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Veröffentlicht am 18.11.2023

Ein mega Abschluss für eine ganz wunderbare Reihe

Die Totenärztin: Schattenwalzer
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„Die Totenärztin - Schattenwalzer“ von René Anour ist der vierte und letzte Teil dieser Reihe, in der es um die Gerichtsmedizinerin Fanny Goldmann geht. Erschienen ist der Roman bei Rowohlt im März 2023. ...

„Die Totenärztin - Schattenwalzer“ von René Anour ist der vierte und letzte Teil dieser Reihe, in der es um die Gerichtsmedizinerin Fanny Goldmann geht. Erschienen ist der Roman bei Rowohlt im März 2023.

Wien 1909: Erneut eine Leichenbeschau am Tatort für Gerichtsmedizinerin Fanny Goldmann und ihren Kollegen Franz. Diesmal ist es ein besonders heikler Fall. Ein Diplomat wurde nackt auf seinem Schreibtisch vorgefunden - umgeben von Rosen. Bei der Ermittlung der Todesursache kommt ihr die Warnung eines alten Bekannten wieder in den Sinn und es soll nicht nur bei einer Leiche bleiben. Dieser Fall wird gefährlicher denn je und eines der Opfer wird Fanny sehr nahe stehen.

Das Lesen dieses Buches wird mir wahrscheinlich noch länger in Erinnerung bleiben. Die letzten 100 Seiten habe ich auf dem Weg zur FBM gelesen. Ich wollte das Buch unbedingt beenden, bevor ich auf der Messe bin. Einerseits weil ich so neugierig auf das Ende dieser Reihe war und anderseits auch, weil ich etwas Angst vor Spoilern hatte. Die meisten, die ich kenne, hatten die Reihe nämlich bereits beendet.
Diesmal war ich sofort in der Geschichte drin, was sicher auch daran lag, dass ich nicht viel Zeit zwischen dem Lesen von Band 3 und 4 verstreichen lassen habe. Der Einstieg ins Geschehen war gut gewählt. Der Prolog war geheimnisvoll und hat neugierig auf die weiteren Geschehnisse gemacht. Der erste Mord lässt diesmal nicht lange auf sich warten.
Der Spannungsaufbau war wie in den vorherigen Romanen. Es fängt recht ruhig und interessant an, ich habe mich gefreut die altbekannten Personen wieder zu treffen und ein bisschen etwas aus deren Leben zu erfahren und dann fängt es an sich kontinuierlich von der Spannung her zu steigern. Ab der Hälfte des Buches mag ich nicht mehr wirklich aufhören zu lesen und zum Ende hin ist die Spannung kaum noch zu ertragen.
Für mich macht diese Reihe ihre tolle Mischung aus. Einerseits habe ich ein bisschen was zu Wien und den Entwicklungen Anfang des 20. Jahrhunderts erfahren, andererseits gibt es die Kriminalfälle, die Fanny aufzuklären versucht und dann gibt es noch die Ebene der Protagonisten, an deren Leben ich total beteiligt bin. Zusätzlich kommt dieser grandiose Humor hinzu, der für mich das ganze abrundet. Die Szene kann noch so spannend sein und doch gibt es oftmals noch etwas zum Schmunzeln sowie zwischendrin Ereignisse, die alles wieder etwas auflockern und einen zum Lachen bringen.
Ich hatte bei diesem Band die ganze Zeit einen gewissen Abschiedsschmerz. Ein letztes Mal Frotzeleien von Franz in Richtung Dr. Valdéry, ein letztes Mal Fanny, die Dr. Valdérys Eitelkeit für sich nutzt, ein letztes Mal Tilde, die die unpassendsten Sprüche bringt und ein letztes Mal Schlomo, der Fanny für so manches Abenteuer verkleidet hat. Umso mehr habe ich das alles beim Lesen genossen.
Ich liebe die Charaktere dieser Reihe. Ich liebe die Freundschaft von Fanny, Tilde und Schlomo, die in diesem Band besonders zur Geltung kommt. Ich liebe es, wie viel Vertrauen und Stolz Fannys Vater für seine Tochter hat. Ich mochte sogar Tante Agathe, auch wenn sie manchmal etwas übergriffig ist. Max hat sich in diesem Band allerdings eher unbeliebt gemacht. Gut hingegen fand ich, dass auch mal eine Beziehung gezeigt wird, in der nicht immer eitel Sonnenschein herrscht. Fanny und Max haben ihre Differenzen, die sie lösen müssen. Franz ist mir sympathisch wie eh und je und ich habe in diesem Band ganz neue Talente entdeckt. Fanny und Franz gemeinsam zu erleben, finde ich immer wieder schön.
Insgesamt hat mir der Abschlussband dieser Reihe sehr gut gefallen. Die Reihe hat ein rundes Ende bekommen. Manches hat mich zum Schluss etwas überrascht, beim längeren drüber nachdenken, hingegen wiederum auch nicht. Einige Entwicklungen in diesem Roman haben mir zwischendrin so gar nicht gefallen, wurden aber gut aufgelöst und manche sind an den Aufgaben, die ihnen gestellt wurden gewachsen.
Natürlich gibt es auch diesmal wieder ein Nachwort, dass ein bisschen was zu Wahrheit und Fiktion verrät. Im Glossar kann man den ein oder anderen medizinischen bzw. österreichischen Begriff nachschlagen und vorne findet man noch eine Karte von Wien mit den wichtigsten Schauplätzen.

