dunkelsten Seiten von Europa und erleben ...

Dieser Satz in der Überschrift ist so aktuell wie nie, hat jedoch seine Wurzeln in England zur Zeit des 2. Weltkrieges. Wir werden mit hineingenommen in eine der dunkelsten Seiten von Europa und erleben die Geschichte aus zwei völlig verschiedenen Sichtweisen, erleben zwei ganz verschiedene Schicksale, fühlen mit jedem auf eine gewisse Art und Weise mit und dürfen am Ende lesen, wie und wo sich die Wege dieser beiden unterschiedlichen Menschen kreuzen.

Da ist Charles, ein Junge 1933 in England geboren, der bei seinem Vater in London aufwächst, während seine Mutter Medizin studiert und in diesem Beruf ihre Berufung findet, nicht im Mutter sein.

Zur gleichen Zeit sind wir auch in Berlin mit Oswald von Stein, 26 Jahre, dem Spross einer stolzen preußischen Familie, der sich der Partei angeschlossen hat, die Deutschland erfolgsversprechend an die Spitze bringen will. Eine dieser "erfolgsversprechenden" Handlungen ist die Bücherverbrennung in Berlin.

Dann gibt es einen Zeitsprung in das Jahr 1939. Der 2. Weltkrieg beginnt und für Deutschland sieht es "erfolgsversprechend" aus. Der Krieg wird uns jeweils aus der Sicht eines Kindes und aus der Sicht des ehrgeizigen jungen Nationalsozialisten geschildert und die Autorin versteht es auf eine sehr geschickte und einfühlsame Weise die Ereignisse zu beschreiben.

Für Charles wird es gefährlich, denn er hat jüdische deutsche Wurzeln, was der Vater der Mutter verschwiegen hat, und er sieht die einzige Möglichkeit ihn in Sicherheit zu bringen, Charles zu seiner schon recht betagten Tante Grace ins schottische Hochland zu bringen. Für Charles beginnt ein neues Leben. Durch Grace lernt er bedingungslose Liebe und Annahme kennen und die Arbeit auf dem Hof gefällt dem Jungen so gut, dass er beschließt später selbst Landwirt zu werden. Wir Leser bekommen auch eine wahre historische Begebenheit, nämlich den Absturz von Rudolf Hess, geschildert.

Oswald von Stein kann es kaum erwarten endlich in den Krieg zu ziehen. Sobald er seine Offiziersausbildung abgeschlossen hat, geht es los. Auch der frühe Tod seines jüngeren Bruders in einer der ersten Schlachten hält ihn nicht davon ab und sein Siegeswille und seine Überzeugung wachsen bis er in der Hölle von Stalingrad eingekesselt wird und in die Gefangenschaft kommt. Die Russen gehen aus gutem Grund nicht zimperlich mit den gefangenen deutschen Soldaten um. Er geht auf einen schrecklich anstrengenden Marsch nach Sibirien, die Beschreibungen sind so anschaulich, dass es schwer auszuhalten ist, hält weiter an seiner Überzeugung fest, doch er entwickelt auch menschliche Züge, indem er den Soldaten hilft, die schwächer sind als er.

Nachdem der Krieg geendet hat, beginnt für Charles sowie für Oswald eine neue Zeit, die jedoch alles andere als leicht ist. Beide werden wieder entwurzelt und müssen auf einem fremden Kontinent, in Südwest-Afrika, ihren Weg finden. Für Charles gibt es keine andere Möglichkeit, nachdem seine Eltern gestorben sind und seine Tante nicht mehr lange zu leben hat. Er muss mit ihrem Enkel Greg nach Afrika.

Oswald von Stein kommt als gebrochener Mann aus der Gefangenschaft in das zerstörte Berlin. Seine Familie ist tot und das Familienanwesen wurde fremden Leuten übergeben. Er weiß nicht mehr weiter. Seine Stiefmutter ist in Afrika neu verheiratet und lädt ihn zu sich ein. Werden sie es schaffen, das Trauma des Krieges, des Verlusts der Familie, der Heimat zu überwinden?

Und werden sie sich dem mehr und mehr öffnen, der seine Hand an ihren schönsten und an ihrem schlimmsten Tagen immer über sie hält?

Irma Joubert ist ein wirklich einfühlsamer und historisch sehr gut recherchierter Familienroman gelungen. Sehr detailliert beschreibt sie die Geschehnisse dieser dunklen Zeit und wie die Menschen auch in ihrem Glauben herausgefordert waren. Die verschiedenen Perspektiven mitzuerleben war sehr interessant und haben ein authentisches Bild der damaligen Zeit wiedergegeben.

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