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Veröffentlicht am 16.08.2023

Verworren, mystisch und vor allem einnehmend von der ersten Seite an

Wie Träume bluten
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Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie auch schon ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie auch schon das Cover des ersten Bandes gefällt mir das von „Wie Träume bluten“ wieder sehr. Es fällt zwar optisch nicht in mein typisches „Beuteschema“, aber es passt nicht nur super zum Auftakt, sondern vor allem trifft es auch den Inhalt sehr gut.
Man sieht zwei Figuren, die offensichtlich Ronan und Hennessy darstellen sollen, zwei der beiden Protagonisten der Reihe, vor einem Auto mit leuchtenden Scheinwerfern und mit einer untergehenden Sonne hinter einem Nadelwald im Hintergrund. Die beiden Figuren halten jeweils ein Schwert, die offenbar die Traumschwerter von Ronan und Hennessy darstellen sollen.
Insgesamt erzeugt das Cover die Stimmung eines nahenden Weltuntergangs, was auch die Grundstimmung der Geschichte widerspiegelt.


Meine Meinung:
Aus irgendeinem Grund tue ich mich mit dieser Rezension sehr schwer. Dabei bin ich ja, wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt, ein großer Fan der Raven Boys und auch „Wie der Falke fliegt“ hat mir im letzten Jahr bereits sehr gut gefallen. „Wie Träume bluten“ ist da keine Ausnahme – tatsächlich konnte er mich gefühlt sogar noch ein wenig mehr mitreißen als der Auftakt.

Trotzdem weiß ich nicht so wirklich, wie ich meine Empfindungen für das Buch ausdrücken soll; ich kann ja schlecht bloß schreiben, dass mir die Atmosphäre wieder einmal unvergleichlich gut gefallen hat, dass ich den einerseits sehr distanzierten, andererseits aber doch gleichzeitig emotionalen und mystischen Schreibstil der Autorin bewundere, und dass mich die Mehrdimensionalität und Entwicklungen jeder ihrer Figuren jedes Mal aufs Neue beeindruckt.
All das ist wahr und doch habe ich den Eindruck, dass nichts, was ich dazu schreiben könnte, meiner Bewunderung für das Talent der Autorin und ihrer Träumer-Welt gerecht wird.

Dabei muss ich gleichzeitig aber auch fair bleiben: Ich bin nicht so sehr geplättet von „Wie Träume bluten“, dass diese Rezension kritikfrei bleibt.
Vor allem das Pacing ist, selbst unter Berücksichtigung dessen, dass alle der Bücher, die ich bisher von Maggie Stiefvater gelesen habe, ein sehr langsames Erzähltempo aufweisen und mehr von Atmosphäre als von Action leben, hier sehr ruhig.
Versteht mich nicht falsch: Es passiert hier schon einiges; vor allem die Tatsache, dass Ronan, Hennessy und Bryde den Jägern stets einen Schritt voraus bleiben müssen, sorgt schon für die eine oder andere rasante Szene. Aber inhaltlich kommt es einem nicht so vor, als passiere in „Wie Träume bluten“ wahnsinnig viel.
In der Geschichte ist man zum Ende von „Wie Träume bluten“ nicht viel weiter als noch 400 Seiten zuvor, was natürlich dazu führt, dass nach wie vor sehr viele große Fragen offenbleiben und man zwar beeindruckt, aber dennoch nicht ganz zufriedengestellt aus dem Buch herausgeht.

Trotzdem habe ich nicht den Eindruck, dass Stiefvater die Geschichte bewusst in die Länge gezogen hat, damit sie eine Trilogie schreiben kann, oder dass einige Szenen hier durchaus gekürzt werden könnten, ohne, dass etwas von dem Leseerlebnis verloren ginge.
Vielmehr erzeugt sie durch foreshadowing, Text zwischen den Zeilen und ein paar kleinere Auflösungen zwischendurch das Gefühl, dass alles genau so sein muss, wie es ist, und dass alles am Ende Sinn ergibt. Vorhersagen, wie einzelne Konflikte aufgelöst werden, was so manch ominöse Information zu bedeuten hat, oder wie die gesamte Geschichte ausgeht, kann man dennoch beim besten Willen nicht.


Das liegt nicht nur daran, dass Stiefvater ihre Geschichte unheimlich gut kennt und es wie keine Zweite versteht, ihre LeserInnen zu verwirren. Unter anderem liegt es auch an den Figuren, die allesamt, wie anfangs bereits angeschnitten, eine beeindruckende Entwicklung durchleben. Selbst bei der scheinbar unwichtigsten Nebenfigur hat man nicht den Eindruck, dass sie auf der Stelle tritt; jede Figur erfüllt ihren eigenen Zweck und bekommt von der Autorin einen Charakter verliehen, der so vielschichtig und facettenreich ist, dass jede Figur dadurch lebendig und echt wirkt.