Fazit: Ein wunderbarer Abschluss für eine grandiose Reihe. Mir haben alle vier Bände dieser Reihe sehr gut gefallen und das sage ich über eine historische Krimi-Reihe. Diese hat meinen Nerv mit ihrer Mischung aus Krimi, Historie und Humor total getroffen. Ich bin froh, dass sich mir dadurch ein neues Genre erschlossen hat und ich freue mich auf viele weitere Bücher von René Anour. Also auch wenn ihr bisher keine Krimis mochtet, traut euch gerne an diese Reihe ran.

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Veröffentlicht am 23.04.2023

Mit Humor und Spannung weiß auch der zweite Teil zu überzeugen

Die Totenärztin: Goldene Rache
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„Die Totenärztin - Goldene Rache“ ist der zweite Teil der Totenärztin-Reihe von René Anour, in dem die Gerichtsmedizinerin Fanny Goldmann eine rätselhafte Mordserie aufklärt. Erschienen ist dieser historische ...

„Die Totenärztin - Goldene Rache“ ist der zweite Teil der Totenärztin-Reihe von René Anour, in dem die Gerichtsmedizinerin Fanny Goldmann eine rätselhafte Mordserie aufklärt. Erschienen ist dieser historische Krimi im Oktober 2021 bei Rowohlt.

Wien, 1908: Noch immer liebt Fanny die Arbeit in der Gerichtsmedizin und endlich darf sie auch selber Obduktionen durchführen. Ihr neuester Fall hatte eine geheime Botschaft dabei. Für wen diese bestimmt ist, weiß Fanny nicht. Dass sie vom Mörder stammt, kann sie nur vermuten. Hereingezogen wird sie in eine Fehde zwischen zwei mächtigen Männern, die sie dazu zwingt, unmögliche Entscheidungen zu treffen, um ihr nahestehende Personen zu schützen und auch Kunst wird diesmal eine wichtige Rolle spielen.

