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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.09.2017

Ungewöhnliches Buch - leider mit Schwächen im Detail

Vintage
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"Vintage" ist ein ungewöhnlicher Roman - über die Suche nach einer legendären Gitarre wurde meines Wissens noch nie ein Roman geschrieben. Der Franzose Thomas, Musiker und Journalist, wird von einem reichen ...

"Vintage" ist ein ungewöhnlicher Roman - über die Suche nach einer legendären Gitarre wurde meines Wissens noch nie ein Roman geschrieben. Der Franzose Thomas, Musiker und Journalist, wird von einem reichen schottischen Lord beauftragt, die legendäre E-Gitarre Gibson Moderne zu finden. Diese Suche gestaltet sich abenteuerlich. Auf seiner Suche, die Thomas schließlich in die Südstaaten der USA führt, trifft er auf teils recht kuriose Personen und gerät in die ein oder andere brenzlige Situation.
Dabei bewegt sich Grégoire Hervier zwischen Fakten (der Mythos um die Gibson Moderne ist real) und Fiktion (der Musiker Li Grand Zombi ist beispielsweise der Fantasie des Autors entsprungen).
Ein wenig erinnerte mich das Setting des Buches an den Film "Die neuen Pforten" und ich denke, Fans des Films werden sich auch durch "Vintage" gut unterhalten fühlen.

Leider fand ich das Buch im Detail dann doch manchmal nicht ganz überzeugend. Die Hintergrundinfos zu Musik und Gitarren haben mir gut gefallen, aber die Informationen zu Land und Leuten, die der Autor immer mal wieder ins Buch einfließen lässt, fand ich überflüssig, manchmal schon fast etwas belehrend. Das Ende fand ich in seiner Logik auch nicht ganz schlüssig.

Wenn man es aber unterlässt, über diese Details zu grübeln, wird man gut und ungewöhnlich unterhalten.

Veröffentlicht am 31.08.2017

Aus einem Thriller wird eine Familiengeschichte

Stille über dem Schnee
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Die Ich-Erzählerin Nicky lebt als 12-Jährige mit ihrem Vater in ländlichen New Hampshire, wo die beiden in einer eisigen Winternacht im verschneiten Wald ein ausgesetztes Neugeborenes finden. Was wie ein ...

Die Ich-Erzählerin Nicky lebt als 12-Jährige mit ihrem Vater in ländlichen New Hampshire, wo die beiden in einer eisigen Winternacht im verschneiten Wald ein ausgesetztes Neugeborenes finden. Was wie ein Thriller beginnt, entwickelt sich immer mehr zu einer einfühlsamen Familiengeschichte, die ohne größere Überraschungen erzählt wird. Insgesamt herrscht eine düstere Stimmung, geprägt von Winterstürmen, Trauer und auch ein bisschen Pubertät.
Keine leichte Lektüre, gleichzeitig aber auch keine extrem anspruchsvolle Literatur. Eher ein Buch für kalte Winterabende als für den Hochsommer

Veröffentlicht am 25.07.2017

Auswirkungen einer Rettung

Sommerkind
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"Sommermädchen" ist ein einfühlsam erzählter Roman. Erzählt wird die Geschichte von Kolja, dessen Schwester Malu nach einem Schwimmunfall im Wachkoma liegt, und von Ragna, die diese Schwester vor 30 Jahren ...

"Sommermädchen" ist ein einfühlsam erzählter Roman. Erzählt wird die Geschichte von Kolja, dessen Schwester Malu nach einem Schwimmunfall im Wachkoma liegt, und von Ragna, die diese Schwester vor 30 Jahren gerettet hat.
Anhand des Schwimmunfalls der jungen Malu wird deutlich, wie sehr ein einzelnes Unglück einer Person die Menschen im Umfeld intensiv und lange beeinflussen kann.

Das Ende löst nicht alles auf und vermag deshalb manche Leser enttäuschen. Auch ich hatte das Gefühl, dass die Geschichte noch etwas weiter hätte erzählt werden sollen. In "Sommermädchen" stehen einzelne Themen, Szenen und Zwischentöne vor der Gesamthandlung. Deshalb ist es insgesamt doch ein schönes Buch, das zum Nachdenken anregt. Die Charaktere und ihre Beziehung zueinander werden intensiv und gut beschrieben.
Mir haben auch die Beschreibungen der Nordsee, insbesondere der Hallig, sehr gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Figuren
  • Erzählstil
  • Gefühl
Veröffentlicht am 23.09.2023

Hinter dem sommerlichen Flair anders als gedacht

Nachts erzähle ich dir alles
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Eine heitere Sommerlektüre war "Nachts erzähle ich dir alles" für mich nicht. Der Flair der Côte d’Azur im Sommer kam gut rüber, ohne sich in den Vordergrund zu drängeln. Die eigentliche Geschichte kommt ...

Eine heitere Sommerlektüre war "Nachts erzähle ich dir alles" für mich nicht. Der Flair der Côte d’Azur im Sommer kam gut rüber, ohne sich in den Vordergrund zu drängeln. Die eigentliche Geschichte kommt aber leider ziemlich erwartbar daher und lässt bei der Hauptfigur Léa kaum ein Klischee der modernen Großstadtfrau aus. Dabei greift Autorin Anika Landsteiner diverse ernste Themen auf, die der Klappentext allesamt verschweigt, weswegen ich hier auch nicht spoilern möchte. Die Umsetzung fand ich mittelmäßig gelungen. Bei einem Thema mutete es zu belehrend an, sonst bleibt es meist eher oberflächlich - insgesamt kommt es zu keinen Lösungen. Muss es ja auch nicht immer, aber vielleicht wenigstens bei einzelnen Themen.
Für mich leider weder ein Feel-Good-Sommerroman, noch richtig 'ernste' Literatur, noch eine gelungene Mittelweg zwischen beiden. Es bleibt der sommerliche Flair, der aber weder zum Rest des Buches passte, noch als wirklicher Gegensatz diente.

Veröffentlicht am 30.08.2023

Nicht gefunkt

Die Lügnerin
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Friedemann Karigs Buch passt gut zu seiner lügnerischen, unzuverlässigen Erzählerin, bei der man nie weiß, woran man ist. Ihre Lügen sind nie so hahnebüchend, dass sie offensichtlich sind, sondern immer ...

Friedemann Karigs Buch passt gut zu seiner lügnerischen, unzuverlässigen Erzählerin, bei der man nie weiß, woran man ist. Ihre Lügen sind nie so hahnebüchend, dass sie offensichtlich sind, sondern immer an der Grenze zu noch glaubhafter Erzählung. Man ist also die ganze Zeit im Ungewissen, was nun Wahrheit ist und was Lüge (im Zweifelsfall alles?).
Der Umgang mit Wahrheit, Lügen und Glauben und das Wahrwerden von Lügen kann wohl auch als Kommentar auf unsere Zeit gelesen werden, wo überall Täuschungen und Lügen lauern.
Mir fehlte hier allerdings ein Handlungsbogen, der dem Buch mehr Struktur gegeben hätte. Stattdessen plätschert die Handlung zwischen harten Zeitsprüngen vor sich hin. Für mich schwierig, hier am Ball zu bleiben.
Sprachlich eloquent. Potential ist definitiv vorhanden und es war ja durchaus auch interessant, aber richtig gefunkt hat es bei mir nicht.