Praktisch nebenbei wirft die Autorin mit ihrer Traumthematik noch die sehr philosophischen Fragen auf, was jemanden zu einer eigenständigen Person macht, ab wann etwas lebt und wie viel Macht eine einzelne Person haben sollte und dass, nur weil etwas aus der Sicht einer Person „gut“ erscheint, es nicht gleichzeitig auch für alle anderen „gut“ sein muss.
Damit bringt sie den Leser zum Nachdenken, ohne dass sie ihn direkt mit der Nase darauf stößt. All diese Fragen sind so subtil in die Handlung verwoben, dass es einem beim Lesen auf Anhieb nicht unbedingt auffällt, und gerade das ist es, was „Wie Träume bluten“ so spannend macht.


Zum Schluss hätte ich mir, wie gesagt, noch ein bisschen „mehr“ gewünscht, aber ich bin guter Dinge, dass alles so ist, wie es sein soll, und dass mich das Finale noch einmal mehr aus den Socken haut!


Fazit:
Unmittelbar nach dem Beenden konnte ich auf Goodreads in meinem Fazit bloß „shocked pikachu meme“ schreiben, weil mir auf das Gelesene einfach nichts Eloquentes eingefallen ist. Gefühlt kann ich auch jetzt nichts schreiben, was meiner Bewunderung für das Talent der Autorin und ihrer Träumer-Welt gerecht wird.
Zwar hat das Buch insgesamt einen (selbst für die Verhältnisse der Autorin) sehr langsamen Erzählstil und auch inhaltlich hätte ruhig ein kleines bisschen mehr passieren können. Aber trotzdem hat mich auch „Wie Träume bluten“ wieder einmal mit seiner magischen Atmosphäre, dem einerseits sehr distanzierten, andererseits aber doch gleichzeitig emotionalen und mystischen Schreibstil der Autorin und der Mehrdimensionalität und Entwicklungen jeder ihrer Figuren beeindruckt.
Ich kann noch überhaupt nicht sagen, wie die Trilogie ausgehen könnte, daher bin ich unfassbar gespannt auf den Abschluss!
4,5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.08.2023

Spannendes Prequel zum Orden!

Das Kloster des geheimen Baumes - Die Thronfolgerin
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Vielen lieben Dank an den penhaligon-Verlag und das Penguin Random House Bloggerportal für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche ...

Vielen lieben Dank an den penhaligon-Verlag und das Penguin Random House Bloggerportal für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Der Verlag hat das Cover des Originals „A Day of Fallen Night“ übernommen, was ich super finde, da es einfach nur wunderschön ist und zudem auch im gleichen Stil von „Priory of the Orange Tree“ gehalten ist, man somit sofort erkennt, dass die Bücher zusammengehören.
Zusätzlich hat der deutsche Verlag den Schutzumschlag des Hardcovers mit blauer Metallicfolierung an den Drachenschuppen veredelt, was dem Buch direkt einen viel hochwertigeren Gesamteindruck verleiht. Anders als die beiden Teile der Übersetzung von „Priory of the Orange Tree“, „Der Orden des Geheimen Baumes“, hat „Das Kloster des Geheimen Baumes“ leider kein Lesebändchen, aber das finde ich in Ordnung. Insgesamt ist der Preis von 22 € wegen der hochwertigen Aufmachung nämlich trotzdem mehr als gerechtfertigt, zumal sich im Innenteil einige Karten befinden, mit deren Hilfe man die Wege der Protagonisten verfolgen kann.
Einzig den deutschen Titel des Prequels „Das Kloster des Geheimen Baumes“ finde ich nicht so gut gewählt; zwar passt er irgendwie schon zum Inhalt, da es auch hier natürlich immer noch um die Priorei geht, aber er ist meines Erachtens viel zu ähnlich zum deutschen Titel der Hauptreihe (bzw. des Hauptbuches, im Original ist es ja ein Einzelband) und hat dadurch natürlich wenig Wiedererkennungswert.


Meine Meinung:
Vorab muss ich dazu sagen, dass ich den „Orden des Geheimen Baumes“ bereits vor gut zweieinhalb Jahren gelesen habe – nicht nur wegen dieser großen Zeitspanne, sondern auch angesichts der Komplexität des Buches konnte ich mich zu Beginn an kaum noch etwas erinnern. Ich wusste nur noch, dass ich das Magiesystem und Worldbuilding absolut genial fand, mir aber gleichzeitig die Erzählung vor allem im ersten Teil der deutschen Übersetzung viel zu langwierig war, ich also gemischte Gefühle zum Orden hatte.
Dennoch war ich neugierig auf das Prequel, in dem es um ein Ereignis geht, das im Orden mehrfach erwähnt wird und an das ich mich auch noch vage erinnern konnte.
Ich bin also mit eher moderaten Erwartungen an „Das Kloster des Geheimen Baumes“ herangegangen und wurde dafür dann positiv überrascht!

Denn obwohl ich mich, wie gesagt, an kaum etwas erinnern konnte, habe ich den Einstieg in das Prequel viel leichter gefunden als in das Hauptbuch. Da es sich um die gleiche Welt handelt, ist auch das „Kloster“ natürlich sehr komplex, der Schreibstil ist schwierig und man muss sich viele Details und Figuren merken, um sich im Buch zurechtzufinden.
Damit hatte ich keinerlei Probleme – auch wenn ich anfangs noch sehr verwirrt war, war ich gefesselt von dieser Welt, die ich, da das Buch 500 Jahre vor dem „Orden“ spielt, noch einmal neu kennengelernt habe.