Mein Vorhaben die Totenärztin-Reihe noch vor der Leipziger Buchmesse weiterzulesen, habe ich umgesetzt.
Mit seinem unvergleichlichen Humor zieht René Anour einen direkt wieder ins Buch hinein und die erste Leiche lässt nicht lange auf sich warten. Auch diesmal wieder konnte ich es kaum erwarten weiterzulesen und so war dieser Band innerhalb weniger Tage gelesen.
Der Spannungsbogen war gut gesetzt. Den Fall, den Fanny in diesem Buch zu lösen hat, ist interessant. Ich mochte die Obduktionen und wie sich das Ganze immer weiter aufgebaut hat. Im Hintergrund läuft noch eine weitere Sache, die im letzten Band begonnen hat und die mich sehr zum Weiterlesen animiert hat. Im letzten Drittel ist die Spannung kaum noch auszuhalten und dennoch hat es René Anour auch dann geschafft, mich zum Lachen zu bringen.
Der Humor in diesem Buch ist wieder allererste Sahne. Es ist teilweise makaber, manchmal sarkastisch, manchmal sehr trocken. Ich habe die verbalen Schlagabtausche im medizinischen Institut sehr genossen. Für mich ist es Kunst, wenn ein Buch total spannend ist und die Protagonisten in einer sehr brenzligen Situation sind und ich dennoch laut loslachen muss. Wirklich Chapeau für das Humor-Level dieser Reihe.
Die Themenmischung hat mir sehr gefallen. Ich habe etwas über die Stadtentwicklung Wiens gelernt, etwas über die Sprache der Blumen, über Kunst. Natürlich spielen Historie und Medizin wieder eine Rolle. Gerade Letzteres hatte mein Interesse an der Reihe überhaupt geweckt, aber ich war dennoch skeptisch, weil mit mir und den historischen Krimis hat es bisher nicht so funktioniert, aber hier passt einfach alles.
Es gibt an dieser Reihe auch so viele Kleinigkeiten, die das Buch zu einem Leseerlebnis machen. Die Mischung der Charaktere ist toll. Es gibt tolle Beziehungen untereinander. Es gibt echte Freundschaft. Der Autor versteht es fast vergessene Charaktere wieder ins Spiel zu bringen. Ich habe mit den Charakteren mitgefühlt.
Die Entwicklung von Fanny hat mir insbesondere an diesem Teil gefallen. Sie ist selbstbewusster geworden und steht für sich ein. Ich liebe es, dass sie so eine tolle Beziehung zu ihrem Vater hat und sich um ihn kümmert. Manchmal ging mir ihre Schwärmerei für Max etwas auf die Nerven und dann konnte ich sie wieder verstehen.
Schlomo war für mich wieder mal ein Highlight. Durch seine Arbeit beim Theater kommt ein bisschen Glamour in die Geschichte. Er steht Fanny zur Seite und hilft ihr bei ihren Undercover-Einsätzen. Er ist mir einfach sympathisch und ich habe seine Geschichte gerne verfolgt.
Max und Franz finde ich beide auf ihre Art toll. Max als Polizist steht für ein bisschen mehr Abenteuer und er hat das Herz am rechten Fleck. Franz mag ich, weil er die Extrameile geht, um Fanny eine Freude zu machen und weil er sie an seinem Wissen auf Augenhöhe teilhaben lässt.
Das ist vielleicht ein kleiner Spoiler: Graf Waidring spielt in diesem Teil wieder eine große Rolle. Ich mochte ihn sehr und das obwohl er einer der Antagonisten in diesem Buch ist. Alles ist irgendwie ein bisschen geheimnisvoll und verworren in seiner Nähe. Ich habe ihn verabscheut, war gleichzeitig aber auch fasziniert. So Bösewichte, die nicht nur böse sind, sondern irgendwie auch gute Anteile haben, sind für mich die Besten. Die Begegnungen von Fanny und Graf Waidring sind immer wieder ein Ereignis.
Als Zusatzmaterial gibt es neben einer Karte Wiens noch ein kurzes Nachwort sowie ein Glossar zu medizinischen und österreichischen Begriffen. Ein Personenverzeichnis gibt es nicht. Die Anzahl an Personen ist übersichtlich und ich bin auch ohne gut zurechtgekommen.

Fazit: Ein gelungener zweiter Band und eine Reihe, die sich zu einem echten Highlight für mich entwickelt. Es war spannend und humorvoll zugleich und ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt. Wenn all meine Ausführungen zum Buch für euch interessant klingen, bin ich mir sicher, dass es euch auch gefallen wird.

