Die Mutter
Die namenlose Protagonistin ist ca. 60 Jahre alt, nach einer pragmatischen Ehe verwitwet, hat eine Mitte dreißig jährige Tochter und arbeitet in einem privaten Pflegehaus als Altesspflegerin. Sie lebt ...
Die namenlose Protagonistin ist ca. 60 Jahre alt, nach einer pragmatischen Ehe verwitwet, hat eine Mitte dreißig jährige Tochter und arbeitet in einem privaten Pflegehaus als Altesspflegerin. Sie lebt ein ruhiges, unscheinbares Leben, hat ein Haus mit Mietwohnungen, welche die seit dem Tod von ihrem Mann heruntergekommen sind und sie mehr oder minder mit den Mieteinahnen und mit ihrem Gehalt bei den hohen Reparaturkosten durch die runden kommen versucht. Doch letzte Zeit hadert sie nicht nur mit ihren durch ihr Alter erzeugte körperliche Schmerzen und unmenschliche Situationen bei der Arbeit, sondern auch mit ihrer Tochter. Denn in den Gedanken der Mutter, ist ihre Tochter gerade noch heiratsfähig und muss dringend Kinder erzeugen, bevor es zu spät ist. Doch die Tochter ist Homosexuell, liebt und lebt seit 7-Jahren mit ihrer Freundin. Eine Tatsache über die Mutter in allen Kräften verweigert zu verstehen. Als die Tochter finanziell in die Sackgasse landet und sie mit ihrer Lebensgefährtin ins Elternhaus einzieht, sind die Konflikte vorprogrammiert...
Sehr nüchtern, unglaublich authentisch und genauso ehrlich erzählt die südkoreanische Autorin Kim Hye-Jin in ihrem Roman „Die Tochter“ über Generationskonflikte und übt dabei harte Gesellschaftskritik. Man taucht eiskalt in den Gedanken von einer queerfeindlichen Mutter ein, im Begleitung von Entsetzung, Wut und Sprachlosigkeit. Dabei sehr geschickt, ungeschönt und nahtlos verbindet die Autorin die Arbeitssituation der Mutter mit ihrem Privatleben. 170 Seitenlang ein Auf und Ab der Gefühle. Großartiges Werk, dass es mich traurig, nachdenklich, dennoch hoffnungsvoll zurückgelassen hat.