Das lag zum Teil aber auch daran, dass man hier so viel mehr von der Welt kennenlernt als im „Orden“. Die Kapitel sind jeweils aus der Sicht einer Figur geschrieben, die im Osten, Westen, Norden oder Süden wohnt – jede Himmelsrichtung steht dabei für ein eigenes Land in dieser Welt, das seine eigenen Sitten und seine eigene Politik hat.
Was auf den ersten Blick so klingt, als sei das Buch unheimlich komplex und als bekäme man unfassbar viele Informationen, die man verarbeiten muss, ist natürlich auch genau so. Aus dem Grund würde ich die Bücher von Samantha Shannon auch keinem Genreeinsteiger empfehlen.
Aber die Art, wie sie die Informationen mit dem Leser teilt, wie sie ihn durch die Welt führt und ihren Figuren und ihrem Magiesystem näherbringt, sorgt dafür, dass man sich schnell zuhause fühlt und sich alles bei aller Komplexität trotzdem natürlich anfühlt.
Man bekommt viel an die Hand, was man verarbeiten muss, ja, aber man wird nicht mit Informationen zubombardiert, sodass man irgendwann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht.
Stattdessen schafft Shannon hier ein ganz großartiges High Fantasy-Epos, das – für einen Einzelband äußerst ungewöhnlich – unheimlich vielschichtig und reich an Details ist.

Zudem besticht Shannon hier mit einer Originalität, die ihresgleichen sucht. Von Wortneuschöpfungen, über unbekannte Wesen, bis hin zu Kulturen und Völkern, die zwar irgendwie an uns Bekannte erinnern, aber doch auf eigenen Beinen stehen, ist hier alles dabei, was das High Fantasy-Herz begehrt.
Was eigentlich selbstverständlich sein sollte, aber trotzdem nicht allzu häufig in diesem Genre auftaucht und daher trotzdem bemerkenswert ist: Wie auch schon der „Orden“, zeigt „Das Kloster des Geheimen Baumes“, dass High Fantasy nicht sexistisch sein muss. In so gut wie allen HF-Büchern, die in einem mittelalterlichen Setting spielen, ist es Gang und Gäbe, dass Frauen von Männern unterdrückt, ausgenutzt und belächelt werden. Eben, weil es im „echten“ Mittelalter so war. Aber wer sagt denn, dass das in Fantasy auch so sein muss? Fantasy ist doch gerade das Genre, in dem alles erlaubt ist!
Und das zeigt dieses Buch: Das Königinnenreich Inys bspw., oder auch der Orden des Orangenbaumes sind Matriarchate. Auch in vielen anderen Teilen dieser Welt sind Frauen diejenigen, die leitende Positionen und Macht innehaben – nicht in allen, es gibt auch Könige und Kaiser!
Frauen und Männer sind hier also gleichberechtigt, und das wird nicht einmal zum Thema gemacht, sondern ist einfach so. Gleiches gilt übrigens auch für gleichgeschlechtliche Beziehungen. Es gibt hier mehrere Figuren, die sich zum gleichen oder zu mehreren Geschlechtern hingezogen fühlen, und auch das wird nicht weiter kommentiert, sondern einfach dahingestellt.


Fazit:
„Das Kloster des Geheimen Baumes“ ist ein äußerst spannendes Prequel zum „Orden des Geheimen Baumes“, das die Hauptgeschichte sowohl unterstützt als auch völlig eigenständig existiert. Ich würde zwar empfehlen, zuerst das Hauptbuch, dann das Prequel zu lesen, da die Bücher eben in dieser Reihenfolge erschienen sind und man sich so in dieser hochkomplexen Welt, in die im „Orden“ noch stärker eingeführt wird als im „Kloster“, vielleicht noch ein bisschen besser zurechtfindet. Man kann aber meines Erachtens auch genauso gut zuerst das Prequel und dann das Hauptbuch oder eben nur das Prequel lesen.
Inhaltlich finde ich „Das Kloster des Geheimen Baumes“ nämlich ein wenig stärker als den „Orden“, da es ein rasanteres Erzähltempo, eine höhere Plotdichte und ein noch weitreichenderes, detailliertes Worldbuilding hat als das Hauptbuch. Einen halben Stern Abzug gibt es, weil es trotz allem auch hier ein paar Längen gibt, aber im Großen und Ganzen hat Samantha Shannon hier ein unfassbar beeindruckendes High Fantasy Epos geschaffen, dessen detailreiche Gesamtheit man gar nicht unbedingt auf den ersten Blick erfassen kann. Umso beeindruckender, dass das Buch im Original ein Einzelband ist!
4,5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.04.2023

Mein (bisheriger) Lieblingsband dieser Wohlfühlreihe!