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Veröffentlicht am 05.02.2023

Der erste historische Krimi, der mir richtig gut gefallen hat

Die Totenärztin: Wiener Blut
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„Die Totenärztin - Wiener Blut“ von René Anour ist der erste Fall für Fanny Goldmann, einer junger Ärztin, die als Prosekturgehilfin in der Gerichtsmedizin Anfang des 20. Jahrhunderts arbeitet. Erschienen ...

„Die Totenärztin - Wiener Blut“ von René Anour ist der erste Fall für Fanny Goldmann, einer junger Ärztin, die als Prosekturgehilfin in der Gerichtsmedizin Anfang des 20. Jahrhunderts arbeitet. Erschienen ist der Roman im Juli 2021 bei Rowohlt.

Wien, 1908: Der Fall scheint zunächst klar zu sein, als ein obdachloser Toter in die Gerichtsmedizin eingeliefert wird. Auf den ersten Blick deutet nichts auf einen Mord hin. Doch die junge Ärztin Fanny Goldmann hat einen Blick für die Details und so fällt ihr einiges auf, dass nicht ins Bild passen will. Sie entschließt sich die Leiche heimlich in der Nacht zu obduzieren und gerät so in eine Verschwörung, in der Diebe, windige Grafen und ein verschwundener Diamantstern Kaiserin Sisis eine große Rolle spielen. Ihre Ermittlungen führen Fanny an die unterschiedlichsten Schauplätze Wiens und bringen sie nicht nur einmal in Gefahr.

Ich kann freudig verkünden: Ich habe einen Krimi gelesen, in diesem Fall sogar historisch, und dieser hat mir richtig gut gefallen. Es gab schon den ein oder anderen Krimi, den ich ok fand, aber so richtig begeistern konnte mich dieses Genre bisher nicht. Mein Experiment mit den Krimi-Kurzgeschichten und der richtigen Erwartungshaltung finden, ist also geglückt.
Das Buch lässt sich nicht lange bitten und startet direkt mit der Obduktion einer Leiche. Mir hat es den Einstieg erleichtert, da es gleich zu Beginn viele interessante Informationen gibt und ich konnte mir alles sehr gut vorstellen. Das hier Medizinhistorie mit einem Kriminalfall verbunden wird, war eine der Dinge, die mich schon vor dem Lesen angesprochen haben. Darüber hinaus schafft es René Anour das Wien des 20. Jahrhunderts einzufangen und alles durch Humor aufzulockern. Mir hat diese Mischung wahnsinnig gut gefallen.
Fanny war mir sehr sympathisch und ich habe sie gerne begleitet. Anfang des 20. Jahrhunderts war es nicht selbstverständlich für eine Frau zu studieren und zu arbeiten. Sie hat sich dennoch für den Weg entschieden, der ihrem Wesen entspricht, auch wenn dies nicht den Konventionen der Zeit entsprach. Die Freundschaft von ihr und Tilde hat mir sehr gut gefallen. Tilde hat den Fokus so manches Mal etwas anders gelegt, aber sie war immer an Fannys Seite und sie hatte so manche hilfreiche Idee. Vielleicht tue ich den anderen Büchern in dieser Hinsicht unrecht, aber so eine Freundschaft zwischen zwei Frauen so wirklich frei von Missgunst und Konkurrenzdenken ist mir selten in Büchern begegnet.
Die gesamte Mischung an Charakteren war super. Fanny hat einen tollen Vater. Franz arbeitet mit ihr gemeinsam in der Gerichtsmedizin und begegnet ihr dort auf Augenhöhe. Schlomo war sein ganz eigenes Kaliber und konnte Fanny mit seinen besonderen Talenten bei den Ermittlungen helfen. Fannys Tante war altmodisch, manchmal etwas nervig, aber dennoch irgendwie liebenswert. Und natürlich gab es auch einige wenige Charaktere, die mir eher unsympathisch waren. Der Institutsleiter, der Fanny nicht ernst nimmt und sie nur als Gefallen an seine Ehefrau eingestellt hat, sei hier stellvertretend als Beispiel genannt.
Alte Hasen des Krimi-Genres konnten wahrscheinlich sehr schnell sagen, wer der Täter ist. Für mich war es sehr gut gemacht. Ich hatte Spaß daran als am Ende das gesamte Puzzle zusammengesetzt wurde und man sich dann an die Hinweise darauf erinnert hat. Es kam nicht ganz überraschend, aber es war immer noch interessant genug die Hintergründe dazu zu erfahren. Wäre es anders gewesen, dann hätte mich das Buch denke ich gelangweilt. Ich finde das immer schade, wenn ich die Auflösung einer Geschichte schon sehr früh ahnen kann.
Das Ende des Romanes hat mich dann nochmal kalt erwischt. Ihr werdet ziemlich sicher direkt weiterlesen wollen. Ich wollte es zumindest, habe mich allerdings zusammengerissen, da ich mein Glück in Bezug auf Krimis nicht überstrapazieren wollte. Ich bin sehr froh endlich einen Zugang zu diesem Genre gefunden zu haben, bin mir aber ziemlich sicher, dass ich jetzt nicht gleich unzählige Krimis hintereinander lesen möchte.
Bezüglich des Zusatzmaterials hat mich dieses Buch vollkommen zufrieden gestellt. Es gibt eine Karte von Wien im Buch, ein Glossar zu medizinischen und österreichischen Begriffen, ein Nachwort, das Fiktion und Wahrheit voneinander trennt sowie eine Danksagung. Die Anzahl der Personen ist übersichtlich, so dass es keines Personenverzeichnisses bedarf.