A Place to Belong
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Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
An den Covern der ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
An den Covern der „Cherry Hill“-Reihe gefällt mir besonders gut, dass sie auf den ersten Blick relativ identisch aussehen, sich bei näherem Hinsehen dann aber durch winzige Details unterscheiden.
Am offensichtlichsten ist dabei die verschiedene Highlight-Farbe, hier ein etwas dunkleres Flieder. Ich glaube zwar, dass das Flieder etwas besser zu Lilacs Geschichte („lilac“ = „flieder“) gepasst hätte und das rot von „A Place to Grow“ (Lilacs Geschichte) vielleicht besser auf Magnolias Buch (Magnolien sind rosa) gepasst hätte. Aber das ist nur eine winzige Kleinigkeit, die einer Perfektionistin auffällt und die am Ende keine große Rolle spielt. :D
Wie auch schon bei den beiden Vorgängern ist die vordere Innenklappe des Buches mit einer Aquarellzeichnung und der Definition von „Magnolia“ sowie einer Charakterbeschreibung von Maggie verziert, die eine tolle Ergänzung zur Buchgestaltung sind. Auch die einzelnen Kapitelüberschriften sind wieder mit den Blumen des Covers geschmückt und tolle Hingucker im Buch.


Meine Meinung:
„A Place to belong“ ist definitiv mein Lieblingsband der Reihe!!!! 🥰
Vermutlich liegt das daran, dass ich überhaupt keine Erwartungen an diese Geschichte hatte. Zwar kennt man einen Großteil der Figuren durch die Vorgängerbände natürlich schon und auch das Setting ist bekannt.
Maggie tritt hier jedoch das erste Mal auf, was als Protagonistin in einer fortgesetzten Reihe eher ungewöhnlich ist. Man erwartet in Reihen wie dieser ja normalerweise, dass eine Figur, die bisher nur am Rande eine Rolle gespielt hat, ihre Bühne bekommt. Maggie ist jedoch eine völlig neue Figur und noch ein komplett unbeschriebenes Blatt. Bevor ich das Buch das erste Mal geöffnet hatte, wusste ich überhaupt nicht, wie ich sie in das bisherige Geschehen einordnen sollte und welche Rolle sie auf Cherry Hill spielen könnte.
Vermutlich ist diese fehlende Erwartung mit ein Grund, weshalb mir der dritte Band wesentlich besser gefallen hat als sein Vorgänger, an den ich, wie aus meiner Rezension hervorgeht, ja mit zu hohen Erwartungen herangegangen bin.

Aber auch Maggie trägt einen wesentlichen Teil dazu bei! Ich konnte mich auf Anhieb gut in sie hineinversetzen und hatte sofort einen Bezug zu ihr. Zwar hat sie einen völlig anderen Hintergrund als ich und sie geht an Konflikte auch ganz anders heran als ich, aber die Autorin schafft es hervorragend, Maggies Gedankengänge und Gefühle zu transportieren. Auch wenn sie oft andere Entscheidungen trifft, als ich es in ihrer Situation tun würde, bin ich zu keinem Zeitpunkt etwa genervt von ihr. Dagegen sind ihre Handlungen und ihr Verhalten nachvollziehbar, logisch und passen zu ihrem Charakter. Man versteht, weshalb sie handelt, wie sie handelt, und wieso sie sich dagegen entscheidet, eine offensichtliche Entscheidung und stattdessen eine solche zu treffen, die ihre Geheimnisse noch größer und prekärer erscheinen lassen.

„Unsere Lippen bewegten sich wie in Zeitlupe aufeinander zu, und als sie sich trafen, war es wie ein Feuerwerk.“ (S. 155/336)


Das Ganze reizt die Autorin dann aber auch nicht aus.
Zwar haben mich die Geheimnisse, die Maggie vor den McCarthys hat, immer ein bisschen gestört (bin ein großer Verfechter von Klartext), aber insgesamt hat sich das trotzdem nicht besonders negativ auf meine Bewertung ausgewirkt, da die Autorin die Konflikte gut und mit nicht mehr Drama als nötig gelöst hat, und sie sich im Ganzen gut in die Geschichte einfügen. Sie trifft genau den richtigen Zeitpunkt für einen Richtungswechsel, wodurch die Handlung an Schwung gewinnt und nicht auf der Stelle tritt.
Das zeigt nur, dass Lilly Lucas ihre Figuren und ihre Geschichte im Gesamten gut kennt und weiß, wann es Zeit für ein Umschwenken ist.

Als ich erfahren habe, dass es im dritten Teil um Maggie und nicht, wie vermutet, um Poppy geht, war ich tatsächlich etwas enttäuscht. Poppy zählt nämlich seit dem Auftakt zu meinen Lieblingsfiguren der „Cherry Hill“-Reihe und ich freue mich sehr auf ihre Geschichte!
Allerdings hat Maggie mich hier doch sehr positiv überrascht, und im Nachhinein ist die von der Autorin gewählte Reihenfolge sehr sinnvoll, denn vor allem auch für Poppys Entwicklung war „A Place to Belong“ nicht unwichtig.

Damit komme ich im Übrigen zu einem weiteren Aspekt, mit dem die „Cherry Hill“-Reihe glänzen kann: Die bereits bekannten Figuren spielen auch weiterhin eine Rolle und vor allem die Schwestern gewinnen dabei, auch wenn sie nicht mehr oder noch nicht Protagonistin sind, stets an Substanz und Charaktertiefe. Hier merkt man das eben, wie gesagt, insbesondere an Poppy, die, obwohl sie hier „nur“ eine Nebenrolle hat, neben Maggie die größte Charakterentwicklung durchlaufen hat, aber auch June und Lilac bekommen ihre Momente. Besonders gefreut hat mich, dass hier auch die Mutter der Mädchen, Carol, etwas mehr im Rampenlicht steht als bisher.


In Bezug auf Flynn bin ich hingegen etwas ernüchtert, aber das ist so ähnlich ja bereits bei Bo und vor allem bei Henry gewesen.
Zwar ist Flynn durchaus sehr sympathisch, und man bekommt auch den einen oder anderen Einblick in seine Vergangenheit, aber neben Maggie bleibt er sehr blass und es bleiben hinsichtlich seines Charakters einige Fragen offen. Hier hätten dem Buch ein paar Seiten mehr und einen etwas detaillierteren Blick auf das, was er erlebt hat, sicher gutgetan.

Seine Chemie mit Maggie ist jedoch ab dem ersten Zusammentreffen spürbar und sorgt zwischendurch für einiges Kribbeln.

„‚Sorry, ich musste noch…‘
Ich sah so schnell über meine Schulter, dass ich mir fast den Nacken verriss. Aber der Schmerz war vergessen, als ich in Flynns Gesicht blickte.
‚… was erledigen‘, führte er seinen Satz zu Ende. Wie erstarrt sah er mich an. Nur seine Augen bewegten sich, huschten kurz an mir hoch und runter und blieben für eine Nanosekunde an meinen Lippen hängen.“ (S. 115/336)


Fazit:
Cherry Hill gehört mittlerweile zu meinen liebsten Wohlfühlorten, und das hat „A Place to Belong“ wieder mal nur bestätigt. Stelle mir die Farm mit den Pfirsichbäumen, dem Bach und natürlich die Baumhäuser so idyllisch vor, würde den Ort so gerne mal selbst besuchen! 😍
Was das Buch aber zu meinem Lieblingsteil macht, sind ganz klar Flynn und Maggie. Flynn lernt man bereits in den beiden Vorgängerbüchern kennen, Maggie tritt hier zum ersten Mal auf. Beide haben von der ersten Sekunde an eine tolle Chemie miteinander und auch einzeln habe ich sie gerne begleitet. Neben Maggie, die ich von der ersten Seite an ins Herz geschlossen habe, bleibt Flynn jedoch etwas blass.
Auch die Geheimnisse, die Maggie vor den McCarthys hat, haben mich immer ein bisschen gestört (bin ein großer Verfechter von Klartext), aber insgesamt hat die Autorin die Konflikte gut und mit nicht mehr Drama als nötig gelöst. Vor allem für Poppys Entwicklung war der Plot dieses Buches wohl auch wichtig, weshalb ich mich insbesondere nach dem letzten Absatz jetzt riesig auf ihre Geschichte freue! 💖
4,5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 21.04.2023

Lebendige Figuren und Sommer-Vibes

Malibu Rising
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Vielen lieben Dank an den Ullstein-Verlag und vorablesen.de für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an den Ullstein-Verlag und vorablesen.de für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das deutsche Cover ist mit der Frau, die anscheinend Nina Riva darstellen soll, ganz anders als die Originalcover, wobei mir da besonders das von Random House UK mit der rosa, lila und blauen Farbgebung besonders gefällt. Trotzdem finde ich das deutsche Cover mindestens ebenso gelungen, wenn nicht sogar besser! Einerseits vermittelt es durch die warmen Farben das gleiche sommerliche Gefühl wie die Originalcover, andererseits steht hier die Frau im Fokus, was insofern gut zum Inhalt passt, als dass es hier natürlich um Ninas (Familien-) Geschichte geht.
Dass der Originaltitel übernommen wurde, finde ich sehr gut, da er inhaltlich gleich mehrere Bedeutungen hat.


Meine Meinung:
Wer meine Stories und Jahresrückblick-Posts Ende letzten Jahres verfolgt hat, hat sicher mitbekommen, dass ich im Dezember 2022 ein wahnsinnig großes Highlight hatte: „The Seven Husbands of Evelyn Hugo“ von Taylor Jenkins Reid. Die Art und Weise, wie die Autorin die fiktive Figur Evelyn Hugo porträtiert hat, hat mich nachhaltig so wahnsinnig beeindruckt und berührt, dass ich beschlossen habe, die gesamte Backlist der Autorin zu lesen. Wie sie es schafft, ihre Figuren zum Leben zu erwecken und zu dem Leser eine Bindung aufzubauen, ist einfach einmalig.