Fazit: Ein historischer Krimi, der mir von Anfang bis Ende gefallen hat und den ich in zwei Tagen durchgesuchtet habe. Die Mischung aus Medizinhistorie, Humor und Krimi im Wien des 20. Jahrhunderts hat mir wahnsinnig gut gefallen und ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzungen. Wer einen Krimi mit einer tollen Freundschaft zwischen zwei Frauen lesen möchte, ist bei René Anour an der richtigen Adresse.

Veröffentlicht am 05.11.2022

Highlight Anwärter 2022. Ich habe es auf Englisch gelesen.

Last night at the Telegraph Club
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„Last Night at the Telegraph Club“ von Malinda Lo erzählt die Geschichte der 17jährigen Lily Hu, die sich in ihrem letzten Highschool-Jahr auf eine Reise zu sich selbst begibt und für ihre Liebe kämpfen ...

„Last Night at the Telegraph Club“ von Malinda Lo erzählt die Geschichte der 17jährigen Lily Hu, die sich in ihrem letzten Highschool-Jahr auf eine Reise zu sich selbst begibt und für ihre Liebe kämpfen muss. Erschienen ist der Roman bei Dutton Books im Januar 2021. Auf deutsch wird dieser Roman bei dtv im April 2023 erscheinen.

San Francisco, 1954: Für die 17jährige Lily Hu beginnt ihr letztes Schuljahr. Eine Reise zu sich selbst wurde ihr von Miss Weiland versprochen und auf sie trifft das in besonderem Maße zu. Als sie Kath Miller näher kennenlernt, entsteht eine enge Freundschaft und Lily versucht sich aus der Enge Chinatowns zu lösen. Gemeinsam besuchen die beiden Mädchen heimlich den Telegraph Club, eine Bar in der sich Lesben treffen, und tauchen in eine vollkommen neue Welt ein. Fasziniert von den Darbietungen und Gästen stellt Lily fest, dass es mehr als Freundschaft sein könnte, was sie für Kath empfindet. Doch das Amerika der 50er Jahre hat keinen Platz für zwei sich liebende Mädchen, erst recht nicht, wenn eines davon aus Chinatown stammt, in dem noch mal andere Regeln gelten und Fehlverhalten sogar zur Abschiebung aus Amerika führen könnte.