Als ich dann gesehen habe, dass „Malibu Rising“ bei Vorablesen.de verfügbar ist, habe ich die Gelegenheit genutzt direkt meine Bonuspunkte dafür eingelöst. Und auch hier kann ich wieder nur sagen: Ich habe riesigen Respekt vor der Autorin!

Zwar kommt die Geschichte von Nina Riva nach meinem Empfinden nicht ganz an Evelyns heran, was vor allem an folgenden Aspekten liegt:
Die gesamte Handlung des Buches wird um die große Party von Nina herum aufgebaut, die am Ende des Buches stattfindet. Vor allem im Mittelteil ist allerdings nicht so ganz klar, in welche Richtung sich die Autorin eigentlich entwickeln möchte. Ein roter Faden ist nur schwach erkennbar und man fragt sich zunehmend, was denn nun der Sinn des Ganzen ist.
Das führt dazu, dass sich die Handlung in der Mitte des Buches etwas zieht. Das ist dann wohl auch der Grund dafür, dass „Malibu Rising“ nicht die gleiche Sogwirkung auf mich hatte wie „The Seven Husbands of Evelyn Hugo“. Da es aber auch in „Malibu Rising“ vor allem um Nina und ihre Familie geht und die Handlung an sich eigentlich eher nebensächlich ist, fällt dieser Aspekt nicht so stark ins Gewicht. Denn auch wenn das Buch inhaltlich nicht sonderlich mitreißend ist, können die Figuren auch hier doch wieder überzeugen – dazu aber gleich noch mehr.

Die zweite Kleinigkeit, die mich an „Malibu Rising“ nicht zu 100% überzeugen konnte, war die Party an sich. Die Geschehnisse dort sind filmreif, völlig wirr und fast schon eine karikaturistische Darstellung der Reichen und Berühmten Hollywoods. Vermutlich wollte die Autorin auch genau das damit ausdrücken und somit einen Kontrast zu Nina schaffen, bei der man schon von Anfang an merkt, dass sie anders als ihre Eltern und ihr näheres Umfeld so gar nicht nach Hollywood zu passen scheint. Insofern ist das alles objektiv betrachtet also durchaus sinnvoll und sogar sehr intelligent dargestellt.
Für mein Empfinden war es jedoch etwas zu viel und demgegenüber die Auflösung am Ende zu wenig spektakulär – was aber wiederum auch Ninas Charakter widerspiegelt. Ihr seht: Das Buch nimmt einen so oder so stark mit! :D

Da dieser Punkt aber sehr stark subjektiv geprägt ist und, wie gesagt, in Bezug auf die Figuren und den Inhalt durchaus nachvollziehbar und logisch ist, will ich es nur erwähnen, aber besonders stark auf meine Bewertung hat es sich nicht ausgewirkt.


Die große Stärke von „Malibu Rising“ sind dagegen, wie erwähnt, die Figuren, die von Seite 1 an so schillernd und lebensecht sind, dass man völlig vergisst, dass es sich hierbei ja gar nicht um eine Abhandlung um das Leben von echten Menschen handelt, sondern um eine gänzlich ausgedachte Geschichte. Dieses Gefühl erweckt die Autorin wie sonst keine Zweite, und das hat mich auch schon an „The Seven Husbands of Evelyn Hugo“ begeistern können.
Zwar ist Nina Riva nicht ganz so greifbar und nahbar wie Evelyn Hugo, aber auch ihre Geschichte und die ihrer Familie reißt mit und lässt einen alle Emotionen spüren.

Dabei wird die Geschichte in der Gegenwart in einem Tag in den Abschnitten von 7 bis 19 Uhr (die Zeit vor der Party) und von 19 bis 7 Uhr (die Party und die Stunden danach) erzählt, während man parallel Ninas Eltern in der Vergangenheit kennenlernt und erfährt, wie sie und ihre Geschwister sich zu den Personen entwickelt haben, die man in der Gegenwart begegnet.
Anfangs ist dabei Vieles noch unklar, aber je näher die Vergangenheit der Gegenwart kommt und je näher der Tag in der Gegenwart der Party um 19 Uhr rückt, desto klarer wird das Bild, das die Autorin von Nina und ihrer Familie erzählt.
Dabei geht es, wie erwähnt, weniger um einen bestimmten Plot, sondern vielmehr um die Charakterisierung der Familie selbst. Die Autorin erzählt von Verletzlichkeit, Vertrauensbrüchen, Zerstörung, Sucht, Krankheiten, von Liebe, Heilung, das Vertrauen unter Geschwistern. Es geht um das pure Leben an sich, darum, was wir von unseren Eltern mitbekommen, was wir daraus machen, wie wir uns von toxischen Verhaltensweisen unserer Eltern lösen können und unser eigenes Leben gestalten; es geht darum, das anzunehmen, was uns mitgegeben wird, um dann über uns hinauszuwachsen und eigenständige Persönlichkeiten zu werden.

„Endlich bekam sie genug Luft, um in sich ein Feuer zu entfachen.“ (S. 320/430)

Taylor Jenkins Reid porträtiert auf beeindruckende, emotionale Weise eine lebhafte, dynamische, schillernde Familie mit vielen Problemen, dunklen Seiten und schwierigen Zeiten, die vor allem eins ist: echt.


Das erreicht sie insbesondere auch durch ihren einzigartigen Schreibstil, der sich dadurch auszeichnet, dass sie sehr viel zwischen den Zeilen sagt, anstatt es ausdrücklich auszusprechen. So wird beispielsweise der Kontrast zwischen Nina und ihrer Mutter immer wieder darin deutlich, wie Nina sich selbst sieht, wo sie ihre Prioritäten setzt und wie sie mit ihren Geschwistern umgeht. Trotzdem lässt sich auch nicht leugnen, dass sie wesentlich durch den Charakter und das Verhalten ihrer Mutter geprägt wurde: Zwar verhält sie sich oft völlig gegensätzlich zu ihrer Mutter, aber man merkt auch immer wieder, dass sie einige Charakterzüge von ihr übernommen hat.
Darauf wird der Leser, wie gesagt, nicht ausdrücklich mit der Nase gestoßen. Stattdessen entwickelt sich das Erkenntnis des Lesers nur schleichend im Laufe der Geschichte, wenn man June und Nina besser kennenlernt. Dadurch wird das, was die Autorin eigentlich sagen will, noch viel bedeutsamer und bekommt viel mehr Gewicht, als wenn sie die Konflikte der Protagonisten ausdrücklich angesprochen hätte.
Darüber hinaus ist aber, denke ich, genau dieser Aspekt auch der Grund dafür, weshalb die Figuren, die TJR schafft, gerade so schillernd und lebensecht wirken – und zwar nicht nur die beiden Protagonistinnen Nina und June, sondern auch alle Nebenfiguren, die wichtigen wie die unwichtigen (wobei man bei der Autorin wohl auch infrage stellen könnte, ob es überhaupt unwichtige Figuren gibt, da alles miteinander verwoben ist und jeder auf jeden Einfluss nimmt).
Das ist die große Stärke nicht nur des Buches sondern auch der Autorin, die sie von vielen anderen unterscheidet und deutlich abhebt. Eigentlich schon nach „The Seven Husbands of Evelyn Hugo“, aber spätestens jetzt zählt Taylor Jenkins Reid zu meinen Lieblingsautor*innen!


Fazit:
Eine schillernde, emotionale Geschichte mit lebhaften, dynamischen Figuren über Familie, Geschwister, Liebe, Zerstörung und Heilung; über das Leben, darüber, was uns unsere Eltern mitgeben, und wie wir unser eigenes Leben schaffen.
Im Mittelteil zieht sich die Handlung nach meinem Empfinden etwas und was alles bei der Party abging, und warum, habe mittlerweile zwar schon verstanden, aber ganz überzeugen konnte mich dieser Punkt dann doch nicht. Trotzdem ist „Malibu Rising“ ein weiteres Highlight einer großartigen Autorin, die es wie keine Zweite versteht, lebensechte, greifbare Figuren zu schaffen, die ihre Geschichten vor allem zwischen den Zeilen erzählen.
Großes Kino! Wer noch kein Buch von TJR gelesen hat, sollte das SCHLEUNIGST ändern!
4,5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 04.02.2023

Emotional, poetisch und einfach schön

The Way You Crumble
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Vielen lieben Dank an den Penguin-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche ...

Vielen lieben Dank an den Penguin-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
In meiner Rezension zum Auftakt habe ich bereits das schlichte, florale, wunderschöne Coverdesign gelobt und auch hier muss ich natürlich davon schwärmen!
Ich liebe das Zusammenspiel der Komplementärfarben des grünen Titels vor dem pinken Lineart mit den Muscheln und Blüten, die für mich die Stimmung der Küstenstadt Goldbridge ganz wunderbar widerspiegeln. Die Cover der Reihe sehen sich auf den ersten Blick sehr ähnlich, aber unterscheiden sich bei näherem Hinsehen sowohl durch die Farben als auch die Details in der Zeichnung.
Die Bücher haben ein mattes, papiernes Cover, was mit der Zeit durch Sonnenlicht und vermutlich auch das Fett an den Fingern leider leicht vergilbt, aber dennoch finde ich es wunderschön.
Den Titel finde ich im Übrigen ebenso schön und sehr poetisch, und wenn man genau hinsieht, befindet sich darin, angesichts dessen, dass Alexis und Echo beide in der Patisserie arbeiten, ja sogar ein Wortspiel! :D Ob das beabsichtigt war oder ob meine Fantasie da jetzt mit mir durchgeht, kann ich allerdings nicht sagen. xD


Meine Meinung:
„The Way I Break“ habe ich so sehr geliebt! Deshalb und weil ich Echo und Alexis da schon als interessante Figuren wahrgenommen habe, hatte ich natürlich sehr hohe Erwartungen an „The Way You Crumble“. Und die wurden nicht enttäuscht!