Coming of Age-Geschichten sind eigentlich nicht meins und dennoch hat mich der Klappentext irgendwie angesprochen. Eine lesbische Liebesgeschichte im Jahr 1954, wo doch die 50er Jahre in unseren Köpfen mit konservativen Rollenbildern verknüpft sind: Der Mann verdient das Geld, die Frau ist brav zu Hause, macht den Haushalt und kümmert sich um die Kinder. In diesem Kontext wirkt eine Bar, in der sich Lesben treffen, geradezu skandalös. Histolicious hat auf Twitter von diesem Buch geschwärmt und da war für mich klar, ich muss dem Buch eine Chance geben und was soll ich sagen, es hat sich in diesem Fall gelohnt.
Das Buch ist gut geschrieben. Ich konnte mir alle Orte wunderbar vorstellen und die junge Lily und ihre Beobachtungen der Welt haben mir sehr gefallen. Sie beobachtet sehr genau und versucht auch die subtilen Botschaften einer Szene in sich aufzunehmen.
Die Geschichte wird größtenteils aus Lilys Sicht erzählt und spielt im Jahr 1954. Allerdings gibt es auch Zeitsprünge in die Vergangenheit und kurze Kapitel aus der Sicht ihrer Eltern sowie ihrer Tante, die deren Geschichte ein wenig beleuchten. Zeittafeln vor jedem Abschnitt beleuchten die historischen Gegebenheiten und runden das Bild ab. Mir hat diese Kombination wahnsinnig gut gefallen. Vordergründig ist es die Geschichte von Lily und Kath, durch die Hintergründe lernen wir zusätzlich etwas darüber, warum die Menschen in Lilys Umfeld so reagieren, wie sie reagieren und es gibt einen historischen Einblick in jene Zeit und die damit verbunden Herausforderungen, was im Falle der Familie Hu bedeutet, dass ihnen die Abschiebung droht.
Gleichzeitig gibt dieses Buch einen Einblick in die lesbische Szene jener Zeit. Lily sticht hier nochmal mehr heraus, weil sie chinesisch-amerikanisch ist. Ich mochte die subtile Art, wie sie ihr Umfeld beobachtet und daraus Erkenntnisse für sich selbst zieht. Ich habe mit ihr mitgefühlt, ich war selber wieder ein wenig 17Jahre alt und in einer Zeit, in der man viele neue Dinge ausprobiert und auch mal etwas Verbotenes macht. Eine Zeit, in der alles irgendwie neu und spannend ist. Mir war durchaus auch vorher klar, dass Repräsentation wichtig ist, aber dieses Buch hat mir das nochmal in einer besonderen Deutlichkeit vor Augen geführt. Das betrifft nicht nur ihr lesbisch sein, sondern auch Rassismus und Mikroagressionen im Alltag.
Lily und Kath zusammen habe ich geliebt. Ihre Art miteinander umzugehen und sich an ihre Gefühle ranzutasten. Die Freundschaft, die bei den beiden entsteht. Die beiden haben wirklich sehr schöne Szenen miteinander und ich liebe es, dass dieses Buch den beiden, diesen Raum gegeben hat. Ich bin an sich kein Fan von Liebesgeschichten. Ab und zu kann ich das haben, aber danach habe ich meist für längere Zeit wieder genug, weil es mir oftmals zu viel Drama ist. Diese Liebesgeschichte hier empfand ich komplett anders. Es gibt auch Drama, aber eben erst zum Schluss und ich hatte viel Zeit einfach nur die Interaktionen der beiden zu genießen.
In Sachen Repräsentation habe ich das Gefühl, dass dies hier ein wirklich sehr schönes Buch ist. Es ist ein Own Voice-Roman. Die Autorin ist lesbisch und chinesisch amerikanisch. In einem ausführlichen Nachwort, legt sie nochmal die historischen Gegebenheiten dar und warum sie sich für bestimmte Dinge entschieden hat, was mir sehr gut gefallen hat und was einiges für mich nachvollziehbarer gemacht hat. Dieser Roman ist wirklich sehr gut recherchiert und hat die Themen dieser Zeit wunderbar eingefangen. Es geht um die lesbische Szene, die chinesisch-amerikanische Gesellschaft und die Angst vorm Kommunismus in Amerika in jener Zeit. Ich würde gerne noch viel mehr schreiben, weil mir dieses Buch einfach so viel gegeben hat, aber ich denke, dass würde dann zu viel von der Geschichte vorweg nehmen.