Zwar finde ich den zweiten Band ein wenig schwächer als den Auftakt, was aber gar nicht wirklich einen triftigen Grund hat, sondern vielmehr daran liegt, dass hier bei mir der berüchtigte „Funke“ nicht so ganz übergesprungen ist und ich vor allem zu Echo nicht die gleiche Nähe aufbauen konnte wie zu Tori und Julian.

Nichtsdestotrotz hat „The Way You Crumble“ auch genau das, was auch den ersten Band so besonders für mich gemacht hat (und was dann letztlich jetzt auch der Grund dafür ist, weshalb diese Rezension weniger ausführlich als gewohnt wird – mehr gibt es nämlich schlicht nicht zu sagen): Es ist echt, unverblümt, berührend, emotional und ehrlich.

Sowohl Echo als auch Alexis haben beide Traumata zu verarbeiten und Dämonen zu bekämpfen, beide auf unterschiedlichste Art und Weise, aber so, dass sie das perfekte Gegenstück zueinander bilden.
Dabei müssen sie eigentlich erst ihre eigenen Probleme lösen, bevor sie sich aufeinander einlassen, was natürlich zu Schwierigkeiten und Konflikten führt. Die Beziehung der beiden ist anfangs nicht gesund, aber das sind Alexis und Echo auch nicht. Im Laufe der Handlung lernen, wachsen und heilen sie, und das zu beobachten, berührt den Leser tief – und zwar wegen der Sensibilität und Ehrlichkeit, mit der Tramountani mit den Themen Sucht und Gewalt umgeht.

Wie auch im ersten Band schreibt sie an den Stellen, an denen es darauf ankommt, emotional und verletzlich, scheut sich gleichzeitig aber auch nicht davor, ausreichend Humor einzubauen, was vor allem an Echos trockenem Sarkasmus und daran, dass sie immer sagt, was ihr in den Sinn kommt, liegt. Dadurch verliert das Buch trotz der Schwere der Themen nicht an Leichtigkeit, was es nicht nur zu einem gefühlvollen Werk, sondern gleichzeitig auch zu einer poetischen Lektüre zum Wegträumen macht, ohne dass es an Tiefgründigkeit einbüßt.

„Es war kein bisschen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Es fühlte sich an wie ein freier Fall in bodenlose Finsternis, wie Verbrennen und Verglühen. Es war erschreckend und alles verzehrend und schlimm und wunderschön. Ich wollte weinen und schreien und lachen, alles gleichzeitig.“ (S. 215/448)


Was mir am ganzen Buch aber tatsächlich am besten gefallen hat, ist die Beziehung zwischen den Brüdern, vor allem natürlich zwischen Alexis und Julian, aber auch zu Nicolas, die hier bereits angeteasert wird und neugierig auf den Abschluss der Reihe macht.
Im Auftaktband hat man sich zusammen mit Julian die ganze Zeit gefragt, was dazu geführt hat, dass Alexis nicht mehr mit seiner Familie spricht, und jetzt erfährt man natürlich endlich die Hintergründe. Dabei bricht es einem das Herz, was in Alexis vorgeht und wie sehr er sich eigentlich nach seinem großen Bruder sehnt, vor allem, weil man ja auch weiß, wie es in Julian aussieht. Die Heilung, die auch die beiden angehen, hat mich dabei noch mehr berührt als die aufkommende Beziehung zwischen den beiden Protagonisten.
Echo selbst und ihr Schicksal konnten mich dagegen zwar auch mitnehmen, allerdings hat mir zu ihr, wie bereits angesprochen, ein wenig der Draht gefehlt. Das hat keinen besonderen Grund, manchmal ist das ja einfach so. Trotzdem hatte ich nämlich ein paar wunderbare Lesestunden, das Ende konnte mein Herz noch einmal höher schlagen lassen, und jetzt freue ich mich riesig auf Darcys und Nicolas´ Geschichte (und natürlich auf die Zusammenführung der Brüder! ♥)


Fazit:
„The Way You Crumble“ kommt für mich nicht gaaanz an den Auftakt heran, aber ein mitreißendes, herzerwärmendes, emotionales, berührendes, echtes und unverblümtes Leseerlebnis ist es trotzdem!
Bereits mit dem ersten Band konnte Nena Tramountani mich mit ihren ehrlichen Worten überzeugen und hier hat sie ein weiteres Mal bewiesen, dass sie ihr Handwerk beherrscht.
Zu Echo hatte ich aus keinem bestimmten Grund nicht so einen guten Draht wie zu den anderen Figuren und auch insgesamt ist bei mir der letzte Funke nicht übergesprungen, aber an einem Merkmal des Buches kann ich das nicht festmachen – manchmal ist das ja einfach so.
Was diese Reihe vor allem besonders für mich macht, ist dagegen die Beziehung der Brüder untereinander, die hier weiter ausgebaut wird und mich sogar ein kleines bisschen mehr mitnehmen konnte, als die Beziehung der Protagonisten.
Der Inhalt des dritten Teils wird auch hier wieder ein wenig angeteasert und ich bin gespannt auf die Fortsetzung. Vor allem auf das Zusammentreffen mit Nicolas freue ich mich riesig!
4,5/ 5 Lesehasen.

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