Fazit: Ein absolutes Highlight für mich und eine ganz große Empfehlung von mir, dieses Buch zu lesen. Ich habe diese Geschichte von Anfang bis Ende genossen, ich habe Lily und Kath geliebt und ich mochte die besondere Mischung aus Coming of Age-Geschichte und Historie, die mir das Amerika der 50er Jahre und seine lesbische Szene sowie die historischen Herausforderungen näher gebracht haben.

Veröffentlicht am 19.06.2022

Eine gelungene Fantasygeschichte mit progressiven Elementen

Das Erbe der Elfenmagierin
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„Das Erbe der Elfenmagierin“ von James A. Sullivan ist der erste Band der „Chroniken von Beskadur“-Dilogie, in der es um die Suche der Elfen nach der verlorenen Seelenmagie geht. Erschienen ist der Roman ...

„Das Erbe der Elfenmagierin“ von James A. Sullivan ist der erste Band der „Chroniken von Beskadur“-Dilogie, in der es um die Suche der Elfen nach der verlorenen Seelenmagie geht. Erschienen ist der Roman bei Piper im Oktober 2021.

Die Elfen haben vor langer Zeit ihre Seelenmagie verloren, doch es gibt eine Prophezeiung, die besagt, dass die Inkarnationen der berühmten Magierin Naromee diese zurückbringen können. Ardoas ist eine der Inkarnationen. Er trägt ihre Seele und ihre Erinnerungen in sich, doch den Zugriff auf diese Erinnerungen muss er erst noch erlangen. Kurz nach seinem 32. Geburtstag begibt er sich daher auf eine Reise. Diese ist von Gefahren gespickt und bringt ihn auf die Spur eines Orakels, über das sich nur schwer etwas herausfinden lässt.

Ich wollte schon längere Zeit etwas von James A. Sullivan lesen und darüber hinaus wurde es auch mal wieder Zeit für ein bisschen Fantasy auf meinem Blog. Ich folge dem Autor schon seit Längerem auf Twitter und das was ich bisher mitbekommen habe, hat mich angesprochen. Es wurde daher endlich Zeit zu diesem Buch zu greifen.
Ich bin wunderbar in die Geschichte reingekommen. Es ist auf den ersten Blick wirklich sehr typische High Fantasy. Etwas ist verloren gegangen, jemand muss sich auf die Suche begeben und natürlich müssen dabei Herausforderungen gemeistert werden. Das hat mir den Einstieg sehr leicht gemacht. Ich habe mich direkt wohl gefühlt und war neugierig darauf, mehr über die Elfen und die anderen Wesen in dieser Welt zu erfahren.
Die Beschreibungen zur Lebensweise der Elfen haben mir sehr gut gefallen. Die Idee mit den Inkarnationen finde ich spannend. Schnell wird klar, dass es eben nicht nur typische High Fantasy ist, sondern das auch Progressivität in dieser Reihe groß geschrieben wird. Der Autor hat dies nicht nur in seiner Twitterbio stehen, sondern er liefert auch ab. Polyamorie, trans, non-binär, POC, etc. sind alles Dinge, die in dieser Reihe vorkommen. Mir hat die Umsetzung sehr gut gefallen, ob es gute Repräsentation ist, kann ich nicht beurteilen, da ich selber weiß und cis bin. Ich sehe nur, dass es ein selbstverständlicher Teil des großen Ganzen sind. Es wird kein großes Brimborium drum gemacht und es fügt sich harmonisch in die Gesamtgeschichte ein.
Sehr erfrischend in diesem Buch fand ich den Umgang vieler miteinander. Respekt, Empathie, Verständnis für die Situation anderer wurde hier sehr groß geschrieben. In diesem Buch gab es niemals den Moment, dass ich mir gedacht habe, dann redet doch miteinander und das Problem ist gelöst. Es gab in diesem Buch so tolle Gemeinschaften, wo ich mir dachte, so ähnlich hätte ich das gerne auch im echten Leben. Es wurde sich gegenseitig unterstützt, geschätzt, Raum gegeben, es wurde miteinander geredet, es wurden Bedürfnisse zum Ausdruck gebracht und noch vieles mehr. In dieser Hinsicht könnte ich wirklich kaum begeisterter sein und hoffe, dass dies auch im zweiten Teil weiterhin so ist. So etwas würde ich gerne viel häufiger lesen.
Der Aufbau der Geschichte hat mir gut gefallen. Zuerst wird einem Raum gegeben, um die Welt kennenzulernen, bevor dann Fahrt aufgenommen wird und Ardoas Abenteuer beginnt. Viele neue Eindrücke prasseln auf ihn ein und ich bin gerne Teil dieser Reise gewesen. Gerade im letzten Drittel nimmt der Roman nochmal an Intensität zu und hat mich extrem in seinen Bann gezogen. Das Ende hat mir gut gefallen. Es ist kein Cliffhanger, sondern ein Teil der Geschichte ist beendet, aber es gibt genügend Fragen, so dass man gerne recht schnell weiterlesen möchte, aber eine Pause um das Gelesene zu verarbeiten auch nicht schlecht ist. Ich mag diese Art von Geschichten. Wenn ich den übermäßigen Drang habe, direkt weiterzulesen, ist das auch irgendwie toll, aber manchmal habe ich dann das Gefühl, dass ich einige Nuancen einer Geschichte gar nicht so recht mitbekomme.
Ardoas ist der Protagonist in diesem Buch und ich bin seiner Geschichte gerne gefolgt. Er genießt eine Sonderstellung im Gefüge dieses Romanes, da er die Inkarnation Naromees ist. Für mich hat allerdings die Gemeinschaft, die sich im Laufe der Geschichte bildet, für das gewisse Etwas gesorgt und ich habe eher hier richtig mitgefiebert als mit Ardoas alleine. Die Stärken und Schwächen jedes Einzelnen spielen eine Rolle und in der Gemeinschaft schaffen sie es über sich hinauszuwachsen.
Die Fantasy-Elemente, die in diesem Roman genutzt wurden, sind recht typisch. Es gibt unterschiedliche Völker und Magie und diese bedürfen nur kurzer Erklärungen. Für mich hat sich alles recht natürlich und selbsterklärend angefühlt. Die Welt ist vom Mittelalter angehaucht. Es gibt Burgen und Barone, es wird auf Pferden geritten, etc. Das kann mich nicht unbedingt in Begeisterungsstürme versetzen, aber auch Altbewährtes hat seinen Reiz, erleichtert es einem doch den Zugang zu dieser Welt.
Als Zusatzmaterial findet ihr ein Glossar und ein Personenverzeichnis sowie Triggerwarnungen, die bereits am Anfang des Buches angekündigt werden, aber erst im Anhang weiter ausgeführt werden. Ein Nachwort gibt es nicht. Mich hätte tatsächlich interessiert, ob es Sensitivity-Reader gab, aber vielleicht werde ich in dieser Hinsicht noch woanders fündig.

Fazit: Eine gelungene Fantasy-Geschichte, die einen mit ihren typischen Elementen den Einstieg erleichtert, die zusätzlich aber mit ihren progressiven Elementen zu überzeugen weiß. Ich habe selten eine Geschichte gelesen, wo mich der Umgang der Einzelnen miteinander so sehr begeistern konnte. Ich bin gespannt, wie es im zweiten Band weitergeht und kann diesen Roman jedem Fantasy-Fan wärmstens ans Herz legen.